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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1924
- Strukturtyp
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- 1924-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1924
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- Deutsch
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205, 1. September 1924. Redaktioneller Teil. Wenn ich bei dem größer gewordenen Umfang an die anfangs beabsichtigte Sparsamkeit mahne, so dürfen Sie's doch nicht übel nehmen und denken, ich falle in Geiz; ich sehe in dem Verfasser den Vater des Hauses, der deu Gedanken des Hauses und Baues trägt und ihn hinausftthrt, der Verleger ist so eine Art waltende Haus frau. die auch auf das Kleine sehen muß, einteilt und Haushalt; wenn sich auch verschiedene Gesichtspunkte geltend machen, so sind beide doch einträchtig. Wenn Sie gegen das Bild Böhmes sind, so lasse ich es natürlich weg, ich darf aber zu dessen Ehre sagen, daß es den »200 deutschen Männern« entnommen ist, dem Bildniswerk von Gg. Wigand in Leipzig, einer Sammlung von Bildnissen, die anerkannt alle nach den besten vorhandenen Bildern treu und charakteristisch abgezeichnet sind. Sie haben als solche Geltung, und noch nie habe ich den Vor wurf vernommen, sie seien erfunden. Die hohe Stirn kommt davon, daß das Haupt vorn kahl geworden; daß sie vordem nieder gewesen, ist in der Zeichnung angedeutet: der ganze Kopf ist viel zu charakte ristisch, als daß er Komposition sein könnte. Was das Bildnis im »Weg zu Christo« betrifft, so würde jeder Künstler, der danach B.'s Kopf zeichnen soll, sagen, er könne nicht; die Nase mit dem gleich breiten Strich von oben bis unten kann solche Breite gar nicht gehabt haben, und ebenso unmodelliert ist der untere Teil des Gesichts, kein Künstler, nur ein Dilettant kann es gemacht haben, und was man daran bessert, um der allgemeinen Naturrichtigkeit gerecht zu werden, kann die persönliche Ähnlichkeit nicht treffen, sondern nur erfinden. Ohne viel bessere Vorlagen ist kein richtiges Bild möglich, vielleicht gibt es bessere, denn Wigand hat jedenfalls audere gehabt und nicht aus eigenen Meinungen kom poniert. Mit dem Nmsang will ich durchaus über das Einzelne nicht rechten, aber man muß doch den praktischen Gesichtspunkten, wozu auch der Absatz gehört, Rechnung tragen. Ein Auszug bedingt not wendig auch die Weglassung von Wertvollem, er soll nicht zu groß sein, und wenn die äußeren Verhältnisse zu sehr zurücktreten müssen, so kann das Bessere auch der Feind des Guten werden! — 1000 Auf lage von Band I ist für den Absatz viel zu viel, allein ich brauche so viele Exemplare, um zur Bekanntwerdung der großen Zahl der Buch handlungen je 1—2 Ex. senden zu können. Nachdem der Satz ge macht ist, ist der Mehraufwand für Papier nicht mehr erheblich. Ich will mit dem Umfang von Baader nicht engherzig sein, sondern habe allen Grund, Ihrer besseren Einsicht zu vertrauen, weil ich aber den Verleger für eine Art Volksstimme halte, die er aus zusammenfallenöem Interesse seiner selbst und der Leser über die Aufnahme seiner Verlagsbücher vorausempfindcn soll und sich darnach gegen den Autor aussprcchen, so tue ich das letztere un mittelbar. Daß ich dabei nicht immer recht habe, habe ich schon öfter- erfahren, dennoch ist es besser, ich spreche mich über Bedenken gegen Sie aus, als ich befrage mich erst bei anderen, denn in Sachen der Theosophie würde ich in meiner Umgebung schwerlich ganz einsich tige Urteile empfangen. Nun bin ich ganz einverstanden, daß an dem schon Gesetzten keine Streichungen mehr vorgenommen werden und empfehle Ihrer Rücksicht nur den Wunsch, daß für Baaders christliche Philosophie der Nahmen enger sein möge als für seine Theofophie, das von den zeitlichen Umständen Beeinflußte möglich kurz, auch wenn es dem Bleibenden zur Fassung dient, wie Sie das ja überhaupt allein im Auge haben. Mit diesen Zeilen komme ich mit einer Bitte. Die anliegende Anzeige iibcr Fr. Baader habe ich an den Buchhandel geschickt, allein auch unter Zugutehaltung dieses Zwecks ist sie mir doch ungenügend, sie drückt den Gehalt Baaders und den universalen Blick der Theo sophie nicht einfach genug aus und wird dadurch phrasig. Wollen Sie nun nicht so freundlich sein, mir eine oder zwei kurze schlagende Charakteristiken B.'S, seiner Kraft, Eigenschaften und seines Nutzens für unsere und alle Zeit geben, die ich für meine Anzeigen dann verwenden kann? Das Leben St. Martins ist sehr warm und anziehend geschrie ben. Die Schlußstelle ans Varnhagen ist zwar bezeichnend und gut, doch gönne ich dem unzuverlässigen Windbeutel die Ehre nicht, St. Martin gleichsam seinen Segen zu geben. »Ein wahrhafter Weiser würde den Menschen Furcht einflößcn, wie ein gespenstischer Geist« — ist eine geistvolle Bemerkung von relativer Wahrheit, dennoch hinkt das Gleichnis stark, und ich zöge vor, mit reinem Genuß zu lesen und nicht Kritik zu brauchev- Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. St. Jahraana Es wäre ganz gut, den im Pantheismus oder in noch weniger gefangenen Logen etwas zu sagen über die Ungenüge ihrer Symbole, aber der Naturreligion entsprechen sic doch, soviel sollte mau also anerkennen, den Mangel an mehr aber klarlegen. » Wenn ich vergleiche gegen vor 40 Jahren, so hatte ich damals für ein ernstes Buch viel mehr Kunden, jetzt haben die Männer vor Geschäft und Blättern keine Zeit mehr, »der armen Seel er^ ganz vergaß«; man kann so gut verstehen, wie das rastlose Jagen und doch die Unsicherheit der Gegenwart die Menschen in diese Ver fassung bringt. Das Wort vom Arbeitslohn halte ich für ganz berechtigt, aber der schuldige Teil, die Leser, haben keinen Gedanken daran und fragen nach des Verfassers und des Verlegers Leistung nicht, ich bin aber ganz bereit, einen bezüglichen Wunsch zu erfüllen, ich muß eben Bücher, die mir etwas einbringen, zusammennehmen mit solchen, bei denen das Gegenteil der Fall ist. Man muß sich in St. Martin immer etwas einleben, um seine seelische Hoheit recht aufnchmen zu können; wenn ich nur so ge schäftlich das Manuskript aufmache und ansehe, so mangelte mir äußere Orientierung, ich meine dann, es sollten dem Leser unserer unruhigen Tage Überschriften und Wegweiser gestellt sein; wenn ich aber mehr Zeit habe und mich versenke, so wüßte ich sachliche Hilfsmittel kaum vorzuschlagen, sondern nur eben Stille des Geistes, eben das, was St. M. erstrebt, damit die innere Stimme vernehmbar werde. Von der freundlichen Erlaubnis, zu streichen, was mir weniger zusagend oder richtig ist, kann ich keinen Gebrauch machen, ich kann zu wenig darin fortlesen, sonst erlahmt mir die Kritik; gerade weil Kritik auch eiu Gegensatz zu dem Gegenstand ist, der oberhalb und in reinerem Luftkreise steht, so will ich nur sagen, daß mir solche Stellen weniger Zusagen, die als kurze Sen tenzen den Sinn unmöglich genau ausprägen können und dadurch leicht den Beigeschmack des Geistreichen bekommen. Da ich em kürzeres Buch für besser halte, so möchte ich lieber unter 24 Bogen bleiben und weglassen, was schwer zu verstehen ist und durch zu große Feinheit dem allgemeinen Hellen Wahrheitsgefühl nicht gleich einleuchtet, sondern ein intellektuelles Nachdenken auferlegt; wir haben ja nicht den Zweck, den literarischen St. Martin allseuig wicderzugeben, sondern den Wahrheitsquell dieser merkwürdig feinen Seele voll göttlicher Empfindung wieder strömen zu lassen, darum sende ich Ihnen das Manuskript wieder mit der Bitte, daß Sie den Umfang beschränken wollen, soweit es angeht, dem Verständnis der Leser in bezug auf Zusammenhang nachhelfen durch Kennzeich nung der Hauptbestandteile des Buches; die Worte in Klammern leisten ja darin für das Einzelne alles, weiter daß Sie'Meinen nach stehenden Eindrücken Rechnung tragen wollen, soweit Sie eine vox populi aus dem künftigen Leserkreise darin finden können. Ich habe länge nicht alles gelesen, bitte daher auch das übrige auf seine Abspiegelung in den einfachen Lesern ansehen und eine etwaige Minderung des zu Gebenden etwa mit diesem Maßstab 'messen zu wollen: Die S e l b st b e k e n n t n i s s e sind vortrefflich, voll der feinsten psychischen Erkenntnis und innerer Erfahrungen. Auch die Einzel- ge danken sind voller Perlen. Allzu feiue Sentenzen sind nicht recht wirksam. Bei den kurzen Sentenzen vermißt der Leser Aufbau und Zielpunkt. »Das verdorbenste Weib ist leichter auf den rechten Weg zurück- zubringen-als der Mann«, — ich meine umgekehrt: ein weiblicher Satan ist unzugänglicher als ein männlicher. — Nr. 44 gibt den richtigen Gedanken vom Verhältnis der Harmonie und Berührung aller Dinge im Reich der Töne, aber ob er musikalisch klar genug ausgedrückt ist, weiß ich Unmusikalischer nicht. Es kommen manche geistreiche Stellen, an denen die einfache Wahrheit stutzt, da, meine ich, sollte die Substanz entscheiden, nicht die Eigenheit des Verfassers. » J^ habe mich schon manchmal gewundert, wie fleißig Sie sind und welch ein Stück Arbeit Sie in der kurzen Zeit sertiggebracht haben. Wenn man innerlich so konzentriert ist, dann fördert auch die äußere Arbeit; beim Lesen der Korrektur vom »übersinnlichen Leben« sind mir diese beiden Seiten besonders entgegengetretcn, und ich freue mich dieser praktischen Anweisung ganz besonderst Seit 40 Jahren weiß ich wohl um diesen Weg und danke ihm vieles, aber im ganzen bin ich doch Stümper geblieben und brauche Zeit und Kraft zu sehr auf für meine mancherlei sonstigen Aufgaben. 148?
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