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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.05.1889
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18890511
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1889
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^ 109, 11. Mai 1889. Sprechsaal. 2359 Zur Börscubllittfragc. Gestatten Sie einem Mitglieds des Mittel deutschen Buchhändler - Verbands einige berich tigende Bemerkungen zu dem im Börsenblatt Nr. 103 unter der Ueberschrift: »Das Reincrträgnis des Börsenblattes und die mehrspaltigen Jnscrate- abgcdruckten Artikel II. Der Kürze wegen empfiehlt es sich vielleicht, Behauptung und Gegenrede zu paragraphieren. Behauptung 1. Eine Propaganda, wie sie in der durch das Rundschreiben des Mittel deutschen Buchhändler-Verbands mitgeteilten Tabellle vorliegt, ist durch das Börsen blatt abzulehncn, da dem Vorstand, dem Rechnungsausschuß und Börsenblattausschuß daran liegen muß, daß nicht vor der Be ratung in der Hauptversammlung in ihrem eigenen Blatte unrichtige Zahlengruppie rungen die Köpfe der Mehrheit verwirren. Antwort. Die Ablehnung der Aufnahme eines kurz gefaßten Berichtes über die betreffende Versammlung erfolgte, weil die Wiedergabe einer Besprechung im Verein über die Durch führbarkeit der genehmigten Verkaufsnormen einem Antrag auf Abänderung dieser Verkaufsnormen gleich erachtet wurde. DerWortlaut dieses ablchnendenBriefes ist im Rundschreiben des Mitteldeutschen Verbands abgedruckt, und ist es uns unverständlich, was damit die vermeintliche Propaganda der Tabelle, welche nur Börsenblattange legenheiten behandelt, zu thun haben soll. Behauptung 2. Das unselige Schlagwort -Zahlen beweisen- hat schon zu mancherlei herhalten müssen, weil niemand daran denkt, daß diese Zahlen auch richtig, wenigstens doch richtig gruppiert sein müssen, wenn sie beweisen sollen. Antwort. Die betr. Tabelle enthält ausschließ lich offizielle, also doch wohl richtige Zahle», deren Uebereinstimmung mit den offiziellen Nechnungsberichten, sowie mit den in dem vorliegenden Artikel öfters erwähnten Angaben unseres verehrten Herrn Schatz meisters vor Drucklegung von seiten einiger Vereinsmitglieder sestgestellt wurde. Zu ver wundern ist es also nicht, daß, wie der betr. Aufsatz an anderen Stellen selbst zugeben muß, die Tabelle weit entfernt ist, die Börscnblattangaben des Herrn Seemann zu widerlegen, da sie die s. Zt. gegebenen Zahlen nur bestätigt. Behauptung 3. Die Tabelle unternimmt es den Widersinn zu beweisen, daß eine ge steigerte Inanspruchnahme des Börsenblatts durch bezahlte Inserate einen finanziellen Verlust bedeute, die ganze Beweisführung aber bewege sich auf dem sehr unsicheren indirekten Wege der Vermutung. Antwort. Diese Beweisführung Ist nirgends versucht. Die Tabelle beschränkt sich daraus in klarer, übersichtlicher, aber ganz unpar teiischer Weise, die jedem Leser des Börsen blattes zugängigen Angaben des offiziellen Rechnungsberichtes über die Einnahmen und Ausgaben des Börsenblattkontos nach Jahr gängen geordnet, zum Vergleich neben einander zu stellen. Daß dabei einzelne Zahlen der Jahre 1886 und 1888 durch fetten Druck hervorgehoben sind, versteht sich doch wohl von selbst, da eben in erster die Jahrgänge mit mehr- und einspaltigen Inseraten zu vergleichen