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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1878
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- Erscheinungsdatum
- 14.01.1878
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- Deutsch
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11, 14. Januar. Nichtamtlicher Theil. 159 Bibliographie unbedingt gehören, hat Unslad durch Verzeichnung einzelner — sogar durch Aufnahme des Titels einer Rotterdamer, also nicht einmal in Deutschland erschienenen Uebersetzung von Schiller's Gedichten — doch tatsächlich gezeigt, daß er die Ueber- setzungen von seinen Bibliographien auszuschließen nicht die Absicht gehabt hat. Aber Schade, möchte ich fast sagen, um die Drucker schwärze, wenn ich alle die Titel der weggelassenen Uebersetzungen abdrucken lassen wollte. Ebenso finden sich unter den Schriften, an deren Herausgabe Goethe mit betheiligt gewesen ist, auffallende Lücken, die sich aus dem Hirzel'schen Merkchen, welches Unslad frei lich nicht gekannt hat, mit Leichtigkeit hätten ausfüllen lassen. Nicht minder trifft man in allen übrigen Theilen der beiden Biblio graphien aus zahlreiche derartige Mängel, die freilich von der „größten Sorgfalt", deren sich der Herausgeber hinsichtlich seiner Arbeit rühmen zu dürfen geglaubt hat, nicht eben rühmliches Zeug- niß ablegen. Unflad's Vorbild und Muster, Balde, hat allerdings im Punkte der Vollständigkeit vielfach gefehlt: er aber mag dafür allenfalls und wenigstens scheinbar den Entschuldigungsgrund, daß damals noch nicht so viele und gute Vorarbeiten wie jetzt vor handen gewesen seien, zur Seite haben. Unflad hat aber einen solchen Entschuldigungsgrund nicht im entferntesten mehr. Ferner ist im Punkte der Genauigkeit der Titel in den beiden Bibliographien ebenso wenig wie im Punkte der Vollständigkeit von jener gerühmten „größten Sorgfalt" Unflad's zu spüren. Titel von Büchern bald mit und bald ohne Angabe ihrer Seitenzahlen, falsche Jahrzahlen, unrichtige Verlagsorte, fehlerhafte Titel (z. B. Goethe S.17 Masken-Aufzug in Weimar st. Bei Allerhöchst. Anwesenheit J.M. der Kaiserin Mutter Maria Feodorowna in Weimar. Maskentag, sowie Schiller S. 10 Jungfrau von Orleans, eine romantische Komödie st. Tragödie u. S. 14 Wilhelm Tell, ein Trauerspiel st. Schau spiel) und Druckfehler mit dem Cabinetstück in Schiller S. 2 „suvree. llürckueiicw" st. „osuvres. Lrackuetion" zeugen eben nicht gerade von der „größten Sorgfalt". Doch alles dies möchte vielleicht immerhin noch sein: freilich zeugt es davon, daß der Herausgeber zur Publication seiner Biblio graphien keine Berechtigung gehabt hat, weil ihm die Mühen zu groß gewesen sind, sich auf seine Arbeiten durch Kenntnißnahme der bereits vorhandenen guten Vorarbeiten zu rüsten, und dieselben mit Gewissenhaftigkeit zu benutzen; — aber in der Art und Weise, wie Unflad sein Material verwendet hat, zeigt sich des Heraus gebers vollständige Unkenntniß, wie so etwas gemacht werden muß, um den Benutzer der Bibliographien das, was er sucht, leicht finden zu lassen, zeigt sich Unflad's Mangel an Befähigung zum Bibliographen. Unflad hat sein gesammtes Material, nach dem Vorgänge seines Meisters und Musters Balde, unter drei Rubriken gebracht: 1. Gesammtausgaben; 2. Einzelausgaben; 3. Ergän- zungs-, biographische und Erläuterungsschriften. Abgesehen davon, daß es durchaus unrichtig ist, die Erläuterungsschriften zu den Einzelausgaben von diesen zu trennen — was mir jeder Sach kenner ohneWeiteres zugebcn wird —, so ist die Trennung der nach des Herausgebers Ansicht thcils der 2., thcils der 3. Rubrik zu zuweisenden Schriften nicht einmal ordentlich festgehalten und durch- gesührt; denn man findet unter der 3. Rubrik Mehreres, was in die 2. gehört. Aber was soll ich von der 3. Rubrik sagen? Dort herrscht ein Wirrwarr, bei dem man sich mit dem besten Willen nicht enträthseln kann, welchen leitenden Gedanken Unflad bei der Zusammenstellung dieser Rubrik eigentlich gehabt hat; ich verweise beispielsweise auf die Artikel „Briefe" und „Briefwechsel", wozu man sich das betreffende Material an allen Orten und Enden zu sammensuchen kann. Die von Unflad seiner Goethe-Literatur ohne Quellennachweis beigegebene, bereits hinlänglich bekannte „Chronologie der Ent stehung Gocthe'scher Schriften", die nicht sein Eigenthum ist — Balde, der sie auch hat, ist offen und ehrlich genug, zu sagen, woher er sie entlehnt —, halte ich für überflüssig; noch überflüssiger scheint es mir aber, daß Unflad einen Separatabdruck davon, „der als Supplement zu den Werken Goethe's in jeder Bibliothek unentbehr lich sein soll", veranstaltet hat. I. Petzholdt. Das Weihnachtsgeschäft 1877. Aus Wien berichtet die Oesterreichische Buchhändler-Korre spondenz: „So wäre denn auch Weihnachten vorüber, und sagen wir das offen heraus, was der Einzelne zu bekennen zögert: der Absatz literarischer Producte hat in Wien, wie in der ganzen Monarchie selbst die bescheidensten Ansprüche unerfüllt gelassen. Wenn je von Seiten des Verlagsbuchhandels wie der Sortimenter das Mög lichste gethan wurde, um das Publicum zu bewegen, sich bei seinen Einkäufen auch des Buchhandels zu erinnern, ist es in diesem Jahre geschehen, aber in den meisten Fällen resultatlos, in wenigen mit bescheidenen Erfolgen. Die volkswirthschastliche Krise scheint die Literatur auf das jetzt so sterile Gebiet der Luxusgegenstände verbannt zu haben, und selbst unsere buchhändlerischen ,27-kr.-Jn- stitute' machen keine Ausnahme von der allgemeinen Misere. Wer in den letzten Tagen vor Weihnachten die Straßen Wiens durch wandelte, dem gähnte aus den Spiegelscheiben unserer großen Sor timente fast fortwährend eine bedrückende Oede entgegen; wer seinen Platz hinter der Ladentafel hatte, dem ist der stereotype, in die erste Frage schon gelegte Ruf nach ,etwas Billigem' nicht unbemerkt ge blieben; dem Verleger, der sich für den Weihnachtsbedarf rüstete, sagen die gefüllten Stellagen, daß seine Hoffnungen vergebene waren, und der Kommissionär hat die Wahrnehmung gemacht, daß auch der Provinzbedarf aus Null reducirt war und die sonst in den letzten Tagen üblichen telegraphischen Bestellungen der Committenten aus blieben. Der Absatz von Prachtwerken ist in diesem Jahre wohl der unbedeutendste seit lange und nur wohlfeile Classiker-Ausgaben, Märchen- und sonstige Bilderbücher zu mäßigen Preisen fanden einigen Absatz. Mehr als ein Verleger wird erzählen können, daß seine zahlreichen kostspieligen Inserate nichteinmal die Nettospesen der selben brutto hereinbrachten; man flüstert von Tageslosungen großer Handlungen, welche sich dem Gefrierpunkte nähern, und es,liegen Fälle vor, daß mit Hunderten von Gülden erkaufte Appelle an das Publi cum durch Beilagen in große Journale, durch Massenversendungen von Circularen und Katalogen, total wirkungslos verhallt sind. Wir wollen nicht grau in grau malen, glauben vielmehr durch diese Zeilen der Wahrheit nicht zu nahe getreten zu sein und beabsichtigen, der Klage der Einzelnen ein Bild des Elendes eines ganzen Standes gegenüber zu stellen. Jeder von uns weiß aus eigenster Erfahrung, mit welchen Mühen und Sorgen die geschäftlichen Erfolge des Buch handels errungen werden müssen — daß diese aber ganz nutzlos verschwendet wurden, sagen uns die Erfahrungen der letzten Wochen. Wer ein offenes Auge hat und sich in größeren Verhältnissen be wegt, wird kaum an der Thatsache zweifeln, daß die gesammten ge schäftlichen Umstände des oesterreichischen Buchhandels schon seit Jahr und Tag bergab gehen; sein Sinnen, wie dies aber zu ändern wäre, wird an der Apathie, an der immer verhängnißvoller werden den Nothlage des großen Publicums scheitern, welches naturgemäß die Sorge um die körperliche Existenz gelöst sehen will, ehe es seine geistigen Bedürfnisse decken kann. Wohin das für uns Alle noch führen soll, läßt sich kaum beurtheilen — wohl aber dürste diese offene Stimme aus einem Geschäftskreise, der es gewöhnt ist, sich in die allgemeinen Verhältnisse zu fügen und nicht nutzlos zu klagen, einen Beitrag zur Beurtheilung Derjenigen liefern, welche der Existenz einer wirthschaftlichen Nothlage die absoluteste Negation entgegensetzen." * » * 22 *
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