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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1924
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- 1924-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1924
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X- 187, ll. August 1924. Redaktioneller Teil. » Börsenblatt f. v. Dtschn. Buchbandel. 10427^ Redaktioneller Teil. <Nr. 128.) Kongreh-Reisen. Von Otto Reich!. In dem Matze, wie das Reisen als Vergnügen oder Erho lung an Wert und Bedeutung verliert und keine reine Freude mehr ist, wird es aus rein praktischen Gründen eine Notwendig keit. Neben den unumgänglichen Reisen sür einen bestimmten ge schäftlichen Zweck nehmen heute die Kongreß-Reisen eine wich tige Stellung ein, und derjenige, der die Ausgabe hat, sowohl die einen als auch die anderen Reisen zu unternehmen, muß sich mit Recht die Frage vorlegcn, ob die vielen Tagungen, die heute abgchalten werden, notwendig sind, ob sie richtig vorbereitet und organisiert sind und ob sie ihre» Zweck erfüllen. Über die Notwendigkeit des einen oder anderen Kongresses kann man mit Recht sehr verschiedener Meinung sein, und die jenigen, die gezwungen sind, Kongresse zu besuchen, sollten sich selbst und der Sache zuliebe angesichts der Fülle der Kongresse sehr wählerisch werden, was ohne Zweifel dazu beitragen wird, datz viele Kongresse nicht mehr veranstaltet werden. Des wei teren sollte jeder, der zu einem Kongreß eingeladen wird, sich von vornherein genau informieren, ob dieser Kongreß auch rich tig vorbereitet ist, sodatz sich ihm die damit verbundenen An strengungen, langen Reisen, Sitzungen usw. auch lohnen. Der wesentlichste Zweck aller Kongresse ist neben der Aussprache über bestimmte Fragen Wohl der, sich mit bestimmten Menschen, mit Ausnahme derer, die gern überall dabei sind, von Zeit zu Zeit wieder zu treffen und neue Menschen, insbesondere die jüngere Generation, kennen zu lernen. Aber gerade das letz tere wird infolge von Mißgriffen bei der Organisation und in folge der durchaus falschen gesellschaftlichen Einstellung, nament lich der Deutschen, vielfach vereitelt. Da ich selbst nicht nur Kongretzbcsucher, sondern auch Kon greßveranstalter bin und durch die Vorbereitung der alljähr lichen Tagungen der Gesellschaft sür freie Philosophie (Schule der Weisheit) einige Erfahrungen erworben habe, so ist es viel leicht im allgemeinen Interesse, wenn ich mich einmal über diese Dinge ausspreche. Und dazu bietet sich mir insofern gerade eine gute Gelegenheit, als ich in diesem Frühjahr kurz nach einander mehrere Kongretzreisen zu unternehmen hatte. Am 22. April wurde in Königsbetg der zweihundert jährige Geburtstag Kants gefeiert, vom 2. bis 9. Mai in Neapel das 700jährige Jubiläum der Universität und der fünfte internationale Philosophen-Kongreß abge- halten, vom 17. bis 19. Mai waren die Kantate-Versammlungen in Leipzig zu besuchen und am 25. Mai feierte die große Wei marer Bibliophilen-Gesellschaft ihr 25jähriges Bestehen in Darmstadt. Es sei gleich im vornherein gesagt, datz das Vorbild aller Kongresse die Kantfeier in Königsberg gewesen ist. Was in diesen Tagen Stadt, Universität und Privatleute den anwesen- den Gästen geboten haben, übersteigt jede Erwartung, und das Erfreulichste dabei war die Haltung, in der das Gebotene dargereicht wurde. Es schien, als ob in Königsberg jeder ein zelne Mensch auf die Kantfeter eingestellt gewesen ist. Das viele Reden und Schreiben über Immanuel Kant hat mit diesem Jubiläum einen würdigen Schlutzpunkt gesunden, über den hin aus man nun einmal längere Zeit schweigen sollte. Mit Hilfe von Hugo Stinnes hat Immanuel Kant eine neue Grabstätte erhalten, und in der Verbindung dieser beiden Namen liegt ohne Zweifel ein Shmbol. Ein wichtiges Ereignis war neben den Sitzungen und Feierlichkeiten für die anwesenden Vertreter der Wissenschaft und des Buchhandels auch der Besuch in der Buchhandlung Gräfe sc Unzer, die jeder deutsche Buch händler kennen sollte. Diese Buchhandlung darf als das Muster einer Buchhandlung in Deutschland und in der Welt überhaupt hingestellt werden. Eine solche Buchhandlung ist allerdings Wohl nur in Deutschland möglich. Aber leider ist von dieser Möglichkeit auch im deutschen Buchhandel noch wenig Gebrauch gemacht worden. Das genaue Gegenteil von der Veranstaltung in Königs berg war der Philosophenkongretz in Neapel, und zwar nicht nur insofern, als wir in Königsberg noch Winterkälte und Schnee gestöber hatten und in Neapel tropische Hitze, und nicht insofern, als Königsberg die straffe osi, reutzi>che Welt repräsentiert und Neapel eigentlich schon Orient ist, sondern in Neapel sind wir vor allem darüber belehrt worden, wie man einen Kongreß nicht veranstalten soll. Wenn trotzdem die 700-Jahrfeier der Universität einen würdigen Verlauf genommen hat, so liegt das Wohl daran, daß die Menschen dort unten leichter und umgänglicher sind als im Norden, aber beim Philosophen- Kongreß hat sich doch das Chaos offenbart. Der italienische Himmel, das blaue Meer, der rauchende Vesuv und die male rische Lage der Stadt versöhnen gewiß mit vielem, aber wenn sich das, was man in Neapel beobachtet hat, etwa Halle a. d. S. oder Breslau geleistet hätten, so wäre es ohne ein heiliges Donnerwetter nicht abgegangcn. Dank der verständnisvollen« Maßnahmen der deutschen Behörden war die italienische Halb insel von deutschen Reisenden ziemlich gereinigt, sodaß man die in Neapel anwesenden Deutschen ohne weiteres als Philosophen oder solche, die es werden wollen, ansehen konnte. Ich habe aber nicht gefunden, daß die anderen Nationen, wenn sie sich aus fremdem Boden bewegen, einen besseren Eindruck machen als die Deutschen, denn den ungünstigen Eindruck z. B. des rei senden Durchschnitts-Amerikaners kann eigentlich nichts über steigen. Selbstverständlich wurden die Deutschen besonders auf merksambeobachtet, und da ist es erfreulich, festzustellen, daß man bei der Auswahl der deutschen Delegation einen glücklichen Griff getan hatte. In diesen Hünengestalten erkannte jeder sofort die deutschen Vertreter, und der Vergleich mit den alten Germanen von anno dazumal lag sehr nahe. Außerdem kannten die Herren aus Grund ihrer Forschungsgebiete Italien in mancher Hinsicht besser als die Italiener selbst, und die offizielle Ansprache des Herrn Geheimrat Penck stand in wohltuendem Gegensätze zu der Anschmeißerei einiger anderer Vertreter, wie zum Beispiel der Tschechoslowakei und Belgiens, wobei die aufdringliche Neapoli taner Studentenschaft reichlich Möglichkeit hatte, sich in Beifalls geschrei auszutoben. Die Ansprache von Geheimrat Penck war Wohl auch die einzige, die in der italienischen Presse abgedruckt worden ist. Datz die in Neapel ausgestellten deutschen Bücher sich ohne weiteres vorteilhaft von der Produktion des Auslan des unterschieden haben, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Dafür hat das Ausland auch die Freiheit und Mög lichkeit, über das teure deutsche Buch zu schimpfen. Demgegen- über sollte aber der deutsche Verlag (ich meine den deutschen Verlag, auf den es ankommt) weiterhin bestrebt sein, lediglich durch die Qualität des Inhalts und der Ausstattung seiner Bücher zu wirken. Die Bemühungen der Buchhandlung Bem- porad in Neapel und des Leiters ihrer deutschen Abteilung, Herrn W. Max Schulz, können übrigens gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Eindrücke aus den großen italienischen Zentren wie Rom, Florenz, Venedig, Mailand gaben weiterhin zu allerlei ernsten Gedanken Veranlassung. Der aufmerksame deutsche Reisende mutz feststellen, daß in einem an sich deutsch-freund lichen Lande nach wie vor das Bestreben vorherrscht, Deutschland auszuschalten, weniger aus Neigung als aus Furcht oder, höf licher gesagt, aus Rücksicht aus die Verbündeten. Deutsche Bü cher, deutsche Zeitschriften und Zeitungen sind so gut wie gar nicht sichtbar, und letztere werden nur auf Verlangen unterm Tisch hervorgezogen. Die großen internationalen Verkehrs linien werden mit Fleiß um Deutschland herumgelegt, und auf den entsprechenden Karten und Plänen, die für den internatio- tZ-i'
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