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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1905
- Sprache
- Deutsch
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^ S9, Mai 1905. Nichtamtlicher Teil. 4111 Wiener Brief. <Vgl. Börsenblatt l»04, Nr. 15b. 2SI.) IX. (Neue Kunstzeitschrift. — Ein Witzblatt. — Zeitungsjubiläum. — Wissenschaft und Kunst — Wirtschaft und Kunst, das waren die Titel der beiden Vorträge, die in der abgelaufenen Saison in der vom »Volksbildungsverein> und vom -Volks- Heim- veranstalteten Reihe den größten Zulauf hatten. Der Saal vermochte kaum die Menge zu fassen, die gekommen mar. um den berühmten Leipziger Naturforscher und Philo sophen Ostwald über das erste Thema und den nicht minder bekannten Breslauer Nationalökonomen Werner Sombart über das zweite Thema sprechen zu hören. Erfreuen sich schon die von Wiener Dozenten gehaltenen volkstümlichen Universitätskurse über Kunstgeschichte des lebhaftesten Zu spruchs. so war die Zugkraft der hier noch nicht gehörten auswärtigen Gelehrten begreiflicherweise noch stärker. Was an -Kunst- anklingt, erregt Interesse. Werner Sombarts Vortrag, der den wirtschaftlichen Grundlagen der Kunstentwick lung nachzuspüren versprach, beleuchtete zwei Momente: die künstlerische Massenproduktion auf der einen, den massen haften Absatz dieser Produkte auf der andern Seite. Er gedachte des Buchhandels, indem er sagte: Vor hundert Jahren entfielen, statistisch berechnet, zwei gedruckte Bücher, jetzt entfallen sechzehn auf jeden Kopf der deutschen Be völkerung. Das allgemeine Wachsen der künstlerischen Be dürfnisse sei erwiesen durch die ungeheure Verbreitung der Volksausgaben, das Entstehen zahlreicher Theater und andrer Kunststätten. Für die Verbreitung der Kunstprodukte sei schließlich der Umstand maßgebend, daß die Frau nicht mehr wie einst ausschließlich hauswirlschaftlicher Tätigkeit obliege, sondern durch den Fortschritt der maschinellen Einrichtungen Zeit für die Beschäftigung mit Literatur und Kunst übrig habe. Der Maler habe früher für Regenten. Kirchcnfürsten und Patrizier seine Werke geschaffen; jetzt arbeite er meist ohne Auftrag, für Unbekannte, und viele Bilder gelangten ins Musenm lauf den »Friedhof der Kunst-, wie sich Sombart seltsamerweise ausdrllcktc). In Sombarts Vortrag klang leise eine Antipathie gegen die Bestrebungen, die Kunst den Massen zu vermitteln, durch. Seine Kollegen von der Kunstgeschichte — Muther u. a. — dürften ver mutlich andrer Meinung sein. Und es ist ganz begreiflich, wenn der Buchhandel — berufen, den Bedürfnissen entgegcn- zukommen, ja sie zu wecken. — das unleugbar vorhandene Interesse der breiten Massen für die bildende Kunst ansnutzt. Wie in meinem jüngsten Brief — vom Dezember lg04 — habe ich auch heute die Freude, von einer neuen Wiener Kunstzeitschrift berichten zu können. Damals erwähnte ich die Gründung der »Hohen Warte-, die sich die Pflege der künstlerischen Bildung in Bezug auf Bauten, öffentliche Plätze. Denkmäler usw. zur Aufgabe gemacht hat. Nun trat kürzlich eine neue Kunstzeitschrift betitelt -Die Kunstwelt« mit großem Programm ins Leben. Von der Kunstwelt, die vr. Lud. W. Abels, ein hier bekannter Kunstschriftsteller, redigiert, gelangen jährlich 10 Hefte und 2 Sonderhefte, sämtlich in Quartformat auf gut satiniertem Papier zur Versendung. Selbst die wohlfeile Ausgabe, neben der noch eine Künstlerausgabe erscheint, soll jedesmal 8 Beilagen sin Dreifarbendruck. Holzschnitt. Lithographie. Lichtdruck) ent halten. Wer die erschienenen Hefte 1 und 2 aufmerksam durchsteht. wird der geschmackvollen Ausstattung seine An erkennung zollen müssen. Die Kuustbeilagen nach Klischees von Wiener Firmen — Angerer L Göschl, Jaffs. Löwy — sind sehr gut ausgefallen und vermitteln zum Teil die Kenntnis von Kunstwerken aus Privatsammlungen, so daß ihnen der Reiz der Neuheit zukommt. Die Heimatkunst steht auch bei diesem Unternehmen begreiflicherweise in erster Linie; so sind eigene Artikel den Malern Burger. Petten- kofen und der Plastikausstellung der Wiener Sezession ge widmet; darüber sollen jedoch die sonstigen, wichtigen Er eignisse des Kunstlebens nicht vernachlässigt werden. Ein Artikel »Zur Geschichte der Gemäldepreise» ist für Buch händler lehrreich und rückt von neuem die ungeheure Wertsteigcrung alter Gemälde vor Augen. Die »Kunst welt- hat. wie aus einer Notiz in den Tagesblättern hervor geht. ihre Gönner und Förderer in hohen und höchsten Kreisen; diese ermöglichten die Gründung der groß angelegten Zeitschrift — vielleicht findet sich auch für die wohlfeile Ausgabe die nötige Anzahl von Abnehmern, aus die das Blatt neben den kapitalkräftigen Mäzenen reflektiert. Aber auch meine andere Mappe füllt sich — jene mit den »letzten« Nummern. Der Ausdruck erinnert mich stets an den trefflichen rheinischen Buchhändler, der. als ich ihn vor langen Jahren kennen lernte, sein bedeutendes Geschäft mit Eifer und Temperament leitete. Er stellte in jeder Beziehung seinen Mann, war kein bloßer Händler, sondern ein Schätzer der Literatur, fanatischer Wagnerianer und von besten Umgangsformen. Aber eine Marotlc hatte er — das nicht zu unterdrückende Bedürfnis, die Sprachschnitzer seiner verehrten Kunden zu korrigieren. So verfehlte er nicht, wenn jemand von ihm die letzte Nummer der Gartenlaube verlangte, zu bemerken: Die ist noch gar nicht erschienen — und führte dann dem Verblüfften gründlich zu Gemüte: die letzte Nummer der Gartenlaube wird hoffentlich noch lange, lange nicht erscheinen; Sie meinen wohl die jüngste Nummer. Dis Nummer, die ich in der Hand habe, ist nun tatsäch lich eine letzte. Nummer 24 des ersten Jahrgangs vom Witzblatt -Der liebe Augustin-. Also nach einjährigem — lustigen? — Leben sanft verschieden. Der mißglückte Versuch, ein Wiener Mittelding zwischen Jugend und Simplicissimus zu schaffen, von der Jugend das Format, vom Simplicissimus den polemischen Witz. Schwarze und kolorierte Bilder von Wiener und auswärtigen Zeichnern und Karikaturisten. Der erste Redakteur, ein früherer Theater direktor. hoffte, für den »Augustin« Mitarbeiter aus allen Lagern zu gewinnen. Er vergaß, daß er dabei mit diesen von rechts und jenen von links zu rechnen hatte. Seine Redaktion war von kurzer Dauer, und nachdem er unter lebhaften Aus einandersetzungen geschieden war. hatte das k. k. Bezirks gericht zu erkennen, ob es dem Eigentümer eines Blattes gestattet sei, des ausgeschiedenen Redakteurs Pult, in dem sich Manuskripte für die Zeitung befinden sollen, gewaltsam öffnen zu lassen. Der zweite Schriftleiter war ein erfolg reicher Mitarbeiter des Simplicissimus. Er brachte die Note des »Grotesken» und wußte Schauer und Entsetzen zu ver breiten. Aber auch diese ganz moderne Art zog die Abon nenten nicht herbei. So hat denn der »Augustin- aus gesungen; doch ist der in einer andern Industrie weit glück lichere Begründer durch günstige Vermögensverhältnisse davor geschützt, das alte Lied anstimmen zu müssen: »Ach du lieber Augustin, alles ist hin!» Die Tagesblätter kommen zu Jahren. Sie altern und wir mit ihnen. Nur. daß sie, die ja mit jedem Tag sich erneuern und verjüngen, auf ihre Jahre und Jahrgänge stolz sind und sich ihrer freuen. Die »Österreichische Volks zeitung-. ein sehr verbreitetes Blatt freisinniger Richtung, hat am ersten April den fünfzigsten Geburtstag gefeiert und aus diesem Anlaß die übliche Jubiläumsnummer mit b43'
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