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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1887
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- Erscheinungsdatum
- 26.01.1887
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- Deutsch
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^ 20, 26. Januar 1887. Nichlamtlicher Teil. 443 Das fünfzigjährige Jubiläum des Aopcnhagriicr Buchhändlerliercinö. (Schluß aus Nr. 14.) Die zweite Hauptabteilung der Festschrift liefert einen sehr schätzbaren Beitrag zur Personalgeschichte der dänischen Buchhändler seit fünfzig Jahren und enthält biographische Mitteilungen über 77 Vereinsmitglieder, die 53 Firmen angchören. Unter de» am besten klingenden finden sich einige, die viel älter als der Verein sind und derenJnhaber früher regelmäßig, oder doch ab und zn, die Messe zu Leipzig besuchten. Neben anderen Ausländern waren Schubothe, dann Reitzel, Höst, Olsen, sowie die aus Dänemark stammenden Ad. Bounier in Stockholm, Glecrup in Lund u. a. gern gesehene Gäste. Reitzel erschien 1840 zum Gutenbergsfeste als Deputierter des dänischen Buchhandels. Elf der Vereinsmitglieder empfingen ihre buchhändlerische Ausbildung in Deutschland; achtzehn ver folgten zuerst die akademische Laufbahn; jedoch hat der dänische Buchhandel keinen Graduierten aufzuweisen, wie überhaupt die Zahl der Doktoren eine ziemlich beschränkte ist. Auch die Erteilung des dänischen Ordens an Buchhändler kommt selten vor, in fünfzig Jahren fünfmal. Als ein Unikum könnte der Inhaber eines deutschen Ordens, des vom Zähringer Löwen, erteilt anläßlich des Heidelberger Jubelfestes, genannt werden. Dagegen vermag der Buchhandel, nach den etwas absonderlichen Titelbezeichnungen, ver schiedene Kanzlei- und Justizräte aufzuweisen; — daß sich augen blicklich kein Kriegsrat vorfiudet, ist nur dem Zufall zuzuschreiben. Nach diesen! kleinen Exkurs auf das Gebiet des Hof- und Staatskaleuders wenden wir uns dem eigentlichen Gegenstand unseres Artikels zu. Die bibliopolische Thätigkeit aller der in der Denkschrift i aufgeführteu Persönlichkeiten oder Firmen hier zu schildern würde ' zu weit führen, und auch nicht immer ein Interesse bieten können, obwohl die Thätigkeit in den meisten Fällen auf dem engeren, jedoch dem deutschen Leser nicht genauer bekannten Gebiete eine verdienstliche gewesen ist. Wir beschränken uns deshalb auf eine Erwähnung derjenigen, deren Wirksamkeit ans diesem oder jenem Grunde charakteristisch oder bestimmend gewesen ist. Da jedoch die Geschichte mehrerer Firmen über das Gründungsjahr des Bnch- händlervercins zurückreicht, so haben wir zu besserem Verständnis geglaubt, über den Rahmen der Festschrift hinaus, auch der Gründer oder älteren Besitzer solcher Firmen, deren Nachfolger in den letzten fünfzig Jahren gewirkt haben, gedenken zu sollen. Auch gestatten wir uns, von der in der Festschrift befolgten alphabetischen Reihen folge der Biographieen abzugeheu und die Persönlichkeiten nach den Firmen zusammenzufassen und, wenn nicht eine Abweichung hiervon begründet erschien, letztere chronologisch zn ordnen. Das bedeutendste Verlagsgeschäft nicht nur Dänemarks, son dern des skandinavischen Nordens überhaupt ist das Gyldcndal- sche, jetzige Hcgelsche. Um das Jahr 1770 kam Sören Jenseu, genannt Gyldeudal, als vollständig mittelloser Student nach Kopenhagen, fing dort au kleine Schriften zu verlegen und brachte durch Besonnenheit, Arbeitsamkeit und Ordnungsliebe sein Geschäft auf eine solche Stufe, daß seine Verlagshandlung bei seinem Tode (1802) mehr als 800 Artikel answies, und seine einzige Tochter Erbin von nahe einer Million Mark war. Diese heiratete der noch nicht zwanzigjährige Jurist und Gutsbesitzer Jacob Deichmann, der 1809 die Buchhandlung er warb. Deichmann besaß dieselben empfehlenden Eigenschaften wie sein Vorgänger, übertraf ihn jedoch noch an Festigkeit des Charakters und an klarem Überblick. Mit dem Verlagsgeschäft verband er einen umfangreichen Sortimentshandel und trug vieles zu dem Ansehen lei, welches der dänische Buchhandel in Deutschland genoß. Aller dings verursachte er den Hamburger Firmen wesentlichen Schaden, namentlich Perthes L Besser, welche früher die bedeutenden Lie ferungen für die große königliche Bibliothek gehabt hatten, die jetzt der Gyldcndalschen Buchhandlung zufielen. Deichmann (fi 1858) muß als der eigentliche Reformator des dänischen Buchhandels und, wie früher erwähnt, als der Gründer des dänischen Bnchhändlervereins betrachtet werden. Sein Geschäft war gleichsam eine Hochschule für die werdenden Buchhändler Dänemarks, Norwegens und Schwedens, da aus ihm eine Reihe von Zöglingen hervorging, die seine Grundsätze ans den Buchhandel der drei Reiche übertrugen. Bei seinem Ausscheiden aus dem Buchhandel ernannte der Bnchhändlerverein ihn zu seinem Ehrenmitgliede, in welcher Eigenschaft er noch sortsnhr, diesem mit seinen reichen Erfahrungen und seltenen Kenntnissen nützlich zn sein. Einer der Zöglinge Deichmanns war Fr. Wilhelm Hegel, dem der kinderlose Deichmann 1846 das Sortiment, dann 1850 den Verlag übergab. Im Geiste Deichmanns zu wirken und das Geschäft zu noch größerer Blüte zu bringe», war Hegel ganz der Mann. Tatsächlich würde das Geschäft in seiner jetzigen Aus dehnung selbst unter den größten Verlagshandlnngen Deutschlands einen hohen Rang cinnehmen. Das hundertjährige Stiftungsfest am 30. Dezember 1870 — der Stiftungstag ist nicht genau zu ermitteln gewesen -- gestaltete sich zu einem Merktag des dänischen Buchhandels. Eine höchst wertvolle, von Hegel den Festteilnehmcrn und anderen Kollegen und Freunden gewidmete Gabe war ein um fangreiches vortreffliches Werk in zwei starken Bänden: Liära» til äon ckanslcs BoAbanllsIs llmtoris al Oamillrm l^rop.*) Gemäß dem bescheidenen Charakter des Festgebers ist dieses Buch alles andere als eine Verherrlichung des Hegelschcn Geschäfts, es bildet aber eine sehr wertvolle typographische und bibliopolische Ge schichte Dänemarks von den ältesten Zeiten bis auf das Jahr 1870. Sein Sortiment übergab Hegel am 1. Januar 1877 an Lehmann L Stage und nahm an diesem Tage seinen Sohn Jac. Friedr. Hegel als Associö in das Verlagsgeschäst auf, welches nunmehr Hegel L Sön. firmiert. Der Verlagskatalog, bis 1886 reichend, führt über 2500 Artikel auf, bis vor nicht vielen Jahren fast nur ans Werken strengwisseuschastlichen oder- pädagogischen Inhalts bestehend. Namentlich ist die Jurisprudenz (Kolderup-Rosenvinge, I. Larsen, Algreen-Ussing, die großen Gesctz- nnd Reskriptensammlungen), dann die Theologie und die Philo logie (Bastholm, Martensen, Münster, Madvig, Jngerslev), ferner die altnordische Litteratur und Archäologie durch die zahlreichen, zum Teil kostspieligen Werke und Zeitschrift-Folgen der Arnä- Magnäanischen Kommission, der nordischen antiquarischen und der isländischen litterären Gesellschaft, die Latigaitatoo Lrnsri- oa-nae, die ilntiguitös rassss, der cts l'ä.rebeo- logis cta Uorck, Orönlanäs bistorislrs Macleswärlrer re. ver treten. Auch die großen Ausgaben der Eddas, des Saxo Gram- maticus und des Snorre Sturleson, der Langenbeckschen 8eri,r- tores reruin Oaaioarain, das umfangreiche Statistische Tabellenwerk und andere Zierstücke des dänischen Verlages schmücken den Katalog. Erst in jüngerer Zeit hat sich Hegel dem schönwissenschaftlichcn Verlage zugewendet; jetzt ist er fast der aus schließliche Verleger der norwegischen Belletristen als: Björn- sticrne Björnson, Henrik Ibsen, Ang. Kjelland, Asbjörnsen u. a. Wie Dcichmann den größten wissenschaftlichen Verlag ver einigt hat, so Carl Andreas Reitzel den bedeutendsten schön- wissenschaftlichen. Nach dieser Richtung hin war der Genannte für Dänemark das, was Cotta für Deutschland war: der Ver leger, ohne dessen Ägide (nur der eine, Oehlenschläger, blieb beim Selbstverlag) es schwer war unter den großen oder kleinen poetischen Propheten einen Platz zu gewinnen. Es war diese Erscheinung eine um so frappantere, als Reitzel, der Sohn eines deulschen Handschuhmachers, ohne Vorbildung in die Lehre bei einem unbedeutenden Buchhändler trat, einem franzö sischen Emigranten, Gerh. Bounier (Neffen des bei Rastatt ermordeten französischen Gesandten Bounier und Vater dreier- ausgezeichneter Buchhändler Schwedens), und ganz mittellos war. Bei seinem Etablissement verfügte er über 200 ^ und eine Empfehlung des gelehrten Bischofs Munter, welche besagt, daß *) Die Bibliothek des Börsenvereins besitzt ein Exemplar. D. V. 61*
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