Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1880
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18800623
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188006231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18800623
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-23
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
143, 23. Juni. Nichtamtlicher Theil. L58Ä — Vielleicht ist dies dieselbe Stimme, welche sich andernorts für — die Abschaffung der Ladenpreise und bloßen Ansatz von Netto preisen, wonach Jeder beliebig verkaufen möge, erhebt. Auch dies schon im Jahre 1795! Noch anderer guter Wünsche sind nicht wenige. Sie alle aber kämpfen mit der Gleichgültigkeit, welche man ein Kennzeichen des Buchhandels nennt, und vor allem mit dem „Geiste des feilen Eigen nutzes", der die Machthaber unter den Standesgenossen beherrscht. An diesen beiden Klippen sind auch alle bisherigen Reformversuche gescheitert. So der sog. Hanauer Bücher-llmschlag (Büchermesse), welcher unter dem Protectorate des Prinzen von Cassel und leb hafter Betheiligung einiger Frankfurter Buchhändler, namentlich des „stolzen" Varrentrapp im Jahre 1775 ins Leben trat. In ein kurzes Dasein allerdings, denn schon im folgenden Jahre endete dieser Versuch, den „seit 20 Jahren beinahe gänzlich in Verfall ge ratenen Buchhandel wieder in gewisses Ansehen und Ordnung zu bringen". War er doch auch im ersten Jahre praktisch nur von 6 Buchhändlern aus Frankfurt a/Main und anderen Orten unter stützt worden. Auch die Selbsthilfe der Autoren schloß regelmäßig mit Miß erfolg. So die Unternehmungen der Gelehrtenbuchhandlung in Dessau, der „Union der XXII" u. a. m. Wieland wußte davon mancherlei zu erzählen. In allen Kreisen erkannte man lebhaft, daß einen auf tüchtigen Grundlagen fußenden Buchhandel keine noch so gut veranlagte und geartetete Einrichtung zu ersetzen vermöge. Darum durfte auch Friedrich Perthes für seine 1816 namenlos er schienene Schrift den Titel wählen: „Der deutsche Buchhandel als Bedingung des Daseyns einer nationalen Literatur." Zieht man die Summe aus vorstehender Betrachtung zu einem gewissen „Merke" zusammen, so ergibt sich zwar zunächst die Er kenntnis daß gar manches „schon dagewesen" sei; daneben deutet aber ebendieselbe Beobachtung aus die Mittel und Wege hin, welche der deutsche Buchhandel bei einer Reform zu wählen hat. Darüber sich näher zu verbreiten, liegt nicht in der Aufgabe des Schreibers. Deutlicher als alle persönliche Klugheit belehrt die neuere Geschichte des Buchhandels. Hier, wie auf allen Gebieten des Handels und Gewerbes hat das rücksichtslose Auftreten des Individualismus seine zersetzende Kraft bewährt, folgerichtig auch eine Reaction her- vorgerusen. Die gemeine Lebensweisheit behauptet, daß man nicht wohl thue, etwas Gutes wegzuwersen, bevor man ein Besseres dafür wiedergewonnen habe. So wird sich auch der deutsche Buchhandel besinnen müssen, ob er für seine ehrenvolle Stellung als Körperschaft, welche er inmitten des literarischen und geschäftlichen Lebens noch immer behauptet, eine lockereVerbindung — ähnlich dersranzösischen und englischen — eintauschen will, in welcher sich die Gewalt Weniger bald geltend machen, der Schwächere zum Handlanger des Stärkeren herabsinken wird. Erfreuliche Genesung wird allerdings dem buch händlerischen Organismus nur die Ausscheidung der zerstörenden Elemente bringen, die sich Parasiten gleich an ihn drängen; so liegt auch in der strafferen Zusammenfassung, nicht in der Lockerung der Organisation das Heil des Ganzen. Der Gewalt des „Machen lassen" und „Gehen-lassen" wird natürlich hier wie überhaupt in unserem öffentlichen Leben durch die von bedauerlicher Schwächlich keit zeugenden Redensarten „es hilft doch alles nichts" oder „es wird doch nicht anders" Vorschub geleistet; hier wie dort werden Stimmen laut, deren „liberale" Grundsätze sich mit der 48 er Losung der Massen „alles muß verrungenirt werden" nahezu decken. Weder die eine noch die andere Erscheinung ist irgendwie auffällig zu nennen. Aber es ist immer empfehlenswerth, dem derben Worte des trefflichen Jhering nachzudenken: wenn die Wölfe nach möglich größter Freiheit heulen, so entspricht das ihrer räuberischen Natur, wenn aber auch die Schafe in dies Geheul einstimmen, so beweisen sie dadurch doch nur, daß