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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1884
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- Erscheinungsdatum
- 12.11.1884
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- Deutsch
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5336 Nichtamtlicher Theil. 2S4, 12. November. den Häusern „zur großen Tanne hinter Allerheiligen" und „zum güldenen Engel in der Meimergassen" eine Druckosficin mit Buchhandlung, während Martin Spangenberg (1608 — 1647) und Andreas Rüdinger (1612—1653) vermuthlich nur Buch händler waren. Die oben erwähnten Joachim Mechler, Jacob Singer, Martin Wittel und Martin Spangenberg besuchten die Buch händlermessen regelmäßig. Sie wurden am 5. October 1615 in Frankfurt a. M. mit Anderen auf das Rathhaus geladen, um von dem Privilegium auf eine Reihe von Berlagswerken verschiedener Verleger Kenntniß zu nehmen. Diese Maßregel war jedenfalls in der Zeit, wo der Nachdruck so florirte, sehr nothwendig und lag in dem eigensten Interesse der Buchhändler. So wurden z. B. dem Erfurter Buchhändler Andreas Michael*), von dem bereits weiter oben die Rede war, in der Leipziger Ostermesse 1623 drei angebliche Famosschristen confiscirt, und da er keine Caution bis zum Austrag der Sache zu hinterlegen vermochte, er selbst in Haft genommen. Auf eine Reclamation des dortigen Raths um endlichen Bescheid vom 23. Mai, kam dann am 27. Mai die merkwürdige Resolution vom Kurfürsten Johann Georg I. eigenhändig vollzogen: „Nun befindet sich gleichwohl so viel, daß die drey Schrifften nicht alle I?a.wo8 schriften, sondern nur die eine, die andern beide aber Historische Uslationen sehen, Jedoch laßen wir es bei der beschehenen eon- twaation bewenden, Vndt seindt zufrieden, daß Andreas Michael mit einem verweiß vnd kegen angelobung hinfürr dergleichen tümoa schrifften nicht zuführen, wider Vf sreyen Fuß gestellet werde." Im siebzehnten Jahrhundert hatte Erfurt viel durch den dreißigjährigen Krieg zu leiden; in der einstmals so blühenden Stadt, die wiederholt in der Gewalt der Schweden war, hatte der frühere Wohlstand immer mehr abgenommen, der bis dahin bestandene Aufschwung der Gewerbe und des Handels mußte einen jähen Rückgang erfahren, die Pflege der Kunst und der Wissenschaften war dauernd gehemmt worden, und die Universität, welche aus eigenen Mitteln der Stadt gegründet und die einzige von der Gemeinde dotirte in Deutschland war, gerieth in Ver fall, von dem sie sich auch später nie wieder zu einem kräftigen Dasein zu erheben vermochte. Diese schweren Zeiten der Noth hatten natürlich auch auf die Literatur einen verderbenden Einfluß ausgeübt, und natur gemäß ebenso der ferneren Entwickelung der Buchdruckerkunst unüberwindbare Hindernisse entgegengesetzt. Wir finden deshalb im siebzehnten Jahrhundert nur wenige und unbedeutende Druckereien entstehen, sowie die früher begründeten sämmtlich in dieser Zeit erloschen sind. Neben Andreas Rüdinger (1622— 1653) und Tobias Seitsche (1620—1639) scheint nur Melchior Dedekind zu einiger Bedeutung gelangt zu sein. Er druckte in dem Hause „zum schwarzen Horn", später „zur weißen Lilie", von 1631 ab eine große Zahl von kleinen Broschüren ephemeren Inhalts, wobei er sich der besonderen Protection des Rathes erfreuen konnte, denn ein von ihm vor handener Druck: „Wahrhafftiger Bericht, welchergestalt weil. Oastavi ^.äolxbi, der Schweden Königs, unseres weil. Königs u. Herrn Maj. — höchst sel. Andenkens, am 22. Septbr. d. Jahres 1631 zum erstenmahl in der Stadt Erfurdt angelanget, was zwischen I. Maj. und ehestgenannter Stadt abgehandelt und wasderselben damals und hernachhcr zugesagt, versprochen und eonosäirt worden ist" trägt am Schluß die Worte: „Aufs Anordnung des Raths gedachter Stadt, mit deren Privilegis *) S. Kirchhofs, Gesch. d. kursächs. Privil. gegen Nachdruck im Archiv f. Gesch. d. Bnchh. Bo. VIII. S. 43. gedruckt durch Fr. M. Dedekinden 1634." Sein Sohn übernahm die Druckanstalt im Jahre 1667, führte dieselbe bis 1669 unter seinem Namen Johann Moritz Dedekind weiter, scheint dann aber weggezogen oder gestorben zu sein. Weitere Drucker, die im siebzehnten Jahrhundert in Erfurt thätig waren, sind: Jacob Herz (1642—1664), Johann Georg Herz (1664—1679), Christ. Lorenz Kemps (1650), Andreas Schmidt (1660), Christoph Büchner (1662), Jacob Esker (1667), Albrecht Ehrt (1668—1719), Ado- tarins Schildknecht (1669 — 1703), Carl Christian Kirsch (1671—1680), Johann Heinr. Grosch (1679—1684), Johann Heinr. Kindleb (1694—1709), und Stock u. Bielk (1698—1699). Wie die beigefügteu Jahrzahlen be weisen, haben die meisten der Genannten nur kurze Zeit die schwarze Kunst ausgeübt, der Einzige, dessen Leistungen als hervorragend bezeichnet werden könnten, war Kindleb, der neben seiner Druckosficin eine flotte Buchhandlung betrieben hatte. Wenn auch die vorstehend Genannten in den Erfurter Bürgerbüchern als dem Buchdruckerstand angehörend aufgeführt werden, so ist doch wohl anzunehmen, daß der größere Theil derselben den Handel mit Büchern nebenbei betrieben, einen Handel nicht nur mit ihren eigenen Verlagswerken, sondern auch mit den Erzeugnissen anderer Pressen. Natürlich wurden die jenigen Werke durch den Druck am meisten vervielfältigt, welche den reichsten Absatz in Aussicht stellten, und welche man am weitesten verbreiten wollte. In der ersten Zeit vertrieben die Typographen ihre Erzeugnisse untereinander durch Tauschhandel, später aher gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts entfaltete sich nicht blos in den großen Städten, sondern auch in kleinen Ortschaften ein reges buchhändlerisches Leben. „Wir Deutsche", schreibt Jacob Wimpheling schon im Jahre 1507, „beherrschen fast den ganzen geistigen Markt des gebildeten Europas. Was wir aber auf den Markt bringen, das sind meist edle Erzeug nisse, die nur der Ehre Gottes dienen, dem Heil der Seelen und der Bildung des Volkes." Aus diesen Worten läßt sich der großartige Charakter des deutschen Bücherhandels im Mittel- alter ermessen. Die Stadt Erfurt, welche, wie wir gesehen haben, ihre Wiegendrucke aus dem Jahre 1479 aufzuweisen, demnach in demselben Jahr wie Leipzig, das später eine so wichtige Rolle in der Geschichte der Typographie spielen sollte, die schwarze Kunst ausgenommen hat, zeichnete sich zwar nicht als ein für den Buchhandel bedeutender Ort aus, aber an der Ausbreitung der Buchdruckerkunst hat sie durch ihre zum Theil hervorragenden Drucker, denen die wissenschaftliche Stellung der Stadt zu Statten kam, sich in nicht »erkennbarer Weise betheiligt. Daß man von der Regsamkeit und Vielseitigkeit des deutschen Geisteslebens jener Zeit im Allgemeinen durch nichts eine bessere Vorstellung ge winnen könne, als durch die Betrachtung der raschen Ausbreitung der Buchdruckerkunst und der Einführung in den einzelnen Städten, hebt der oben genannte Wimpheling schon im Jahre 1507 her vor, und diese Thatsache war auch dem Schreiber dieses eine besondere Veranlassung zu dem vorstehenden Bericht über die Buchdruckergeschichte Erfurts. Eine Lanze für's Sortiment. Unter dem Vorwände, den von Hartmann'schen Artikel in der „Gegenwart" über Postbuchhandel zu beleuchten, richtet der Ver fasser eines in Nr. 258 des Börsenblattes abgedruckten Aussatzes gegen den gesummten Sortimentsbuchhandel schwere Angriffe, wäh rend er vielleicht gleichzeitig dem „sehr geehrten" Sortimentsbuch handel unter Versicherung seines tiefsten Dankes für dessen bisherige
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