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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1874
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- Erscheinungsdatum
- 18.03.1874
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- Deutsch
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1026 Nichtamtlicher Theil. ^ 63, 18. März. immer dreimal so viel für ihn, Wieland, thun, als er selbst nur je fordern könnte. Mit ihm, Wieland, sei es ungefähr ebenso. „Mit wie vielem Vergnügen wollte ich Ihnen meine Manuscripte geben und nichts andres dafür verlangen, als Ihre Freundschaft, wenn ich so handeln könnte und dürste! Aber Sie kennen meine Umstände und Verhältnisse so gut als ich die Ihrigen. Wir können nicht groß- mllthig sein, gerecht und billig in unserm leidigen Autor- und Ber. leger-Verhältniß gegen einander zu sein, ist alles, was Ihnen und mir die Pflichten gegen die Unsrigen erlauben." Bei Göschen, dem Geschäftsmann, sei die Lage gewissermaßen noch schwieriger als bei dem Hofrath, dem Vater von elf Kindern. Daß Wieland Göschen zum Verleger wählte, sei geschehen aus herzlicher Zunei gung zu dem jungen Buchhändler, nicht aber, weil es jenem an Verlegern gefehlt hätte. Er, Wieland, habe die sich aufdringenden Dritten abgewiesen undGöscheu gefragt, ob er unter den vorher aus gestellten Bedingungen, seine, des Dichters, Waare, wolle — „denn Waare muß es leider einmal sein" — und nachdem Göschen die Be dingungen angenommen, erwarte er auch, daß sie sortan regelmäßig erfüllt würden. — „Es ist ein wunderlich Ding um das menschliche Herz und eine seiner Wunderlichkeiten ist, daß cs beinahe unmög lich ist, daß einem ei» Mensch, an den man Geld zu zahlen hat, nicht endlich lästig und fatal werden sollte, zumal, wenn wir dadurch zuweilen ins Gedränge kommen, wie das bei einer nicht immer vol len Casse doch manchmal der Fall sein muß. Ist nun der Mann, an den wir immer so viel und oft zahlen müssen, ein Freund im enge ren Verstände, so wird es (oder ich müßte das menschliche Herz nicht kennen) in der Länge nur desto schwerer, daß die Freundschaft unter einem so drückenden Verhältnisse nicht unvermerkt leiden sollte. Unglücklicher Weise befinden Sie sich just mit mir in dem vorerwähn ten Falle; kaum haben Sic einen Posten an mich bezahlt, so kommt in wenigen Wochen schon wieder ein andrer." Freilich geht das sehr natürlich zu, aber cs ist das am Ende doch Ursache zu Verstim mungen. Also wäre es Wohl zweckmäßig, wenn Göschen nochmals erwöge, ob er dem „theuern" Freund nicht noch bei Zeiten den Ab schied geben wolle. Lehne er das ab, gut, dann verlasse sich derDichter mit unbeschränktem Vertrauen auf ihn „ot tont svit ckit xour toujours". Göschen nahm an. — Der Peregrinus Proteus und die Neuen Göttergespräche wurden ansgedruckt und versandt, das Honorar dafür war bezahlt, jetzt übernahm Göschen auch aus Wieland's Wunsch die theilweise Ver sendung der Freiexemplare. Und zu derselbenZeit ließen auch Weid mann's wieder von sich in Weimar hören: Sie sandten dem Dichter eine ihrer soeben erscheinenden Neuigkeiten zum Geschenk. Dieses wird mit bemcrkcnswerther Freundlichkeit ausgenommen, mit gerin gem Vergnügen dagegen der Wunsch, eine neue Auflage des Goldnen Spiegels zu veranstalten. Zwar fühlte sich Wieland, sofern die Weidmannsche Buchhandlung auf ihrem Vorhaben bestehen wollte, außerStand, dagegen etwas zu thun, aber gern sähe er den Neudruck vorerst noch vermieden. „Es sind überhaupt so viel Jahre, seit ich dieses Werk nicht mehr gesehen, daß ich beinahe die Idee seiner inner» Beschaffenheit verloren." Aus alle Fälle erbat derDichter ein Exemplar zur Durchsicht. Wieland hatte Gräfs, den neuen Weidmannschcu Factor im Verdacht, er finge nur vom Goldnen Spiegel an, um dann auf die „Werke" übergehen zu können. Wohl möglich, dann fand jedoch Gräfs die passende Gelegenheit hierzu erst, als er in demselben Sommer nach Weimar fuhr und auch Wieland besuchte. Man redete da vom Goldnen