Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19120223
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191202236
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19120223
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1912
- Monat1912-02
- Tag1912-02-23
- Monat1912-02
- Jahr1912
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 45, 2S. Februar 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt >. d. Dlschn. Vuchhandcl. 2379 gewagt hätte. So hat der Mannheimer Museumsvorstand Di. Wichert mit seiner »Akademie für jedermann« die groß artigsten Resultate erzielt und in dieser doch vom kaufmänni schen Geiste stark durchdrungenen Stadl eine Anhängerschaft für seine künstlerischen Bestrebungen gesunden, die einfach verblüffen muß. Gewiß war hier Neuland, war unbebautes Feld, das willig die neue Saat ausnahm, aber wenn man be denkt, welchen Schwierigkeiten in anderen Städten alle Ver suche, das Kunstinteresse zu heben, begegnen, dann mutz man das Erreichte rückhaltlos bewundern. Hier, wo zielbewutzte Männer am Werke sind, werden neue Wege gewiesen zum Ge nuß, zum Verständnis der Kunst, und auch dem Kunsthandel neue Absatzgebiete erschlossen. Die erwachsene Menschheit unserer Tage ist übersättigt mit dem vielen üblen Zeug, das der Kunsthandel vor zwgnzig und dreißig Jahren ihr geboten hat; aber das neue, das heranreifende Geschlecht ist voll Sehnsucht nach einer frischen, neuen, jungen Kunst, die Sonne und Farbe, Farbe nicht nur im Sinne des bunten Bildes, in die Zimmer bringt. Aus diesem Kreise Ivird sich der aufmerksame Kunsthändler seine Kundschaft zu erziehen haben. Aber auch anderwärts wird das Interesse und die Freigebigkeit für die Kunst immer wieder mobil gemacht. So hat sich in Halle unter der Führung des be kannten Kunstgclehrten Or. Sauerlandt eine Museumsgesell- schaft gebildet, deren Zweck es ist, das städtische Museum zu erweitern und zu fördern und für den eigenen Bau einer moder nen Galerie zu wirken. Ein recht schöner Gründungsfonds ist schon da, und so dürfte die Verwirklichung kaum außer Frage stehen. Man sieht, wie auch die Provinzstädte sich rühren und so der Zentralisation der Kunst entgegenarbeiten, die bisher zum Ruhme einiger Großstädte mit Hintansetzung der kleineren bestanden hat. Schaden leiden kann hierunter keiner, im Gegenteil, es können alle beteiligten Kreise nur gewinnen. Aber der Dank derer, die von der Kunst genießen, sei es im idealen Sinne für ihre Seele oder im praktischen Sinne für ihren Erwerb, fällt auf die zurück, die den Mut zur Anregung besaßen. Und ein wenig Mut gehört in unserer realen Zeit immer dazu. Aber wie durch die Munifizenz kunstsreundlicher Men schen den bildenden Künsten immer neue prächtige Heim stätten erstehen, in denen ihre Werke zur Freude der Kultur welt gesammelt, gehegt und gepflegt werden, so verlangt auch das grotzangelegte Kunstgeschäst, dessen Aufgabe es ist, die großartigen Kunstbesttztümer der Welt aus einer Hand in die andere zu spielen, nach repräsentablen Räumen, die den ge steigerten Anforderungen eines internationalen Kunstmarktes entgegenkommen. Und daß Berlin solch einer geworden ist, das kann man aus der kleinen Festschrift ersehen, die Georg Malkowsky anläßlich der Übersiedlung des wohlbekannten Kunstauktionshauses von Rudolph Lepke in sein neues Heim geschrieben hat. Denn nicht nur der Werdegang der Firma spiegelt sich hier Wider, sondern auch die Entwicklung, die Berlin als Kunsthandelsplatz größten Stils genommen hat. 1876 wurde das jedem Kunstfreund bekannte Haus in der Kochstratze eröffnet und auch die ersten mit Bildtafeln ge schmückten Kataloge herausgegeben. Dreieinhalb Jahrzehnte sind darüber hingegangen, eine verhältnismäßig kurze Zeit und doch genug, um den Austausch von Millionen von Kunst werten und der künstlerischen Schöpfungen aller Nationen vorzunehmen. Nun ist der neue Prachtbau in der Potsdamer Straße eröffnet, an dessen wundervoller, durch mächtige ionische Säulen markierter Fassade gewiß die Augen aller Passanten hängen bleiben werden. Die Versteigerung der berühmten Galerie Weber aus Hamburg soll nun den Auftakt geben zu einer neuen Periode des Hauses Lepke. Alle Be mühungen, die einzigartige Sammlung der reichen Stadt Hamburg zu erhalten, sind gescheitert, und resigniert werden die dortigen wirklichen Kunstfreunde zusehen müssen, wie die kostbarsten Meisterwerke ihren Weg nach allen Windrichtungen nehmen.*) Sehr hübsch schließt ein Bericht der »Leipziger N. N.«, und ich nehme gern Gelegenheit ihn zu zitieren: »Der oberste, ein mit reichem Seitenlicht versehener Raum, der an zwei Seiten von kleinen Emporen überragt wird, birgt heute die wertvollsten Stücke der umfangreichen Galerie Weber und hat fast museumsartigen Charakter. Hier hängen die Rem- brandt, Hals, Hobbema, Terborch, um deren Besitz sich ein internationaler Wettstreit enlspinnen wird, der zu den fesselnd sten Momenten zählen wird, die der Kunstmarkt je gesehen, und vor den Summen, die die Konkurrenz in die Höhe trei ben wird, überkommt uns heute fast ängstlich die Erinnerung an all die darbenden Meister dieser Bilder, die den Glanz unserer Epoche wohl nie erträumt haben«. Was Lepke für Berlin, das ist die G a l e r i e H e l b in g für München. Hier wie dort finden sich die Künste, die Künstler und die Kunst freunde aller Weltteile zusammen, um nach Tagen spannungs voller Aufregung wieder auseinanderzuströmen. Daß auch in München noch immer wieder bedeutungsvolle Sammlungen und Riesenkunstwerte auf den Markt kommen, zeigt ein Blick in die eigenen Mitteilungen der Galerie Helbing, von der die Nr. l vor uns liegt. Der Auktionskalender reicht bis in den Juni hinein und bringt eine Anzahl Sammlungen, denen ein guter Ruf vorangeht, unter den Hammer. Besonderes Inter esse werden finden die Sammlung des Freiherrn von Gasser, die reich an hervorragenden Stücken in Porzellan, Fayence, Steinzeug und seltenen Arbeiten in Zinn und Glas ist, und die Sammlung Czermack, München, die säst alle berühmten modernen Meister, insbesondere aber eine Anzahl prächtiger Werke von Spitzweg enthält, über beide Sammlungen wird in den Mitteilungen, die von den Kunstfreunden gewiß mit Interesse begrüßt werden, von fachkundiger Seite berichtet. Mit der Besprechung der eingegangenen Neuigkeiten soll auch dieser Bericht schließen. Der Leipziger Professor Bruno Höroux kündigt ein neues Werk an, in dem er die künstlerische Ausbeute seiner Reise nach Rußland im Jahre 1911 nieder gelegt hat. Stimmungsbilder, Volkstypen und Landschaften aus dem Steppen- und Waldgebiet der Gouvernements Orel und Kaluga, die durch Turgenjews meisterhafte Schilderung im »Tagebuch eines Jägers« bekannt sind, aus Moskau, Wladimir, Nishni-Nowgorod, aus den malerischen Wolga- stüdten Kostroma und Jaroslaw, aus St. Petersburg u. a. sind es, die der Künstler mit seiner bekannten zeichnerischen Sicherheit festgehalten hat, Impressionen, direkt vor der Natur entstanden und mit bestrickender unmittelbarer Frische und genialer Leichtigkeit zu Papier gebracht. Mag auch der rein gegenständliche Reiz an diesen, dem allgemeinen Reise weg entlegeneren Gegenden nicht so groß sein wie bei des Künstlers früher erschienenem Werke: Malerische Eindrücke einer Reise von Leipzig nach Oberitalien, so wird hier doch mehr der rein künstlerische Gehalt die Sammler und Liebhaber zu sesseln wissen. Das Werk enthält 42 Lithographien nebst Titelzeichnung und Schlußblatt in 11 verschiedenen Farbtönen auf Japanpapier in vornehmer Mappe aus russisch Leinen. Nur hundert numerierte Exemplare zum Preise von 50 — werden es immerhin zu einem Objekt machen, dem der Kunst händler mit geeignetem Jnteressenkreis Wohl mit Erfolg seine Tätigkeit zuwenden darf. *) Inzwischen liegen die Resultate der ersten beiden Ver steigerungstage vor. Obwohl einige der wichtigsten Objekte, wie die Bilder von Rembrandt, erst am 22. Februar unter den Hammer kamen, belief sich das Resultat der beiden ersten Tage schon aus über 3 Millionen Mark. Eine Madonna Mantegnas erzielte am ersten Tage SSV voll während den Clou des zweiten Tages die Versteigerung eines Franz Hals für 19S000 und zweier Tiepolos für 130 000 bildete. Red. 310»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder