Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1897
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18970727
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189707279
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18970727
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1897
- Monat1897-07
- Tag1897-07-27
- Monat1897-07
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
5340 Nichtamtlicher Teil. 171, 27. Juli 1897. wegen meistens nur in einzelnen Geschenks- oder Liebhaberdrucken zur Verwendung.» — Die ältesten Nachrichten über die Familie Felsing reichen nicht über den Großvater des jetzigen Geschäftsleiters hinaus, der ein wohlhabender Bauer war zu Kestrich im VogclSberg. Sein am 15. Mai 1733 geborener Sohn Johann Conrad ivurde der Vater der Kupferdrucker-Generation, und zwar infolge eines halb tragi schen Ereignisses. Johann Conrad mußte die Herden seines Vaters hüten, und in seiner Hirteneigenschaft erschlug er mit einem Knüppel — einen widerspenstigen Ochsen, was ihn aber so in Schrecken versetzte, daß er nicht mehr nach Hause zurückzukchren wagte, son dern nach Gießen flüchtete, wo er bei einem Waffenschmied in die Lehre trat. Hier verheiratete er sich später, und cs wurde ihm als drittes Kind am 1. März 1766 ein Sohn, den er Johann Con rad Friedrich nannte, geboren. Dieser wählte anfänglich den Uhr macherberus, zeigte aber solche Liebe zum Zeichnen und Gravieren, daß man ihn nachträglich zum Hofkupferstecher Göpfert in Darm stadt in die Lehre gab. Seine Geschichte ist mit großer Ausführ lichkeit in dem Buche erzählt, doch können wir diesem hierin nicht folgen und erwähnen nur, daß er nach dem Tode seines Lehrers auch zum tzofkupferstecher ernannt wurde und, als er selbst 1819 starb, zwei Söhne, Heinrich und Jacob, hinterließ, die er ebenfalls zu Kupferstechern heravgebildet hatte. Beide waren indes bei des Vaters Tode noch zu jung, um die Leitung des Geschäfts zu über nehmen, das zunächst von der Witwe fortgesührt wurde, während sich Heinrich in Paris, Jacob in Italien weiter ausbildete. Elfterer wandte sich namentlich dem Druck der Platten zu, kehrte aber bald nach Darmstadt zurück, um der Mutter hilfreich zur Seite zu stehen bis zur 1833 erfolgenden Rückkehr des Bruders Jacob; dann wollte er jedoch die kleine stille Residenz verlassen, um sich einen seinem Talente mehr entsprechenden Wirkungskreis in Paris zu schaffen, blieb indes aus Bitten des Bruders, der den schon berühmt ge wordenen Druckmcister nicht entbehren konnte. Jacob hat seinen eigenen Entwickelungsgang, seine Thätigkeit und sein Leben in Auf zeichnungen geschildert, die bis neun Jahre vor seinem 1883, im einundachtzigsten Lebensjahre erfolgten Tode reichen und in dem Jubiläumswerke abgedruckl sind. Heinrich Felsing genoß einen großen Ruf in der Welt der Kunst. Zeugnis hiervon giebt eine beträchtliche Zahl von (dem Werke in Faksimile beigegebenen) Briefen von seinem Jugend freunde JustuS Liebig, mit dem er eifrig chemischen Studien ob gelegen hatte, von Wilhelm Kaulbach, von anderen Künstlern, Stechern, Verlegern rc, von denen nur W. Abbema, F. Kauer, M. Steinla, Professor Amslcr, v. d. Launitz, der Urheber des Guten- berg-Denkmals zu Frankfurt a. M., der ihn in einem humoristischen Schreiben um Beschaffung eines Bildnisses von Peter Schösser für dieses Denkmal bat, genannt werden mögen. Besonders interessant ist es, daß Heinrich Felsing als ein großer Förderer der Turn bewegung eS war, der zuerst das vierfache 1" als Turnerzeichen aus dem Turnlage zu Heilbronn vorschlug, ohne indes mit seinem Anträge durchdringen zu können, da ein israelitischer Arzt aus Mannheim an dem -Fromm» Anstoß nahm. Eine -Ehrenrettung des Fromm» vom -Turnvater Jahn- wird ebenfalls in Faksimile gegeben. Felsings Geschäft wurde im Laufe der Zeit schwer beeinträchtigt durch das Emporkommen der Photographie, die den bis dahin viel geübten Porträtdruck gänzlich lahm legte. Er nannte sie zwar -eine Erfindung des Teufels-, machte sich jedoch selbst damit ver traut und lehrte sie sogar den Töchtern eines verstorbenen Freundes, damit sic ihr Brot damit verdienen könnten. Heinrich Felsing starb am 29. März 1875 Ihm folgte sein im Jahre 1831 geborener Sohn Otto, der der Erkrankung des Vaters halber schon am 1. Januar 1870 die Leitung des Geschäfts übernommen hatte. Das für die Firma wichtigste Ereignis war deren Uebersiedelung nach Berlin in den ersten Monaten des Jahres 1875. Sie war zur Notwendigkeit ge worden; denn als eine Folge der deutschen Siege und des so genannten -geschäftlichen Ausschwungs» war auch ein Hasten und Drängen in den Geschäften eingetreten, und der von allen Handels- centren entfernten Kunstwerkstatt im stillen Darmsladt entgingen jetzt viele Aufträge, da die Besteller in Berlin, Dresden und Leipzig den aus dem Korrespondieren, dem Hin- und Helfenden erwachsenden Zeitverlust nicht mehr tragen zu können vermeinten. Otto Felsings Pressen hatten demzufolge oft nicht hinreichende Beschäftigung, während die seines Bruders Friedrich, der sich eben falls der Kupserstecherkunst gewidmet und in München ein Geschäft gegründet hatte, kaum alle ihnen zugehendcn Aufträge zu be wältigen vermochten. Mit der Uebersiedelung nach Berlin nahm jedoch das Geschäft einen ungeahnten Aufschwung, dessen sich Otto Felsing leider nicht lange freuen sollte; schon am 20. Sep tember 1878 verschied er, seine Witwe und noch fünf unerzogene Kinder zurücklassend. Emilie Felsing, eine von praktischem Geiste erfüllte Frau, hatte ihrem Gatten schon während seiner langwierigen Krankheit geschäftlich zur Seite gestanden und sie ergriff jetzt mit kundiger Hand, unterstützt von dem langjährigen Mitarbeiter und Freunde des Dahingeschiedenen Conrad Best, die Leitung und sührte sie bis zum Jahre 1890. Wertvolle Hilfe wurde ihr hierbei durch ihre Heranwachsenden Kinder; eine Tochter trat ihr als Buch halterin, eine zweite als Rctoucheurin zur Seite, und zu ihnen gesellte sich als Lehrling am I. April 1885 Wilhelm Felsing, der gegenwärtige Besitzer des Geschäfts. Welche gewaltige Menge von Kunstblättern während dieser Zeit aus dem Felsingschen Geschäft hervorgcgangen ist, davon giebt das Jubiläumswerk Zeugnis; be kannt ist es aber auch unter allen Kunstsreunden, Kunstverlegern und Künstlern, von denen die namhaftesten dieser Firma den Druck ihrer Platten übertragen haben. Die Zunahme der Austräge ließ das alte Geschästsloknl mehr und mehr ungenügend erscheinen; ein Grundstück wurde erworben, darauf ein vierstöckiger, mit allen Vervollkommnungen der Neuzeit ausgestatteter Bau errichtet, und ein Cirkular vom 15. August 1889 konnte den Umzug in das neue Heim, Schönebergerstraß-- 8, Berlin 81V., allen Geschäftsfreunden Mitteilen. Wilhelm Felsing hatte nach der im Geschäft der Mutter beendigten Lehrzeit weitere Ausbildung in der Druckerei der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien gesucht, sodann in der Druckerei von Mac Queen in London, der sein Vater fünf Jahre lang angehört halte; doch wurde sein Eintritt hier durch englischen Trade unionismus unmöglich gemacht; die Arbeiter streikten, weil ihre Vereinsgesetze ihnen ein Zusammenarbeiten mit einem Manne, der nicht eine siebenjährige Lehrzeit durchgemacht hatte, nicht ge statteten! Er fand indes dann noch ein Unterkommen in der renommierten Druckerei von F. Goulding, konnte jedoch nicht so lange daselbst verweilen, wie er gewünscht hätte, da seine Hilse in der heimatlichen Druckerei, wo der Druck von Radierungen immer größere Ausdehnung gewann, sich als sehr nötig erwies. Gleichwohl sind die in London gemachten Erfahrungen von dauerndem Einfluß auf sein Schaffen geblieben. Am 1. April 1892 trat Wilhelm Felsing als Teilhaber in das Geschäft, an dessen Spitze bis dahin die Mutter allein gestanden hatte. Was in diesem seitdem geschaffen worden ist, das möge dem Jubiläumswerke darzulegen überlassen bleiben, — es ist, wie dessen Seiten beweisen, eine erstaunliche Fülle des Großen und Schönen. Wenn es mit den Worten schließt: -Wir stehen an der Wende des einhundertjährigen Bestehens der Kupserdruckerei Felsing. Aus kleinen Anfängen heraus, für den eigenen Bedarf eines Künstlers gegründet, ist sie ein Institut ersten Ranges ge worden, das mit seinen Leistungen die erste Stelle auf dem Ge biete des deutschen Kupfer-Kunstdruckes einnimmt», — so kann man diesen Worten nur in vollem Maße beipflichten, daran den Wunsch knüpfend, daß auch das neue Jahrhundert sie auf gleicher Höhe, zu stetem Blühen und Gedeihen führen möge, zum Ruhme und zur Ehre der deutschen Kunst. Ein beschreibendes Verzeichnis der Kupferstiche von Johann Conrad Felsing und der Hauptwerke Jacob Felsings, gefolgt von Inhaltsverzeichnissen, schließt den Band. Schon im Eingänge dieser Skizze wurde auf den monumen talen Charakter vieles Jubiläumswerkes hingewiesen, — einige Worte seien ihm noch gewidmet. Das Werk, in Folioformat in der Druckerei von I. Sittenfeld in Berlin in seinem Buchdruckteile meisterhaft gedruckt, ist in glänzendster Weise illustriert, und zwar enthält cs 52 separate Tafeln, 116 Zinkätzungen und Autotypieen im Text, sowie in diesem auch 9 L klottaut, aufgelegte Radie rungen , 5 Faksimiles auf separaten Blättern und 3 Grund risse der Felsingschen Geschäfte. Die Textillustrationen, soweit es nicht Reproduktionen sind von aus den Felsingschen Pressen hervor- gegangenen Kunstblättern, bestehen meist aus Kopf- und Rand leisten, Schluhvignettcn und Initialen, die von Künstlerhand oft in sehr origineller Weise entworfen sind. So ist die Mehrzahl der Initialen aus den Werkzeugen des Kupferstechers zusammengesetzt, und zu den Schlußvignetlen haben diese auch mehrfach dienen müssen. Die Tafeln aber geben dem Werke vom künstlerischen, wie auch vom buchgewerblichen Standpunkte aus ganz besondere Bedeutung. Sie sind nicht nur in den verschiedensten, weiter oben erwähnten Manieren des Kupferstichs und in Photogravüre ausgeführt, sondern bilden auch durch das für den Druck gewählte Papier eine wahre Musterkarte für jeden Verleger. Da begegnen wir Drucken auf Prima-Textpapicr, auf deutschem gelben und weißem und gelbem geleimten Kupferdruckpapier, teils satiniert, teils unsatiniert; auf echt englischem Kupserdruckpapier; auf starkem und schwachem weißen, gelben, chamois, geleimtem und ungeleimtem holländischen Handpapier; auf Chinapapier in allen Tonstufen, imitiert und echt, gebleicht und ungebleicht; auf Japan-Handpapier, weiß, extrasein, gelblich, gelb, dünn, mittelstark und stark, grau und rosa, — diese Kunstblätter gewähren somit auch die wert vollste Papicrprobe, da sic das Aussehen des Druckes aus ihm
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder