Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.08.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-08-25
- Erscheinungsdatum
- 25.08.1924
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19240825
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192408252
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19240825
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
- Monat1924-08
- Tag1924-08-25
- Monat1924-08
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
11000Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. 199, 25. August 1924. testen Gedichte, die im Volke weiterleben, vielleicht sein bekanntestes. Dieses Gedicht erschien zum ersten Male in der Zeitschrift »Der Ge sellschafter« am 26. März 1823. Nicht wenig beigctragen zu der auhcr- ordentlichen Volkstümlichkeit des Liedes hat auch sdine Vertonung durch Friedrich Silcher, den trefflichen schwäbischen Komponisten und Förderer des Volksgesanges. Aufs glücklichste wusste er den Volks ton zu treffen, und so lebt das Lied seit 1838, in welchem Jahre es zu erst im achten Heft der »Volkslieder für Männerstimmen« erschien, in aller Munde. Betrügerischer Biichcrreiscnder. — Im »Deutschen Fahndungs- blatt« lesen wir: Der Reisende Albert D i l g e r, geboren am 23. Mai 1895 in Ebingen, vertreibt seit dem Jahre 1921 in verschiedenen Gegenden Deutschlands in betrügerischer Weise das Buch »Die Frau als Hausä<ztin«. Er gibt sich als Vertreter des Süddeutschen Verlags-Instituts Stuttgart aus, trotz dem sein Verhältnis zu dieser Firma wegen seines unredlichen Ver haltens schon im Jahre 1921 gelöst wurde. Teilweise oder volle Vor auszahlung auf das genannte Buch behält Dilger für sich unH gibt die Aufträge nicht weiter. Sprechsaal. Buchhandel und Wirtschaftskrise. (Zum Artikel von Max Hochmuth im Sprechsaal d. Bbl. Nr. 181.) In diesen stillen Sommcrtageu hat mau Zeit — wie Herr Hoch muth ganz richtig scststellt —, über manche Erscheinungen des Wirt schaftslebens und insbesondere unseres Berufs nachzudenkeu, man hat sogar Zeit, Artikel über diese Themen nicht nur zu lesen, sondern auch auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen. »Die Lage des Buchhandels im deutschen Wirtschaftsleben ist beson derer Art.« Sehr richtig, wenn duch nicht nur ans den rein äußer lichen Gründen der festen Vcrkehrsformen und der festgelcgten Preise, die lediglich als Auswirkungen viel tiefer liegender Ursachen in Er scheinung treten. Es geht aber nicht gut an, einerseits die — tatsäch lich vorhandene — Eigenart des deutschen Buchhandels ausdrücklich anzuerkenucn. andererseits aber wenige Zeilen später Henry Ford als maßgebend zu zitieren, der seine — übrigens viel umstrittene Wissen schaft in erster Linie doch dem Automobilhandel, noch dazu dem ameri kanischen, verdankt. Das Buch als Ware läßt sich aber weder mit Automobilen, noch mit Kleidern. Schuhen oder ähnlichen Artikeln ver gleichen. Es ist vor allem — Lehrbücher ausgenommen — nicht le bensnotwendig. Vom erzcugungstechnischcu Standpunkt aus steht cs vereinzelt da in seiner großen Preisabhängigkeit von der Höhe der Produktion. Die Relation, daß die Erzeugung eines Einzelexemplars z. B. 1900 Golömark kostet, während bei einer Produktion von 3000 Exemplaren ein Exemplar sich auf etwa 1 Goldmark stellt, kommt wohl in keiner anderen Industrie vor. Schließlich sind auch die preisbeein flussenden Konknrrenzmöglichkeiten auf dem Büchermarkt ganz andere als bei den übrigen Handelsartikeln. Soviel unter der Annahme, daß das Buch überhaupt ein Jndu- stricartikel ist. Nun trifft dies aber bei der überwiegenden Mehrzahl der Vcrlagspublikationen nicht zu. Inhaltlich vermittelt cs rein gei stige Werte, die handclstechnisch übcrbaupt nicht zu erfassen sind, die aber dafür rein gefühlsmäßig vielfältig differenzierten Schätzungen unterliegen. Der Inhalt des Buches kann ferner in zahllosen ver schiedenen Ausstattungen geboten werden, bei denen wiederum kunst gewerbliche Momente, die zum mindesten gleichberechtigt dem materiel len Werte der Ausstattung sind, zur Geltung kommen. Aus dem Gesagten geht aber hervor, daß allgemeine volkswirt schaftliche Grundsätze keineswegs ohne weiteres auf den Buchhandel übertragen werden dürfen, ja daß es bereits sehr schwierig ist, grund legende Begriffe, wie »teuer« und »billig«, beim Buch einwandfrei fest- zuhaltcn. Es ist daher sehr gewagt, lediglich nach Vergleich zweier Exemplare, ohne Kenntnis der Kalkulation, einem Verleger den Vor wurf zu machen, er sei teuer, den andern aber als billig zu loben. Aber anch der Vergleich einer Friedens- und einer jetzt hcrge- stellten Auslage desselben Werkes bedarf erst einer genaueren Analyse der Wertverhältnisse. Die Feststellung, daß bei 90°/, aller auf dem Markt befindlichen Bücher der Preis 100—200°/» über dem Vorkriegs niveau liegt, kann wohl als unrichtig bezeichnet werden. Bet so schwerwiegenden Behauptungen geht es vor allem nicht an. die land läufige Redensart, etwas sei »halb« so gut wie vor dem Krieg, einfach ins Mathematische zu übersetzen, ganz abgesehen davon, daß heute nahezu sämtliche neu erscheinenden Werke bereits wieder Friebens- ansstattung besitzen, bei denen dieser Einwand überhaupt nicht mehr gerechtfertigt ist. Ferner ist die Angabe, daß der effektive Preis 50 bis 100°/, höher sei als vor dem Kriege, viel zu hoch gegriffen. Auf Grund genauer Verfolgung der im Bbl. in den letzten Jahren angezeigten Bücher glaube ich sagen zu können, daß der Durchschnitt der Bücher preise ziffcrmäßig höchstens 30 bis 40°/, über dem Friedensniveau liegt, was ja nach den eigenen Worten des Herrn Hochmuth der allge meinen Teuerung entspräche. Der Zusatz des Herrn Hochmuth an der betreffenden Stelle: »Hinzu kommt nun, daß die Kaufkraft der Mark nur etwa 60°/» der Vorkriegszeit betrügt« führt in seinem Zusammen hang direkt zu einem Trugschluß. Es ist richtig, daß eiuc Goldmark mit Rücksicht auf dcu Weltgold- prcis heute annähernd nur die Kaufkraft von 60 Friedenspfennigen besitzt. Dann entspricht eben einer Vorkriegsmark heute (9m. 1,66, d. h. also, ein Buch, das im Frieden Mk. 1.— gekostet hat, kann (9m. 1,66 kosten, ohne daß es in absoluter Währung teurer geworden wäre. Dabei ist aber noch nicht berücksichtigt, daß die Steuern und sozialen Lasten gegen die Vorkriegszeit ganz enorm gestiegen und die Rabatte durchschnittlich hoher geworden sind. Wenn also ein Verleger selbst die Relation Mk. 1— gleich Gm. 1,66 in Anwendung bringt, was der Großteil nicht einmal tut. so beweist er trotzdem noch immer, daß er für die geringe Kaufkraft des Publikums Verständnis hat und im Interesse des Absatzes, lediglich auf Kosten seines Gewinns, jede »Uber«teuerung des Buches zu vermeiden bemüht ist. Eine derartige Haltung ist aber auf die Dauer nur bei verständ nisvoller Mitarbeit aller Beteiligten möglich, die aber sichtlich dann nicht vorhanden ist, wenn z. B. von den Verlegern verlangt wird, daß sie nach den namhaften Verlusten in der Jnflationsperiode noch ihre ganzen Vorräte aus holzhaltigem Papier verschleudern sollen, oder wenn ein Preis von Mk. 5.