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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.03.1897
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- Erscheinungsdatum
- 04.03.1897
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- Deutsch
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^ 52, 4 März 1897, Nichtamtlicher Teil. 1703 der Kunst gewidmet; er lebte sozusagen ein doppeltes Leben: das eine galt der Kunst, das andere dem Geschäft, Walters besaß einen gewaltigen Unternehmungsgeist und große Willenskraft in Leitung und Durchführung von Geschäften; ebenso scharf war aber auch sein künstlerisches Empfinden entwickelt, und die reichen Mittel, die ihm sein Geschäft zusührte, widmete er diesem in so ausgedehn ter Weise, daß er bei seinem Tode eine der wertvollsten Privat sammlungen der ganzen Welt in seinem Hause zu Baltimore vereinigt hatte. Darin befand sich eine große Anzahl der bedeutendsten Meisterwerke der Malerei und der Bildhauerkunst — Ad Menzel, Knaus. Millct, Achenbach, Delaroche, Alma Tadcma. Turner u a, waren hier vertreten—; namentlich waren es jedoch die wundervollsten Erzeugnisse der Keramik, die sie zu einer der wertvollsten aller bestehenden Sammlungen machten; diese kera mischen Kunstwerke des Orients (zu welchen er auch orientalische Bronzen, Waffen und Skulpturen fügte), von denen manche ihr Alter nach vielen Jahrhunderten zählten, wollte er in einem dauern den Werke verewigen, und dieses Buch ist jetzt fertig geworden,- Der Artikel des -liostov 8uvcluz- 61obs- geht dann noch ein aus die Kunstkennerschaft Walters', der nicht, um damit zu prangen, sondern aus reinster Liebe für das Schöne und Künstlerische, mit vollstem Sachverständnis Kunstschätze sammelte, dem auch nament lich die Pariser Maler und Bildhauer viel zu verdanken hatten, und führt unter anderem an, daß er vor einigen Jahren auf einer Auktion zu New Uork für eine pfirsichblütcnfarbige kleine Vase 20 000 Dollars zahlte, für die ein gewöhnlicher Mann schon 1 Dollar als einen Cchwindclpreis angesehen haben würde. Wer damals der Käufer war, hat Herr Wallers geheim zu halten gewußt, — wohl nicht ohne guten Grund! Wie unendlich fein und doch wie groß die Unterschiede in diesen keramischen Kleinodien sind, kann inan recht deutlich aus einer zweiten, in Größe, Form und Farbe fast ganz ähnlichen kleinen Vase sehen, die ebenfalls in der Samm lung enthalten und in dem fraglichen Werke naturgetreu abgebildet ist, die von Herrn Walters aber nur mit SOODollars bezahlt worden war, während die andere, nach der Ansicht der Kunstverständigen, aller dings die schönste ihrer Gattung sein soll, soweit solche bis jetzt bekannt sind, Mr. Walters ist thaisachlich der erste gewesen, der in Amerika eine wirklich wertvolle keramische Sammlung geschaffen hat. In den vierzig Jahren seines Lebens, in denen er seine Aufmerksam keit diesem Gegenstände zuwandte, empfand er aber auch immer lebhafter den Mangel eines guten, den Stoff mit voller Sach kenntnis erschöpfenden Werkes, und dies ließ den Plan, ein solches Buch zu verfassen oder verfassen zu lassen, in ihm reifen. Soviel aus der Entstehungsgeschichte des fraglichen Werkes, Der Plan seiner Abfassung und Herausgabe war indes leichter zu entwerfen als auszuführen, sowohl was den Text als was die Abbildungen betraf. Für elfteren fehlte jede genügende Grundlage in der modernen Literatur; man mußte also nach China, Japan und Korea, den Ursprungsländern der wertvollsten Gegenstände der Sammlung, gehen, und wenn es auch gelang, in China einige Originalwerke über Keramik auszufinden, so konnten diese doch nur von einem nicht nur des Chinesischen durchaus mächtigen, son dern auch des betreffenden Gegenstandes und all seiner Feinheiten kundigen Manne gemacht werden. Und diesen gelang es endlich zu sinder» in vr. S. W, Bushell, Legationsarzt der britischen Bot schaft zu Peking, seit länger als fünfundzwanzig Jahren in China; er hat den Text zu dem Werke geschrieben und dieses ist noch durch eine Einleitung von William M, Lassan, von der Redaktion der bisrv ^orü 8un, einem der besten Kenner in keramischen Dingen, und erläuternde Anmerkungen vervollständigt worden. So aber ist das monumentale Werk entstanden, das den Titel sührt: Orisntul Osrumio ^rt, Ulustratsä vitb 116 plutss in colors uncl 437 blueir and rvbits outs, rsxrociueing speoimovs in tüs eolleetion ok IV. ll, Wuitsrs, Witü u oomplsts bistorz- ot orien tal xoroslain, ineluclinK proosLsss, marirs, sto,, bz? Or, 8. W. Lusbell, ste. Von dem Texte des in Großsolio erschienenen Werkes liegen mir leider nur wenige Blätter vor; es enthält u. a, die Ueber- setzung des vr, Bushell von '1"uo 8buo, des bedeutendsten chinesi schen Werkes über Keramik; seine 467 mustcrgiltigcn Abbildungen sind Autotypieen, oder, wie man in Amerika sagt, Halbtonprozeß- Bilder, und daß mau dort Ausgezeichnetes leistet in diesem Ver fahren, ist allgemein bekannt. Für uns bilden indes die 116 chromolithographischen Tafeln den wichtigsten Teil des Werkes, denn gleichwie die Largestellten Vasen, Teller, Laternen und sonstigen Gefäße unvergleichliche Meister werke der Keramik sind, so sind diese Tafeln großartige Meisterwerke der Chromolithographie, die übrigens auch ihre Geschichte haben. Als Mr, Walters sich zur Herausgabe des Buches entschlossen hatte, war die große Frage die, welche Art der Reproduktion zu wählen sei, um eine thunlichst vollkommen naturgetreue Nachbildung aller Kunstgcgcnstände zu erreichen. Man entschied sich für Chromolitho graphie, und da für den reichen Amerikaner Paris selbstverständlich den Inbegriff aller Kunst bildet, so wurden einige der namhaftesten lithographische Anstalten dort mit der Herstellung von farbigen Probedrucken beauftragt. Aber sie genügten nicht, denn sie gaben weder die Tiefe und den Reichtum der Farben,, noch den oft metalli schen Glanz des orientalischen Porzellans wieder, und guter Rat schien jetzt somit selbst für einen Millionär teuer. Da wurde Mr, Walters auf Herrn Louis Prang und die Leistungen seines Ge schäfts in Boston aufmerksam gemacht, und man übertrug diesem jetzt die Ausführung von drei Blättern in verschiedenen Farben als Probeauftrag, Und wunderbarl Was der findige Franzose nicht zu erreichen vermocht hatte, das gelang dem Deutsch-Ameri kaner so vortrefflich, daß ihm sofort die Herstellung aller Platten übertragen und ihm vollkommen freie Hand gelassen wurde in Betreff des Kostenpunktes, Einzig und allein die vollkommen ge treue Reproduktion der keramischen Kunslschätze war die ihm gestellte Bedingung, und wie er sie erfüllt hat, dafür spricht am besten die in der Vorrede des Werkes erzählte Thatsache, daß, als zwei Jahre nach Beginn der Arbeit circa 20 fertige Tafeln den Pariser Litho graphen vorgelegt wurden, diese nicht glauben wollten, daß sie ausschließlich Druckerzeugnisse und allein auf der Presse her- gestellt seien; sie setzten vielmehr eine kräftige Nachhilfe von Hand und Pinsel voraus und wollten sich nicht vom Gegenteil über zeugen lassen. Blätter von solcher Vollendung nur durch den Druck zu erzeugen, sei einfach unmöglich, behaupteten sie. -Und eine gleiche, in so hohem Grade schmeichelhafte Ansicht, fährt die Vor rede fort, ist seitdem von zahlreichen, tüchtigen Lithographen aus gesprochen worden, die allerdings zugeben mußten, daß diese Tafeln die höchstoollendeten bisher in der lithographischen Kunst ausge führten Arbeiten darstellen. Die Farbe des orientalischen Por zellans hat mehr von der Farbe eines glänzenden Metalls, als von den Pigmenten auf der Palette des Malers, und da eine durch aus treue Wiedergabe derselben erste Bedingung war, so gab es viele und große Schwierigkeiten zu überwinden. Herr Prang aber war der großen Aufgabe gewachsen, und während all der Jahre, daß sich das Werk in seinem Hause in Roxbury (Boston) in Arbeit befand, hat er ihm die höchste Aufmerksamkeit, seine ganze künstlerische und technische Erfahrung und unermüdliche Energie zugcwandt, die weit über ein bloßes geschäftliches Interesse hinaus gingen.. Nun ist cs zwar bekannt, daß die Amerikaner, gleich den Fran zosen, Freunde sind von großen Worten; betrachtet man indes diese von Prang geschaffenen Tafeln selbst, so wird man das ihnen ge spendete hohe Lob doch fast noch zu gering, den Wert der Arbeit nicht erschöpfend finden. Um diese richtig zu schätzen, sucht man aber vergeblich nach Vergleichen, denn sie ist eben unvergleichlich. Den zartesten Tönen, den leisesten Uebergängen, begegnet man auf diesen Blättern neben den tiefsten Tiefen; dabei ist die Zeichnung selbst da, wo die Figuren nur angedeutet sind, von tadelloser Meisterschaft und Präzision, Und dabei der gesättigte Glanz der Farben, zumal in den dunkleren Tönen, wie in dem wunderbaren suvA-äs-bosui genannten, tiesdunklcn und doch leuchtenden Rot, und der milde Schmelz da, wo die natürliche Farbe des chine sischen Porzellans wiedergegeben ist! Was die Phantasie der Chi nesen und Japaner vor vielen Jahrhunderten geschaffen, seien es Blumen, menschliche oder Tier-Gestalten, geometrische Figuren rc,, auf diesen Tafeln lebt es wieder auf in Zeichnung und Farbe, um späteren Geschlechtern sicherer erhalten zu bleiben, als dies möglich ist durch die damit geschmückte, zerbrechliche Ware, Es ist schwer, den rechten Ausdruck'zu finden für das Lob dieser von unermüd lichen Fleiße und vollendetstem Können zeugenden Arbeit Prangs, — man wird leicht mißtrauisch gegen Superlative, und doch sind nur sie, wenn irgendwo, hier allein am Platze, denn solche Leistung verdient die höchste, rückhaltsloscste Anerkennung. Diese ist Herrn Prang auch in Amerika geworden; so schrieb ihm u. a, der Sohn des Mr, Walters, der nach des Vaters frühem Tode dessen Werk im gleichen Geiste fortsetzte, als Herr Prang auf die Schwierigkeit der getreuen Wiedergabe einer rot und blauen Vase hingewiesen hatte: -Wsrs it not possidls kor z-ou to clo tbivgs timt nc> otbsr IltboArupbor bas svsr cions, z?ou rvoulcl not imvs besn suoessslül in rsprociueing raunz- oi tbs rvonäsrkai colors to bo tounci in Obinsso koresluin, bat z-ou buvs bssn so sueesss- tui tönt rvs buvs ulmost rsuvbscl u point, rvirsrs rvs nsuriz- sxpsot z-ou to clo tbs iinpossibis,» Das ist zu deutsch: -Wäre es Ihnen nicht möglich, mancherlei Dinge zu thun, die bisher noch niemals von anderen Lithographen ausgesührt worden sind, so würden Sie viele der wunderbaren Farben des chinesischen Porzellans nicht zu reproduzieren vermocht haben; Sie waren aber in der That so er folgreich hierin, daß wir nahezu auf dem Punkte angelangt sind, zu glauben, Ihnen sei selbst das Unmögliche möglich,- Solch hochehrender, Herrn Prang seitens seines Auftraggebers gewordener Anerkennung haben wir nichts weiter hinzuzusügen, als den Ausdruck aufrichtiger Freude darüber, daß dieses Lob einem alten Landsmanne geworden, den die einst so unerquicklichen deutschen politischen Verhältnisse über den Ozean getrieben, und 227»
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