Spiegel und Grass verhieß, nun das ver langte Manuscriptexemplar zu senden. Noch mehr aber redete man von dem Unternehmen, das beiden Theilcn schon so viel Kopf zerbrechen gemacht hatte und »och mehr machen sollte, den „Werken". Und der Hofrath versicherte da wiederholt und auf seine Ehre, daß er nie daran würde gedacht haben, wegen der „Werke" mit einer anderen Firma, als Weidmannes abzuschließen, wenn ihnnicht Göschen selbst dazu ausgesordcrt und ihm versprochen hätte, alle etwa hieraus entstehenden Streitigkeiten als die seinigen anzuschen und zum Aus trag zu bringen. So war der Haupthandel noch auf dem alten Fleck, als Gräfs wieder heimfuhr. Dieser sandte dann sofort das Manuscriptexem plar des Goldnen Spiegels und Wieland begann die Durchsicht. Am 18. September hatte er diese vollendet und er schrieb nun nach Leipzig und stellte seine Honorarforderung. Er hatte seiner Zeit von der Handlung für den Roman die beträchtliche Summe von 6Z3>4 Thlrn. (100 Carolin) erhalten, jetzt beanspruchte er für den Bogen einer lediglich verbesserten Auslage ohne Zusätze einen Du- caten, im Fall von Zusätzen zwei Friedrichsd'or für den Bogen solcher, alles das aber sollte nur für eine Auflage von 1000 Exem plaren gültig sein. Für den Fall eines abermaligen Neudrucks ward ein neuer Vertrag in Aussicht genommen und sollte das eben jetzt zu treffende Abkommen „einer künftigen allgemeinen Ausgabe aller meiner Schriften unpräjudizirlich sein". Weidmann's hatten gegen diese Vorschläge Einwendungen und verhehlten sie dem Dichter nicht. Dieser schwieg dann ebenfalls nicht, aber es dauerte doch 1!4 Monate, bis er sich zum Schreiben anschickte. Der Handel wegen der „Werke" setzte ihm in der That zu und er hätte sehr gern einen Ausweg in der Art gefunden, daß das Unternehmen von Weidmann's und Göschen gemeinschaftlich in Angriff wäre genommen worden. Schon seit geraumer Zeit hatte er sich bemüht, Göschen für seine Ansicht zu gewinnen, daß die „Werke" allein zu drucken, doch ein gewagtes Unternehmen sei, bisher jedoch ohne Erfolg. Jetzt endlich hatte Göschen versprochen, sich den Wünschen seines Gönners zu fügen und eben, da das Wie land nach Leipzig an Weidmann's melden konnte, setzte auch er sich zum Schreiben. Herr Göschen „ist im Begriff Ihnen in kurzem Vor schläge zu thun, und da ich, in gleichem Vertrauen mich zu ihm ver sehe, daß er nichts unbilliges verlangen und zu Ew. Hchgb. und der W. H., daß Sie auch auf Ihrer Seite geneigt sein werden, billigen Vorschlägen Gehör zu geben: so zweifle ich nicht, daß sich diese Angelegenheit aus eine freundschaftliche Art zwischen uns sollte ins Reine bringen lassen". Uebrigens legte nun Wieland die Frage wegen des Goldnen Spiegels vorläufig zurück. Nur eine Berechnung fügte er bei, um Weidmann's zu beweisen, daß die Verlagshandlung des Goldnen Spiegels bei einer Auflage von 1000 Exemplaren und dem von ihm verlangten Honorar sehr wohl bestehen könne. Weidmann's hatten das also bestritten. Es war unklug von Gräfs, daß er auf diesen Brief schroff ant wortete. Es lag dazu zunächst in Wieland's Schreibweise gar kein Grund vor, denn der Dichter hatte in der That sehr freundlich, ja freundschaftlich geschrieben und seinen Mittheilungen spürt man cs an, daß er endlich hoffen darf, von seinen Sorgen erlöst zu werden. Und dann forderte auch die Klugheit, daß Grass auf die Vorschläge des schon halb entflohenen Sängers cinging. Was vergab man sich damit, daß man Göschen anhörte? Und wo war die nöthige Sicherheit, daß, falls es zum Prozeß kam, der Sieg Weidmann's verblieb? Warum also den Streit noch mehr znspitzen, um am Ende vielleicht doch der Verlierende zu sein? (Fortsetzung folgt.) ^ Post und Buchhandel. II?) Unter der Aufschrift: „Der neue Packettarif und der deutsche Buchhandel" bringt die letzte Nummer der „Grenzboten" den nach stehenden Artikel: »Es ist ein Rest der Anschauungen aus jener Stagnationszeit ") I. S. Nr. 61.
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