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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1905
- Strukturtyp
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- 1905-02-20
- Erscheinungsdatum
- 20.02.1905
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- Deutsch
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17-4 Nichtamtlicher Teil. 42, 20. Februar 1905. Libliotsoa uariouals Vittorio Lruauusl« in Rom hinzuweisen, die vor einigen Jahren eine ungeheure Anzahl von Dubletten in öffentlicher Auktion verkauft hat und Kataloge in alle Weltgegenden hinausschickte. Dasselbe gilt für die Bibliotheken von Mailand, Bologna, Brescia u. a., die dasselbe getan haben, und um den ungeheuerlichen Widerspruch mit dem Gesetz selbst hervorzuheben, erlaube ich mir zu bemerken, daß die Bibliothek von Perugia unlängst mit Zustimmung der Regierung, unter dem neuen Gesetz und den geltenden Aus- führungsbestimmungen, einem Florentiner Buchhändler eine Kostbarkeit ersten Ranges, nämlich die erste Ausgabe des Briefes von Columbus verkauft hat, welches Prachtstück nach Brasilien gegangen ist. Wenn also Italien das Bedürfnis empfindet, seine Jnkunabeln-Sammlungen zu vervollständigen, so müßte es das Beispiel Frankreichs nachahmen und einen Katalog aller Inkunabeln aus dem fünfzehnten Jahrhundert, die in den Bibliotheken des Reichs vorhanden sind, zusammenstellen und drucken lassen; damit würde es der Bibliographie, an der viele Lernende und Gelehrte rüstig arbeiten, einen großen Dienst erweisen, und würde die Buchhändler instand setzen, der Regierung mit Aussicht auf Erfolg diejenigen Inkunabeln anzubieten, die noch nicht in ihrem Besitz sein sollten. Aber ganz und gar unverständlich ist auch die geringste Verhinderung, Erschwerung und Einschränkung der dem ersten Jahrhundert der Buchdruckerkunst folgenden Erscheinungen, wovon stets sowohl in öffentlichen und in Privatbibliotheken als auch im Handel zahlreiche Exemplare zur Verfügung aller und fast alle zu einem für jedermann zugänglichen Preise vorhanden sind, ausgenommen umfangreiche und kost spielige Sammlungen, die den öffentlichen Bibliotheken Vor behalten bleiben. Im Gegenteil, in Anbetracht aller verschiedensten Arten dieser Bücher und in Anbetracht ihrer fast immer übergroßen Menge von Exemplaren ist es die Pflicht einer aufgeklärten und umsichtigen Regierung, in jeder Weise deren umfassende Verbreitung nach dem Aus lande zu fördern, nach den Worten des Evangeliums: -Its st Soests omnss zsutssr. An die Stelle der Predigten der alten Apostel an die Völker trat der Buchdruck, der das mächtigste Mittel zur Ausbreitung von Wahrheit und Aufklärung ist. Auf diese Weise verschafft man vielfache und namhafte Vorteile nicht nur der Nation als solcher, sondern auch den einzelnen Bürgern, den Verfassern, den Verlegern und den Buchhändlern. Falls ihr einige eurer ältesten ersten Drucke bewahren wollt, würde Gioberti den jetzigen Männern der Regierung Italiens zurufen, so erlaubt mindestens, daß die Erzeugnisse eurer Schriftsteller und Gelehrten frei und weit wie das Licht der Welt in der ganzen Welt, wo die italie nische Kultur noch wertgeschätzt wird, sich ausbreitsn. Die Wissenschaft kennt keine Grenzpfähle, und ihr mit euren mißverstandenen Einschränkungen verletzt die Pflicht der Reziprozität gegen die zivilisierten Nationen und vor nehmlich gegen diejenige Nation (Deutschland), der wir un bestritten die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Typen verdanken, und die also an wirklichen und eigentlichen Inkunabeln (145S—1469) am reichsten ist. Alle diese Nationen haben nicht daran gedacht, den Export selbst ihrer kostbarsten Seltenheiten nach Italien oder nach einem andern Staate einzuschränken. Nun aber tut es Italien mehr als jeder andern Nation not, ähnliche gute und reichliche Früchte ihrer rührigen und schönen Intelligenz zu exportieren, da hier die Klasse der Schriftsteller, der