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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1912
- Strukturtyp
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- 1912-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1912
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- Deutsch
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16 22 ,, d. D!f«n. «acht»n«-I. Mchtamtlicher Teil. S1, 7. Februar 1912 buchhandel eine äußerst wichtige. Wie das Gesetz jetzt lautet und gehandhabt wird, bietet es zu allen möglichen Schikanen An laß und ist für gewisse erfinderische Köpfe eine schöne Einnahme quelle. Die Entscheidung über Recht und Unrecht der Klage steht bei dem Rtchter und den Geschworenen, und wie das auch menschlich zu begreife» ist, sind die verschiedensten Urteile in dieser Sache gefällt und die unglücklichen Verbreiter einez solchen Schrift zu unglaublich hohen Summen verurteilt worden. Nach dem englischen Gesetz ist nicht nur der Verfasser, Drucker und Verleger haftbar, sondern auch der Buchhändler, der Bibliothekar oder der Verkäufer der Schrift, die die Beleidigung enthält. So wurden vor elwa 5 Jahren zwei der größten Leihbibliotheken verurteilt, je 500 Pfd. zu zahlen, weil sie Emin Paschas Memoiren in eng lischer Übersetzung gewerbsmäßig verliehen Hallen. Ein Reporter halte sich durch die Bemerkung des berühmten Verfassers schwer beleidigt gesuhlt, daß er zu tief ins Glas geschaut habe und daß infolgedessen »Stanley» selber die Berichte für die betreffenden Zeitungen geschrieben habe. Es wurde in zwei Instanzen entschieden, daß die Buchhändler und Leihbiblio thekare die Pflicht hätten, die Bücher, bevor sie sie ver kauften oder verliehen, zu lesen und aus ihren Inhalt hin zu prüfen. Neuerdings wurde die Entscheidung in zwei Instanzen wieder umgestoßen Mrs. Georgina Weldon klagte gegen den Dunes Look Olrrb, daß sic durch seine Nachlässigkeit schwer in ihrer Ehre angegriffen worden sei, da der Dime« Look Olrrb die Werke Hillemackers und Bellaigues über Gounod verkauft und verliehen habe. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Monsieur Hillemaeker etwa 20 Seiten und Bellaigue g Seiten ihrer Werke der Mrs. Weldon widmen und Dinge von ihr aussagen, die jede anständige Frau mit Entrüstung zurückweiscn muß. Die -LookseNors' Lsso- oistiou ok Oreat Lritain arrälrslanä« sah sich veranlaßt, ihre Mit glieder vor Verlaus dieser Bücher zu warnen, und es ist unbe greiflich, daß der Dimes Look Olrrb diese Warnung nicht beach tete. Die Richter zweiter Instanz kennzesthneten die betreffenden Behauptungen als »kriminelle Injurien«. Sie kamen aber zu der Entscheidung, daß den Bibliotheken und Buchhändlern unmöglich zugemutet werden könne, alle Bücher, die sie gewerbsmäßig ver trieben, zu lesen, und Mrs. Weldon wurde mit ihrer Klage, im Widerspruch mit der Entscheidung über Emin Paschas Buch, ab gewiesen. So weit ist die neue Entscheidung für de» Buchhandel günstig ausgefallen. Da aber Mrs. Weldon beabsichtigen soll, an das HauS der Lords als höchste Instanz zu appellieren, so ist die Rechtsunsicherheit nur noch größer geworden, da die englischen Richter die Gepflogenheit haben, aus Präzedenzfälle zurückzugreifen, und die Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, daß das Urteil über Emin Paschas Werk auch zur Grundlage der Entscheidung in diesem Falle gemacht wird Es ist daher nicht zu verwundern, wenn die meisten Buchhändler und Leihbibliotheken Maximilian Hardens »Köpfe« in der deutschen Ausgabe weder verleihen, noch verkaufen wollen, da einige in England lebende Personen Klage gegen sie erheben könnten und vielleicht auch der oberste Staatsanwalt wegen der falschen Behauptung über die angebliche morganatische Ehe des regierenden Königs gegen die Buchhändler Vorgehen könnte. Das englische Gesetz sieht nämlich den Buchhändler, der fremde Bücher verkauft, als den äo furo Verleger oder als des ausländi schen Verlegers bevollmächtigten Agenten an. Als Protest gegen das jetzige Gesetz und seine Handhabung veröffentlichte I. K. Protheroe ihren Roman »Uotlex anck Diussl» in Buchform. Die bekannte Verfasserin erbat hierzu von den in England be kannteren Schriftstellern die Erlaubnis, sich ihrer Namen für ihre Charaktere bediene» zu dürfen. Sie war nämlich zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden, weil ein Schauspieler, dessen Namen sie unwissentlich einer Person ihrer in einer Zeitung erscheinenden Erzählung, die aktuelle Theaterverhältnisse Londons behandelt, gegeben halte, sie wegen schwerer Ehrenbelei digung verklagte. Leider war der so benannte Held der Erzählung gerade kein Tugendspiegel, so daß die Erzählung in der betreffen den Zeitung nicht weiter erscheinen durste. In dem jetzt in Buch form erschienenen Roman »Notlex -ruck Drnssl« tragen die han delnden Personen die Namen Vernarb Shaw, H. G. Wells, Barry Pain usw. während der ausbeulende Unternehmer jetzt den Namen der Verfasserin »Protheroe« trägt. Soeben geht die Nachricht durch die Blätter, daß die Pall Mall Gazette, in einer ähnlichen Klagsache als Siegerin hervor- gegangen sei. Herr Flanders glaubte sich durch eine in der Pall Mall Gazette veröffentlichte Skizze, dessen Held ein ganz roher Patron ist und den Namen Flanders trägt, beleidigt. Der Richter wies den Kläger ab, da er nicht beweisen könne, daß der Verfasser ihn gekannt habe. Wird Herr Flanders da gegen appellieren? Das »Loackemia Oorninittso«, das in der Absicht ernannt wurde, eine Englische »Akademie der Wissenschaften» nach dem Muster der -Leackemis Dranyaiso« zu schaffen, ist kürzlich in Tätig keit getreten und hat Len neu erschienenen Roman von Walter de la Mare preisgekrönt, »Dlrs Returrr«, der so ausgezeichnete Roman, ist ein sehr lesbares Werk, das an R. L. Stevensons bekannte Novelle »Or. ckokz-u sack L/äe« erinnert. Weshalb das »Oommittoe« gerade dieses Buch gewählt hat, ist nicht ganz klar, da Stoff und Ausführung des Werkes absolut nichts Neues und Bemerkenswertes bieten, und die ganze Handlung aus eine unmögliche Hypothese aufgebaut ist. In Londoner Zirkeln, die mit dem Theater Fühlung haben, wird viel über ein »chinesisches Schauspiel-, das demnächst von dem bekannten Schauspieler Alexander aufgeführt werden soll, ge sprochen. Bei näheren Erkundigungen stellt es sich heraus, daß es unsere alte Bekannte, Schillers »Turandot», ist, die als »neueste Sensation aus dem Reiche der Mitte« in England über die Bretter, die die Welt bedeuten, gehen soll. Prosessor Reinhardts Mirakel und Ödipus bilden das Tages gespräch Londons. Während das »Mirakel» allgemeine Aner kennung findet, sind die Urteile über die Ödipus-Aufführung sehr geteilt. Kenner des griechischen Altertums behaupten, daß der klassische Geist und die Auffassung der Alten durch die »Inszenie rung« Reinhardts vollständig verloren gegangen sei. Trotzdem drängt sich alles zu der Aufführung, so daß schon verschiedene Thearerdireklorcn aus den Gedanken verfallen sind, den klassischen Schauspielen in Zukunft mehr Beachtung zu schenken. Die »Mcdea« des Euripides wird das nächste griechische Drama sein, das in London im Kingsway Theater zur Aufführung gelangen soll, und zwar wird Miß Adeline Bourne darauf bedacht sein, das Werk in altgriechischer Einfachheit als Protest gegen den Pseudo-Klassizismus Prosessor Reinhardts zur Aufführung zu bringen. Das Resultat bleibt abzuwarten. Neuerd.ngs wird in den Zeitungen viel agitiert, um die in England bestehende Theaterzensur abzuschasfen. So hat der »vailzr Delegrapb» am Ni. Januar einen geharnischten Artikel gegen die Tyeaterzensur, wie sie jetzt gehandhabt wird, veröffent licht. Die Daily News, Daily Chronicle, der Star etc. fordern in ihren Nummern vom 1. Februar die gänzliche Abschaffung der Theaterzensur, die England lächerlich mache. Auf einem ent gegengesetzten St andpunkte steht die Deputation, die sich am 23 Januar wegen Unterdrückung der unsittlichen Literatur an Mr. Me Kenna, den Staatssekretär des Innern, wandte. Der Ursprung dieser Deputation ist auf die Beratungen des »ÜLtronal Ovuucii ok kublio älorals« zurückzujühren. »Dbe national Oounoil« ist keine oifizielle Behörde, wie man vielleicht nach dem Titel odrr Namen annehmen könnte. Der hochklingende Name deckt eine Privatgesellschaft oder Vereinigung wohlmeinender Leute, Lehrer, Geistlicher verschiedener Richtung, Zeitungsredakteure usw., die den Beruf in sich sühlen, den lieben Nächsten zu bessern. Die oben erwähnte Deputation setzt sich aus Zeitungsredaktcriren, Verlagsbuchhändlern, dem Sekretär der Orrcrrlatirrg läbrarx- äveoviatiorr, dem Präsidenten der LovkseUor ^ssoeratiou usw.
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