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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1874
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1874-03-18
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1874
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- Deutsch
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63, 18, März Nichtamtlicher Theil, 1027 im Leben der deutschen Nation, wenn einer von großen Gesichts punkten ausgehenden, den Interessen der Allgemeinheit die nenden Reform, wie es die Einsührung des neuen Packettariss der Reichspost ist, von manchen Seiten mit dem gewohnten Rüstzeug der lauäatoras tenrxoris aoti cntgcgcngetreten wird. Bald muß die mit dem Einheitsporto nothwendig verknüpfte geringfügige Er höhung der Localtaxe, bald der Zuschlag für unfrankirte Sendungen, bald die Bcisügung der Post-Packctadreffen, welche auf die geschäft lichen Gewohnheiten störend wirken könnte, den Angriffspunkt ab geben. Dabei werden die so überwiegenden Vortheile des an die Stelle vielstufiger, in jedem deutschen Ländchen anders gestalteter Taxen getretenen Einheits-Tarifs übersehen und der Werth und Nutzen bestimmter Verkehrssormen für die Ordnung und Sicherheit unterschätzt, , Das Bedeutendste indeß in irrthümlicher Auffassung der neuen Tarifform leistet ein im Märzhest Nr, S des „Magazins für den deutschen Buchhandel" erschienener Artikel: „Der Zehnpfundtarif der Reichspost und der Buchhandel", dessen Inhalt ein treffender Beleg für das geflügelte Wort ist: „Was sie den Geist der Zeiten nennen, das ist im Grund der Herren eigner Geist," Denn das jenige, was der Verfasser dieses Artikels als den Geist der Reform ansieht oder was er darüber aus einem zur Würdigung derselben in den „Grenzboten" seinerzeit veröffentlichten Aussatze entnehmen zu sollen geglaubt hat, ist sein subjcctivcs Geistcsproduct, Unbegreif lich erscheint cs, wie unsere durch die Erfahrung der letzten Monate bestätigte Annahme: „daß die Erleichterung des Austausches materieller und geistiger Güter, welchen der neue Tarif befördere, auf das wirthschaftliche und sociale Leben in Deutschland einen merklichen Einfluß ausüben und auch für die Entwickelung des buchhändlcrischen Verkehrs wichtig sein werde", — der Auf fassung hat Raum geben können: diese Postrcsorm wolle die deut schen buchhändlerischen Einrichtungen „gefährden" oder „über flüssig machen". Allerdings kommen bei einer ganz Deutschland umfassenden Tarifrcform nicht die Verhältnisse einer einzelnen Bcrufsclasse oder eines bestimmten Geschäftszweiges, sei derselbe auch noch so bedeutend, in Betracht, sondern die Bedürfnisse des all gemeinen Verkehrs, Die Nation hatte ein Anrecht aus einen einfachen, Jedem verständlichen Packettarif, welcher der Pflege der Verkchrsbeziehungen im weitesten Umfange Vorschub zu leisten ge eignet ist, Bon diesem Gesichtspunkte aus muß die Reform gewür digt werden, nicht vom Standpunkte kleinlicher Sonder und Zunft-Interessen, Uns würde es ebensowenig, als dem Verfasser des Artikels im „Magazin", der sein Verbiet in der Sache kaum 4—6 Wochen nach dem Inkrafttreten des Tarifs abgegeben hat, ziemen, schon jetzt über die Wirkungen des neuen Tarifs ein endgültiges Urtheil auszusprechcn. Das aber lehrt die tägliche Er fahrung bereits, daß das Berständniß der neuen Tarifsätze sich mehr und mehr abklärt, daß das Publicum in immer steigendem Maße von der ihm gebotenen Erleichterung im Packetvcrkehr Gebrauch macht, und daß sich der Tarif mehr und mehr als eine Wohlthat er weist, Wir würden deshalb jenen Artikel im „Magazin" jetzt ver lassen können, wenn derselbe nicht durchblicken ließe, daß die „Be fürchtungen", welche die Reform des Tarifs in den buchhänd lerischen Kreisen hervorgcrufcn hat, in der That einen realen Hintergrund haben. Vielleicht beginnt nämlich die Erkenntniß sich Bahn zu brechen, daß die gerühmte und in vielen Beziehungen auch durchaus rühmenswertste bisherige Organisation des deutschen Buch handels zum Theil doch hinter den Bedürfnissen der Jetztzeit zurück- blcibt. Wer z, B, auf dem Lande oder in kleinen Städten wohnt, wird erfahren haben, mit welchen Schwierigkeiten dort der Bezug eines neu erschienenen Werks verknüpft ist. Der 3—4 Meilen und nicht selten noch weiter entfernte „Sortimenter" nahm zwar die Be stellung daraus an; es vergingen aber Wochen aus Wochen, bis das Buch endlich eintraf in einem Augenblicke, wo das Interesse dafür vielleicht schon erkaltet war. Selbst in größeren Städten aber erfor dert der Bezug eines Werkes vielfachen Aufwand an Zeit und Mühe. Diese Unannehmlichkeiten sind aber eine Folge der gedachten Orga nisation des deutschen Buchhandels, welche darin gipfelt, daß der directe Verkehr zwischen Verleger und Sortimenter nicht be liebt, zwischen Verleger und Publicum aber so gut wie unbe kannt ist, so daß die Zwischenstufe des Commissionärs das Medium bilden muß, durch welches der Vertrieb buchhändlerischer Waarcn ins Werk gesetzt wird. Daher jene umständlichen Ver- kchrsformcn im Buchhandel, jenes Spaziercnfahren der Bücher auf dem Umwege über Leipzig, daher jene Zeitverluste und Unannehm lichkeiten für das Publicum, Wir verkennen keineswegs, daß sich auch manche Vortheile an die bisherige Organisation des buchhänd- lcrischeu Verkehrs knüpfen; aber dieselben dürsten überwiegend nicht aus Seiten des Publicums sein. Hierauf aber allein, d, h, auf Förderung des literarischen Verkehrs, auf Erleichterung und Beschleunigung des Bezuges der Bücher kommt cs uns an. Daun wird auch der Bücherbcdars Deutschlands sich heben, der notorisch hinter demjenigen in andern Ländern, in welchen die Formen des directen Verkehrs bestehen, zurückblcibt, und dadurch werden dann ganz von selbst auch die an den Buchhandel sich knüpfenden geschäftliche» und pekuniären Interessen in erheblichem Maße gefördert werden. In England z. B. tritt das Publicum mit dem Verleger in London direct in Verbindung und erhält bestellte Bücher per Post, d, h. unter Kreuzband. Insofern ist allerdings die „boob-post" Englands, wie das „Magazin" meint, de» Verhältnissen des dortigen literarischen Verkehrs ganz angemessen. Welche Jrrthümer aber dem Hrn. Verfasser des Artikels im „Magazin" auch bei that- säch liehen Angaben unterlaufen, gehtu, a, daraus hervor, daß er als Leistung der brittischcn „koob-xost," im Jahre 1871 die Ziffer von 103 Millionen Poststücken anführt. Wir können ihn dahin berich tigen, daß darunter nicht Bücher, Drucksachen u, s w, allein zu ver stehen sind, daß diese Zahl vielmehr Kreuzbänder jeder Art,z,B, Geschästsavise, Annoncen, Familicnanzcigen u, s, w, mit umfaßt. Ebenso irrig ist die von ihm ferner in Vergleich gezogene Anzahl von 50 Millionen Zeitungs-Exemplaren im jährlichen Post debit Deutschlands; denn diese Ziffer repräsentirt nur die in Ber lin allein durch die Post debitirtcn Exemplare, während im Jahre 1873 im ganzen Reichspostgebicte 248 Millionen Zeitungsexem plare besördert worden sind. Diese Zahlenangabcn aber sind gerade geeignet, darauf hin- zusühren, daß die deutsche Post dem Publicum nicht bloß die An nehmlichkeiten der brittischcn „booli-post", sondern die noch weit erheb licheren Vortheile der Packctbefördcrung darbietet, welche in England in den Händen von Privatgesellschaften sich befindet, deren Tarife erheblich höher sind, als die deutschen Sätze, wobei noch die größere Schnelligkeit des deutschen Post-Packettransports in Be tracht zu ziehen ist. Was also die brittischc Post leistet, kann von der deutschen Post in nicht minderem Umfange geleistet werden. Ja es ließe sich vielleicht sogar eine Organisation denken, bei welcher sämmtliche Postanstalten Deutschlands dem Publicum für den Bezug von Büchern direct nutzbar gemacht würden. Wenn wir recht unterrichtet sind, bestehen in Deutschland etwa 3700 Buchhandlungen, dagegen ca. 8000 Postanstalten. Da Deutschland 50,000 Gemeinden zählt, jo würde alsdann auf 6,2 Gemeinden eine Bezugsquelle für Bücher entfallen, d. i. auf je 1,20 QMeile eine Post-Buchhandlung. Die Formen für den Verkehr des Publicums mit diesen Stellen könnten in der denkbar einfachsten Art festgesetzt werden. Das jetzige Verfahren mit den Po st-Zeitungs-Abonnements bietet dafür bereits die typischen 140»
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