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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.03.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.03.1897
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- Deutsch
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62. 16. März 1897. Nichtamtlicher Teil. 2015 zum Soldatenstand, und in seinen Herbstferien unterließ er es nie. Tag für Tag die zu Uebungen ausziehenden Truppen zu begleiten. Wegen unzulänglicher Mittel und der damaligen dürftigen Gage eines Offiziers waren die Verwandten für den heißersehnten militärischen Beruf nicht sehr eingenommen; doch im letzten Lebensjahre seiner Mutter, die im März 1857 starb, wurde beschlossen, seinem Wunsche zu willfahren, und, nachdem im Herbst desselben Jahres die Abgangsprüfung der Realschule bestanden war, trat er schon am 1. Oktober 1857 bei der Leibcompagnie des 1. Infanterie-Regiments (jetzt 115.) ein. Der Winter 1857/58 brachte für den erst sechzehn jährigen Arnold Bergstraeßer außer dem gewöhnlichen Dienste eine strenge Arbeitszeit. Vorlesungen, Vorbereitungen zur Aufnahmeprüfung für die Kriegsschule nahmen ihn vollständig in Anspruch, und am Ende des Semesters traten mehrere Kameraden zusammen und arbeiteten Tag für Tag, um Herren des großen Pensums zu werden, das dem Examen zu Grunde lag. Der Besuch der Kriegsschule erstreckte sich nach glücklich überstandener Prüfung auf das Winterhalbjahr 1858/59. Bei der Mobilmachung des Jahres 1859, die infolge des österreichisch-italienischen Krieges stattfand, erhielt Berg straeßer unverhofft, damals 17 Jahre 8 Monate alt, die Epaulettes. Als fähiger Offizier wurde er im Jahre 1863 zum Gencralstabe der hessischen Division kommandiert. Sein innigster Wunsch war, die Kriegsakademie in Berlin besuchen zu können, und er glaubte — trotz der entgegenstehenden politischen Verhältnisse — dazu gelangen zu können, wenn er sich wissenschaftlich darauf vorbereitet haben würde. Er erwirkte zunächst im Herbst 1865 einen längeren Urlaub und be nutzte diesen zum Besuche der polytechnischen Hochschule in Zürich, wo er in die Jngenieurabteilung eintrat. Die Züricher Zeit soll die schönste seinesLebens gewesen sein; die damals schon hochgehenden Wogen der Politik, der Verkehr mit hervorragenden Männern, wie Volley, Scherr, Billroth, Hildebrand (dem Bruder des Florentiners), Semper, Herwegh und Rüstow, das freie, un gebundene Leben der Hochschule gegenüber dem militärischen Leben in Darmstadt verliehen seinem Wesen einen gewissen Schwung und erweiterten seinen Gesichtskreis. Leider riß ihn das Jahr 1866 mit rauher Hand aus den akademischen Kreisen heraus, und unter Beförderung zum Oberlieutenant trat er wieder in die Leibcompagnie des 1. Regiments ein. Nach unseligen militärischen Spazier- und Jrrgängen kam es Mitte Juli zwischen der hessischen Division und den Truppen des Generals Vogel von Falckenstein zu einem Gefecht bei Frohnhofen, und das erste Opfer auf hessischer Seite war Arnold Bergstraßer. Er erhielt einen Schuß in den linken Fuß, der ihn kampfunfähig machte. Seine Heilung erforderte lange Zeit, und da es fraglich war, ob er bei der zurückgebliebenen Schwäche und Empfindlichkeit des Fußes noch auf ein Vorwärtskommen im Soldatenstand rechnen durfte, so nahm er im Frühjahr 1867 seinen Abschied. Auch hatte der Verkehr in Zürich seine Neigung, politisch zu wirken, in gemeinnützigen Vereinen thätig zu sein, frei mit seiner Meinung herauszutreten, ganz zum Ausbruche gebracht, so daß ihm auch dadurch der Abschied von seiner zehnjährigen militärischen Dienstleistung erleichtert wurde. Bei seiner Neigung zu litterarischen Beschäftigungen wandte er sich um so lieber dem Buchhandel zu, als er sich im Winter 1866/67 mit der Tochter des Buchhändlers I. P. Diehl in Darmstadt verlobt halte und hoffen durfte, in das Geschäft seines Schwiegervaters eintreten zu können. Um den Buch handel und buchhändlerische Bedürfnisse kennen zu lernen, ging er zunächst nach