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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1924
- Strukturtyp
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- 1924-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1924
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- Deutsch
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11398Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Sprechsaal. X: 205, 1. September 1924. Die Werbcstellc hat eine erhebliche Anzahl Vortragender, sei cs durch Vermittlung der Verlage, sei es unmittelbar, vermocht, sich ihrer für die Organisation von Einzelvorträgen oder Vortragsweisen zu bedienen. Bei Gelingen eines Vertrags zwischen Vortragendem und Veranstalter erhebt die Werbestellc eine Gebühr zu Lasten des Ver anstalters. Man wendet sich also an die Werbestclle, die die Veran staltung von Vortragsabenden ja vor allem zur Hebung des Buch- nmsatzes im Interesse von Verlag und Sortiment fördert: die Werbc- stclle stellt die erste Verbindung zwischen Veranstalter und Vortragen dem her — in einigen Fällen auch nicht — dann aber führen die beiden, die zusammenkommen wollen, ihre Verhandlungen allein weiter. Es erhebt sich nun zunächst die Frage: Ist in solchem Fall der schuldig« Trssmt zu entrichten? Aus folgendem Grunde nicht, wie mir scheint: Tic Werbestellc hat uns leider die oft so lästige Ar beit des Vcrhandclns nicht ersparen können, und die erste Annähe rung an den Vortragenden hätten wir auch selbst vollziehen können. Freilich beabsichtigt die Werbestclle die vollständige Führung der Ver handlungen. Aber der Vortragende wünscht doch, sich dem Vermittler zu entziehen und die letzten Schritte allein zu tun. — Das ist der erste Punkt, an dem die Notwendigkeit einer Vermittlung durch das Vortragsamt der Werbestclle nicht einleuchtet. Der zweite ist der: Die Wunsche der Veranstalter werden noch nicht von der Werbestclle befriedigt, insofern eine sehr stattliche Reihe sehr angesehener und bedeutender Autoren die Vermittlung der WerHestelle nicht begehrt. Mit anderen Worten: Tie Werbestclle (Vortragsamt) muß ent weder verschwinden oder das zentrale Vortragsamt werden. Damit ginge sie zwar über das immerhin begrenzte Ziel, das sie sich gesteckt hat, hinaus, nur der Buchwerbung und dem Vorträge veranstaltenden Verlag und Sortiment zu dienen, denn damit würde sie auch den überall bestehenden literarischen Bereinigungen dienen. Aber bas wurde nichts schaden. Im Gegenteil: widmet sich die Werbestelle dieser Aufgabe und gelingt es ihr, sie zu ergreifen, dann wird sie dem An sehen des deutschen Buchhandels außerordentlich dienen. Ein Drittes möge noch erwähnt werden: Ein« Vcrlegergruppe hat bei einem Vortragenden etwas Inhaltliches seiner Vorträge oder einen seiner Vorträge bemängelt. Das Vortragsamt würde diesem Vortragenden nicht länger dienen, wenn er in seinen Vorträge» weiter hin Äußerungen tun würde, die dem Geschäft dieser Vcrlegergruppe Ab bruch tun könnten. Der Vortragende ist ein sehr bekannter Künstler, der bei der Entwicklung seiner Ansichten gewiß nicht daran denkt, jemanden zu schädigen, der aber leinen Grund hat, geschäftlichen Inter essen zuliebe feine Theorie zu ändern. Diese Tatsache zeigt in aller Deutlichkeit die Begrenztheit des Vortragsamts, feine Abhängigkeit sogar von geschäftlichen Mächten. Sie zeigt auch von einer anderen Seite, daß die Werbestclle es anstreben muß, die Zentralisation des gesamten Vortragstvesens in voller Unabhängigkeit von irgendwelchen einflußreichen Mächten in ihre Hand zu bekommen, oder — daß sie lieber verschwinden sollt«. Es wäre wünschenswert, daß diese Zeilen auch andere bestimm ten, sich zum Thema zu äußer». Aachen. vr. Oskar Jancke. -i- Zu den vorstehenden Ausführungen, die dankenswerterweise strit tige Fragen berühren, an deren befriedigender Lösung das Vortrags- amt des Börsenvereins gegenwärtig arbeitet, erlaubt sich die Werve- stelle folgendes zu bemerken: Alle Autoren und Vortragenden von Bedeutung der Werbestelle anzuschließen, ist und bleibt natürlich das erstrebenswerte Ziel. Nach drei Monaten Tätigkeit des Vortragscynts haben sich bei ihm 17 0 Redner gemeldet und werden von ihm betreut. Darunter befindet sich eine sehr erhebliche Zahl bekanntester Persönlichkeiten: Dichter, Musiker, Gelehrte, Rezitatoren usw. Einen Zwang auf die noch Außen stehenden auszuüben, ist begreiflicherweise unmöglich, allein man darf darauf vertrauen, daß die übrigen nicht allzu vielen, an denen dem Buchhandel gelegen ist, sich anschließen werden, sobald sie an den Er folgen der anderen den Nutzen unserer Vermittlung erkennen wer den. Zurzeit ist jedenfalls ein bedeutendes Überangebot an Vor tragenden festzustellen, dem seitens der veranstaltenden Sortimenter firmen eine nicht allzu starke Nachfrage infolge der wirtschaftlichen Verhältnisse gcgenübersteht. Erwähnt sei ferner, daß einzelne vielbe gehrte Autoren von ihrem eigenen Bureau, durch ihre eigens dazu angestcllte Privatsckretärin alle Vortragsangelegenheiten