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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.07.1897
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- Deutsch
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5172 Nichtamtlicher Teil. 161. 19. Juli 1897. den Besuchern der Stuttgarter Messe stets das Neueste auch iu Bezug auf schöne Lokalitäten zu zeigen, diesen in den großen Saal der Dinkelackerschen Brauerei an der Hohen staufenstraße verlegt. Der Rattenfänger von Hameln kann mit seinen Lockungen keinen größeren Erfolg gehabt haben als das diesjährige Festkomitee mit seiner Einladung zum Familienabend, denn in Hellen Haufen strömten Männlein und Weiblcin zur festgesetzten Stunde dem Festloknl zu. Noch vor Beginn der Unterhaltung hatte sich der weite Raum bis auf den letzten Platz gefüllt. Die ganze Buchhändlerwclt, Prinzipale und Angestellte, mit ihren Frauen und An gehörigen, gaben sich daselbst mit den auswärtigen Gästen ein Stelldichein. Nachdem das Fest mit der Ouvertüre zur Oper »Regina« von Rossini und dem hübschen Walzer »Die Ballkönigin« von Jvnnovici durch die Kapelle des Grcnadierregiments »Königin Olga« eingeleitet worden war, betrat Fräulein Hildegard Sigl das Podium und sprach folgenden von unserem, auch in weiten Kreisen des Buchhandels durch seine vortrefflichen llebcrsetzungen unserer Heldenlieder »Gudrun«, »Nibelungen lied«, »Parzival« ec. bekannt gewordenen einheimischen Dichter Emil Engelmann verfaßten Prolog: Willkommen all am grünen Ncckarstrand, Ihr Freunde aus dem weiten Vaterland! Aus Westen und aus Ost und Süd, Aus jedem deutschen Sprachgebiet! -Grüß Gott!» rus' zu ich Allen, Allen, Mög' cs bei uns Euch Wohlgefallen! — Ihr seid des Deutschtums thätigster Verband, Ihr bringt den deutschen Geist in jedes ferne Land! Den deutschen Geist, ihn, unfern Stolz und Hort, Des Dichters Sprache und des Denkers Wort; Er ist als Gut, als teures Euch vertraut, Durch Euch erst wird er richtig aufgebaut I Gleichwie ein Quell im kühlen Waldcsgrund, Wird er gefaßt durch Euren starken Bund Und kommt nunmehr in stolzen Stromes Wogen Durch alle Gauen segnend hcrge-ogcn. — Was all in Dichtung, Kunst und Wissenschaft Der Genius Erhabnes wirkt und schafft, Für's Erdenrund macht ganz allein Fruchtbar es Euer strebsamer Verein, Daß überall in allen fremden Gauen Erstaunt sie hin nach Deutschlands Vorbild schauen. Mög' so es bleiben! Mög' zu aller Zeit, Was deutscher Geist erschuf, was deutsche Kunst geweiht, Ein Denkmal sein auf unsrer weiten Erden: So muß es sein und so soll überall cs werden! Und so heiß' ich am grünen Neckarstrand Euch, Freunde aus dem weiten deutschen Land, AuS Westen und aus Ost und Süd, Aus jedem heim'schen Sprachgebiet Willkommen auch und rusc zu Euch Allen -Grüß Gott!- mög's Euch in Stuttgart Wohlgefallen. Fräulein Sigl trug den Prolog mit ihrem vollen, an genehmen Organ in sehr anerkennenswerter Weise vor und erntete mit dem Dichter wohlverdienten, reichen Beifall. Es folgten zwei Solostücke für Violine, »stöverw« von Vieuxtemps und »Ungarischer Tanz« von Brahms-Joachim, vorgetragen von Herrn Willy Kaiser. Der junge Künstler, ein Schüler des Stuttgarter Königlichen Konservatoriums für Musik, ver fügt über eine bedeutende Technik und wußte seinem Instru ment seelenvolle Töne zu entlocken, die ihn einmütigen, großen Beifall ernten ließen. Er mußte sich zu einer Dreingabe ent schließen und brachte ein »Laprieoio« von Wurm zum Vortrag. Den vokalen Teil des Abends hatten die Damen Frau Hof buchhändler Aigner von Ludwigsburg nnd Fräulein Frida Dieffenbacher vom Stadttheater in Bayreuth, eine geborene Stuttgarterin, übernommen. Allseitig wurde es freudig be grüßt, daß eiue »Kollegin« sich herbeigelassen hatte, die Meh- scsilichkciten durch ihre Mitwirkung zu verschönern, wofür ihr auch an dieser Stelle noch besonderer Dank ausgesprochen sein möge. Frau Aigner sang mit kräftiger Soprnnstimme, die besonders in den oberen Logen sympathisch berührte, »Frühlings zeit« von Becker und die »Serenade« von Bruch und hatte sich eines reichen, anhaltenden Beifalls zu erfreuen, so daß auch sie sich zu einer Zugabe entschließen mußte. Eine humoristische Abendunterhaltung kann man sich in Stuttgart kaum noch ohne einen Hermann Förtsch denken, der ja auch in Leipzig von der Ostermesse 1895 her in bestem Andenken steht. Herr Förtsch ist ein außerordentlich vielseitiges Talent; aber wie er in dem dramatischen Scherz »Einer für alle« von Paul Nüthling den Regisseur einer Theatergesell schaft giebt, die wegen rückständiger Gage nicht spielen will, so daß er infolge dessen gezwungen ist, den Hausherrn, dessen nicht ganz tugendhafte Frau und dazu noch deren Lieb haber darzustellen, ist einzig und läßt sich kaum beschreiben. Das Auditorium kam aus dem Lachen nicht heraus, und es ist nur zu erklärlich, daß seiner vorzüglichen Leistung ein donnernder Beifallssturm folgte. Die folgende größere Pause war sehr geboten, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen und sich zu sammeln für die künstlerischen Vorträge, die nunmehr Fräulein Frida Dieffenbacher bot Mit glockenreiner Stimme und leichter lleberwindung technischer Schmierigkeiten brachte sie die Ro manze aus dem »Nachtlager von Granada« von Kreutzei, »Winterlied« von Kohs und »Wiegenlied« von Ries zu Gehör Ihre schätzenswerte Leistung wurde durch reichen Beifall allgemein dankend anerkannt. — In liebenswürdiger Weise hatten sich auch in diesem Jahre die Herren Alfred Fischer und A. Schnetz vom Buchhandlungsgehilfenoerein mit ihren Talenten zur Verfügung gestellt und brachten im Verein mit Fräulein Eugcnie Kärn und Fräulein Sippel das Lustspiel »Eine vollkommene Frau« von C Görlitz zu gelungener Darstellung. Besondere Anerkennung errang sich Fräulein Kärn durch Einlage eines reizendes Liedes, das sie vollendet sang. In Gemeinschaft mit Fräulein Dieffenbacher trug hieraus Herr Förtsch ein komisches Duett »Aus alten Zeiten« von Junghänel vor, worin der Buchhandel von einst dem gegenwärtigen in drolliger Weise gegenübergestellt wurde Mehrere Vorträge des Herrn Karl Müller in schwäbischer Mundart und der von der Kapelle flott gespielte »Feldmarsch« von Seidel beendeten nach Mitternacht das wohlgelungenc Fest, das niemand unbefriedigt verlassen haben wird. Den lebhaften Dank, den der Vergnügungsausschuß, die Herren Karl Büchle und Walther Keller, vollauf verdiente, brachte Herr O. Petters-Heidelberg in beredten Worten zum Ausdruck und schloß mit einem Hoch auf die liebe Stadt Stuttgart. Am Dienstag den 22 Juni fand im großen Saale des Bürgermuseums die Abrechnung statt, die in dem knappen Zeitraum von 2—2'/, Stunden erledigt wurde. Den ver gnügten Gesichtern der Herren Verleger nach zu schließen, scheinen diese mit der Einnahme zufrieden gewesen zu sein, wie man denn nur wenig über pekuniäre Verluste infolge von Zahlungseinstellungen rc. vernahm. Nach Abwickelung des geschäftlichen Teils des Vormittags begaben sich die Herren zum Frühschoppen in den hübschen Garten des Hotels Textor. Vielleicht mehr als zu einer anderen Zeit sind bei dieser Zusammenkunft die Herzen der Kollegen weich gestimmt und bewirkten eine offene Hand, als es sich darum handelte, die Not armer oder kranker Berufsgenossen zu lindern. Es war daher eine dankbare Aufgabe für Herrn O. Petters-Heidelberg, dem wohl mit Recht bei der dies jährigen Kantate-Versammlung in Leipzig der Name eines »Wohlthätigkeitsapostels« des Buchhandels beigelegt worden ist, die Versteigerung des historischen Federhalters vorzunehmen und durch seine hinreißende Beredsamkeit eine namhafte Summe für den wohlthätigen Zweck zusammenzubringen Für den Nachmittag war ein Ausflug nach der alten
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