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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1924
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- 1924-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1924
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 185, 8. August 1924. benötigte Zeit von täglich 10 Minuten lohnt sich sicher. Ich glaube, daß, wenn z. B. ein kleiner Antiquar ein streng juristisches ! Werk erwirbt, er ein besseres Geschäft macht, wenn er es, zumal in der jetzigen Zeit, sofort, wenn auch zu einem niedrigeren Preise, an einen juristischen Antiquar verkauft, als wenn er es auf Lager nimmt und in einem späteren Katalog anzeigt, der alle mögliche Literatur umfaßt. Ich selbst stoße aus diese Weise häu fig genug Werke auch meiner eigenen Spezialität, von denen ich zu viel Exemplare erworben habe, ab. Es sind aber auch noch andere, sehr erhebliche Vorteile mit einer eingehenden Lektüre der Inserate verknüpft, die mich veranlassen, die Anzeigen täglich sehr genau zu beachten. Ich offeriere z. B. nur an jene Firmen, die auch mir regelmäßig Offerten senden, und habe Dadurch eben den Erfolg, daß diese auch meine Gesuche beachten müssen. Dann weiter muß hier kurz eine Gewohnheit gestreift werden, die nun leider im Antiquariat eingerissen ist, über die ich schon vor Jah ren geschrieben habe und auf die ich mir ein näheres Eingehen auch an dieser Stelle für später Vorbehalten möchte. Viele Anti quare (und durchaus nicht bloß kleinere Firmen) und gelegent lich auch Sortimenter, wenn sie in die Lage kommen, bestellen nämlich Bücher, die bei ihnen von ihren Kunden aus Katalogen anderer Antiquare bestellt werden, nicht — wie es ihre Pflicht wäre — von den Antiquaren, die diese Kataloge herausgegcben hatten, sondern haben den Mangel an Anstand, zu ver suchen, die Werke sich erst anderweitig billiger zu beschaffen, also z. B. durch ein Inserat im Börsenblatt. Die Tatsache, daß dies eine unfaire Umgehung des Antiquars ist, der mit großer Mühe und hohen Kosten einen Katalog gedruckt und verbreitet hat, ficht sie nicht breiter an. Es kann nun natürlich nicht verlangt wer den, daß der Antiquar A., wenn er von seinem Kunden eine Be stellung auf ein Werk aus dem Kataloge des Antiquars B. erhält, das er selbst auf Lager hat, dieses nun etwa trotzdem erst von dem Antiquar B. bestellt. Er wird natürlich sein eigenes Exem plar, wenn es angehl, liefern. Ich möchte auch noch weiter gehen und nicht sagen, daß, wenn z. B. dem Antiquar A. bekannt ist, daß dieses bestellte Werk bei dem Verleger C. erheblich im Preise herabgesetzt ist, er nun von dem günstigeren Einkäufe bei diesem letzteren Verleger absehen und es von dem Antiquar, der den Katalog veröffentlicht hatte, kaufen müsse. Das hieße den Bogen überspannen. Aber in allen jenen weit häufigeren Fällen, in denen die Verhältnisse nicht so liegen, ist es eine Unanständig keit, wenn versucht wird, den Antiquar, der den Katalog heraus gegeben hat, zu umgehen. Da bietet nun eine regelmäßige Durch sicht der Börsenblattgesuche dem so geschädigten Spezial-Anti quar eine Handhabe. Aus einer Reihe von Anzeichen kann er, zumal wenn es sich um eine größere Zahl von Werken handelt, fast untrüglich daraus schließen, daß es sich bei einem vorliegenden Gesuch um eine solche Umgehung handelt, und er wird in der Lage sein, jene Mittel, über die ich mich später einmal ausspre chen will, zu gebrauchen, um den ihm erwachsenen Schaden zu verkleinern. Weiter: Daß für jeden Antiquar die Lektüre der Gesuchseiten im Börsenblatt schon aus dem Grunde eine Not wendigkeit sein sollte, weil sie ihn darüber aufklären, welche Bücher gesucht sind und welche nicht — er wird sogar in vielen Fällen aus häufigen Gesuchen auf die ihm vielleicht bis dahin nicht bekannte Tatsache des Vergrifsenseins eines Buches schließen und also seinen Preis danach stellen können —, halte ich für eine Selbstverständlichkeit. Ich fasse zusammen, daß die Durchsicht der Gesuchseiten nicht nur für den Antiquar, sondern auch für den Sortimenter, ja sogar für den Verleger, der besonders ältere Literatur auf diese Weise leicht loswerden kann, viel mehr zur Gewohnheit werden sollte, als dies bisher der Fall war. Ein Bruder Klopstocks als Buchhändler in Wien. Es ist gewiß nicht allgemein bekannt, daß ein Bruder des »Messias«-Dichters, dessen 200. Geburtstag kürzlich in der deutschen Welt gefeiert wurde, als Buchhändler in Wien gelebt und hier auch seine Tage beschlossen hat. Dieser jüngere Bruder Klopstocks, Johann Christoph Ernst mit Namen, hatte freilich auch nichts an sich, was ihm Anspruch auf Unsterblichkeit gegeben hätte, und wenn ihm nicht E. K. Blümml und G. Gugitz in ihrem vor einiger Zeit bei Gerlach L Wiedling erschienenen hübschen Buche: »Von Leuten und Zeiten im a l t e n W i e n« ein Blatt der Erinnerung gewidmet hätten, so wäre sein Andenken sicher für immer im Dunkel der Vergessenheit begraben. Von diesem Klopstock ist bezeugt, daß er am 15. November 1739 in Quedlinburg geboren und in Merseburg zum Buchhändler ausge bildet worden ist. Von dort scheint er sich im Jahre 1766 nach Wien gewandt zu haben, wo sein Bruder, wie im ganzen übrigen Deutsch land, bereits zahllose Verehrer hatte, freilich auch von manchen Ver legern mit großer Dreistigkeit nachgedruckt wurde; so verzeichnet u. a. der bekannte Trattner von 1767 bis 1798 in seinen Nachdrucken wieder holt Ausgaben der Werke Klopstocks, was diesen so empörte, daß er seinen Wiener Jünger Denis bat, dagegen einen »Herkulesschlag« z" führen. Ob die Wiener Reise Ernst Klopstocks mit dieser Angelegenheit im Zusammenhang stand, ist nicht bekannt; doch scheint er jedenfalls nach seiner Seßhaftmachung in Wien auf den Vertrieb der Werke seines Bruders kein besonderes Gewicht gelegt zu haben, denn als er am 8. Mai 1798, kaum sechzigjährig, im Allgemeinen Krankenhause starb, fand sich unter den 252, zum größten Teil übrigens französischen Büchern seines Nachlasses kein einziges der Werke seines berühmten Bruders. Überhaupt scheint das Verhältnis der beiden Brüder von Anfang an etwas kühl gewesen zu sein. »Ich habe einen jüngeren Bruder in Wien«, schrieb z. B. Klopstock im Jahre 1767 an Denis, »der in einer Buchhandlung ist, die er mir in seinem Briefe zu nennen vergessen hat. Ich wünschte von Ihnen zu erfahren, ob sich mein Bruder gut aufführt. Ich kann nicht sagen, daß er ein ausschweifendes Herz habe, aber er hat bisweilen ausschweifende Einfälle«. Daß der Dichter mit dieser Kennzeichnung seines Bruders das Richtige traf, geht aus manchen Nachrichten hervor, die wir von dessen späteren Leben haben. — So wird z. B. in den »Briefen über den gegenwärtigen Zustand der Literatur und des Buchhandels in Öster reich« vom Jahre 1788 über ihn berichtet: »Homers Gedichte läßt hier ein Mensch aus einer alten lateinischen Edition in ein etwas kleineres Format und mit kleineren Lettern Um drucken, ob in Commission oder für sich selbst, weiß ich nicht. Dieser Mensch nennt sich Klopstock und gibt sich für einen Bruder unseres großen deutschen Homers aus. Ich erstaunte, da ich dies hörte; denn sein Benehmen und seine Reden haben nicht einen entfernten Zug von jenem großen Mann. Er soll sich schon einige Jahre hier aufhalten und mit gebundenen alten und auch mitunter rohen neuen Büchern schachern, die er entweder selbst an sich bringt, oder von anderen Händlern in Commission bekommt. Er läßt zu jeder Marktzeit einen Katalog drucken, hat eine Bude und macht den Markt mit. Er muß entweder sehr arm sein, oder das Geld will bei ihm hart heraus, weil er fast jedesmal alle Druckereien ablaufen muß, bis er jemand findet, der ihm ohne Vorauszahlung druckt; daneben ist er gewöhnlich in den Offizinen der Spott der rohen Seelen, deren es unter unseren Kunst verwandten, wie du weißt, in ziemlicher Menge gibt — dies scheint aber von seinem groben, bauernmäßigen Betragen herzurühren. Du gäbst für seinen Anzug samt zerfetzter Perücke, worunter die Kopf haare fingerlang hervorragen, keinen Zwanziger, — und wenn du erst mit ihm sprechen müßtest! — in einer Entfernung von etwa zehn Schritt würdest du dich besinnen, das Gespräch fortzusetzen; so an genehm riecht er von Tabaks- und Branndweins-Ausdünstung! — Das soll Klopstocks Bruder sein? — des Messias- und deutschen Bardensängers Bruder?« Wo Ernst Klopstock zu Beginn seiner Seßhaftmachung in Wien sein Geschäft hatte, wissen wir nicht; doch steht fest, daß er im Jahre 1780 seine Buchhandlung Am Hof, der Großen Weintraube gegenüber, hatte, während er später — ein bestimmtes Jahr läßt sich nicht an geben — an den Stephansplatz übergesiedclt sein muß. Seine Armut und der schlechte Gang seines Geschäfts bewogen ihn wohl, gegen Ende der 80er Jahre in Gestalt des Schriftstellers und Buchdruckers Josef Oehler, eines als brav, fleißig und sehr unterrichtet geschilderten Mannes, einen Teilhaber ins Geschäft aufzunehmen; doch brachte auch diese Verbindung dem Geschäft keinen Aufschwung, und es fand sich daher bei seinem Tode für die »unbekannten Klopstockschcn Erben« nur der bescheidene Nachlaß von 40 Gulden 48^ Kreuzern vor, die zweifellos nie abgeholt wurden und dem Fiskus verfielen. vr. Karl Schneider.
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