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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-01-31
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1912
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- Deutsch
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1326 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 25. 31. Januar 1912. es gab und gibt vielleicht noch deutsche Verleger, die bei Gelegenheit einer Schweizerreise sich mitten unter dis Studenten in das Kolleg irgend eines Professors setzten, um diesem nach angehörtem Vortrag einen Vorschlag über die Abfassung eines Werkes über dieses oder jenes Gebiet zu machen. Auch hat mancher deutsche Verleger oder Sorti menter seine berufliche Ausbildung in der Schweiz genossen. Aber abgesehen von einigen größeren schweizerischen Verlags firmen, deren Namen auch in Deutschland überall einen guten Klang haben, ist die schweizerische Verlagstätigkeit klein. Sie wird es auch wohl immer bleiben und nicht viel über die Grenzen einer lokalen Bedeutung hinausgehen. Dann kommen, und das ist der Schrecken eines jeden Sorti menters, die zahllosen kleinen und sogar Selbstvsrleger, die unter dem Schutze der absolutesten Preßfreiheit, die sich denken läßt, ihr Gewerbe ausllben. Hier versagt sogar der HinrichS, und nur eine langjährige Tätigkeit im Lande selbst und ein vorzügliches Gedächtnis vermögen es, allen Ansprüchen des Publikums gerecht zu werden. Noch weniger günstig liegen die Verhältnisse im fran zösischen Teil der Schweiz, der in einem ähnlichen Vasallen verhältnis zu Frankreich steht wie die deutsche Schweiz zu Deutschland. Dort sind, der schwächeren Einwohnerzahl wegen, die Absatzmöglichkeiten noch geringer, und aus diesem Grunde sehen sich französich-schweizerische Firmen häufig nach einem Mitverleger in Paris um. Der umgekehrte Fall, nämlich daß ein Pariser Haus sich einen Mitverleger in der Schweiz sucht und diesem natürlich die Alleinauslieferung dort über trägt, kommt allerdings ebenso häufig vor. Hieraus ergibt sich für den Sortimenter folgender Mißstand: Während die Franzosen bis auf wenige Ausnahmen schon seit Jahren von dem absolut ungenügenden Rabatt von 25"/, fast durchweg aus 33»/« gegangen sind — und zwar sowohl für L cond.- wie für feste Bestellungen, was für den deutschen Verlag sehr nachahmenswert wäre! —, hängt der französische Schweizer noch hartnäckig am alten Modus. Es kommt also nicht selten vor, daß bei Bestellung auf ein in Paris erschienenes Buch und in der Hoffnung auf die 83"/„ dieses unter ziem lichem Zeitverlust aus Gens oder Lausanne geliefert wird, von einem andern Vorteil, der aber nicht hierher gehört, ganz zu schweigen. Und dabei geniert sich der welsche Landsmann gar nicht, bei festen Bestellungen ohne jede Rabatterhöhung den Betrag gleich per Nachnahme zu erheben, sodaß statt des erhofften Vorteils nur ein Nachteil, der höheren Portospesen wegen, dabei herauskommt. Auch mit den französisch-schweizerischen Katalogen steht es schlimm, und es kommt vor, daß man ein französisches Werk in Paris bestellt, und der dortige Kommissionär, unter vorsichtiger Verschweigung der Tatsache, daß das Werk in der Schweiz erschienen ist, es von dort kommen läßt, um es dann wieder in die Schweiz zu liefern, und zwar mit noch geringerem Rabatt als 25 Prozent. Vom Allgemeinen zum Speziellen übergehend kann ich berichten, daß zurzeit auch hier in Zürich, dem Beispiel vieler deutschen Städte folgend, eine Ausstellung gegen die Schmutz- und Schundliteratur zu sehen ist. Veranstaltet wird die Ausstellung vom Verein zur Verbreitung guter Schriften, dem noch eine Anzahl anderer Vereine, u. a. auch der Züricher Buchhändleroerein, beigetreten sind. In Fachkreisen gehen zwar die Ansichten Uber den Wert und den Zweck dieser Ausstellung ziemlich weit auseinander, und bei aller Anerkennung der guten Absicht der Veranstalter muß man sich doch fragen, ob ein Bedürfnis für eine derartige Demon stration aä oeulos hier in Zürich und in andern Schweizer Städten — denn die Ausstellung soll später eine Rundreise antreten — überhaupt vorlag. In die Schweiz hat nämlich die Schundliteratur verhältnismäßig noch wenig Eingang gefunden, hier sind Stadt und Land noch nicht in dem Maße überschwemmt damit, wie das in Deutschland der Fall zu sein scheint. Man fragt sich also, ob die Ausstellung, statt als abschreckendes Beispiel zu dienen, nicht vielleicht eher Reklame dafür machen und somit gerade die entgegen gesetzte Wirkung, als beabsichtigt, erzielen würde. Mancher, der vielleicht von Nick Carter und Konsorten bis jetzt weder etwas gehört noch gesehen hat, kann hier schön alles beieinander finden und sich nach Belieben in diese anregende Lektüre vertiefen. Von diesem Gedanken scheinen auch die Veranstalter ausgegangen zu sein und haben deshalb dis Ausstellung in zwei Abteilungen geteilt; während zu der guten, in der es aber ziemlich leer war, jedermann freien Zutritt hatte, hing über dem Eingang in die Schundliteratur- Abteilung, die viel mehr Neugierige anzulocken verstand, ein großes Plakat mit der drohenden Inschrift: Nur für Er wachsene. Aber auch unter den Erwachsenen soll es ja ziemlich viele Nick-Carter-Leser geben. An einem der letzten Tage war ich dort, muß aber gestehen, daß der Eindruck recht bescheiden war: in der Abteilung guter Bücher und Schriften, solche, die der Sortimenter nicht gerade mit Freuden und nur des guten Zweckes halber vertreibt, — in der schlechten hauptsächlich Nick Carter-Hefte und Ähnliches, allerdings in Exemplaren, die man am liebsten mit der Feuerzange angefaßt hätte. Ob diese Exemplare antiquarisch angekauft oder ob sie von dem Leseeifer der Besucher so zugerichtet waren, konnte ich leider nicht fest stellen. Jedenfalls waren die dort ausgestellten Hefte und Umschläge auch nicht entfernt dazu angetan, um dem Besucher einen Begriff von der Ausdehnung der Schundliteratur zu geben, schon deshalb nicht, weil nicht die Publikation selbst, sondern nur die Auflage maßgebend ist für den Einfluß im Volk, und das kann man durch Ausstellungen nicht veranschaulichen, Ganz abgesehen davon, hätte ich aus dem Kops heraus noch eine ganze Reihe von Schunderzeugnissen nennen können, die mit cbensogroßem Recht wie die Nick Carter-Hefte dorthin gehörten, die in immer wiederkehrenden Lieferungen und Umschlägen fast die Hälfte der Ausstellung für sich allein in Anspruch nahmen. Dem Fachmann bietet die Ausstellung eigentlich gar nichts Neues: Was man in der vorderen, guten Abteilung steht, findet man in jedem besseren Sortiment, das sich rein zu halten weiß von Schmutz und Schund. Zum Teil aus naheliegenden Gründen allerdings auch dort nicht, denn wenn der Sortimenter in seiner Kulturmission so weit gehen wollte, nur noch die von der Ausstellung empfohlenen guten, aber vor allem billigen Schriften zu vertreiben, so würde es bald keinen Buchhändler mehr geben, weder Ver leger noch Sortimenter; nur die Vereine würden noch blühen und gedeihen. Etwas Neues habe ich in der Ausstellung aber doch gesunden, und das war ein Prospekt, der -zur Mitnahme an Interessenten« freigebig ausgeboten wurde und der mir über das Einkommen der Schundliteratur-Autoren und -Fabrikanten ganz neue Aufschlüsse brachte: Der Verfasser der Nick Carter-Hefte, der bei seiner sabelhaften Phantasie immer noch allwöchentlich ein neues Heft liefern soll — nach Angaben, die ich von anderer Seite hörte, arbeiten wenigstens zehn Autoren daran —, soll dafür ein Honorar von 10000 Frcs. erhalten. Das wäre als wöchentliches Ein kommen ganz anständig. Allerdings, gibt der Prospekt zu, seien die übrigen Schundliteratur-Autoren nicht so glänzend gestellt, -dafür aber um so mehr die gewissenlosen Verleger, deren es 8000 geben soll«. Wo wohl diese 8000 Verleger alle Her kommen mögen? Sie beschäftigten zusammen 30—50 000 Kolporteure und hätten in zwei Jahren einen Umsatz von rund 50 Millionen erreicht; einer allein hätte ganz offen einen Jahresumsatz von 2>/z Millionen angegeben. Streichen
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