Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1897
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18970311
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189703113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18970311
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-11
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1908 Nichtamtlicher Teil. 58. 11. März 1897. Das Werk ist mit über 200 Abbildungen im Text und 18 se paraten Kunstbeilagen illustriert, von denen die ersteren Ex-Libris, Druckerzeichen, Bucheinbände, Reproduktionen alter wertvoller Drucke u. s. w. darstellen, während die Kunstbeilagen meist die verschiedenen Arten des Druckes und der Reproduktion vorsühren. Der Umstand, daß das Werk in holländischer Sprache abgefasst ist, braucht keinen deutschen Bücherfreund abzuhalten, ihm seine Auf merksamkeit zuzuwenden, — ist doch diese Sprache für jeden gebil deten Deutschen bei nur einiger Aufmerksamkeit leicht verständlich. In englischer Sprache hat das Vorjahr zwei sehr bedeutende graphische Werke gebracht. Das erstere ist die Üistorz' ok tlrs Uorv-Loolr. ^värsv ^7. Busr, ik.8.^.., ^utbor ok „Lartolorri aucl bis Works" sto. Witb 300 IIIu- stratiovs auä tvo ooppsrplats troutispisess. Ivo volumos. llonäoo, pnlüisbeci dz' Tbs I^saäsvdall kross, aocl 8impkrv, lKarsball, Hamilton, lisnt L 6o. Hornbücher sind dem deutschen Publikum und wohl auch einer nicht geringen Zahl von deutschen Buchhändlern völlig unbekannte -Bücher-, d. h. sie waren Bücher nach dem Begriffe von luous a von luesväo, denn mit wirklichen Büchern hatten sie keine Aehnlich- kcit. Das .Hornbuckst war vielmehr eine dünne Tafel aus Holz oder anderem Material mit Handgriff, aus die ein Papier oder Pergament mit den Buchstaben des Alphabets, mit dem Vaterunser rc., geschrieben oder auch gedruckt, aufgelegt oder aufgcklcbt war, worüber dann eine dünne transparente Horntafel gelegt und an den Rändern be festigt wurde zum Schutze gegen Zerreißen, Beschmutzen und Ab- nutzen; sie dienten den englischen ABCschützen, wie bei uns die Donate und Fibeln, und wie von diesen sich nur sehr wenige aus der Wiegenzeit des Buchdruckes erhalten haben und in die Gegen wart herübergcrcttct worden sind als kostbare Reliquien der Ver gangenheit, so ist cs auch mit den Hornbüchern geschehen. Die Jugend ist nichr eben zimperlich mit ihnen umgegangen — auf einer der Abbildungen sind zwei Knaben dargestellt, die mit Horn büchern Ball schlagen, — und das Alter hat sie als wertlos be trachtet, was sie heute nicht mehr sind, wo eins dieser Hornbücher am 14. April 1893 auf einer Auktion von Sotheby, Wilkinson L Hodge in London mit fünfundsechzig Pfund Sterling bezahlt worden istl Es wurde von einem Herrn Durlacher erstanden, und dieser soll es, laut Tuers Buch, an einen vr. Figdor (oder Victor??) in Wien, einen Sammler, weiter verkauft haben. Als Herr Tuer seine Aufmerksamkeit den Hornbüchcrn zu wandte und sie zum Gegenstände von Studien machte, waren nur etwa zwanzig derselben als noch vorhanden bekannt; ausgedehnte Nachforschungen und Aufforderungen in den Zeitungen haben aber deren anderthalbhundert an den Tag gebracht, und diese hat er alle getreulich in seiiiem Werke beschrieben und in der Mehrzahl auch abgebildet. Unter ihnen finden sich denn auch solche aus kostbarem Material, wie Elfenbein, Gold und Silber mit kunst voller Arbeit, und da ist es nicht immer das ABC, das auf ihnen befestigt ist, sondern auch Balladen rc., und sie mögen dann wohl die Träger der -Oomplimsnts ok tbs 8sason- — der Gelegenheits- glückwünschc — gewesen sein, wie dies heute in England