waren. Fällt aber dieser Vergleich so sehr zum Aergernis des Herrn —x aus, so ist dies nicht die Schuld der Tabelle. Mit welch eigentümlich verschiedenen Augen ! Sprechsaal. aber die Tabelle gelesen worden ist, be weist die Behauptung 4, daß der Autor der Mittel deutschen Tabelle geflissentlich die Augen vor der Thatsache verschließe, daß das Plus der Bruttoeinnahme 1886 fast einzig den vergrößerten Anzeigen des Jahres 1886 zu verdanken sei. Nun wer lesen kann, wird die »ge flissentlich» unterlassene Angabe wohl - in der Aufstellung finden, wie denn der Herr —x Korrespondent die ihni willkommene Gegenüberstellung der ertraglosen Seiten sofort gefunden hat. — Schließlich will uns etwas sonderbar erscheinen, daß laut Behauptung 5 der Rechnungsbericht für das Jahr 1888 auf dem Börsenblattkonto die Einnahmen für das volle Kalenderjahr, die Ausgaben dagegen nur für ^ Jahr angebcn soll. Aus dem offiziellen Berichte von diesem Jahr ist davon nichts zu ersehen. Da heißt es am Eingang wörtlich: -Der diesjährige Bericht erstreckt sich nur auf 9 Monate (April bis Dezbr. 1888), da nunmehr unser Rechnungsjahr durch weg — bisher war dies nur beim Börsenblatt-Konto der Fall — mit dem Kalenderjahr in Uebereinstimmung gebracht ist.» Soviel für heute. So verführerisch auch ein weiteres Eingehen auf fraglichen Artikel wäre, so beschränken wir uns doch auf Vor stehendes, eingedenk der Mahnung, sich bei Ein sendungen für den Sprcchsaal möglichster Kürze zu befleißigen. —I. »Schrifteu-Niedcrllige« u. s. w. betreffend. In Nr. 92 des Börsenblattes wird von einem Verleger die Fagc aufgeworfen -Wer ist Schriften- Niederlage?» Der Frager hat damit auf eine neue Krankheit am buchhändlerischen Körper hinge wiesen, die durch ihren epidemisch gewordenen Charakter Beachtung verdient. Wer sind denn »Schriften-Niederlagen«, -Verein zur Verbreitung religiöser Schriften und Bilder», »Vereins-Buchhandlung» u. s. w.? Einmal solche, die christlich-religiöse Schriften ihrer Mitglieder verlegen und von sich selbst aus durch eigene Arbeit verbreiten, auch nebenbei die Hilfe des Sortiments-Buchhandels gern in Anspruch nehmen; also wirkliche Verlags geschäfte, wie z. B. die Buchhandlung der Berliner Stadtmission, Calwer Vereinsbuchhandlung und manche andere, die durch ihre Erzeugnisse für ihre Anschauungen offen und ehrlich Propaganda machen. — Anders ist die zweite Art, auf die wir hier als auf eine schädliche Abart aufmerksam machen wollen, reine Sortimentsgeschäste mit dem Zweck, gegen den berufsmäßigen Buchhandel Krieg zu führen. Deren Entstehung ist ungefähr so: Einige Geistliche von extremen Anschauungen, voll Eifer gegen jeden Andersdenkenden, gegen jede Regung eines freieren Gedankens, besonders des gedruckten, die jegliche Schrift, heiße sie Gartenlaube oder sonst wie, welche nicht aus ihren Anschauungen heraus geschrieben ist, mit Uebelwollen betrachten, fühlen den Beruf in sich, einen heiligen Kreuz zug gegen das Gist der Druckerschwärze zu unternehmen. Vernunft- — oder sagen wir — naturgemäß wäre cs nun ja, selbst Gutes, Volkstümliches, sei es an Büchern, Traktaten u. s. W. zu schreiben und für möglichst große Verbreitung dieser ihrer Erzeugnisse zu sorgen. So, denken wir, müßte das Endresultat der Gedanken in solchen Köpfen sein; doch weit ge fehlt, nicht