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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1901
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- Erscheinungsdatum
- 18.07.1901
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- Deutsch
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5756 Nichtamtlicher Teil. 165. 18 Juli 1901. fügen zu können. Denn sowie sie die ihr gebührende Stellung auch nach außen hin einnimmt, werden sich sicher auch Kalo die besseren Stände dazu verstehen, ihre mit einer höheren Schulbildung ausgestatteten Söhne diesem Berufe zuzuführen. Nichts wäre aber verkehrter, als hierdurch eine Beein flussung der derzeitigen Lohnverhältnisse zu ungunften des Arbeiters zu befürchten oder zu erhoffen. Nur diejenige Industrie kann als gesund gelten, die nicht mit der Notlage ihrer Angestellten zu rechnen braucht, sondern auch in der Lage ist. angemessene Löhne zu zahlen. Allein schon der bloße Versuch, eine Herabsetzung der selben auf diesem Wege herbeizuführen, würde nicht nur den Erfolg aller in dieser Richtung beabsichtigten Schritte von vornherein illusorisch machen, sondern auch direkt schweren Schaden stiften, weil er lediglich eine Vermehrung des un zufriedenen und darum gefährlichen Arbeiterproletariats in den Heimstätten der graphischen Industrie unmittelbar und unausbleiblich zur Folge haben müßte. Also nicht das Angebot von Arbeitskräften soll durch diese Zufuhr besserer Elemente gehoben werden, sondern nur die Qualität derselben. Eine zweckmäßigere Ausnutzung der kostspieligen maschi nellen Einrichtungen wäre dann möglich, die unter den der zeitigen Verhältnissen nur zu oft höhere Ansprüche an die Intelligenz des Einzelnen stellen, als er bei seiner un genügenden Vorbildung durchschnittlich zu erfüllen vermag. Es würde also die Leistungsfähigkeit des Personals in Zukunft nicht mehr den Fortschritten der Technik nach- zuhinksn brauchen, und auch dem Genie des Erfinders wäre damit freiere Bahn geschaffen. Denn weil bekanntlich jede auf die Praxis gerichtete geistige Thätigkeit nur zu bald ihre Grenze an der Ausbildung des technischen Personals findet, würde auch hier die Akademie indirekt viel Segen stiften, indem sie diese Grenze im Interesse der graphischen Industrie weiter hinaussteckt. Aber selbst wenn man zunächst noch ganz von diesen mehr indirekten Vorteilen absieht und nach der Gelegenheit fragt, wo denn diese Akademie nun unmittelbar fördernd in die Praxis eingreifen kann, wird man bei näherem Zu sehen überrascht sein von der Fülle von Aufgaben, die ihrer harren, und die sie bei einer zweckmäßigen Organisation und Leitung gleich von vornherein zu lösen imstande sein wird. Da sie nämlich nicht nur als Lehranstalt, sondern gleich zeitig auch als Versuchsstation, also im wahren Sinne des Wortes als eine Pflegestätte der graphischen Künste gedacht ist. würde ihr in erster Linie -die Aufgabe zufallen, alle Erfindungen des In- und Auslandes auf diesem Gebiete zu verfolgen, zu prüfen und diejenigen, die sich bewähren, in der Weise für die heimische Kunst und Industrie auch außerhalb Münchens nutzbar zu machen, daß je nach Bedarf erprobte Lehrkräfte nach anderen Orten Bayerns entsendet werden, die in Fachvsrsammlungen und Vereinen darüber Vorträge zu halten und letztere thunlichst an praktischen Beispielen zu erläutern hätten. Mit diesen Vorträgen könnten dann von dieser Aka demie aus auch in geeigneten Lokalen jedermann zugängliche Wanderausstellungen für das Publikum verknüpft sein, in denen demselben an mustergiltigen Drucken die Verschieden heit der Wirkung der einzelnen Reproduktionsverfahren vor Augen geführt werden. Es müßten also beispielsweise Reproduktionen ein und desselben Originals in Autotypie. Zinkographie. Lichtdruck, Gravüre und Lithographie, mit erklärenden