Künstler, der Gelehrten, kurz derjenigen, die die Druckpresse am meisten in Tätigkeit setzen, viel zahl reicher ist als sonst irgendwo. Es ist auch bekannt, daß die Lebenshaltung sowohl dieser wohlverdienten Klasse als auch deren Unterstützer, der Verleger, Drucker und Buchhändler, dürftig ist und sich immer mehr verschlechtert. Es ist daher dringend not, daß die Verbreitung ihrer Er zeugnisse nicht nur in keiner Weise gehindert, sondern daß sie auf jede mögliche Art erleichtert werde. Der Handel, zumal der Export, sei es auch von Kunst- und Altertumsgegen ständen, bildet den Reichtum des Staats, und der Export von Büchern ist die Hilfsquelle für viele Buchhändler und Vermittler, die jetzt ihre Existenz durch beklagenswerte will kürliche Einschränkungen bedroht sehen. Der Handel lebt vom freien Tausch und von dessen leichtester Handhabung. Der Buchhandel nach dem Ausland wird, wenn nicht unmöglich, so doch sicher einer der schwierigsten von allen sein, wenn es der Regierung belieben wird, an dem neu gegebenen System, das als Obstruktionismus der Bücher bezeichnet werden kann, sestzuhalten. In diesem Falle muß sie vorerst die armen Zollbeamten zu ebenso vielen Professoren der Paläographie, Bibliographie und Bibliophilie machen, während es doch nicht wenige, selbst hervorragende Bibliothekare gibt, die eine Inkunabel weder registrieren noch genau bezeichnen können, namentlich wenn sie mit keinem Datum versehen ist, oder die sie von reproduzierten, nachgeahmten Exemplaren unterscheiden können. In meinem Artikel -Die fiskalischen Erschwerungen in Italien bei Ausfuhr und Einfuhr alter Bücher«, erschienen in meiner »Libliokilia«, V. Jahrgang, Seite 205—211'), der fast von allen bedeutenderen Zeitungen des Auslandes abgedruckt worden ist, habe ich mit konkreten und beredten Tatsachen die unglaubliche Gleichgültigkeit gewisser Biblio theken des Reichs nachgewiesen, mit Tatsachen, die ich bereit bin, mit entsprechenden Urkunden zu belegen, um noch nach drücklicher die unerklärliche Apathie der meisten unsrer Bibliothekare zu erhärten. Es kann nicht zugegeben werden, daß allein Geldmangel daran die Schuld trage, da mir be kannt ist, daß unter besondern Umständen bei gutem Willen auch die nötigen Mittel für Ausnahme-Erwerbungen ge funden werden können. Ich will von geringfügigeren Erwerbungen sprechen und führe als Beweis nur folgendes an: Seit ungefähr zwanzig Jahren gebe ich Kataloge heraus, die (ich darf es ohne Ruhmredigkeit sagen) in der ganzen Welt aus verschiedenen Gründen geschätzt werden, und die von den größern Bibliotheken des Aus lands als eisernes Handwerkszeug zusammen mit andern wichtigen Bibliographien aufbewahrt werden. Diese verlangen von mir, nachdem sie ein neues Verzeichnis erhalten haben, voll Interesse die Fortsetzungen und im Fall des Verlustes eines frühem Katalogs Ersatz desselben, um die Sammlung vollständig zu haben. Ich spreche nicht von den Erwer bungen, die sie machen, denn mancher könnte vielleicht sagen, daß meine Preise zu hoch seien, ich spreche nur von den Katalogen. In Anbetracht des Umstandes, daß nach so vielen Jahren regelmäßiger Zusendung der größere Teil der italienischen Bibliotheken bei mir nicht ein einziges Buch, nicht einmal für wenige Lire bestellt hat, bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß meine Kata loge bei ihnen nicht die verdiente Beachtung finden, und ich habe daher seit einigen Jahren die Zusendung an sie unterlassen. Obwohl nun sämtliche Zeitschriften und die italienische Bibliographie sie regelmäßig alle aufführten, hat keine einzige italienische Bibliothek bislang einen Katalog von mir verlangt! Meine Berussgenossen bestätigen mir ihrerseits sämtlich die gleiche Erfahrung. Mit Zusendung von Katalogen bietet man doch im allgemeinen Bücher an, und ') Übersetzung im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 18 vom 23. Januar 1904. Red.
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