Geistiges soll geboten werden, nein, Geld soll zusammengebracht werden, um damit zu wirken. Da nun der Herr Geistliche doch nicht selbst einen offenen Laden zur Buchkrämerei eröffnen und hinter dessen Tisch stehend seine Waren an bieten kann, so wird in sehr einfacher Weise ein Verein gegründet. Einige Mitglieder, von denen keine Beitragsopfcr gefordert werden, die auch keine Hauptversammlung beanspruchen, sind leicht gefunden, der Vorstand wählt sich natür lich selbst. Der Verein ist fertig und damit die Firma, die — auf anderer Leute Kosten das nötige Geld schafft. Dazu ist ja der Buchhandel wie geschaffen; er ist die allgemeine unerschöpfbare Kuh, von der Jeder das Recht zu haben glaubt, sein ihm beliebendes Quantum Milch abzumelken. Zuerst werden unter der Hand Geschäfte gemacht, die Konfirmanden zur Mittelsperson hingeschickt, wo sie Blumenkärtchen mit Sprüch lein kaufen müssen. Fromme Leute, die zu passenden Gelegenheiten Andachtsbücher zu ver schenken pflegen, werden aufgesordect, solche doch ja von dem Vereine zu entnehmen, dies seien die wahrhaft echten, wohlgeprüstcn. Sie ver kauften diese ja nur des christliche» Zweckes wegen. — Ist auf diese Weise das Geschäft in Schwung gebracht, so wird — der Appetit kommt ja stets beim Essen — ein Sortimentsgeschäft errichtet, wo alles zu haben ist. Die Herren Geistlichen werden damit im Sinne des Handelsgesetzbuches Kaufleutc und unter dem Namen des ?-Vereins und unter der Flagge der Religiosität und christlichen Wohl- thätigkeit Konkurrenten derer ihrer Mitbürger, die in fleißiger berufsmäßiger Arbeit ihren Lebens unterhalt redlich zu verdienen sich bemühen. Also die Schädigung Anderer, das Wegfangcn von deren Kundschaft soll die Mittel geben, um — gute Werke zu thun*). Soll der Zweck diese Mittel heiligen? Wem fällt da nicht die Legende vom heiligen Crispin ein? Haben die Gründer solcher »Buch handlungen- sich wirklich klar gemacht, ob ihr Verfahren wirklich den christlichen Lehren voll und ganz entspricht? Leider sind die Verhältnisse im Buchhandel ja derart, daß ein Cirkular einer solchen Gesell schaft von Kundschafifängern genügt, daß sie im Buchhändler- Adreßbuch Aufnahme findet und damit die Weihe für den Buchhandel erlangt; denn viele Verleger — zum Trost für die Sortimenter glücklicherweise nicht alle, wie die Anfrage in Nr. 92 beweist — sind glücklich in dem Glauben, daß von einer neuen Firma ein neuer Aufschwung ihres eigenen Geschäfts datiert, d. h. daß von einer neuen Firma das abgesetzt wird, was von den alten abgcsetzt zu sehen nachgerade langweilig geworden ist. Die Frage der Buchbinder und Buchbinder- Kommissionäre steht immer noch auf der Tages ordnung. Angenehm ist deren Konkurrenz wahr- *) In dem Cirkular einer kürzlich eröffneten Vereins-Buchhandlung empfiehlt sich dieselbe zum Bezüge aller Bücher, um den schädlichen Einflüssen der Kolportage entgegenzuarbeiten, und verspricht, aus dem Ertrage des Geschäfts jähr lich ein Paar -Gemeinde-Bibliotheken» zu ver schenken; — also um 100—150 zu verschenken, müssen dem Buchhandel Tausende an Umsatz entrissen werden! Mit diesem lächerlich kleinen Zweck soll das Treiben gerechtfertigt werden. Könnte derselbe Erfolg nicht durch Beiträge der Mitglieder erzielt werden?
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