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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.10.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-10-12
- Erscheinungsdatum
- 12.10.1901
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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vorigen Jahrhunderts verschleudert. Manch reicher Kauf mann und mancher Gelehrter, sowie besonders gut gestellte geistliche Herren werden wohl auch zu den Abnehmern ge zahlt haben; allein die Exemplare solcher Abnehmer dürften schon früher wieder auf den Markt gebracht worden fein. Eine Bücherei zn besitzen, war der Stolz unserer Väter; leider ist dieser Ehrgeiz der Nachwelt sehr abhanden gekommen. Die ungemein große Zahl kunstreich ausgeführter Lx libris kündet uns heute noch den Reichtum der BUchersammlungen in deutschen Häusern und giebt uns ein Bild von der Art und dem Stande der Abnehmer. Heute dürfte es nur noch wenige Familien geben, in denen sich noch mit dem Urväter - Hausrat die alten Bücher vererbt haben; im günstigen Falle sind es alte Bilderbibeln, Hauspostillen und vielleicht auch ein Band der Merianschen Topographien. In früheren Jahren wurden derartige alte Bände den Kindern zum Spielen gegeben, und Schreiber dieses entsinnt sich noch, wie er als Kind solche alten Familienbücher ausgemalt und verschändet hat, allerdings häufig gegen den Willen der Eltern. Ich will hier keine Monographie über Merian schreiben, muß jedoch sein Schaffen hie und da kurz skizzieren. Inner halb eines Zeitraumes von fünfundzwanzig Jahren entfaltete der alte Matthäus Merian eine staunenswerte Thätigkeit, und zwar fällt diese Thätigkeit in eine Zeit, die zu den schwersten zählt, die unser deutsches Vaterland dnrchgeinacht hat; alle Schrecken des dreißigjährigen Krieges waren entfesselt, Hunger und Pest hatten sich eingestellt, selbst eine Stadt, wie Frank furt, die weniger von dem Kriegselend zu leiden hatte, verlor in einem Jahre an siebentausend Menschen durch verheerende Krankheiten. In dieser unheilvollen Zeit hat Merian seine herrlichen Arbeiten ausgeführt, Reisen unternommen, um Aufnahmen zu machen, seine Werke zu verkaufen und fein Geschäft zu hoher Blüte zu bringen; viel Mut und Thatkraft gehörte dazu. In der Vorrede zur Topographie der Schweiz, dem ersten Bande seiner Topographien, schreibt er selbst: »Die schöne Gestalt Deutschlands ist so häßlich zugerichtet worden, daß man es ohne Vergießung heißer Zähren nicht an schauen kann. Es ist alles dahin gesunken und zu Boden gefallen und säst nichts mehr von der hiebeoorigen Glückseligkeit über gelassen . . . . und zweifeln ihrer Viel, ob Deutschland vor dem all- crheben werde- Trotzdem verzagte der Willensstärke Mann nicht; im Gegenteil, er fand, daß es angebracht sei, sich der »vorigen Glückseligkeit und Herrlichkeit mit dankbarem Herzen zu er innern und den Nachkommen dieselbe vor Augen zu stellen«, und es scheint, daß er richtig spekulierte. Die Topographien haben einen guten Absatz erzielt; dafür spricht die Zahl der Auslagen; sie haben, wie auch die anderen Werke Merians, einen erheblichen Gewinn abgeworfen, denn als der alte Merian starb, hinterließ er seiner Familie ein blühendes Geschäft und ein ansehnliches Vermögen. Merians Arbeiten zeichnen sich aber auch in ganz hervorragender Weise vor denen seiner Vorgänger aus. Als Landschaftsschilderer ist er unübertrefflich, und als solcher tritt er bei all seinen Werken hervor, sei es in der Topographie, im lueutrum, in der Bilderbibel, den allegorischen Bildern, sei es in den vielen entzückend schönen kleinen Landschaften. Wo er die Landschaft nach der Natur oder aus freier, nur durch Erinnerungen beeinflußter Erfindung darstellt, da erhebt er sich zu wahrhaft poetischer Wirkung. Seine Blätter der Topographie sind bekanntlich einfache oder doppelte Folioblätter mit klaren, äußerst genauen Ansichten der wichtigsten Orte eines Landes, meist Längenprofile von etwas erhöhtem Standpunkt aus genommen Behindert in seinen Darstellungen wurde er oftmals durch die ihm zur Verfügung gestellten Vorlagen oder durch besondere Wünsche, die von den Stadtverwaltungen an ihn gelangten. Wichtige Baulichkeiten sollten möglichst sichtbar dargestellt sein, Mauern und Befestigungen in den Vordergrund gerückt werden, und so kam es, daß manches Stadtbild nicht so malerisch erscheint, wie es erschienen wäre, wenn der Zeichner einen anderen Standpunkt zur Aufnahme der Zeichnung hätte wählen können. Trotz dieser ihm gebotenen Einschränkungen liegt ein gewisser poetischer Duft über fast allen Ansichten; ein Baum im Vordergründe des Bildes oder irgend eine Staffage mildert vielfach den steifen Eindruck, den das Bild sonst leicht erwecken könnte. Große Städte und Festungen werden mit Vorliebe in Vogelperspektive gegeben und sind oft noch durch Pläne vertreten, die in jener kriegerisch bewegten Zeit natürlich von großem Wert sein mußten. Bekannt dürfte sein, daß außer den in der Topographie veröffentlichten Plänen auch noch verschiedene große Einzelpläne von Merian existieren, die so vorzüglich waren, daß z. B. der Plan von Frankfurt aus dem Jahre 1628 unter Abänderungen und Neueintragungen sogar bis 177V offizielle Giltigkeit be halten hat. Es würde zu weit führen, einige der prächtigsten und malerischsten Merianschen Ansichten, die sich in jedem Bande der Topographie finden, aufzuführen; durch neuere Publikationen, vor allem durch Meyers historischen Kalender sind sie wieder mehr Gemeingut des Volkes geworden. Das Eine möge gesagt werden: das naturgetreue Bild der mittel alterlichen Stadt in ihrem türm- und zinnenreichen, trutzigen und doch wieder so wohnlich anmutigen, poesievollen Gewände ist uns in vollendeter Gestalt einzig durch Merian über liefert. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. Reichspostdampser nach Osrasien, Ostafrika und Australien. — Die Reichspostdampser der ostafiatischen und der australischen Linie werden wegen der Pestgefahr bis auf weiteres behufs U.'bernahme der Post Genua anlaufen. Die Abfahrt von Genua erfolgt: a) nach Ostasien jeden zweiten Dienstag (15. Ok tober u. s. w.) 9 Uhr abends; — b) nach Australien jeden dritten Mittwoch (16. Oktober u. s. w) 9 Uhr abends; — o) nach Ost- asrika jeden zweiten Donnerstag (10. Oktober u. s. w.) 2 Uhr nach mittags. Internationaler Postpaketdienst. — Der internationale Postpaketdienst besieht jetzt zwanzig Jahre. Im November 1880 wurde auf der Postkonferenz zu Paris die Uebereinkunft, betreffend von neunzehn Postverwaltungen des Weltpostvereins abgeschlossen; sie trat vom 1. Oktober 188l ab in Kraft, nachdem kurz vorher schon der Postpaketvcrkehr zwischen Deutschland und Frankreich mit dessen Kolonien eingerichtet worden war. Zwar bestand schon festigen Einvernehmen der beteiligten Postoerwaltungen auch über 5 Irg hinausgesetzt werden. Ferner wurden im Lause der Jahre Wertangabe, Nachnahme, Sperrgut und Eilbestellung bei Post paketen zugelassen, auch die Ausdehnungsgrenzen erweitert. Die Verbilligung der Gebühren für die Paketbesorderung im tntcr- 1073»
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