München in die Franz'sche Buchhandlung, dann nach Leipzig zu Franz Koehler sen. (K. F. Koehler), der ihn freundlichst aufuahm und ihm auch später, als Virrundlechjlglier Jahrgang. sein Kommissionär, hilfreich zur Seite stand. Während dieses Aufenthalts entstand die innige Freundschaft, die ihn bis an sein Ende mit dem jetzigen Inhaber der Firma K. F. Koehler verband. Auch in Berlin war er eine kurze Zeit thätig, um dann im Sep tember 1868 in die Diehlsche Buchhandlung einzutreten. Schon am 1. Januar 1869 übernahm er das Sortimentsgeschäft seines Schwiegervaters für eigene Rechnung. Sein großer Freundes kreis, die Leichtigkeit und Gewandtheit, angesehene und hervor ragende Persönlichkeiten an sich zu ziehen und sich mit ihnen zu befreunden, sein Drang, sich mit seinen reichen Gaben überall nützlich zu machen, gaben dem Geschäft einen raschen und ungeahnten Aufschwung. Durch seine Beziehungen zur polytechnischen Hochschule wurde er auch auf den Verlag hin gelenkt, und das im Jahre 1879 begonnene Handbuch der Architektur ist eines der wertvollsten Werke der gesamten technischen Fachliteratur. Das an Ehren so reiche Jahr 1870, das uns die lang ersehnte Einheit bringen sollte, führte Bergstraeßer zur Politik hin. Er, der schon bis dahin für die Neugestaltung des großen Deutschen Reiches mit glühendem Herzen thätig war, berief mit seinem Freunde Ohly, dem späteren Ober bürgermeister von Darmstadt, eine große Volksversammlung auf den Luisenplatz, die sich dafür aussprach, daß Preußen in seinem Kampfe gegen Frankreich von allen deutschen Staaten unterstützt werden müsse. Hierbei entfaltete er zum ersten Male öffentlich seine glänzende, hinreißende Beredsam keit, die er in seiner weiteren, eifrigen Thätigkeit für die nationalliberale Partei so hervorragend verwertete, daß er sowohl zum Mitglied des Landesausschusses, wie des Centralausschusses in Berlin gewählt wurde. Die Vertreter beider Körperschaften und des Darmstädter nationalliberalen Vereines, Herr Reichstagsabgeordneter vr. Osann und Herr Rechtsanwalt Schmeel, haben an Bergstraeßers Grab so warme Worte der Anerkennung und des Dankes gesprochen, daß wir sie hier an diesem Platze wiederholen möchten, da zu Bergstraeßers Wertschätzung wohl nichts Schöneres gesagt werden kann. Herr 0>. Osann sagte: »Wer Bergstraeßer gekannt hat, weiß, wie Thal und Thätigkeit sein Element war, und so konnte er auch in seinem Beruf, für Staat und Stadt, im weiteren und engeren Vaterland sein großes Können ein- setzen. Der nationalliberalen Partei hat der Verstorbene seit ihrem Bestehen angehört, er hat in ihr eine hervor ragende Stelle eingenommen. Er war lange Mitglied des Landesausschusses und wurde mit vollem Recht in den Centralausschuß der Partei berufen; auch auf diesem Ge biete hat er geleistet, was geleistet werden kann. Wir sind ihm dankbar und werden es bleiben. Der Verstorbene war von hochgeistiger und dabei gemütvoller Art; er hatte trog seines energischen Auftretens kaum einen Feind. Er wußte durchzusetzen, was er wollte.« »Mir«, so schloß vr. Osann, »hat er sehr nahe gestanden, ich verliere in ihm einen guten und treuen Freund.« Rechtsanwalt Schmeel führte aus: »Wenn ein Mann von der geistigen Bedeutung wie Bergstraeßer die Augen für immer schließt, so wird dies in allen Kreisen, in denen er thätig war, als ein schwerer Verlust empfunden. Auch dem Vorstande des nationalliberalen Vereins hat der Ver storbene angehört; auch wir teilen diese Empfindung, uns stand er besonders nahe. Wir hatten jederzeit Gelegenheit wahrzunehmen, wie er in unermüdlicher Thätigkeit sein reiches Wissen und Können einsetzte, um die Ideale ver wirklichen zu helfen, die er gemeinsam mit uns hatte. Der Vaterlandsliebe galt der beste Teil seiner öffentlichen Wirk samkeit; mit der Schneidigkeit des Soldaten verband er die Gewandtheit des Diplomaten, seinem Urteil über Menschen und Verhältnisse hat unsere gute Sache unendlich viel zu 272
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