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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1901
- Sprache
- Deutsch
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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 5757 formieren, das hier ebenfalls in allen feinen Entwickelungs stadien in natura zu verfolgen sein müßte. Ebenso hätte man gerade jetzt eine gute Gelegenheit, dem Lithographen bei seinem Besuch geistige Anregung mit auf den Weg zu geben, indem man ihm in diesen Aus stellungsräumen die Vorzüge des Platindruckes, der Algraphie. praktisch vor Augen sührt. Die leichtere Behandlung des Materials, sowie die ge waltige Ersparnis an Kraft und Zeit, die dadurch erreicht wird, daß man den schweren Stein mit seiner gewaltigen horizontalen Schleuderbewegung durch einen gleichmäßig rotierenden Cylinder ersetzt, eröffnen dieser neuen Erfindung auch bei uns eine Zukunft. Wer aber zu alt oder zu schwer fällig geworden ist. um solche Neuerungen noch mitzumachcn. auch der soll in diesen Räumen alles finden, was ihm im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen ist: die Steine aller Brüche der Welt sollen thunlichst vertreten sein, und zwar vom kleinsten bis zum größten, in ihren verschiedenen Körnungen; alle Walzenmassen soll er vorfinden, alle seine Farben und sie mit denen der Buch- und Lichtdrucker auf ihren Preis und andere Eigenschaften hin vergleichen können; kurz alles, was. bei der Schnellpresse angefangen bis zum Stein- und Ueberdruckpapier nebst Tusche und Kreide, dazu gehört, um eine gute Lithographie herzustellen. Wenn dann in der gleichen Weise auch für den Re- produktionsphotographen. den Buch-, Licht- und Kupfer drucker. sowie den Chemigraphen und Buchbinder gesorgt wird, dann wird wohl Niemand darüber im Zweifel sein, wie anziehend und lehrreich eine solche Sammlung sein muß. Und gerade so, wie alle diese Vorkehrungen nach den gegebenen Erfahrungen lediglich den Erfordernissen der Praxis angepaßt sind, soll sich auch die Lehrthätigkeit der Anstalt ausschließlich auf die Vervollkommnung der praktischen Aus bildung des Personals erstrecken, die nur zu häufig eine ungenügende und einseifige ist. weil ihr von seiten der Arbeitgeber trotz der besten Absichten nicht immer die nötige Förderung zu teil werden kann. In den kleineren Betrieben wird, wie bereits gesagt, der Ausbildung gewöhnlich eine unzulängliche Einrichtung oder auch ein empfindlicher Mangel an besseren und damit lehrreichen Arbeiten im Wege stehen, während anderseits bei einem größeren Personalbestände eine Arbeitseinteilung und eine Disciplin unvermeidlich find, durch die der Gesichtskreis des einzelnen im Laufe der Zeit womöglich noch mehr eingeengt wird. Und hier, wo also in Wirklichkeit die Erziehung durch die Praxis notgedrungen aufhören muß. da soll das in Rede stehende Institut fördernd eingreifen. Sein Wirkungskreis käme also gewissermaßen dem einer Hochschule gleich, die den Elementarunterricht anderen über läßt und von vornherein ganz bestimmte Forderungen an das Können ihrer Schüler stellt. In diesem Falle hätte dasselbe also zunächst in der vollständigen Beherrschung aller mechanischen Handgriffe, sowie in einer genauen Kenntnis des landläufigen Materials zu bestehen, also in einem Wissen, das sich jeder mit einer gewissen Schulbildung versehene Fachmann in seinen Lehr jahren aneignen kann. Also nur diejenigen, die diesen Befähigungsnachweis durch Ablegung einer Prüfung erbracht haben, könnten als ordentliche Schüler in die Anstalt ausgenommen werden, um sich daselbst weiter in ihrem Spezialfach ausbilden zu lassen. Bei diesem Unterricht müßte ein Hauptgewicht auch auf ein gewisses Quantum von positivem Wissen gelegt werden, das sich der betreffende Zögling anderswo nicht leibst an eignen kann, das ihn aber zum Weiterdenken