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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1901
- Sprache
- Deutsch
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Börsenblatt s. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 5903 wirft keineswegs seine bisherige Weise über Bord, er beginnt nicht mit dem Holzschnitt zu liebäugeln. Aber er wird kühner, freier und noch feinfühliger in der Farbe. Die Blätter III in dem wunderbaren gelben Ton (mit drei Platten ge druckt!), VIII mit dem herrlichen Baum und IX mit seinem köstlichen Farbenspiel vor dem tiefblauen Nachthimmel sind glänzende Zeugnisse der so rasch durchlaufenen Entwickelung. Auch über die Holzschnitte ist nur weniges zu sagen. Es gilt da eigentlich nur eins scharf ins Auge zu fassen: den grundsätzlichen Unterschied zwischen Tonschnitt oder Holzstich einerseits und dem flächigen Schwarzlinienschnitt anderseits. Die charakteristischen Eigenheiten jenes sind bekannt. Eine fast unendliche Fülle der Ausdrucksmittel gestattet ihm alle Zartheiten malerischer Haltung, alle Kraft körperlicher Modellierung, alle Feinheiten treffender stofflicher Charakteristik in Schwarz und Weiß wiederzugeben. Dieser dagegen ist bewußt einfach. Er verzichtet freiwillig auf alle jene Vorzüge und sucht nur, den Reichtum der Erscheinung in ein strenges Linien- und Flächenbild zu übersetzen. Da giebt es keine Form, keine stoffliche Charakteristik mehr, nur Licht und Schatten. Die volle malerische Erscheinung wird aus einfache Gegensätze von hell und dunkel zurückgeführt und so auf die Fläche projiciert. Der Unterschied ist schon in der Technik begründet. Während dort der Stichel die schwarze Fläche mittels weißer Linien aushellt, ist hier die schwarze Linie alles. Sie wird mit dem Messer erzeugt, das andere weggeschnitten. Selbstverständlich hat jede der beiden Arten ihre Berech tigung und ihren Wert, wenn sie nur künstlerisch angewandt ist. Der Streit um den Holzschnitt soll hier nicht wieder ausgenommen werden. Auch die Verteidiger des Tonschnitts werden sich unterdessen überzeugt haben, daß niemand ernstlich den Tonschnitt als solchen angegriffen hat. Umgekehrt ist aber ebenso deutlich, daß der einfache Schwarzlinienschnitt ein hohes Maß künstlerischen Sehvermögens voraussetzt und daß er in der Hand eines wirklichen Künstlers zu wundervollen Leistungen führt. Emil Orlik hat sein Ziel keineswegs sofort erreicht. Es sind nicht nur die Schwierigkeiten der Technik gewesen, son dern offenbar auch der uns fremd gewordene Zwang so starker Vereinfachung, so konsequenter Rückübersetzung des sarbig- stofslich-körperltchen in das strenge schwarz-weiße Flächenbild, was ihm zuerst Mühe genug verursachte. Es scheint, er wollte anfangs zu viel, zu viel Körperlichkeit, zu viel malerische Haltung. Nicht selten ist das Erstrebte auch erreicht. Blätter wie 140 oder 146, in mehreren Farben gedruckt, sind sehr ansprechend. Aber ohne Zweifel gewinnen die Arbeiten an Klarheit und Ueberzeugungskrast, je mehr dem Betrachter zu thun bleibt, je einfacher sie also werden. Die Blätter 150, 160, 177 scheinen mir in dieser Hinsicht glückliche Erfolge zu er zielen. Und ein Blatt wie 18S steht gewiß aus der Höhe des Gelingens. Ueberall bewährt sich hier nicht nur die Treffsicherheit der Charakteristik (man vergleiche die Hunde 144, 156, 186 und etwa Figuren wie 164), das Raumgefühl (die genannten Landschaften) und der feine Farbensinn des Künstlers, sondern auch seine immer steigende Fähigkeit, alles und jedes in ein Bild aus Linien und Flächen nach Licht und Schatten zu übertragen. Auch hier verdienen die Bild nisse besondere Beachtung. Am besten scheint uns Nr. 173 (W. Mercy) gelungen, nach Charakteristik und Farbe gleich vortrefflich. So weit war Orlik, als er nach Japan ging. Es mochte ihn reizen, bei den Altmeistern des Schwarzlinien- und Flächen schnitts seine Absichten und sein Können zu kontrollieren und dabei zugleich hinter die