und Amerika die Valentinen, Karten u. dergl. sind. Auch waren nicht alle Hornbücher nur einfache Tafeln; es gab auch solche zum Zu sammenlegen aus Karton, die battlsckors bornbooks; diese waren auf allen Seiten bedruckt, zum Teil mit Abbildungen von ein fachen Gegenständen, Tiere» u. s. w., mit ABC-Reimen, ganz wie in unseren Fibeln, und enthielten sogar die Anzeige der Verkaufs stelle, Angabe ihres Preises, der gewöhnlich einen oder zwei Penny betrug, was in Anbetracht des Geldwertes in den Tagen der Horn bücher gar nicht so billig mar, wie es heute scheint. Zu den Abbildungen des Buches, auf denen natürlich das Hornbuch stets eine Rolle spielt, sie mögen sich nun im Text be finden, oder als Vollseitenbilder in seiner Autotypie oder gar in Kupferstich, wie die beiden Titelbilder, auftreten, hat Herr Tuer mehrere eigenartige Beispiele, denn Abbildungen kann man cs nicht nennen, von Hornbüchern gefügt: Darstellungen in natura, aus Eichenholz, Leder, Pappe, einige davon mit einer feinen Hornschale überdeckt, die durch Messingleisten festgehalten wird, andere als battleäorss, was man in diesem Falle ihrer Form halber wohl mit Klappkarten übersetzen könnte. Diese Hornbüchermuster sind nun den Bänden derart eingefügt, daß diesen eine circa 12 mm dicke Schicht zusammcngeleimlcr Blätter vorangeht, deren Jnnenraum ausgeschnitten und durch eine Ueberfallklappe im Muster des Vor satzblattes verdeckt ist; in den so geschaffenen Raum sind dann beim ersten Bande drei, beim andern vier der Hornbücher-Nach- bildungcn eingelegt worden. Nun könnte man vielleicht glauben, die beiden zusammen nahezu 500 Quartseiten starken Bände (deren Widmung die Königin von England angenommen hat) würden in der Haupt sache doch wohl nur ziemlich trockene Beschreibungen von an und für sich scheinbar so uninteressanten Gegenständen wie ABC- schützentäselchen enthalten, doch würde man hierin irren. Herr Tuer, der mehrere Jahre all seine freie Zeit — er ist Besitzer einer bedeutenden Druckerei in der City von London und hat eine voll kommen wissenschaftliche Erziehung genossen — den Forschungen nach Hornbüchcrn im Britischen Reiche, im übrigen Europa und Amerika zuwnndte, hat damit ungeahnte Gebiete in der Geschichte der Volkscrziehung erschlossen und diesen sein reiches Wissen ge widmet, so daß sein Werk hierfür und für alle Kulturhistoriker hohen Wert erlangt hat. Auch als graphische Leistung verdient es volle Anerkennung, denn seine Ausstattung ist mustcrgiltig. Herr Tuer ist, wie er in einer Anmerkung sagt, durchaus kein Freund von hochsatiniertem, glänzendem Papier, hat indes gleichwohl solches — es ist ein seines und kräftiges Velin — für sein Werk benutzt des guten Druckes halber, der sich darauf Herstellen läßt; nach dem Druck ließ er es jedoch feuchten, um ihm allen Glanz zu nehmen, und man kann nur sagen, daß der Druck nichts an Schönheit verloren hat und sich ganz vortrefflich liest; die Abbildungen erlangten, soweit sie autotypisch hergestellt wurden, dadurch ein ungemein weiches, dem Schabkupferdruck ähnliches Aussehen. Der Einband ist auch kein gewöhnlicher: er ist in echtem, naturfarbenem Pergament mit Goldaufdruck ausgesührt und paßt somit vortrefflich zu dem Inhalte des Buches, dessen Blätter natürlich nur oben Goldschnitt tragen, sonst aber unbeschnitten sind. Tuers Hrstorz- ok tbs llorn-Looic wird somit in jeder Beziehung eine wertvolle Zierde aller graphischen Bibliotheken bilden. Eine solche ist auch in hohem Maße die erwähnte zweite um fassende Erscheinung in englischer Sprache, ein Faksimile-Neu druck von Nsoiranieir iüxsroioos: Or, tbs Oovtrins