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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.05.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.05.1897
- Sprache
- Deutsch
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besondere Lebhaftigkeit und Freudigkeit befriedigt haben, mit der die große Kommersrunde in das wohlverdiente Hoch einstimmte. Bonden Gefeierten erwiderte später Herr Arthur Meiner. Es sei zwar richtig, daß der Festausschuß viel Arbeit gehabt habe, aber sie sei ihm sehr erleichtert worden durch das bereit willige liebenswürdige Entgegenkommen des Vorstandes des Börsenvereins. Der Redner dankte dann allen denen, die zur Messe nach Leipzig kamen, dann auch ganz besonders den Damen für ihr Erscheinen zum Kommers; er gedachte auch der abwesenden Damen, die wohl schon wieder sehn süchtig die Rückkehr ihrer meßfahrenden Männer erwarteten, und widmete sein Hoch den Frauen und Töchtern der Buch händler. Vor diesem Toast noch hatte Herr Regisseur G. Grund mann-Leipzig aus einer zu diesem Kommers verfaßten Kneipzcitung: »Nachrichten aus dem Buchhandel«, die später auch verteilt wurde, mit trefflicher Pointierung des witzigen Inhalts Verschiedenes zum besten gegeben, so den mo dernen Verleger-Roman: Blutd-urst und Goldschnitt, von Eulalia Honigseim-Heringslake, dann ein schönes neues Lied von der Verkehrsordnung von Nb. in U. und schließlich aenne Ballade in sächsischer Mundart: »Wie die hungrichen Hündchens uff de Bedersgerche zu Leibzig garnen«. Auch das zweite überaus humoristische Festlied: »Der alte Buchhändler an seinen stellesuchenden Sohn« von R. V. wurde nach der flotten Melodie: »Warum sollt' im Leben ich nach Bier nicht streben« aus dieser Kneipzeitung gesungen und erregte an vielen Stellen stürmische Heiterkeit. Die in herrlichem Farbenglanz schimmernde Leuchtfontaine sandte jetzt ihre Strahlen zum Himmel empor, für unsere Gäste ein sehenswertes Schauspiel. Herr Petters schloß daher gegen 10 Uhr den durch vortreffliche Musik und lustigen Gesang heiter belebten Kommersabend, nachdem er noch vorher in markigen Worten des greisen Recken im Sachsen walde gedacht und ihm ein donnerndes Hoch ausgebracht hatte. Vor dem herrlichen Wasserschauspiel mit seinen feurigen und auch wieder die zartesten Farben - Nuancen zeigenden kräftigen Strahlen, die beim Niedergehen in Tausende von Tropfen, wie aus glühendem flüssigen Metall oder edlen Perlen gleich, zerstieben, sammelten sich die Festteilnehmer und zogen mit munterer Musik durch die schönen Garten anlagen nach dem »Alten Meßviertel«, um dort ein Stündchen bei den fahrenden Komödianten zu verleben. Es wird wohl das erste Mal gewesen sein, daß eine so große Korporation in geschlossenem Zuge innerhalb des Ausstellungsgeländes auf trat. Die anderen Gäste der Ausstellung freuten sich sichtbar über das lustige Buchhändlervölkchen, wie es da nach einem alten Schützenmarsch in schöner Einigkeit dahinzog, und bedauerten lebhaft mit den Leipziger Kollegen, daß die Illu mination, die sonst mit ihren 50 000 bunten Lämpchen und in ihrem künstlerischen Arrangement einen wahrhaft feenhaften und bezaubernden Eindruck macht, wegen des nicdergegangenen Regens nur ganz unvollkommen zur Geltung kam. Aber eine nachträgliche Schilderung, wie reizend sich die Illumination an einem ruhigen Abend bei wolkenrcinem Himmel aus nimmt, hat keinen Zweck. Unsere auswärtigen Kollegen kommen besser selbst noch einmal hierher, um sich daran zu erfreuen. Nachdem der Zug auf dem »Naschmarkt« im alten Leipzig angekommen war, ergriff Herr Petters, redegewandt wie immer, wahrscheinlich entzückt von den historisch getreu Hochgebildeten alten Gebäuden und Plätzen und den vielen so einladenden Trankstätten, sofort das Wort, um dem Rat der Stadt Leipzig hier in historischer, wenn auch imitierter Umgebung ein dreifaches Hoch zu bringen, von dem der alte Naschmarkt kräftig wiederhallte. Auch machte er das »Volk« darauf aufmerksam, daß ihnen sofort mit ergötzlichen Schau spielen zur Erquickung des Herzens und zu weiser Lehr auf gewartet werden würde. Es folgte nun in kurzen Pausen unter der Regie von Herrn G. Grundmann auf »freier Bühne« die Aufführung der von Herrn C. Crome-Schwiening in Anlehnung an alte Stoffe verfaßten Burlesken: In Auer bachs Keller, — Das Streittuch, — Der Stein der Wahr heit, — Schelmuffskys Liebestraum und — Die verlorene Nadel. Lauter Beifall wurde stets von der oielhundertköpfigen Zuschauerschar den drastischen Scenen dieser Volksschauspicle mit ihrem derben Humor gespendet; besonders gefielen der Stein der Wahrheit und Schelmuffkgs Liebesabenteuer. Das lustige Treiben in der alten Stadt, das sich nun, angeregt durch das heitere Spiel, zwischen dem alten traulichen Gemäuer auf dem »Naschmarkt« und »Auerbachs Hof« entwickelte, läßt sich schwer beschreiben Aus der einen Schankstätte in die andere wogten die Menschenmassen, Auerbachs Keller mit seinen feuchtfröhlichen Wandmalereien und der altehrsamc Rats keller, wo der Trommler trefflich die Trommel zu rühren weiß, waren bevorzugte Lokale. Jetzt reizte man die immer durstigen Leipziger Meßmusikanten zu edlem Wettstreit mit der anwesenden Militärkapelle auf. Bei dem ohrenbetäubenden Lärm, den nun beide auf dem engen Markt gleichzeitig spielen den Banden verursachten, konnte man sein eigenes Wort nicht ver stehen und wußte nicht, ob man den alten Schlumperliedchen und Tänzen der eifrigen Meßmusikanten oder dem kräftigen Torgauer Marsch der Militärkapelle den Vorzug geben sollte. Dann zog man wieder mit den schnell beliebt gewordenen Meß mustkanten in den »Kaffeebaum«, das alte Cafs, oder in die Gosenschänke hinein, unbekümmert darum, daß hier auch schon alles voll saß. Alles beteiligte sich gern an dem von den Buch händlern ausgehenden Ulk und freute sich nicht wenig, was die doch für ein treffliches Völkchen seien. Die anwesenden Studenten, denen doch sonst das Beiwort lustig gewöhnlich beigelegt wird, nahmen sich schon wie rechte Philister mit ernsten Ge heimratsmienen neben dem übermütigen und ausgelassenen Jung buchhandel aus. Mit kräftigem Tusch wurde in verschiedenen Lokalen Herr Petters als »Mittelpunkt« des schönen Abends gefeiert, stets wußte er mit zündenden Worten zu erwidern. Als Mitternacht näher rückte, nahm er nochmals Gelegen heit, von der freien Bühne herab Jung-Leipzig zu danken, daß es Alt-Leipzig in so wunderbarer Weise hier zu einer Stätte der Freude, der Lust und des Humors hervorgezaubert hätte. Auch Herr Crome-Schwiening, der Verfasser der Burlesken, Herr G. Grundmann, der Regisseur der Vorstellungen, und noch einmal der Festausschuß erhielten ihren wohlverdienten Dank von der aufgeheiterten Menge. Nur langsam löste sich gegen Mitternacht der lustige Meßtrubel nach und nach auf, man wollte nicht recht begreifen, daß die schönen Tage der Messe nun vorüber sein sollten, wo gerade die fröhlichen letzten Ver anstaltungen all die Kollegen so nahe gebracht und verbrüdert hatten. Sicher ist wohl, daß es auch in den alten, echten Mauern Leipzigs vor 400 Jahren unter den Landsknechten, fahrenden Sängern und Studenten nicht lustiger und aus gelassener hergegangen sein kann, als am Abend des Kantate- Montags auf dem Naschmarkt des neuerstandenen Alt-Leipzig unter den deutschen Buchhändlern. R. Kleine Mitteilungen. Rcichsgerichtsentscheidung. (Beschimpfung einer Kirche.) — Die -Rh. Z.» hatte die Macht des Glaubens, dessen sättigende Kraft und geistbefreiende Wirkung, als evangelischen Humbug bezeichnet. Dies wurde zwar als Beschimpfung anerkannt, Angeklagter aber aus K 166 Str.-G.-B. freigesprochen, weil die Wirkungen des evan gelischen Glaubens nicht als Einrichtung oder Gebrauch einer christlichen Kirche betrachtet werden könnten, und die Bezeichnung als Humbug sich nicht auf die Kirche als solche beziehe. Dies sei auch nicht mittelbar der Fall, weil jene Wirkungen des Glaubens nur als eine Lobpreisung des letzteren erscheinen. Aus Revision des
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