anregt und auch ganz entschieden dazu gehört, um dem Gewerbetreibenden ^chamdsaLlWel Jahrgang. Interesse an seinem Beruf beizubringen. Nur dadurch kann man ihn Lavor bewahren, daß er mit der Zeit auf das Niveau des gewöhnlichen Tagelöhners herabsinkt, der seiner Arbeit mechanisch und damit oft unzufrieden nachgeht. Dem Buchdrucker beispielsweise, gleichviel ob Setzer oder Maschinenmeister, müßte also eine spezielle Uebersicht über das gesamte Gebiet der Typographie gegeben werden, und zwar möglichst an der Hand von Beispielen. Also auch dem Setzer wären die verschiedensten Systeme der Schnellpressen in Thäfigkeit vorzuführen und zu erklären, und zwar bei der kleinsten Tiegeldruckpresse angefangen herauf bis zur größten Rotationsmaschine, wobei er ebenso wie der Ma schinenmeister über das Wesen der Zurichtung, sowie über die verschiedenen Arten derselben eingehend instruiert werden müßte. Umgekehrt müßte wieder der Maschinenmeister, der in den großen Druckereien nur mit seinen Maschinen und den fertigen Formen zu hantieren hat. die ihm die Setzerei liefert, über die Regeln, die bei der Zusammenstellung derselben, sowie für den Accidenzsatz maßgebend sind, unter richtet werden. Auf diese Weise wäre für zwei durch den Fabrikbetrieb auseinandergerissene und doch wieder so ganz aufeinander angewiesene Arbeitsleistungen eine Verbindung hergestellt, die beiden zu statten käme. Anderseits würde während eines solchen Unterrichts gewiß auch häufig ein wohlthuender Austausch der Kräfte zwischen der Setzerei und dem Maschinensaal erfolgen können, da gewiß mancher, der zufällig zum Setzer ausgebildet ist, bei diesem Unterricht den Eindruck gewinnt, daß er seiner Veranlagung und seinen Neigungen nach doch eigentlich besser zum Maschinenmeister paßt; und viele Maschinenmeister, z. B. solche, die in ihrer Berufsthätigkeit durch ein körper liches Gebrechen, wie z. B. die Kurzsichtigkeit, behindert sind, würden dabei gewiß oft den Reizen des Accidenzsatzes so viel Geschmack abgewinnen, daß sie zu diesem Berufszweige übergehen und darin dann auch Ersprießliches leisten, weil nicht der Zufall, sondern die Liebe zur Sache sie dieser Thäfigkeit zugeführt hat. Und speziell auf den Accidenzsatz sollte durch Vorträge über Stillehre, soweit sie hierfür in Betracht kommt, sowie durch praktische Uebungen ein ganz besonderes Augenmerk gerichtet werden. Es könnten also beispielsweise Aufgaben gestellt werden, deren Lösung darin zu bestehen hätte, mit möglichst geringen Mitteln, also einer beschränkten Anzahl von Typen und Zierleisten, durch eine geschickte Zusammenstellung derselben einen möglichst großen Effekt zu erzielen, oder umgekehrt, über ein großes, aber ab sichtlich zusammengewürfeltes Material so zu disponieren, daß dabei alle Verstöße gegen die Regeln des guten Ge schmacks thunlichst vermieden bleiben Welchen Reiz diese Art des Unterrichts, die ja in der Praxis undenkbar ist. für jeden strebsamen Buchdrucker haben muß. und welche reiche Gelegenheit er auch gleichzeitig dem Dozenten geben würde, an die gemachten Fehler mit seinen Belehrungen anzuknüpfen, braucht wohl nicht erst hervor gehoben zu werden. Auch Schülerkonkurrenzen wären hier sehr am Platze. Also vor allen Dingen das Denken und damit das Streben des Fachmannes soll befruchtet werden; er soll nach her. wenn ihn die Akademie der Praxis zurückgiebt. in der Lage sein, auf der Grundlage, dis sie für sein Können gelegt hat. selbst weiterzubauen und zwar in der Richtung, die seinen Neigungen und Fähigkeiten am meisten entspricht. In derselben Weise sollen dann auch alle übrigen Fächer der graphischen Industrie bedacht werden, von denen namentlich die Lithographie für die Künstler, um auf diese noch einmal zurückzukommen, in Betracht käme, weil sie 757
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