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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1897
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- Erscheinungsdatum
- 30.03.1897
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- Deutsch
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Grundsatzes, daß Leipzig allein zu ersetzen hat, was nach weislich in Leipzig verloren geht, für den Platz Leipzig keine unlösbare Aufgabe bilden; anderseits erscheint aber auch der Augenblick, wo diese die Verlustgefahr der Beischlüsse gewiß zu verringern geeignete neue Einrichtung ernstlich geplant zu werden beginnt, vom Verein der Kommissionäre noch weniger glücklich gewählt, als irgend ein früherer, um die Folgen der gesetzlich feststehenden Haftbarkeit abzulehnen. München, im März 1897. Theodor Ackermann. Der »Litteratursonds« zu St. Petersburg?) Mit dem obigen abgekürzten Namen wird eine Vereinigung bezeichnet, die offiziell -Gesellichaft zur Unterstützung bedürftiger Schriftsteller und Gelehrten- heißt und 1859 in St. Petersburg nach englischem Muster gegründet wurde. Die kräftigste Anregung dazu gab A. W. Drushmm. A. B. Sablozkij - Dessatowskij und K. D. Kawelin arbeiteten den Plan einer solchen Gesellschaft aus, der am 7. (19.) August 1859 von der Regierung bestätigt wurde, und am 8. (2(1.) November fand die erste Generalversammlung statt. Der Zweck des Litteratursonds ist, bedürftigen verwaisten Familien von Schriftstellern und Gelehrten und den Schriftstellern und Gelehrten selbst, die sich wegen vorgerückten Alters oder aus andern Gründen nicht mehr durch eigene Arbeit ernähren können, Unterstützungen zu gewähren. Er kann auch die Herausgabe nütz licher und gelehrter Arbeiten fördern, die von dem Verfasser oder Uebersetzer wegen Mangels an Mitteln nicht herausgegeben werden können (dazu haben bisher die Mittel des Fonds noch nicht gereicht), ferner arme begabte junge Leute bei Abschluß ihrer Bildung und bei ihrer Vorbereitung für die litterarische und gelehrte Thätig- keit durch Geldmittel unterstützen, sowie unvermögenden Schrift stellern und Gelehrten solche Unterstützung zu Reisen gewähren, die zu ihrer Seldstoeroollkommnung oder zur Beendigung einer von ihnen uniernommenen Aroeit erforderlich sind. Mitglieder der Gesellschaft können sowohl die russischen Schrift steller und Gelehrten als auch andere Perionen beiderlei Geschlechts werden. Der Milglicderbeitrag beträgt mindestens 10 Rubel jähr lich oder 100 Rubel auf einmal. Auf der Generalversammlung sind alle Mitglieder stimmberechtigt; aber in die Vereinsämter können nur Schriftsteller und Gelehrte gewählt werden. Die Geschäste der Gesellschaft leitet ein Komitee von 12 Mit gliedern, die auf drei Jahre gewählt sind. Jedes Jahr scheidet ein Viertel von ihnen aus, und an ihre Stelle werden neue Personen gewählt aus 8 vom Komitee vorgeschlagenen Kandidaten. (An diese 8 Kandidaten ist jedoch die Generalversammlung nicht ge- bundcn, wenn die Revisionskommission findet, daß die Thätigkeil des Komitees dem Zweck der Gesellschaft nicht entspricht.) Ein ausgeschndenes Mitgued ist erst nach Jahresfrist wieder wählbar. Das Komitee wählt jedes Jahr aus seiner Milte einen Vorsitzenden, der zugleich Vorsitzender der Gesellschaft ist, einen Stellvertreter des letzteren, den Sekretär und den Kassierer. Die vom Komitee gewährten Unterstützungen sind einmalige, fortgesetzte und beständige (jährliche Pensionen an die Invaliden der Presse, ihrer Witwen und Kinder). Die praktischen Bedürsnisse haben dazu genötigt, die Formen der Unterstützungen zu erweitern. 1865 begann man, Darlehen auf bestimmte Zeit zu gewähren, aber nur gegen zuverlässige Bürgschaft und unter materieller Ver antwortlichkeit derjenigen Mitglieder des Komitees, die mit der Be willigung des Darlehns zu thun gehabt hatten. (Die Mitglieder des Komitees selbst haben weder ein Recht auf Darlehen noch auf Unlerstützung.) Von den Darlehen werden 6"/o Zinsen jährlich er hoben. Sen 1875 werden auch Darlehen aus unbestimmte Zeit gewährt, die thalsächlich Unterstützungen gleichkommen. Die Geldmittel der Gesellschaft werden gebildet aus einer jähr lichen Subvention des Unterrichtsministers (1000 Rubel), aus den Milgliedervelträgen, aus einmaligen Spenden, aus den Einnahmen, die durch Veranstaltung von öffentlichen Vorlesungen, Konzerten, Theareraussührungen, und durch die Herausgabe von litterarischen und gelehrten Werken erzielt werden. Gleich im ersten Jahre hatte die Gesellschaft, die mit einem Fonds von 2200 Rudel begann, ein Kapital von 35 000 Rubel. Sie setzte Pensionen für 1b Personen im Gesamtbetrag von 3510 Rubel aus und zahlte an einmaliger Unterstützung an 56 Personen 7500 Rubel. 1866 stellte sich ein Defizit im Budget der Gesellschaft ein, und ihr Kapital sank auf 33 000 Rubel, obgleich die Summe der Ausgaben 3414 Rubel nicht überstieg. Im folgenden Jahre wuchs das Vermögen aus 46 000 Rubel, und es wurden an Unter- ^ *) Nach dem Artikel -Aiirspg.r^plli>iü in Brockhaus und Esco.r »guuiiiiLau.oM>lseiciü a-wuLfn.», Band XVll. (St. Petersburg 1895.) stützungen 10 000 Rubel gezahlt. Seitdem haben sich die Verhält nisse der Gesellschaft fortwährend gebessert (außer während der Kriegsjahre 1877—78). 1874 wurde ein unberührbares Kapital begründet, das nur mit Zustimmung der Generalversammlung verausgabt werden darf. 1884, beim 25jährigen Jubiläum der Gesellschaft, betrug der Kassenbestand 90 500 Rubel; Einnahme und Ausgabe der Gesellschaft überstiegen 19 000 Rubel. Gegen 1890 stieg das unberüyrbare Kapital auf 138 000 Rubel und es hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Am 1. (13.) Januar 1896 halte die Gesellschaft an Effekten 309 275 Rubel, an barem Gelds 12 418 Rubel und an Außenständen 2700 Rubel. Die unberührbaren Kapitalien waren auf 320 038 Rubel gestiegen, darunter auf Namen lautend 283 467 Rubel. Außerdem gehört der Gesellschaft das Eigentumsrecht aus die Werke von Garschin und Nadson, sowie auch auf Güter im Gouvernement Smolensk, deren Nutznießung aber zur Zeit noch den Verwandten der Erblasserin, Frau Palaschkowskaja, geb. Arzimowitsch, über lassen ist. Das schnelle Anwachsen des unberührbaren Kapitals erklärt sich durch große Spenden einzelner Personen. Besonders charakte ristisch ist die Spende von G. S. Jelisejew. Er hatte 1876 den Litteratursonds in einer Zeitschrift heftig angegriffen; nachdem er sich aber genauer mit dessen Thätigkeit bekannt gemacht hatte, vermachte er ihm sein ganzes Vermögen von über 50000 Rubel. Eine zweite große Spende gab das srühere Komitecmitglied A. N. Pleschtschejem. Weniger rasch wachsen und starken Schwankungen ausgesetzt sind die laufenden Einnahmen der Gesellschaft (1894: 26516 Rubel, 1895: 21269 Rubel). 1894 wurden ausgegeben an Pensionen 5808 Rubel, an fort gesetzten Unterstützungen 3892 Rubel, an Stipendien und zur Er ziehung von Kindern 3043 Rubel, an einmaligen Unterstützungen und Darlehen auf unbestimmte Zeit 10169 Rubel. Die ursprüngliche Idee Drushinins bei Anregung zur Begrün dung des Litteratursonds hat keinen rechten Anklang gefunden. Er schlug nämlich vor, die Schriftsteller sollten zum Nutzen des Fonds einen gewissen Prozentsatz ihres litterarischen Erwerbs beitragen, sowie die Verleger von Zeitschriften und Zeitungen je 1 Kopeke für jeden ihrer Abonnenten. 1892 gingen von dieser sogenannten Drushininschen Kopeke im ganzen 155 Rubel ein, und das war das Maximum der Eingänge in den letzten Jahren! Ungenügend gehen auch die Mckglieder-Beiträge ein, die in den letzten Jahren nicht 4000 Rubel erreichten. Gleich im ersten Jahre des Bestehens der Gesellschaft zahlten gegen 100 Mitglieder die von ihnen ausgesetzten Beiträge nicht; im nächsten Jahre stieg diese Zahl auf 200 bei 580 vorhandenen Mitgliedern. 1867 sank die Zahl der Mitglieder, die ihren Beitrag bezahlt hatten auf 95, und 1868, als das Komitee daran ging die Mitgliederliste zu prüfen (wer länger als zwei Jahre seinen Beitrag nicht bezahlt, gilt nach den Statuten sür ausgeschlossen), war die MitgUederzahl um mehr als die Hälfte gesunken. 1874 betrug sie wieder 483, Anfang Januar 1884 781, Anfang Januar 1890 706, Anfang Januar 1895 605, Anfang Januar 1896 512. -Das sind erstaunlich kleine Zahlen!- ruft der Verfasser des russischen Artikels aus. M. E. Salnkow weift in seinen -Unbeendeten Plaudereien- aus zwei Klassen von Personen hin, die mehr als andere verpflichtet wären, dem Litteratursonds zu Hilfe zu kommen. Es sind dies oie ganz sicher gestellten Schriftsteller und die Buchhändler, -die auf den Knochen der Litteratur ihre mehr oder weniger großen Vermögen ausgebaut haben-. Die Zeitschrift -Europas Bote- weist mehrmals (Jahrg. 1884 No. 3 und 12, 1894 No. 3) aus eine dritte, noch weit zahlreichere Klasse hin — das lesende Publikum: -Es giebt keinen einigermaßen gebildeten Leser, in dessen Leben nicht ein Buch oder eine Zeitung eine Rolle gespielt hätte, der ihnen nicht üurch irgend etwas verpflichtet wäre, nicht in Schuld bei ihnen stände. Die Mitglieder des Litteratursonds sollten nicht nach Hun- oerten, sondern nach Tausenden, ja nach Zehntausenden zählenl- Ein sehr grelles Licht auf oie Gleichgiltigkeit des russischen Publikums dem Litteratursonds gegenüber wirft der Umsang des sogenannten -Leser-Nubets-,d. l. der Spenden von solchen Personen, die die Litteratur lieben, aber nicht in der Lage sind, Mitglieder des Fonds zu werden. 1891 war diese Rubrik der Einnahme durch 3 Rubel vertreten, 1892 durch 10 Rubel, 1894 durch 2 Rubel. Das Komitee des Litteratursonds legt dem Unterrichtsminister alljährlich einen Bericht über seine Thätigkeit vor und nennt dabei diejenigen Personen, die die Hilfe des Fonds beansprucht haben, wobei zugleich die Gründe genau dargelegt werden, aus denen Unterstützungen gewährt worden sind, sowie die Größe und die Form derselben. Erst nach dem Tode einer unterstützten Person bars ihr Name öffentlich genannt werden. Aus solchen Mitteilungen in der Presse ist zu ersehen, daß die Hilfe des Fonds selbst sehr hervorragende Schriftsteller haben suchen müssen, wie Schtschapow, W. Korsch, Nadson, Krestowskij-Pseudonym, N. Uspensktj u. a.; eine Pension aus den Litteratursonds erhielt bis zu ihrem Tode auch die Witwe Bjelinskijs.
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