— für einen Pappband von 100 Seiten einfach a limine als »unbegreiflich, unverantwortlich, wenn nicht ge wissenlos« bezeichnet wird. Es muß doch jedem Erzeuger das Recht gewahrt bleiben, die Preise seiner Erzeugnisse selbst anzusetzcn. Man kann wohl annehmcn, daß der Verleger, der doch vom Absatz seiner Produktion leben will, nicht aus purem Eigensinn den Preis eines Buches so hoch an setzt, daß die Auflage unverkäuflich ist. Die Verstimmung des Herrn Hochmuth gegen die Mehrzahl der Verleger zeigt sich aber auch deutlich in seinen Bemerkungen über die Reklame. Es ist nicht zu leugnen, daß auch die buchhändlcrische Re klame manchmal übers Ziel schießt, aber die angeführten Beispiele sind nicht gerade beweiskräftig. Ist cs denn überhaupt ein Superlativ, wenn ein Verleger sagt: »Jeder Bankdirektor usw. ist Käufer«? Ich glaube, wenn er nicht tatsächlich dieser Ansicht wäre, würde er das be treffende Werk gar nicht verlegen. Oder soll er für sein Buch Reklame machen, indem er sagt: »Mindestens 5°/, der Baukdircktorcn dürsten Käufer sein«? Und dann: Zwischen einem »Hereinfallcn auf eine Reklame« und dem Aufmerksamwerden durch Reklame ist noch ein himmelweiter Unterschied. Nein, meine sehr verehrten Herren, die den Artikel des Herrn Hochmuth mit beifälligem Nicken gelesen haben, dadurch ist unser schö ner gemeinsamer Beruf nicht zu sanieren, daß jeder im anderen den Missetäter sicht, sondern nur durch verständnisvolle Zusammenarbeit. Der Verleger erstickt nicht in Geld, er kämpft unter den heutigen Ver hältnissen genau so schwer wie der Sortimenter. Er kann nur dann billiger produzieren, wenn er größere Auflagen rascher umsctzcn kann, und dazu braucht er das Sortiment. Je mehr aber der Sortimenter mit dem Verleger geht und das Publikum über die Produktionsschwic- rigkciten des Verlages aufklärt, statt selbst in die größtenteils nur aus Unorientierthcit bcruhendeu Klagen einfach einzustimmcn. desto mehr wird sich zum Vorteil aller der Umsatz heben. Versuchen Sie es doch einmal, den Käufer, der über die mindere Ausstattung eines vorge- legtcn Buches erstaunt ist, anfzuklären, daß es doch ganz unmög - l i ch sei, jetzt, weil sich die Zeiten etwas gebessert haben, alle Vorräte an Nachkriegswerken zu vernichten, daß aber auch eine Preisherab setzung nicht möglich sei, da das Papier und das Bindematerial, das übrigens in der schlechtesten Zeit fast so teuer war wie heute gut.' Ware, nur eine verschwindende Nolle gegen die Kosten von Satz, Druck und Binde arb « it spielen, und Sie werden in 90A der Fälle auf Ver ständnis stoßen. Und wenn jemand Mk. 5.— für ein dünnes Bändchen zu hoch findet, so weisen Sie darauf hin, welche Unternehmungslust dazu gehört, unter den jetzigen Verhältnissen das betreffende Werk überhaupt zu verlegen, daß es aber bet allem Geschäftsgeist denn doch zu gewagt wäre, eine so große Auslage zu drucken, baß ein wesentlich billigerer Preis als Mk. 5.— zu erstellen wäre. Zu einer solchen Einstellung dem Publikum gegenüber gehört aber vor allem, daß man dem Verleger auch selbst Glauben schenkt und in ihm nicht nur den skrupellosen Geldmenschen sieht, der lediglich darum schweres Papier nimmt, um ein Werk »aufzusrisieren«, und der aus schließlich darauf bedacht ist, das Sortiment »hineinzulegen«. Oskar Gürth, Prokurist der Hölder-Ptchler-Tempsky A.-G.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder