Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.06.1897
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18970614
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189706148
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18970614
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-14
- Monat1897-06
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4316 Nichtamtlicher Teil. 134, 14. Juni 1897. tionen in einer Klarheit zu bieten, die oft überraschend und er frischend, immer aber erfreuend wirkt. Seine Charakterisierung der bestehenden Druckmethoden wird unterstützt durch illustrative schematische Darstellungen, die selbst dem einfachsten Verstände keinen Zweifel übrig lassen können über die Kennzeichen des Hoch oder Buchdrucks, des Tief- oder Kupserdrucks, des lithographischen Tics-, Hoch- und Flachdrucks wie auch des Lichtdrucks. -Das Wesen der Lithographie- physikalisch und chemisch erläutert, bildet das nächste Kapitel. Die Wirkung der Seife in den Zeichenmaterialien, der Einfluß der Salpetersäure auf das Gummi, die Wirkung der gewöhnlichen Netze, die Wirkung des Gummi in der Netze und die Wirkung der Politur mittels Oxal säure (Kleesalz) sind Unterabteilungen dieses Kapitels. Der Ver fasser berücksichtigt überall die neuesten Fortschritte, setzt nirgends Vorkenntnisse voraus und bleibt in seinen Darlegungen dennoch stets interessant. Es ist hier nicht Raum genug verfügbar, um in technische Details eingehen zu können. Dagegen darf ich nicht unterlassen, aus der bedeutsamen Einleitung einige große Gesichts punkte im Wortlaut wiederzugeben: -Mit Stolz kann die Lithographie darauf verweisen, daß es eine Zeit gegeben, in welcher sie beinahe alleinige, ganz bestimmt aber neben dem Kupferstich und der Radierung die leistungsfähigste und ausdrucksvollste Reproduzentin für Kunstwerke aller Art ge wesen ist und die hervorragendsten zeitgenössischen Künstler ihrer Gilde angehörten. Zu Anfang der zweiten Hälfte des gegenwär tigen Jahrhunderts hatte sie den Höhepunkt ihrer Vollendung er reicht und führte viele Unternehmungen im Sinne der verviel fältigenden Künste selbständig durch. Das Porträt war in dieser Zeit der Lithographie nahezu anheimgegeben, und beinahe aus nahmslos leistete sie produktiv und künstlerisch das Bedeutendste in Schwarzkunst. Hervorragende Künstler wie Adolf Menzel, Aubry-Lecomte, Vernier, Carpet scheuten sich nicht, der Lithographie ihren Stift zu leihen, die Werke der deutschen Meister dieser Re produktionstechnik, eines Franz Hanfstängl, Piloty, Pettenkofen, Kriehuber und anderer, reichen wohl hoch hinauf in die künstlerische Sphäre. Frei und ungezwungen bewegt sich die Lithographie, sie ist ebenso geeignet zur Vervielfältigung nach Originalen, wie sie geschaffen ist, originale Kunstwerke hervorzubringen, dem Zeichner einen weiten Spielraum der anzuwendenden Technik überlassend. Dabei verfügt sie über einen so erstaunlichen Reichtum an Tonmitteln, Zartheit, Kraft und Ausdrucksfähigkeit, welche nur in den besten Werken der Radierkunst wiederzufinden sind. -Die Schaffung originaler Kunstwerke ging der Lithographie durch die Entdeckung neuer Reproduktionsmethoden, durch die Ver vollkommnung der Photographie und vielleicht auch durch einen zu großen Jndifferentismus der Künstlerkreise verloren. Zuerst war es das Porträt. Durch Photographie sich porträtieren zu lassen, war wenig umständlich und so billig, daß sich diese neue Methode, trotz ihrer vielen Feinde, bald bei Hoch und Niedrig beliebt machte. Ebenso ging es mit den lithographierten Reproduktionen nach Ge mälden und mit den freien Kompositionen. Auch diese wurden zumeist von der Photographie oder von einer mit der Photo graphie in Verbindung stehenden Vervielfältigungsmethode an sich gezogen. Die einsarbige Kunstreproduktion wurde der Litho graphie durch diese billigeren und schnelleren Methoden fast voll ständig entrissen. Reichen sie in ihrer Wirkung an die guten Erzeugnisse der Lithographie hinan? Teilweise wohl, im großen und ganzen jedoch nicht. Insoweit auch die Vervollkommnung der Radierung zum Verfall der Kunstlithographie mit beige tragen hat, ist dies weniger zu beklagen, da das Ideal wahrer Kunst in diesen Schöpfungen gewahrt wird. Die Lithographie, die durch mehr als ein halbes Jahrhundert lang geblüht hat und die alleinige Interpretin der volkstümlichen Kunst gewesen ist, mußte sich mehr der Befriedigung praktischer Bedürfnisse zuwenden und ist vielfach ein rein geschäftsmäßiger Betrieb geworden. In künstlerischer Richtung gewiß nicht zu ihrem Vorteil, sie ist etwas anderes geworden, als sie in ihrer Blütezeit war, aber sie nimmt gegenwärtig nicht nur einen der hervorragendsten Plätze unter den graphischen Vervielfältigungsmethoden ein, sondern ist auch zu einem mächtigen Kunstgewerbe geworden. Und nun regt sich auch aller Orten wieder mehr das Bestreben, die Lithographie höheren Zielen zuzusühren, französische Künstler haben den Impuls hierzu gegeben, und allenthalben haben sich auch Maler-Lithographen in Deutschland, England und Holland gefunden, die die Litho graphie durch selbständige Kunstleistungen aus ihrem Dorn röschenschlaf erweckten. Unter den Deutschen zählen wir Hans Thoma, W. Steinhousen, K. o. Pidoll und O. Greiner, von wel chen besonders der erste Bilder geschaffen hat, die eine verständ liche Sprache zu dem Bewohner der ärmlichsten Hütte sprechen; in England hat man mit den -li'iteroz' Uicturss- die Schule und die Kinderstube, mit anderen Schöpfungen aber zum mindest die Vorhallen der Paläste erobert; in Frankreich sind die Maler-Litho- graphieen eines Bellenger, Mauron, Bertrand, Dillon, Fantin- Latour u. s. w. zu den gesuchtesten Objekten der Kunstsammler geworden. In welch wirksamer Weise hat sich die Lithographie in den Dienst der Reklame gestellt! Die künstlerische Ausgestaltung der Affiche läßt sich in Frankreich bis in die vierziger Jahre zurückver folgen, in welcher Zeit Cham, Charlet,Dore,Gavarni,Mounier u. s.w. mit mehr oder weniger Erfolg Wirksames geschaffen haben. Seitdem hat aber das Kunstplakat in Frankreich mehr und mehr Verbreitung gesunden. Die reizvollen Schöpfungen eines Cheret, Mucha, Dufon, Hugo d'Aleste, Toulouse-Latrec, Steinlen, Grasset und anderer, mit vorzüglicher Zeichnung, ausgezeichneter Farbenanwendung und guter Fernwirkung, haben auch auf die Lithographen Englands, Amerikas, Deutschlands und Oesterreichs befruchtend gewirkt, wo man gleichfalls allen Ernstes beginnt, mehr durch künstlerische Dar stellung als durch Größe, pittoreske Auffassung und unmotivierte Farbenkleckserei den Beschauer anzuziehen. Von den -^.fLadss illusträse- werden gegenwärtig in Frankreich förmliche Prachtaus gaben veranstaltet und Drucke -avant la Isttrs- und -sprsuvss ä'artists- mit dem Faksimile des Künstlers, wie Radierungen und Stiche, zu hohen Preisen verkauft. Noch mehr gilt dies von seriösen bildlichen Darstellungen. -Ich will nicht mißverstanden werden, als wollte ich meinen, daß nur die Kunstleistungen, nicht aber auch die gegenwärtigen merkantilen Erzeugnisse Senefclders Erfindung würdig wären, ich meine aber, daß die Folie der wahren bildenden Kunst jedem tech- Nischen Verfahren nicht nur ein äußeres Relief verleiht, sondern für dasselbe auch von großem Vorteil ist. Wie kraftvoll und gestaltungs- fähig übrigens diese mit so reichen Mitteln ausgestattete Technik ist, beweist wohl am besten der Umstand, daß sie in der Zeit des Nieder ganges bald, wenn auch nur materiellen Ersatz für den Entgang der Kunstarbeiten im Farbendruck und im Merkantilfache fand, worin dieselbe gegenwärtig geradezu Wunderbares leistet. Freilich hat hierdurch die Lithographie einen Teil ihres selbständigen künst lerischen Schaffens verloren und ist aus die mehr oder weniger gute Wiedergabe von Originalen verschiedener Art angewiesen worden. Wenn wir aber bei dem Standpunkte angelangt sind, nach welchem die Lithographie in materielle Konkurrenz mit den übrigen Reproduktionsmethodcn zu treten hat, so muß vor allem betont werden, daß für die Reproduktion farbiger Originale der lithographische Farbendruck — besonders in neuester Zeit mit Zuhilfenahme der Photographie, der Heliogravüre und des Licht, drucks — gegen jede andere Druckmethode viel voraus hat. Sowohl der sogenannte Oelfarbendruck, wobei mit Deck- und Lasurfarben gearbeitet wird, wie auch die Aquarell-Imitation kann in guten Reproduktionen nahezu Originaltreue erreichen. Ja selbst das schwierigste Problem, die getreue Wiedergabe stoff licher Charaktere, bereitet der Lithographie in Verbindung mit der Photographie keine allzugroßen Hindernisse mehr, und wenn man Reproduktionen Herstellen will, die den Gipfel der über haupt erreichbaren Treue haben sollen und wobei auch der Ver kaufspreis des Erzeugnisses mit in Kalkulation gezogen werden muß, wird man doch immer wieder zur Lithographie greifen müssen. Man versucht in Kupferdruck, Radierung und Helio gravüre mit mehreren Farben zu arbeiten, kommt jedoch in folge der komplizierten und sehr kostspieligen Drucktechnik nicht über spezielle Kunstblätter hinaus, wobei noch immer dem nicht malerisch gebildeten Techniker ein viel zu großer Spielraum für das vollkommene Gelingen des Resultates zugewiesen ist. Der farbige Lichtdruck ist ein vornehmes Reproduktionsversahren, ist aber bis jetzt eine derart schwierige komplizierte Technik, daß an eine wesentlich erweiterte praktische Ausnutzbarkeit in dieser Rich tung kaum zu glauben ist. -Die Buchdruckpresse leistet gewiß Vorzügliches im Lasurfarben druck; jedoch den lithographischen Farbendruck mit seiner bestechenden Weichheit und seiner massigen charakteristischen Wirkung zu er- reichen, ist bis heute nicht gelungen. Neben den Erzeugnissen des unsicheren Farbenlichtdruckes steht der lithographische Farben druck in seinen guten Erzeugnissen auf der höchsten Stufe der Voll endung einer farbigen Reproduktion und hat in den Augen des Praktikers den nicht zu unterschätzenden Vorteil für sich, daß seine technische Herstellung eine verhältnismäßig einfache ist und er un gleich mehr als dieser und der bereits erwähnte Farbendruck von der Tiefplatte eine höhere produktive Leistung ermöglicht. -Für das Merkantilfach aber ist die Lithographie mit ihren reichen Mitteln, der leichten Anwendung derselben und ihrer viel seitigen Ausnutzbarkeit wie geschaffen und wird von keiner anderen graphischen Methode überboten. Welche reiche Quelle von Leistungs fähigkeit spricht aus dem Umdruck! Der Buchdruck hat als Multi plikationsmittel die Stereotypie und die Galvanoplastik, diese reichen aber noch lange nicht an die Ausnutzbarkeit und die Ge staltungskraft des Umdruckes heran -Ein weiterer Vorteil für die lithographische Technik ist die Dienstbarmachung des Zinkes und in neuerer Zeit des Aluminiums für mehrere Zeichnungsmanieren und für den Schwarz- und Farben druck. Ich zähle nicht zu den Sanguinikern, welche glauben, diese Metallplatten werden je einmal den Stein vollständig ersetzen, aber
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder