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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.10.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-10-12
- Erscheinungsdatum
- 12.10.1901
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil, Neues und Altes über die Arbeiten der Merians von I. H. Eckardt. Wenn man die jetzt wieder hoch zu Ehren gekommenen Topographien und andere Werke der Merians durchblättert, wird man stets von neuem überrascht von der Fülle der Abbildungen, die zum größten Teil sehr malerisch ausgefaßr sind und dabei doch größte Naturtreue zeigen. Es ist selbst redend, daß diese Ausnahmen nicht sämtlich von Merian oder seinen Schülern nach der Natur gezeichnet sein können, noch daß sie stets der Zeit entstammen, zu der die betreffen den Bände der Topographien erschienen sind. Es ist eine bekannte Thatsache, daß die illustrierten Werke daniatiger Zeit ihren JUustrationsschmuck, ihr Kartenmaterial vielfach der Mitarbeit der betreffenden Kreise verdanken, Sebastian Münster, Michael Wohlgemuth, Georg Braun haben wegen der Städteabbildungen sich an den Rat der Städte, an Freunde und Gönner gewandt und das erhaltene Material zu ihren Darstellungen benutzt; vielfach noch finden sich in den städtischen Archiven Schriftstücke, die hieraus Bezug nehmen. In der Vorrede zu seiner Kosmographie erwähnt Sebastian Münster selbst die Beschaffung von Abbildungen und Beiträgen seitens interessierter Persönlichkeiten oder Gemeinden, Er schreibt: So viel der Sietien Contrasestung anbctrifft, so menglich wissen, daß ich in dieser meiner ardeir unverstanden had, einer jeden Statt, deren Beschreibung in diesem Buch versaßt ist, gelegen- heil und contrajesttsche guiur, so viel möglich, einzuletben, had auch deßhatben mich mit schreiben und durch mittel Personen weht und dreht beworben, nicht allein in Lettischem Land, sondern auch in Jtalia, Frankretch, Engeltand, Potand und Dennemark. Was ich aber erlangt Hab beh etlichen besunderen Personen, Wirt in diesem Buche mit ewigem Lob denen, jo jr lsilfs herzu 'gethan, an jedem orth gemeldet. Von manchem orlh ist mir aufs mein antangen lein anlwort worden. Es hat sich auch manch oith be klagt, daß er mir nicht hat mögen zu willen werden, eines ge schickten Malers halb. Wie dann ich auch bey etlichen großen Stetten ersahrcn Hab, das nicht ein jeder Maler ein Statt in grund legen tan, Die Maler in Jtalia sind deShalben nicht un geschickt, wie deß schein ist in Rom, Neapels, Venedig, Florentz, Eonstantinopel rc. Welche alle in Jtalia contrasester und recht in Grund gelegt in großer sorm getruckt und mir zu Händen kommen seiitd, wie ich sie dann auch in Liß Merck, aber gar klein, geordnet Hab.» Man sieht hieraus, daß Münster, als er seine Ausgabe der Kosmographie vorbereitete, sich an alle Fürsten und Stadtverwaltungen mit der Bitte wandte, ihm Nachrichten und Aufnahmen von ihren Schlössern und Städten zu kommen zu lassen. Er wies auf Len Ruhm hin, den man sich durch die Bekanntmachung in seinem Buche erwerben könne, eine Vorstellung, der man gern und willig Ohr lieh. Viele Mitteilungen liefen ein, darunter manche vortreffliche; namentlich legten die Städte großen Elser an den Tag und ließe» durch einen Stadtschreiber oder Psarrer ihre historischen Herrlichkeiten, des Gemeinwesens Freiheit und der Bürger Tüchtigkeit sür die Kosmographie schlideru. Aus diesen zahlreichen Skizzen spricht der Eifer des damaligen Bürger rums für den Glanz und die Ehre ihrer Gemeinden, Die künstlerische Arbeit und die Aussührung in Holz schnitt ist bei den Tajeln der Kosmographie natürlich sehr verschieden, manche sind gut, manche erscheinen sehr uube- bedeutend. Jedenfalls war das Münstersche Werk ein durch aus epochemachendes; das beweisen schon die vielen Auslagen die das kostspielige Werk erlebte. Rühmend sei hervor gehoben: es ist ein echter deutscher Mann, der das Werk geschrieben hat, ein Mann, der sein Vaterland über alles liebte und der die deutsche Landkarte in seinem Werke mit folgender stolzen Inschrift versah: -Deutschland von Gottes Gnaden ein Stuhl des römischen Reiches, eine Schul aller guten Künste und Handwerke, ein Ur sprung vieler neuen Kiinst, eine Mutier vieler streitbarer Helden, hoher, weiser, gelehrter Leut, ein reiner Tempel wahrhafter Das sind wahrhaft herrliche Worte, deren Wahrheit sür alle Zeiten bestehen möge. Durch seinen deutschen Sinn ward Münster zu einer höchst fleißigen Schilderung des deutschen Volkes nach Stamm und Sitte, nach den Haupt seiten seines sozialen Lebens geführt. Er war nicht der erste, der über diese Dinge schrieb, aber der erste, der fremde und eigene Beobachtung so vollständig zusammenfügte, ordnete, verglich und in ein Gesamtbild der Landes- und Volkskunde einrahmte, Müiisters Kosmographie ist ein Sammelwerk im wahren Sinne des Wortes, nicht allein, daß die Mitteilungen über Länder und Städte viefach der Mitarbeit landes- und lokal- kundiger Personen ihre Entstehung verdanken, auch die ge schichtlichen und naturwissenschaftlichen Ausführungen ent stammen Quellensammlungen, die gerade im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert zur Blüte gelangten Nichts destoweniger ist aber die Kosmographie des alten Sebastian Münster ein Werk, das nicht nur sür die damalige Zeit hervorragend war, sondern das uns auch jetzt noch Anerken nung und Achtung abzwingen muß, sagt doch auch Riehl von dem Buche: »Münsters Kosmographie ist eine kultur geschichtliche Quelle, doch mehr, weil man an dem Buche Studien machen kann, als aus dem Buche», Trotz aller Vorzüge sind auch bei Münster, gleich wie bei seinen Vorgängern, die dem Text beigefügten kleineren Holzschnitte in gewissen Zwischenräumen dieselben. Diese Eigentümlichkeit, aus der immerhin eine gewisse Armut spricht, dauerte bis auf die Zeiten der Merians und San- drarlS, mit denen die Bücherillustration eine Wendung zum Besseren nahm. Das gleiche Verfahren, wie Münster, nämlich sich zur Herausgabe des Werkes die Hilfe guter Freunde und Gönner zu sichern, wandten auch Braun und Hogenberg bei ihrem Städtebuch an, und in manchen städtischen Archiven finden sich »och daraus bezügliche Akten vor. Die Brauuschen An sichten und Pläne zelchneu sich durch Genauigkeit aus, wenig stens ist es mir in verschiedenen Fällen gelungen, Beweis zu sichren, daß die Lage und das Aussehen der einzelnen Gebäude ein durchaus richtiges ist, und daß sich mancher Schmuck an Erkern, Figuren u. s. w. durch Belege und Handwerkerrechnungen genau Nachweisen läßt. Das '1'beatiuw urbuuu. d. i. Couirasactur und Be schreibung der vornembsten Statt der Wett, so ist der Titel des vielbändigen Braunschen Werkes, ist der unmittelbare Vorläufer der Merianschen Topographie, Es ist zwischen 1572 und 1818 zu Köln erschienen und hat eine Anzahl von Auflagen erlebt. Das Werk enthält die großen, zum Teil blattgroßen Städteansichten, die als älteste bekannte Ansichten der meisten Städte sehr geschätzt und säst in allen Anti- quariatskatalogen, soweit sie Städieanstchteu betreffen, aus geführt sind. Es drängt sich unwillkürlich die Frage auf, wer derartige große, umfangreiche Werke erwerben konnte. Den Bibliotheken der zahlreichen Klöster und Stifte, denen der kleinen Dynasten, des Adels und der Städte erschien es als eine Ehrenpflicht, derartige Werke zu besitzen, und diesem Umstande verdanken wir es, daß so viele wohlerhaltene Exem plare bis aus Misere Tage gekommen sind, wurden doch jene Schätze jahrhundertelang gehütet und erst im Anfang des
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