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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1884
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1884
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- Deutsch
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^ 104, 5. Mai. Nichtamtlicher Theil. jM? dem Sortimenter die Hinfracht und dem Verleger die Remittenden- fracht aufzubürden (wobei denn gar bald die resultatlosen Conti eingehen würden). Dies scheint mir aber weniger empfehlenswert!), als folgender Vorschlag*): Man gebe dem Commissionsgeschäft, dessen Leistungen gegen wärtig wesentlich in der Packetspedition bestehen, die durch den directen Postvcrkehr sehr eingeschränkt würde, eine andere Richtung, indem man es zum Vermittler des llcondition-Geschäfts macht. Außer den drei Hauptstapelplätzen Leipzig, Stuttgart, Berlin errichte man noch einen vierten (der geographischen Lage halber etwa Hannover). An jedem dieser vier Stapelplätze muß jeder deutsche Verleger, der seine Artikel L condition vertrieben haben will, einen Kommissionär haben, resp. an drei Plätzen, wenn er am vierten selbst ansässig ist. Er schickt nun denjenigen Theil der Auflage, den er im Bezirk eines jeden Commissionsplatzes zu vertreiben gedenkt, franco an seinen Kommissionär. Dieser hat sofort ein Exemplar in einem von den Commissionären des Platzes dazu bestimmten Local auszulegen und die daraufhin von letzteren ä condition bestellten Exemplare für Rech nung des Verlegers oder für eigene Rechnung, falls der Besteller nicht Conto hätte, auszuliefern. Jeder deutsche Sortimenter nimmt nun an dem ihm zunächst belegenen Stapelplatz ebenfalls einen Commissionär und bezieht von diesem seinen ganzen Bedarf ü condition. Die Commissionäre sind als vertrauenswürdige, solide Persönlichkeiten und tüchtige Buchhändler gedacht, welchen sämmt- liche deutsche VerlegerihreNovain größerer Anzahl äconditionliefern, und die nun ihrerseits für eigene Rechnung ihre Kom mittenten versorgen. Der Committent hat dann allerdings noch die Fracht von seinem Stapelplatz bis zu seinem Domicil zu tragen; da aber letz teres von ersterem nicht sehr entfernt ist, und da außerdem viele jetzt unvermeidliche sonstige Commissionsspesen wcgfielen, so wird er bei dem vom Commissionär ihm gewährten Rabatt von beispielsweise 20U doch eben so gut fahren, als gegenwärtig bei 25N- Der Commissionär seinerseits fände seine Rechnung durch den vom Ver leger ihm gewährten höheren Rabatt (33lbN), und da er mit der Natur des Geschäfts seines Committenten, dessen Leistungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit bald vertraut sein wird, kann er seine Gc- schäftsbeziehungen zu ihm so gestalten, daß beide Theile möglichst wenig unnütze Arbeit thun müssen, also auch die jetzt so viel ver schlingenden unfruchtbaren Kosten sich vermindern. Der erhöhte Rabatt, den der Verleger bei dieser Einrichtung den Kommissionären für den Novitätenvcrtrieb einräumen müßte, würde reichlich ausgewogen durch die einfachere Contoführung und die leichtere Verfügung über seinen Verlag. — Wer sich etwa fürch tet, dadurch der Willkür der Commissionäre preisgegeben zu sein, braucht nur zu bedenken, daß letztere, wenn sie tüchtige, gebildete Geschäftsleute sind, im eigenen Interesse einen guten und preis würdigen Artikel nicht bei Seite liegen lassen werden, und zwar viel weniger als jetzt die vielköpfige Gesammtheit des Sortiments buchhandels einen guten Artikel übersehen kann, wenn er nicht auf fällig genug angepriesen oder nicht unverlangt L cond. versandt wird. Man denke ferner an die jetzige Unmöglichkeit, eine Novitäten- versendnng nach den Wünschen der Sortimenter auszuführen. Die meisten wollen „nichts unverlangt", verlassen sich aber doch vielfach auf unverlangte Zusendung und verschreiben nicht; andere verlangen in den Tag hinein; wieder andere haben tausend Specialwünsche an *) Dem sonst sehr bcachtenswerthen Vorschlag, den Novitätenvertrieb den Vcrei» ssor timen tcn zu überlassen, möchte ich darum nicht bei treten, weil