Geheimnisse des Farbendrucks zu kommen. Es ist ihm gelungen. In einer stattlichen Reihe liegen die Ergebnisse dieses mehr als einjährigen Studien aufenthaltes vor uns. Und die Wandlung ist augenfällig. In der Zeichnung ist Orlik noch einfacher geworden. Umriß, sparsame Jnnenzeichnung, allenfalls ein gemustertes Gewand -— das ist alles. Das übrige besorgt die Farbe. Und sie wird nun nicht nur in reicherer Skala, sondern auch mit allen den Feinheiten japanischer Einfärbung und Druckkunst angewandt. Da fehlt nicht der allmählich verblassende Himmel (ein Windstoß, Nr. 12), auch nicht das zarte Jneinander- spielen zweier Farben (Baumstamm auf Nr. 11). Es leuchtet ein, welche Sorgfalt nicht nur die Herstellung der Platten, sondern namentlich auch das Einfärben und der Druck er fordert. Entzückend ist schon die außerordentliche Sicherheit der Zeichnung. Man betrachte die köstlich charakteristische Haltung und Bewegung der Figuren überall, das wundervolle Ast-, Zweig- und Blätterwerk auf 11 und 12. Und dazu kommt nun die bei aller Entschiedenheit so feinfühlige Färbung. So wenig ich der weiteren Nachahmung der Japaner das Wort reden möchte, so zweifellos scheint mir doch, daß Orliks neue Farbenholzschnitte nicht nur an sich höchst anziehende Arbeiten sind, sondern daß sie auch einen Schatz von Anregungskrast bergen, der dem strengen Linienschnitt, zumal dem farbigen, neue Nahrung zuführen kann. Man wird an diesen Blättern zu lernen haben. Die Ausstellung enthält aber weiter auch die zahlreichen vortrefflichen Plakate Orliks in ausgezeichneten Drucken, iveiter Buchschmuck und endlich die bekannten schönen Lx libris voll ständig. Wir müssen uns kurz fassen. Nur darauf sei auf merksam gemacht, wie er als Plakatzeichner nie zum Illu strator, als Lx libris - Meister nie Plakatkünstler wird. Es giebt nicht viele Künstler, die so groß, klar und dekorativ sein und zugleich so feinfühlig und intim schaffen können wie Orlik. Man vergleiche nur die Unterschiede in der Wahl und Zusammenstellung der Farbe, in dem Maß der Model lierung, in der Behandlung des Hintergrundes u. s. s. Die Ausstellung ist auch in dieser Hinsicht überaus lehrreich. Genug. Wir freuen uns, das graphische Werk des Künstlers so vollständig vor Augen zu haben, wünschen der Ausstellung zahlreiche Besucher und dem Künstler zu den vielen alten noch recht zahlreiche neue Freunde. Rudolf Kautzsch. Kleine Mitteilungen. Fortschritt der Arbeiten und Veröffentlichungen de -Historischen Kommission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt-. — Die Historische Kommission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt hielt am 1. und 2. Juni unter dem Vorsitz des Geheimen Regierungsrats Professors vr. Lindner aus Halle a/S. in Dessau ihre XXVII. ordentliche Sitzung ab. Den Verhandlungen wohnten außer zahlreichen Gästen auch der Oberpräsident der Provinz Sachsen, Staatsminister vr. von Bötticher, und der Herzoglich anhaitische Staatsministcr von Koseritz bei. unternommenen Publikationen ist folgendes zu entnehmen: Bon den -Provinziellen Geschichtsquellen- erschienen im letzten Verwaltungsjahre der die Zeit von 1301 bis 1335 um fassende III. Teil des llrkundenbuchs der Stadt Goslar, heraus gegeben von Landgerichts-Direktor Bode in Braunschweig, ferner Direktor vr. Thiele in Erfurt, und das von Professor Hertel in Magdeburg fertiggestellte -Wllstungsverzeichniß des Nord- thüringgaues-. Von den Veröffentlichungen, die weiter gefördert sind, liegt das von Freiherrn von Wintzingerode-Knorr bearbeitete -Wüstungsverzsichniß der Kreise Heiligenstadt, Worbis, Mühl hausen (Stadt und Land) und Duderstadt- bis auf das Register im Druck vollendet vor, so daß ein baldiges Erscheinen desselben zu gewärtigen ist. Das -Neujahrsblatt- für 1901 enthielt eine Abhandlung des Archiodirektors vr. Ausfeld in Magdeburg über die -Hof- und Haushaltung der letzten Grafen von Henneberg-. 778'
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