erledigen lassen, also von vornherein auf jede fremde Vermittlung verzichten. Und nun die sogenannte Gebühr, der »schuldige Tribut« an die Werbestelle. Es sind ganze fünf Rentenmark, die das Vvrtragsamt als teilweisen Unkostenersatz (nicht eine gewerbsmäßige Vermittlungs gebühr, die unter Umständen konzessionspflichtig wäre) für jeden ver mittelten und zustandegekommenen Vortrag erhebt. Sicherlich eine äußerst geringe Forderung, wenn man bedenkt, daß auf einen Vor trag, der tatsächlich gehalten wird, eine kaum abzuschähende Zahl von Werbebriefen kommt, die nicht zu einem Abschluß führen. Jeden falls ist der Beitrag so gering bemessen, daß er bestenfalls nur einen Bruchteil der Kosten decken wird, die das Vortragsamt dem Börscn- verein verursacht. Der Werbestelle ist bekannt, daß andere Vor- tragsvermittlungsstellen und Konzertdirektionen das Mehrfache des Betrags für ihre Mitwirkung berechnen. Selbstverständlich wird der kleine Beitrag aber auch nur dann erhoben, wenn die Werbestelle das Zustandekommen des Vortrags herbeigesührt hat. Sie ist in jedem Falle gern bereit, beiden Kontrahenten die Arbeit des Verhandelns abzunehmen. Nur auf ausdrücklichen Wunsch, der von Vortragenden öfter, von Veranstaltern seltener geäußert wird, tritt sie im letzten Stadium- der Verhandlungen zurück. Da spielen Im ponderabilien mit, die für den einen oder den anderen Unbequemlich keiten nach sich ziehen mögen, aber beachtet werden müssen, will man das Zustandekommen des Vortrags nicht gefährden. Es sind haupt sächlich die Fragen nach Honorar und Unterkunft, über die einige Autoren lieber unmittelbar sich zu verständigen wünschen. Allein angesichts der Gesamtzahl der Vortragenden sind das Ausnahmen, und die Notwendigkeit einer zentralen Vermittlungsorganisation wird dadurch schwerlich in Frage gestellt. Die Erwünschtheit der Erfassung aller Vortragenden von Be deutung wurde schon betont. Der Herr Einsender geht aber weiter und läßt dem Vortragsamt nur die Wahl, entweder das zentrale Vortragsamt (das einzige in Deutschland also) zu werden, oder ganz zu verschwinden. Im ersten Fall würde es auch die Speisung der literarischen Gesellschaften usw. zu übernehmen haben. Hierauf ist u. a. zu erwidern, daß eine so weitgehende Zentrali sierung durchaus unerwünschte Kollisionen mit zahlreichen alten und bewährten Vortragsvcrmittlungsstellen zur Folge haben müßte. Schon jetzt wird — wenn auch durchaus zu Unrecht — die »Konkurrenz« der Werbestelle gelegentlich unliebsam empfunden. Man hat ihr bereits (z. B. in Sachen der Lichtbilövorträge) den Vorwurf gemacht, sie breche in fremde Reservate ein. Dergleichen sachlich unbegründete Vorhaltungen lassen die Werbestelle freilich kalt: sie wird sich stets nach den Wünschen des Buchhandels richten und nicht von Dritten sich vorschreiben lassen, welche Gebiete sie pflegen darf. Allein die Symptome beweisen, daß eine vollkommene Zentralisierung jeder Vortragsvermittlung auf den erbitterten Widerstand bedeutender Ver bände stoßen würde. Sie wäre aber auch gar nicht das zu erstrebende Ziel, denn die Vielgestaltigkeit Deutschlands, die tiefgreifenden Unter schiede im Volkscharakter und geistigen Habitus in Nord und Süd, Ost und West lassen die Dezentralisierung der Vermittlung als durch aus erwünscht, ja notwendig erscheinen. Man hat in den letzten Jahren in Deutschland allzu viel zentralisiert, hat geglaubt, über geschichtlich gewachsene, wirtschaftlich und geographisch bedingte Unterschiede sich hinwegsetzen zu dürfen, — sehr zum Schaden der Zentralisierten und Negierten. Möge der Buchhandel sich davor hüten, den Fußstapfen zu folgen, die in die Irre führten und die auszulöschen heutzutage sogar einzelne maßgebende Regierungsstellen gern bereit sind! Die Werbestelle verfolgt auftragsgemäß ein ganz anderes Ziel als rasche Aufblähung ihrer Arbeitsgebiete. Sic strebt Festigung und Verbreitung an, Einfügung in das Bestehende, soweit es kultur fördernd ist. Sie will ihren Platz in der Arbeitsgemeinschaft aus füllen, an der alle beteiligt sind, die unserm Volke gehaltvolles geistiges Brot darreichen. Das Vortragsamt hat Anschluß an literarische Gesellschaften, Volksbilöungsvereine und Vortragsvermittlungsstellen und pflegt diese Beziehungen mit besonderer Sorgfalt, gilt es doch lm Interesse aller Beteiligten, der Vortragenden wie der Veranstalter, in gemeinsamer Arbeit lange Reihen von anschließenden Vorträgen zusammenzustellen, um hohe unwirtschaftliche Kosten zu verringern. In dieser Arbeitsgemeinschaft sollten freilich Begriffe wie Konkurrenz und Einbruch in fremde Gebiete ausgeschaltet bleiben: der Acker, der zu bestellen ist, hat riesigen Umfang, willkommen sollte jeder sein, der unserm Volke geistige Dinge öarzubieten ehrlich bemüht ist. Aufbau, gewiß — um die Frage des Herrn Einsenders zu beant worten, — kein Abbau, der eine vom Buchhandel längst gefühlte Lücke hinterlassen müßte, vor allem aber — Vertiefung des Er reichten.
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