sie — Schafe sind. Ausruf zu einem Gutzkow-Denkmal. Unter den in den letzten Jahren gestorbenen Schriftstellern ist keiner, der so hervorragende und tief eingreifende Wirkung auf die deutsche Literatur ausgeübt hat, wie Karl Gutzkow. Als geistiger Führer des Jungen Deutschland bahnte er für die Literatur eine neue Richtung an, welche mit den letzten Nachklängen der romantischen Schule brach und dem realen Geiste zu seiner Geltung vcrhalf- In seinen Kritiken wehte der Geist einer philosophisch durchbildeten Weltanschauung, dem nur das Höchste genügt, und seine Schöpfungen ans dem Gebiete des Dramas sind zum Theil bereits Geisteseigenthum aller Gebildeten geworden und werden ihre hohe Bedeutung behalten, so lange wir überhaupt ein deutsches Drama haben. Aus dem Gebiete des Romans hat er gleich falls durch den Roman das Nebeneinander und dnrch die meisterhafte Darstellung ganzer Culturepochen und einzelner Geistesströmungen eine neue Bahn eingeschlagen und für lange Zeit aus dieses Gebiet der Literatur bestimmend eingewirkt. Karl Gutzkow gehört unbestritten zu den Säulen und Zierden der deutschen Literatur, er hat sich in seinen Werken selbst ein unver gängliches Denkmal gesetzt und durfte dreist das Horazische Wort: „Uxo^i ruouumoutum asrs xorsnuius" aus sich anwenden, allein sür die Nach welt würde es als ein Zeichen der Undankbarkeit erscheinen, wenn sie die Verdienste des Todlen nicht in einem Allen sichtbaren Monumente zur Anerkennung brächte. Für Diejenigen, welche Gutzkow's Werke kennen, bedars es eines solchen Zeichens nicht, allein sür die Tausende, die nur seinen Namen kennen, und für die Heranwachsenden Geschlechter soll es ein Hinweis sein, daß Deutschland nicht allein große Dichter be sitzt, sondern daß es deren Andenken auch ehrt. In einer Zeit, in der allerorten Denkmale errichtet werden, geziemt es sich, der Dichter nicht zu vergessen, die das Schwert des Geistes sieg reich schwangen und deren Triumphe dem ganzen Volke dauernd zum Segen und Ruhme gereichen. Die Unterzeichneten sind gern bereit, Beiträge zu einem Gutzkow- Denkmale entgegenzunehmen, und werden seiner Zeit über den Empsang Rechnung ablegen. Justizrath vr. Karl Braun-Leipzig. Theaterintendant Emil Claar- Frankfurt a/M- Verlagsbuchhändler H. Costenoble-Jena. Hof- burgtheaterdirector Franz Freiherr von Dingelstedt-Wien. vr. Rud. Döhn-Dresden. vr. Ernst Eckstein-Leipzig. Theaterdirector vr. Aug. Förster-Leipzig. Vr. Karl Frenzei Berlin, vr.Friedrich Friedrich- Leipzig. Professor vr. Richard Gosche-Halle. Geh. Hosrath vr. Rudolf von Gottschall-Leipzig. Hosschauspieldirector Friedrich Haase- Berlin. vr. Franz Hirsch-Leipzig. Generalintendant Botho von Hülsen-Berlin. Verlagsbuchhändler Otto Janke-Berlin, vr. Alex. Jung-Königsberg i/Pr. vr.HermannKletke-Berlin. vr. Heinrich Laube-Wien. Professor vr. Moritz Lazarus-Berlin, vr. Arthur Levysohn-Verliu. Generalintendant August Freiherr von Loön- Weimar. Professor vr. Karl Menzel-Bonn. vr. Johannes Rord- mann-Wien. vr. Hermann Presber-Franksurt a/M. Johannes Proelß-Leipzig. Generalintendant Gustav zu Putlitz-Karlsruhe. Emil Rittershaus-Barmen, vr. Hermann von Schmid-Miinchen. Richard Schmidt-Cabanis-Berlin. Verlagsbuchhändler S. Schott in end er-Breslau. vr. Levin Schücking-Sassenberg i. Westphalen. vr. Hermann Schulze-Delitzsch-Potsdam. Rechtsanwalt Albert Träger-Nordhausen. Hostheaterintendant vr. Feodor von Wehl- Stuttgart. Oberlandesgerichtsrath Ernst Wichert-Königsberg i/Pr. Perionalnachrichtc». Am 1. Juli d. I. begeht Herr G. I. Manz in Regensburg die Wiederkehr des Tages, an dem er vor fünfzig Jahren sein Ge schäft, damals in Landshut, gründete.— In ungeschwächter Rüstig keit, gegenwärtig 73 Jahre alt, feiert er dieses seltene Fest im zahl reichen Familienkreise. — Er blickt zurück auf eine Thätigkeit, die geradezu beispiellos genannt werden kann, lieber 600Y Verlags artikel sind von ihm, mit dem ihm eigenen Bienenfleiße, in seiner Buchhandlung ins Leben gerufen worden. Seit 47 Jahren besucht er ohne Unterbrechung die Leipziger Messe, und ist er dadurch in weitesten Kreisen eine liebe Erscheinung geworden, die durch ihr herzgewinnendes, freundliches Wesen dauernd fesselt. — Wir wollen im voraus seine vielen Freunde auf diesen Ehrentag aufmerksam machen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder