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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1884
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1884
- Sprache
- Deutsch
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934 Nichtamtlicher Theil. 49, 27. Februar. widerrufen: aber bezeichnend ist es und bleibt es, daß selbst die Besten unter den Deutschen sich so leicht auf bloße Vermuthungen hin zu Be schuldigungen gegen die Holländer Hinreißen lassen. Das Schlimmste ist, daß man, sobald ein besonderer Fall gemeldet wird (er sei wahr oder falsch), sich sogleich zur Generalisirung ver leiten läßt: denn da wird man ungerecht. Da nun einmal der Nachdruck an der Tagesordnung ist, haben wir versucht der Sache auf den Grund zu kommen und untersucht, welchen Umfang der Nachdruck deutscher Bücher in Holland hat. Das Ergebniß theilen wir hier mit; es ist das Verzeichniß aller derjenigen deutschen Bücher, welche seit 1860 nachgedruckt worden sind: 1860 Heine's Werke, in 22 Bdchen. 1869 — Sämmtliche Gedichte. 2 Bde. 8". — — Vermischte Schriften. 1 Bd. 8°. 1870 — Ueber Deutschland u. s. w. 1 Bd. 8°. 1873 — Werke, in 8 Bdn. 8°. — Geibel's Gedichte. 1 Bd. 12°. — Freiligrath's Gedichte. 1 Bdchen. — Heine's Reisebilder. 1 Bd. 8°. 1877 Hamerling s Poetische Werke. 2 Bde. 8°. Aus diesem Verzeichn iß erhellt nun: 1. daß seit 1860. also in circa einem Vierteljahrhundert nur einige wenige deutsche Bücher nachgedruckt worden sind. 2. daß in diesem Zeitraum nur vier Dichter, nämlich: Heine, Freiligrath, Geibel und Hamerling Vorkommen, deren Werke aber schon längst in der Original-Ausgabe in Holland verbreitet waren. Außer obgenannten Autoren kommen noch einige deutsche Schul bücher und Anthologien vor, die entweder umgearbeitet oder mit Ein leitungen, Erläuterungen und Wörterverzeichnissen versehen und haupt sächlich für den Gebrauch der niederländischen Schulen bestimmt sind. Solche Bearbeitungen fremder Schriftsteller, die auch in Deutsch land Vorkommen, wie z. B. das IböLtrs truuyais bei Velhagen L Klasing in Leipzig, die Oollsetion krisäderx L Nocks in Berlin, die Lidliotüäqus kruayaE der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart u. s. w., können wohl schwerlich unter die Nachdrucke gezählt werden. Wir wollen natürlich auch die wenigen holländischen Nachdrucker nicht in Schutz nehmen-, aber jeder Unbefangene, jeder redliche Deutsche wird uns beistimmen, wenn wir sagen: Unwahr ist die Behauptung des Prof. Ebers, daß vier seiner Romane in Holland nachgedruckt worden sind. Unwahr ist die Behauptung des Börsenblattes, daß der Nach druck in Holland bekanntlich so entwickelt ist, daß mancher Verleger deutscher Bücher davon ein leidiges Lied zu singen weiß. Unwahr ist Wachenhusen's Behauptung, daß auch Holland die deutschen Bücher ungehindert nachdruckt. Von einer schonungslosen Ausbeutung der deutschen Lite ratur unsrerseits kann also auch nicht die Rede sein. Im Börsenblatt vom 23. Nov. 1874 wird daher bereits richtig gesagt: „Der Nachdruck deutscher Originalwcrke in Holland steht sehr vereinzelt da. Den Schutz unserer Original werke gegen holländischen Nachdruck können wir jedenfalls noch entbehren." Seit dieser Erklärung eines Deutschen im Jahre 1874 ist nur ein Werk (Hamerling) nachgedruckt worden. Verbreitung von fremden Nachdrucken deutscher Werke in Holland kommt noch weniger vor. Februar 1884. Der Vorstand: I. K. Tadema in Harlem, Präsident. G. L. Funke in Amsterdam, Vice-Präsident. Tj. van Holkema in Amsterdam. I. L. W. Seyffardt in Amsterdam. Martinns Nijhoff im Haag. P. Noordhoff in Groningen. S. C. van Doesburgh in Leyden. N. G. van Kämpen in Amsterdam, Secretär. Es ist uns bekannt und mit dankbarer Bereitwilligkeit erkennen wir an, daß der ehrbare, legitime holländische Buchhandel, besonders der mit Deutschland in engerer Beziehung stehende, vor Allen die Unterzeichner dieses Protestes, dem Nachdruck keine Freistatt in ihren Handlungen gewähren, im Gegentheil den deutscherseits ent gegenwirkenden Bestrebungen ihre Unterstützung gewähren. Die Frage dürfte indessen wohl erlaubt sein, ob ihrerseits hierin nicht thatkräftiger und unzweideutiger vorgegangen werden könnte. Ein solches Bestreben geht aus der Versendung des vorliegenden Rundschreibens keineswegs hervor. Es dient der Abschwächung, der Beschönigung, während doch nur schonungslose Aufdeckung und ganz unumwundene Erklärungen hier am Platze und gewiß sehr willkommen gewesen wären. Die unleugbare Thatsache des unverblümten Nachdrucks wird zugegeben. Wohl! Es verdient jedoch hier hervorgehoben zu werden, daß das rechtfertigende Circular nur von dem in Holland selber bewirkten Nachdrucke spricht, der Verbreitung fremder Nachdrucke (namentlich amerikanischer) aber kaum Erwähnung thut. Auch der zahllosen, das deutsche Interesse auf's Allerempfindlichste schädigenden Uebersetzungen (auf welche wir noch zurückkommen werden) wird nicht gedacht. Allerdings sprach ja auch das Börsen blatt nur vom „Nachdruck in Holland". Es war also vielleicht correct, auch nur hierauf zu erwidern, jedenfalls bequem. Genug, die factische Eigenthumsverletzung wird zugestanden, nur sei diese verschwindend unbedeutend; Gesetzesverletzung liegt ja überhaupt nicht vor; Ebers habe sein „pseenvi" verlauten lassen, das Börsenblatt habe sich widersprochen und „Unwahr heiten" in die Welt gesendet, und Wachenhusen mache viel Lärm um Nichts. Wir erinnern uns nun zwar, bei übrigens vollkommen identischer Veranlassung, der öffentlichen Beschwerde eines geach teten deutschen Schriftstellers,*) nach welcher die holländischerseits zugestandene, ebenfalls sehr geringfügige Liste nachgedruckter deutscher Bücher für den Zeitraum von 1858—1873 seltsamer Weise gerade dasjenige nachgedruckte Buch vermissen ließ, welches, durch Zufall in seinen Besitz gelangt, ihm zur Provocation einer ähnlichen niederländischen „Aufklärung" Veranlassung gegeben hatte. Wir wollen indeß diesen Umstand hier unerörtert lassen, weil der damals fehlende Titel (Heine's Reisebilder) dieses Mal gewissenhaft nachgetragen wurde. Auch geschah die damalige Aufstellung nicht in der heutigen officiellen Form. Wir können uns jedoch nicht enthalten, hier einen Passus aus dem Börsenblatt d. I. 1874 (Nr. 276) als zweckdien liche Ergänzung zu geben: Gegenüber der Behauptung des Artikels s. in Nr. 270 d. Bl., der Nachdruck deutscher Originalwerke in Holland stehe sehr vereinzelt da, machen wir darauf aufmerksam, daß im Verlauf weniger Jahre allein aus unserem Verlage: Hefele, Conciliengeschichte in 7 Bänden — Jörg, Geschichte des Protestantismus — Hirsches, Leben Mariä und Schleininger, Bildung des Predigers; — aus anderem katholischen Verlage: Hefele, Limencs — Döllinger, Refor mation— Schmid, historischer Katechismus- Hahn-Hahn, Babylon und Jerusalem Holzwarth, Abfall der Niederlande und eine Reihe anderer Werke in deutscher Sprache nachgedruckt worden sind. Freiburg i/B., 25. November 1874. Herder'sche Verlagshdlg. Eine Widerlegung oder Aufklärung von holländischer Seite erfolgte wohlweislich nicht. Nicht unerwähnt bleibe übrigens auch, daß Hamerling's Danton und Robespierre noch einen zweiten Nachdruck erfuhr (1878, durch I. van der Endt L Zoon in Maaßluis). Daß unter allen diesen Umständen das Börsenblatt nicht gerade im Jrrthum befangen war, als es den holländischen Nachdruck „bekanntlich entwickelter" nannte, als den hoffnungsvollen Embryo des russischen Jndustrieritters, das werden mit unseren Lesern gewiß auch die Unterzeichner des holländischen Appells bei verständigem Besinnen zugeben. Wozu also zum Zwecke der Be schönigung eigener Uebelstände die Verdächtigung der Wahrheits liebe Anderer? Nach dem Wortlaut der nur theilweise widerrufenden Er- *) Ed. Engel im „Mag. f. d. Lit. d. In- u. AuSl." 1881. Nr. 41.
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