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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1905
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- Erscheinungsdatum
- 03.05.1905
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- Deutsch
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Phädra und das Festspiel »die Huldigung der Künste», von dem bereits die Rede war. Es ist schon angeführt, daß der Dichter die Verwirklichung seines Lieblingswuusches, eine Sammlung seiner Theaterstücke zu veranstalten, nicht mehr erleben sollte. Die Vorarbeiten hierzu füllten die letzten Monate seines Lebens aus; die zwischen Dichter und Verleger gewechselten Briese beschäftigen sich vorzugsweise mit dieser Sammlung, deren erster Band ursprünglich schon zur Ostermesse erscheinen sollte; im März wurde jedoch das Erscheinen aus Ende Mai festgesetzt. Der letzte Brief Schillers an Cotta ist vom t.März 18»b. Auf der Reise zur Messe weilte Cotta in Weimar, traf Schiller aber bereits schwer erkrankt an und konnte nur wenige Worte mit ihm wechseln. Trüber Ahnungen voll reiste er nach Leipzig; ein Brief Charlottens vom 6. Mai gab zwar etwas Hoffnung, aber am Nachmittag des 9. Mai endigte der Tod die Leiden des Dichters. — Das Verhältnis zwischen Dichter und Verleger war von Jahr zu Jahr ein freundschaftlicheres, innigeres geworden, wenn ihm auch die Wärme fehlte, die den Bund mit Körner und Göschen beseelte. Cotta blieb bei allem, was er tat, der kluge, einsichtsvolle Geschäftsmann, der — das darf nicht geleugnet werden — für den Dichter eine große Zuneigung und unbegrenztes Vertrauen hatte, der ihm die größten pe kuniären Opfer gebracht haben würde, der ihm aber auch selbst vielen und großen Dank schuldete. Schiller hatte er es zu verdanken, daß er Goethes Verleger wurde, Schiller machte ihn aufmerksam, wenn Goethe eine neue Arbeit be gonnen hatte oder plante; er führte die Verhandlungen mit Goethe, regelte die Honoraransprüche und verschaffte dadurch Cotta manchen Vorteil. Aber auch Schiller selbst wurde für ihn der beste Autor und brachte ihm reichen Gewinn. Mit Recht sagt Körner einmal: »Cotta muß schönes Geld an Deinen Werken verdienen»; — aber man darf auch nie vergessen, daß Cotta sehr anständig honorierte und stets er bölig war, ein höheres Honorar zu gewähren, nicht nur erst dann, wenn der Dichter es verlangte, sondern auch aus eignem Antrieb, wie wir noch sehen werden. Allerdings wachte er auch eifersüchtig über seinen Autor, ängstlich be müht, daß er ihm nicht von einem andern Verleger abspänstig gemacht würde. Wir haben gesehen, wie unangenehm es ihm war, wenn Schiller mit Michaelis, Willmanns, Unger u. a. in Verbindung trat. Immer und immer wieder bat er ihn, daß er doch sein alleiniger Verleger bleiben dürfe. Vor allem eifersüchtig war er aus Göschen und sürchtete stets, daß dieser Schiller wieder für seinen Verlag gewinnen könnte. Es mag eine gewisse Berechtigung darin gelegen haben, wenn Göschen bei der letzten Anwesenheit Schillers zur Ostermesse 1804 geklagt haben soll: man hätte mit Schiller kein freies Wort sprechen können, überall hin habe Cotta ihn begleitet, und alle andern ihm fern gehalten. Cotta wollte den Besitz Schillers nicht teilen und hatte auch alle Ursache dazu, denn ihm verdankte er die Größe und das Ansehen seiner Handlung. Wie Schiller über seinen Verleger dachte, geht am besten aus einem Schreiben hervor, das er am 2g. Mai 1798 an Cotta richtete: »Ich zweifle keinen Augenblick — heißt es da —, daß unser Verhältniß, das anfangs bloß durch ein gemein schaftliches äußeres Interesse veranlaßt wurde, und bei näherer Bekanntschaft eine so schöne und edle Wendung nahm, unzerstörbar bestehen wird. Wir kennen einander nun beide gegenseitig, jeder weiß, daß es der eine herzlich und schwäbisch-bider mit dem andern meint und unser Vertrauen ist auf eine wechselseitige Hochschätzung gegründet.« So ist der ganze Briefwechsel, wenn er auch vorwiegend geschäftlicher Art ist, doch vom Geist herzlicher, aufrich tiger, vertrauender Freundschaft getragen. Des Lebens Leiden und Freuden teilen beide einander mit; Cotta schickt i dem kranken Dichter Portwein zur Stärkung; er sorgt sich um den Freund, wenn er ihm einen Blitzableiter auf sein j Gartenhaus setzen läßt, er besorgt in Leipzig einen Toiletten- ' tisch für Schillers Frau und kaust Zucker dort ein, er ver tritt Schiller in den Erbschaftssachen seiner Mutter, er sendet ^ im Auftrag Schillers Geld und Bücher an die Seinen und gibt zuin Erwerb des Gartens und Gartenhauses in Jena und des Wohnhauses in Weimar jede gewünschte Summe als Vorschuß. Die Freundschaft hörte keineswegs mit dem Tode des Dichters aus; im Gegenteil — Cotta wurde der Witwe und den Kindern des Verblichenen ein treuer Be rater und Freund. Gleich nach Empfang der Todesnachricht schreibt er und bietet seine Hilfe an; Charlotte solle, da sie dringende Ausgaben haben werde, auf jedes Bedürfnis per Wechsel auf ihn ziehen, die Söhne will er zu sich nehmen und erziehen. In warmen Worten spricht er den Trauernden Trost zu. Ein reger Briefwechsel, der bis zum Jahre 1825 währt, und in dem Charlotte über alles, was sic bekümmert, ihr Herz ausschüttet, begann, und Cotta erweist sich Schillers Hinterbliebenen gegenüber stets unverändert als der treue, immer hilfbereite Freund. Als die erste Gesamtausgabe der Werke, die Körner herausgeben sollte, geplant war, und auch der literarische Nachtrag darin Ausnahme finden sollte, schrieb Charlotte von Schiller an den treuen Dresdner Freund, der ein Lebens bild des Verewigten den Werken voransetzen wollte, unterm 13. Juni 1811: i »Ich freue mich recht auf Ihre Arbeit, denn der Segen der Liebe und Freundschaft wird auf Ihnen ruhen, j und das Andenken unsers Schillers, das Sie so heilig umschwebt, wird Ihnen in lebhaften und frischen Farben! die Erinnerung beleben. — Er würde sich am liebsten von Ihnen gezeichnet gesehen haben — das fühle ich —- Sie kommt dann auf den literarischen Nachlaß ihres Gatten zu sprechen und fragt, wie Cotta wohl honorieren würde. Sie hofft, daß, wenn die Zeit, die für Spekulationen nicht günstig, ihm nicht seine Kräfte hemme, er tun werde, was er könne, und nicht ängstlich berechnen, da er dankbar fühle, was Schillers Freundschaft ihm gewesen sei, und wie er (Schiller) eigentlich seinen Verhältnissen und seinem An sehen den Anstoß gegeben habe: »Meyer, der Sie wohl in Carlsbad sehen werd, sprach : mit mir neulich, auch er sagte, daß Cotta bey uns nicht würde ungroßmüthig sein, weil er fühlte, was er Schillers Freundschaft alles verdankt. Er (Cotta) ist mit mir und den Kindern immer sich gleich, und aufmerksam, und delikat. Also rechne ich auch in der Folge aus ihn.» Schillers Witwe sollte sich nicht getäuscht haben. Cotta zahlte 1812 für die Überlassung der Werke auf 7 Jahre, 10 000 Rthlr. und hat 1817 und 1825 weitere 10 000 Rthlr. an die Witwe gezahlt. 1831 hat er dann für das Verlagsrecht auf weitere fünfundzwanzig Jahre > einschließlich des Humboldtschen Briefwechsels, der Wolzogen- schen Schillerbiographie und des Schillerschen Anteils an seinem Briefwechsel mit Goethe 74 000 Rthlr. gezahlt. In ältern Schillerbiographien findet man oft die Behanp ^ tung, daß Schiller schlecht honoriert worden sei, daß die »bösen» Buchhändler durch ihn reich geworden seien, er aber I fast Hungers gestorben sei. Es ist das eine der beliebten Geschichtslügen, die sich fortgeerbt haben, weil man sich nicht! der Mühe unterzogen hat, der Sache auf den Grund zu gehen und vorurteilsfrei zu prüfen. Es ist nicht unmöglich,.: daß auch jetzt iu Familienblättern und volkstümliche»« Schriften dieser ungerechte Vorwurf wiedsrkehren wird. Eint
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