Unterschriften versehen, nebeneinander aufgestellt werden; auch die Zer legung einer Aquarelle oder eines Oelgemäldes in die einzelnen Farben, die für die Reproduktion in Chromolitho graphie oder auch in den neuen Drei- oder Vierfarbendrucken auf der Buchdruckpresse in Betracht kommen, müßten auf die selbe Weise demonstriert werden. Sicher würde diese Gelegenheit auch von vielen orts angesessenen Firmen gern dazu benutzt werden, ihre typo graphischen Erzeugnisse mitauszustellen. um dadurch auch nach dieser Richtung hin untereinander vor dem Publikum in Konkurrenz zu treten, was das lokale Interesse an den damit zusammenhängenden Vorträgen nur erhöhen könnte. Die Fachleute, die in letzteren den Eindruck gewinnen, daß sich die empfohlenen technischen Neuerungen für ihre Zwecke eignen könnten, sind dann in der Lage, sich bei der Akademie selbst weitere Informationen zu holen oder auch Angestellte für einige Zeit nach München zu schicken, uin sie daselbst in den neuen Verfahren ausbilden zu lassen. Die von der Akademie ungestillten Wanderlehrer, die allerdings ein Novum in der Praxis der Hochschulen be deuten. würden gleichzeitig ähnlich so wie Reisende im Ge schäftsleben wirken, nur mit dem Unterschiede, daß sie nicht, wie diese, materiellen Vorteilen nachjagen, sondern Auf klärung verbreiten; sie würden nur noch nebenbei den prak tischen Nutzen stiften, daß sie durch ihr Erscheinen an an deren Orten die Frequenz der Studierenden an ihrem Stammhause erhöhen. In den Räumen der Akademie wäre ferner eine per manente Fachausstellung gedacht, in der außer den bereits erwähnten Musterdrucken alles nach Gruppen geordnet zu finden sein müßte, was irgendwie mit den graphischen Ge werben zusammenhängt oder als brauchbares Material für sie in Betracht kommt. Eine Besichtigung derselben würde gerade für den kleinen Meister aus der Provinz von ganz erheblichem Vorteil sein. Auf der Jagd nach Arbeit fehlt ihm gewöhnlich die Zeit und vor allen Dingen auch die Gelegenheit, sich über die Fortschritte der Technik zu informieren, so daß sich die großen Betriebe dieselben gewöhnlich schon lange zu nutze gemacht haben, bevor er überhaupt von ihnen hört. Er wird sich daher aus Unkenntnis oft noch mit ver alteten Mitteln behelsen, oder auch aus lieber Gewohnheit, aus der er jetzt durch keine neuen Eindrücke gerissen wird, an alten Einrichtungen kleben, die ihn in seiner Konkurrenz fähigkeit gegenüber den modernen Großbetrieben nur noch mehr zurückbringen müssen. In einem solchen Musterlager dagegen, das aus nahe liegenden Gründen von allen Lieferanten selbst bei einer ent sprechenden Platzmiete auf das reichhaltigste und beste aus- gestattet werden würde, könnte er alles sehen und auf seine Zweckmäßigkeit hin prüfen, was in sein Fach schlägt oder ihm Stoff zum Nachdenken liefert. Die kleineren Buchdrucker, um hier ein zeitgemäßes Beispiel anzusühren, die noch immer in ihrer überwiegenden Mehrheit die Setzmaschine nur dem Namen nach kenneil, hätten dann nicht nur Gelegenheit, die verschiedenen Systeme derselben gleich nebeneinander in Thätigkeit zu sehen und zu vergleichen, sondern es könnten sich auch diejenigen von ihnen, die zur Aufstellung einer solchen schreiten müssen, jederzeit Rat in der Akademie holen, der gegenüber den Anpreisungen der Fabrikanten und Reisenden den unschätz baren Vorzug voraus hätte, daß er durch keine Sonder interessen beeinflußt ist. Aber auch den Lehrlingen und der großen Zahl von Gehilfen, die in einer kleinen Druckerei ausgebildet sind, in denen häufig nur eine oder zwei Pressen laufen, wäre Ge legenheit geboten, die Maschinen anderer Fabriken mit ihren oft gänzlich verschiedenen Vorrichtungen kennen zu lernen, oder sich auch über den Werdegang eines Klischees zu in-
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