jedes Mitglied des leitenden Ausschusses das Recht und sogar die Pflicht hätte, in die Geschäfte seiner Concnrrenten hinein zusehen. Das läßt sich Niemand gefallen, und darum sind auch die Pläne, für einen bestimmten Bezirk einen fest salarirten Leipziger Commissionär anzustellen, niemals verwirklicht worden. tausend verschiedenen Orten kundgegeben, nach denen sich der Ver leger richten soll! Lassen dagegen die Commissionäre sich nicht ans den Vertrieb von unnütz verdrucktem Papier ein, so mag das für den betreffenden Unternehmer wohl fatal sein; aber für das Publicum und für das Ansehen des deutschen Büchergeschäfts desto besser! Wird infolge solcher Erfahrungen die Verlegerschaft vorsichtiger, die Production werthloser Waare und die unmotivirte bloße Concurrcnzmachcrei dementsprechend etwas eingeschränkt, so wird das Publicum eher wieder wissen, was es kaufen soll, und wird wieder einigen Respcct vor Büchern bekommen. Die hohe Ziffer unserer Jahresproduction wird öfters selbstgefällig als Zeichen unserer hohen Cultur vorge führt, während doch ein Blick in den Hinrichs'schen Katalog zeigt, wieviel Waare darunter ist, welche besser ungedruckt geblieben wäre, und nur von der Industrie und Eitelkeit mancher Autoren, sowie von Unüberlegtheit oder Geldmacherei der Verleger ein Zeugniß gibt, aber nicht von deutscher Cultur. Wem die Vortheile eines derartigen Novitätenvertriebs nicht sofort einleuchten, der findet sie hier kurz resumirt: 1) Schleuderei unmöglich, da sich der Commissionär aller Ge schäfte mit dem Publicum zu enthalten hätte und den Sor timentern am Platze, resp. in einem engen Grenzrayon, nur 15°/o Rabatt geben dürfte. 2) Viel einfachere Buchung, da sämmtliche Nova einer Sendung auf ein und derselben Factur stehen, und alle Nova des ganzen Jahres mit ein und derselben Firma zu verrechnen sind. 3) Jederzeit ist das Remittiren entbehrlicher Bücher ohne das beschwerliche Ordnen nach Verlegern rc. ausführbar, also bessere Disposition über das Geschäftslocal. 4) Der Commissionär kann leicht von den Specialitäten unter richtet werden, für die der Sortimenter guten Absatz hat, und also besser für eine richtige Zusammensetzung der Novasendnn- gen sorgen, als bisher der sorgsamste Sortimenter durch seine Verschreibungen erreichen konnte. Es ist in vorstehenden Zeilen nur Rücksicht auf den Buchhandel im Deutschen Reich genommen; einestheils, um beim Nächst liegenden zu bleiben, anderenteils weil sich annehmcn läßt, daß die ausländischen Handlungen nicht in Verlegenheit sein werden, welche zweckmäßigen Aendcrungen sie zu treffen haben, wenn die veränderte Organisation des Deutschen Buchhandels deren von ihnen verlangt. Ihre Interessen sind sehr verschieden, und sie werden dieselben am besten selbst besorgen. Das Commissionsgcschäft in seiner jetzigen Betriebsweise zu conserviren, dazu liegt kein Grund vor; es muß sich den veränderten Verhältnissen ebensogut anpassen, wie dies andere Geschäftszweige thun müssen; (man erinnere sich der Fuhrhalter bei Einführung der Eisenbahnen; keiner von ihnen ist zu kurz gekommen), und wird es um so lieber thun, als ihm hier eine Rolle zugedacht wird, welche in hohem Maße buchhändlerische Bildung und geistige Thätigkeit be ansprucht, mithin höher steht, als die Routine in der Expedition von Palleten und die Verrechnung von Baarauslagen, und bei intelligen tem Betrieb auch ihren angemessenen Verdienst abwirft. Unverbesserlich sollen vorstehende Vorschläge nicht sein; !sie sollten aber die Grundlagen andeuten, auf welche der Buchhandel sich den veränderten Verhältnissen gegenüber stützen muß, wenn er eine organisirte Corporation bleiben will, und sie sollten durch An deutungen über die praktische Handhabung zeigen, daß sie keine Luft schlösser sind. Selbstverständlich konnte Vieles gar nicht, Anderes nur flüchtig berührt werden; was sich davon der Leser bei einigem Nachdenken nicht selbst ergänzen kann, wird durch weitere Discussion schon an den Tag zu bringen sein. 8.
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