ot Lanciz-vorks. ^xxirsä to tbs ^rt ok strintinA. Lz- losspb Noxon, Nsmbsr ok lös ktozml Locrstv, avci L^ärograpbsr to tbs Kinq's Nost Lxosllsnt Najestz-. stonckon. krintsä kor losspb Noxon ou tbs Wostsicls ok stlsst-ciitob, at tbs 8iAn ok tbo ^tlas. 1683. Es ist dies das erste gedruckte Buch, in dem Schriftschneiden, Gießen, Setzen und Drucken ausführlich beschrieben und durch zahlreiche Abbildungen erläutert sind. Moxon, hier Hydrograph des Königs genannt, war ein talentvoller, in mancherlei Bcrusszweigen erfah rener Mann, der durch Herausgabe von Schriften auf die Aus bildung der Angehörigen dieser Berufe zu wirken suchte. In seinen Uscbaniob Lxsroiess, deren erster Band 1647 erschien, behandelt er den Stand der Schmiede, Tischler, Zimmerleute und Drechsler; der zweite war ganz dem Schriftguß und Buchdruck gewidmet, und dieser liegt nun in zwei Abteilungen neugedruckt vor. Der Neu druck des äußerst seltenen und jetzt sehr kostbaren Buches erfolgte auf Beschluß und Kosten der Typothetae von New Jork, d. h. des New Uorker Prinzipalvereins, und wurde Herrn Theo. L. DeVinne übertragen, einem Mann, der, gleich den Alt meistern aus dem ersten Jahrhundert der Erfindung Gutenbergs, ein Meister seines Berufs und ein ernster Gelehrter zugleich ist. Er hat das Buch mit einer zehn Seiten starken Vorrede und mit 32 Seiten Anmerkungen versehen, die nicht minder wertvoll sind als das durch sie erläuterte Moxonsche Werk, das, was seinen den Druck und zum Teil auch das Setzen behandelnden Inhalt anbelangt, jetzt nur historischen Wert haben kann, in Bezug auf die Schriftgießerei jedoch heute noch vielfach mit Nutzen zu Rate gezogen werden dürfte. Der Neudruck ist indes insofern kein genaues Faksimile, als er von Typen erfolgte, also weder anastatisch, noch photomechanisch geschaffen wurde; man hat auch einige sinnstörende Fehler des Originals beseitigt, dafür aber am Schlüsse des zweiten Teils nicht ein Druckfehler-, sondern ein Druckberichtigungs-Verzeichnis gegeben. Interpunktion, die Anwendung von Versalien, Größe und Eintei lung der Ueberschriften ec , sind der Vorlage getreu nachgebildet, denn man wollte nicht nur den Geist des Werkes, sondern auch den typographischen Stil seiner Erscheinungsperiode der Gegenwart wieder vorsühren. Die Abbildungen, die auch ein Porträt von Gutenberg, von Koster und von Moxon, außerdem aber Darstel lungen der Arbeiter in den Druckereien, Schriften-, Werkzeug- und Utensilienbilder enthalten, sind originalgetreu wiedergegeben. Der Druck erfolgte auf außerordentlich kräftiges holländisches Handpapier in einer Auflage von nur 450 numerierten Exemplaren, und die Formen sind dann sofort abgelegt worden, wie dies durch eine dem Werke vorgedruckte Erklärung, unterschrieben von dem aus sieben Mitgliedern bestehenden Komitee der Typothetae, bestätigt wird. In einer Hinsicht unterscheidet sich der Neudruck aber wesentlich von MoxonS Originalwcrk: während dieses, wie in der Vorrede gesagt wird, viele Fehldrucke und -Mönche- aufweist, ist der Druck DeVin- nes durchweg tadellos, wie er übrigens von dessen berühmter Druckerei, aus der auch das -Lsnturz- Nagarrns. hervorgeht, nicht anders erwartet werden durfte. Die Typothetae von New Jork haben sich berechtigten Anspruch erworben auf den Dank aller An gehörigen des Buchgewerbes dafür, daß sie die Mittel gewährten zur Erhaltung bezw. Neuschöpsnng und Verbreitung eines für die Geschichte unseres Berufes so wichtigen Werkes, für dessen sachkun dige Reproduktion sicher niemand besser geeignet war, als Meister Theo. L. DeVinne.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder