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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.11.1874
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- Erscheinungsdatum
- 23.11.1874
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- Deutsch
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270, 23. November. bei Hirzel" zu begegnen, so wird es wohbnicht allzuhäufig statt finden. Es steht diese Bibliothek einzig da, es wird sich keine andere Nation rühmen können, daß ihr eine so vollkommene Sammlung, ein so vollständiger Apparat, eine so sichere Fundgrube für die Textkritik und die Lebensgeschichte ihres ersten und vornehmsten Dichters er schlossen ward, wie sie uns Hirzel's Goethe-Bibliothek gewährt. Biele Umstände mußten dazu wirken, daß ein solches Werk ge lang- Wollen, zu rechter Zeit noch Beginnen; — und Können, vor allem Können. Noch in unsere Zeit hinein ragt Goethe, es leben noch einige Männer, mehrere lebten noch vor kurzem, welche in persön lichem Verkehr mit Goethe standen, noch ist es nicht ganz unmöglich, Fäden, die in unsere Tage hineinreichen, zurückzuführen zu jenen Männern und herbeizuholen, was die Treue und die Pietät, oder Glück und Zufall bewahrt haben. Noch ist oder war es möglich, auf alten Buchlägcrn, in Papierkisten, ja in Maculaturballen Funde zu machen, welche heute eine glänzende Stelle in der Bibliothek ein nehmen. Die volle Anschauung des großen Dichters, ein eindringendes Verständniß für ihn und das von ihm Geschaffene auf allen Ge bieten seiner Thaten und Werke, eine bis auf das Kleinste gehende Kenntniß der Entstehungsgeschichte eines jeden Werkes, vom größten bis zum scheinbar unbedeutendsten, eine so genaue Kenntniß von Goethe's Leben nach allen Seiten hin, daß solche Vertrautheit fast ein Nach-, ein Mit-Leben genannt werden kann, und eine ernste Methode der Kritik, das sind die wichtigsten Grundlagen, aus denen Hirzel baute. Solche Wissenschaften und Tugenden hätten wohl kaum hin gereicht, das glückliche Resultat zu erzielen, wenn nicht der Mann, den sie schmücken — er möge verzeihen, wenn hier öffentlich von seiner Person geredet wird; seine Sache aber ist aufs innigste mit seiner Person verknüpft, sie ist ein Ausfluß seines Charakters und Wesens — wenn nicht dieser Mann diejenigen Hilfen gesunden, sich erworben hätte, welche nur die herzlichste Theilnahme eines großen Kreises verstehender Freunde und sein Bcrussstand ihm gewähren konnten. Ihm zu dienen wird einem Jeden eine Freude, fast eine Pflicht gewesen sein. Und welche Beharrlichkeit in unbeirrtem Fort schritt zu dem schon in frühen Jahren gesteckte» Ziele, welche Treue, endlich welche äußeren Mittel waren und sind auszuwenden! Während Berufene ihnen anvertraute Schätze ängstlich ver schließen und verbergen, tritt hier ein Mann aus, aus innerer Be wegung, den Grund und Boden zu bereiten für die große Wissen schaft, mühsam Stein bei Stein herbeiführcnd, und mit einer Lebens arbeit schuf dieser Mann ein Werk, welches auch ihn ehrt, da er den Heros ehren wollte. Seit dem Druck des zweiten Verzeichnisses (Anfang 1862) ist Hirzel's Goethe-Bibliothek, welche damals die Veröffentlichungsjahre >769 bis 1861 umfaßte, »IN etwa 100 Nummern gewachsen. Daran schließt sich die Reihe des seitdem zum erstenmal oder in neue» Aus gaben Veröffentlichten in den Jahren 1882 — 1874. — Ucberall in dem ganzen Vcrzeichniß sind den Titeln, wo cs uöthig war, Nachweise und Erläuterungen angefügt, welche die Frucht sorgsältigster Unter suchungen und Vergleichungen sind, überall sehen wir die unaus gesetzte Arbeit, die jedes neue Resultat der Wissenschaft an seiner Stelle unscheinbar aber sicher verwerthct.— Hier sind einem deutschenDich- Icr eine Liebe und einFlciß zugewendet, wie sie unsere Literatur meist nur den alten Schriftstellern zugcwendct sieht. In einem Anhänge gibt Hirzel in chronologischer Ordnung ein Vcrzeichniß seiner überaus reichen Sammlung Goethe'schcr Hand schriften (1764 bis 1832), datirter und undatirtcr. Meist ist der Anfang des Brieses, einzelne sind auch vollständig mitgcthcilt. Ta ist Goethe's eigenhändiges Mannscript der Mitschuldigen ans P. Brion's Nachlaß, da ist der Prometheus in einem Briese an Merck, da sind Briese an Lavater, Klopstock, den Herzog, Gustgeu Stolbcrg, Fridrieke Oeser, Herder, C. G. Körner, Brentano, I. H. Voß, A. W. Schlegel, an Frau von Wolzogen, Frau von Schiller, Louise Scidler, an Frommann, Gottfried Hermann, Cotta neben vielen andern und neben den zahlreichen Briefen zu Goethe, z. B. seiner Eltern an Lavater, Gotter's an Dalberg, Schiller's an Garve, PH. Seidel's an Göschen u. s. w. Hirzel sagt zwar in seiner Vorrede, diesen Anhang von den Handschriften habe er bloß zu seiner eigenen Oricntirung beigesügt; dieser Anhang, meist nur Anfänge von Briefen, ist aber eine ent zückende Lectüre. In der Vorrede zu dem zweiten Verzeichniß (1862) erklärt H., daß die fast unübersehbare Literatur über Goethe nur so weit in sein Berzeichniß gehöre, als eine Schrift oder ein Aufsatz zugleich irgend noch Unbekanntes von Goethe selbst zu Tage fördere. Diese Be schränkung ist eine nothwendige gewesen, es entsteht indessen von neuem der Wunsch, daß wir, wie wir nunmehr das Werk Goethe's in Hirzel verzeichnet finden, auch in den Besitz eines wissenschaft lich bearbeiteten, gut geordneten Kataloges zu Goethe gelangen. Ein Plan zu einem solchen außerordentlichen Unternehmen ist freilich leicht gezeichnet, aber der Wunsch wird wohl ein Wunsch bleiben, wenn sich Hirzel nicht entschließt, zunächst ein Verzeichniß seiner Bibliothek zu Goethe zusammenzustellen, das mit Hirzel's Material eine treffliche Grundlage für den Bibliographen abgäbe. Einem zweite» Wunsch könnte vielleicht etwas leichter Genüge geschehen, wenn Hirzel sich bewegen ließe, die Geschichte der Ent stehung und Entwickelung seiner Goethe-Bibliothek niederzuschreiben. Es muß uns merkwürdig und sehr lehrreich sein, wenn wir Kennt niß erlangten, aus welchen Anfängen und Studien heraus der Plan entstand, sich erweiterte und zu dem Leben sich gestaltete, welches wir jetzt anschauen, wenn wir erführen, aus welchen Wegen ihm die Kenntniß der einzelnen Schätze zuging, auf welchen weiteren Wegen solche zu ihm gelangten. Hier handelt es sich nicht um die gewöhnliche Leidenschaft der Sammler, hier war ein großer Answand von Kennt nissen nöthig; ja die ahnende Thätigkcit der Wünschelruthe wird sogar nicht gefehlt haben. — Der Einzelne, der ein werthvolles Be sitzthum, ein unschätzbares Andenken opferte, tröstete sich des guten Bewußtseins, mit solchem Opfer einen Dienst geleistet zu haben, der zunächst zwar dem Sammler erwiesen ward, der aber wahrlich der Verwirklichung eines großen bedeutenden Werkes, eines echt deutschen Gedankens galt. — Wer noch hat, der trage herzu, wer noch weiß, der rede. „ — Jedes Blatt seh euch das Ganze." Berlin, 13. November 1874. Wilhelm Hertz. Zu der Literarconvenlion mit den Niederlanden. Der eigentliche Werth einer Literarconvention mit den Nieder landen liegt für den deutschen Buchhandel in dem zu erstrebenden Schutz deutscher Originalwerke gegen holländische U Über setzungen, und wenn nach dem in Nr. 26S d. Bl. von Hrn. Mühl brecht mitgctheiltcn Artikel aus der Berliner National-Zeitung die niederländische Regierung vorweg erklärt hat: die Convention auf denUcbersetzungsschutz nicht wohl ausdehuen zu können, — so ist sür Deutschland die Convention ohne eigentliche Bedeutung. Der Nachdruck deutscher Originalwerkc in Holland steht sehr vereinzelt da, wenn auch, wo er geschehen ist, der einzelne Betroffene ! durch denselben geschädigt ist; häufiger ist der Nachdruck deutscher . Musikalien. Aber so gerne wir den deutschen Musikalienvcrlegcrn ^ auch den Schutz ihrer Producte in Holland gönnen die eigent liche und wesentlichste Schädigung erfahren doch die deutschen L89*
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