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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1897
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- Deutsch
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48, 27. Februar 1897. Nichtamülcher Teil. 1561 Wer will einen Stein auf den Verleger werfen, der um die Ehre der Lieferung ringt, nicht des Verdienstes wegen — denn der ist kaum vorhanden —, sondern des Glanzes seiner Firma wegen? Kann jemand es für möglich halten, daß die Behörden jemals ihre Manuskripte an die Verleger verkaufen werden, um von diesen dann ihren Bedarf zu den üblichen buch händlerischen Preisen zu beziehen? — Nimmermehr, denn den Behörden liegt daran, ihren Beamten die Bücher zu Herstellungspreisen, bezw. auf Kosten der Oberbehörde zu liefern; sie belastet lieber die Staatskasse mit den Kosten, als daß sie sich selbst oder ihre Beamten den buchhändlerischen Preisen unterwirft. Wollte ein Verleger oder Drucker, der mit Behörden zu thun hat, aus Liebe zum Sortimentsbuchhandel solche Ge schäfte von der Hand weisen, so würde er bald zum Outbiäsr werden und in ein Nichts verschwinden. Dagegen ist aber von allen besseren Firmen wohl anzunehmen, daß sie die besten Bedingungen für den Sortimenter — schon im eigenen Interesse — zu erkämpfen suchen; dieser Kampf ist aber selten von Erfolg begleitet, denn der »höhere Wunsch« bleibt dort immer Befehl. Wie enorm aber der Umsatz behördlicher Bücher auf Grund solcher Abmachungen jährlich ist, davon hat die buch händlerische Statistik keine Ahnung. Viele Hunderttausende von Büchern, Broschüren rc. gelangen in die Hände der Be treffenden, ohne daß sie jemals einen Buchladen gesehen haben. Man denke nur an die militärischen Jnstrukkions- bücher, die auch im Buchhandel später zu haben sind, und an ähnliche der zahlreichen anderen Behörden! Und nicht einmal in Privatdruckereien sind solche hergestellt, sondern die Behörden haben auch ihre Staats- und Spezialdruckereicn, so daß auch diese Arbeit sich den bürgerlichen Erwerbskreisen entzieht. Wird hier jemals Wandel zu schaffen sein? Einsender wünschte es von Herzen, aber — die Botschaft hört' er wohl, doch ach, ihm fehlt der Glaube! Ein Verleger. Üvvli8 suä tkvii- mslivr« äuriuK tli« wiätll« »xvs. ok tlls eollüitjoll8 ok Ist« proäsvtjoii snä äisiri dutivll ok likorsturo krom Ills ks.II ok k,1is Lowsii owxiro 1v tliv olvss ok tllo 8öV6llisslltü d? E. 8. ?ut- naw, rl.U. Vol. II. 1500—1709. Er. 8°. (X, 538 p.) Uouäon 1897, 0. U. Uutoslv's 8ons. 6eb. in Eeillvranä 10 eb. 6 ä. Dem in Nr. 136 der -Nachrichten a. d. B.- vom 15. Juni v. I. besprochenen ersten Bande des vortrefflichen Werkes ist nunmehr nach wenigen Monaten der Schlußband gefolgt, der ebenso wie der erste Band in hohem Grade das Interesse aller derjenigen verdient, die Sinn und Zeit übrig haben für die Geschichte der Bücherproduktion und des Büchervertriebes, sowie der dadurch beeinflußten lite rarischen Produktion und der allmählichen Entwickelung des Be griffes des literarischen Eigentums. Der zweite Band, der in seiner ersten Abteilung hauptsäch lich die Anfänge der Geschichte der Buchdruckerocrleger in Frank reich — die Estienne, Casaubon rc. — und England — William Caxton, Wynken de Morde rc. —, ferner die Koberger, Froben, Plantin, die Elzeviers rc.. sowie in besonderen Kapiteln Erasmus und Luther als Schriftsteller behandelt, zeigt uns, daß in den der Er findung der Buchdruckerkunst folgenden zwei Jahrhunderten eine Anzahl der wichtigsten Werke der Weltlitteratur aus den Pressen der Drucker und Druckeroerleger heroorging. Die Urheber dieser Werke waren indes unter dem herrschenden politischen und kirch lichen Zwange und bei den Schwierigkeiten, die mit der Erlangung des Rechtes zur Vervielfältigung von Manuskripten verbunden waren, nicht imstande, einen großen Einfluß auf die literarischen Beziehungen zu den kirchlichen und staatlichen Behörden auszuübcn. Erst die Schriftsteller der Reformation, allen voran Luther, waren in der Lage, eine tiefgehende Wirkung aus die breiten Massen des Volkes h-roorzubringen, indem sie durch ihre Schriften ein Bicnuwßchzigller Jahrgang. Lesepublikum heranbildeten und den nötigen passenden Lesestoff lieferten. Bis zur Reformation beschränkte sich die Thätigkeit der Ver leger auf die Herausgabe der Bibel und der verschiedenen Gruppen der biblischen Bücher, der verschiedenen griechischen und lateinischen Klassiker, der Kirchenväter, gewisser philosophischer und juristischer Schriften, sowie der für Kollegien- und Schulzwecke gebrauchten Kompendien. Die Werke zeitgenössischer Schriftsteller bildeten nur eine kleine Gruppe im Vergleich zu den langen Reihen von Neu ausgaben der Griechen und Römer. Mit der Reformation nahm die Entstehung von Werken lebender Schriftsteller ungeheuer zu. Die Streitigkeiten dieser Zeit hielten die Pressen mit der Herstellung von Büchern und Flugschriften, die zu sofortigem Gebrauche be stimmt waren, fortwährend im Gange, der Nachdruck wurde da und dort eifrig betrieben. Durch den großen Absatz der Controverslitteratur wurden auch die Bedingungen der Veröffentlichung und die Art und Weise des Vertriebs in verschiedener Beziehung beeinflußt. Bis zu dieser Zeit waren die veröffentlichten Werke mit gelegentlichen Ausnahmen, wie z. B. die Aldinischen Klassiker, fast ausschließlich in Folio, Quart oder Großoktav erschienen. Man schien dem Grundsätze zu huldigen, daß, wenn ein Werk der Ehre des Druckes teilhaftig werden sollte, man auch die würdigste Gestalt dafür wählen müßte. Dieses Vor urteil wurde durch die Reformation beträchtlich eingeschränkt. Das tiefe Interesse an den theologischen Streitigkeiten und die Wieder erweckung des religiösen Lebens ließen ein neues großes Lesepubli kum erstehen. Die große Masse des Volkes wollte die Schriften der Reformatoren oder die Gegenschriften ihrer römischen Widersacher in seiner deutschen Sprache in Händen haben, und in einer heute noch Staunen erregenden Ausdehnung war ein großer Teil des gemeinen Volkes imstande, diese unzähligen Werke, Flugschriften und Flugblätter zu leien, von denen viele heute als ein schwieriger Lesestoff für den Durchschnittsleser bezeichnet werden müßten. Um dieser großen Nachfrage zu genügen, mußte man zu billigerem Material und kleinerem Formale greifen. Denn nur dadurch war cs möglich, auch dem Volke Gelegenheit zum Büchererwerb zu geben und die Erzeugnisse der Presse im Bündel des Hausierers auf die Marktplätze von Stadt und Land, von Haus zu Haus zu bringen. Nur dadurch wurde eine weite Verbreitung selbst in Gegenden gesichert, wo der Umlauf solcher Flugschriften unter den strengsten Strafen verboten war. Während nun durch die litterarische Thätigkeit der Reforma tion das Werk der Buchdruckerpresse volkstümlich wurde, war ein anderes Ergebnis dieser Bewegung die unmittelbare Entwickelung der Censur der Presse. Das eifrige Bestreben, die Erzeugnisse der Drucker der Billigung der staatlichen Autorität zu unterwerfen, trat unoerweilt hervor, nachdem die Buchdruckerpresse ihr Werk be gonnen hatte. Erst als die Presse von den ketzerischen Reformatoren zu ihrem wirkungsvollsten Verbündeten gemacht worden war, hielt es die Kirche für nötig, ihre kirchliche Ccnsorschaft in Kraft treten zu lassen. Es begann der nimmer endende Versuch, durch die ver schiedenen Inäiess sxxm-gatorii in langen Reihen die Titel von gott losen oder gefährlichen Büchern öffentlich bekannt zu geben, die von den wahrhaft Gläubigen nicht gelesen werden durften. Thatsächlich brachte es sehr ernste Gefahren sür denjenigen glaubenslosen Ketzer mit sich, der daraus beharrte, solche Bücher zu schreiben, zu drucken, zu verkaufen oder zu besitzen. Die Verantwortlichkeit bezüglich der Wahl der zu druckenden Werke mit Ausnahme der Controversschriften des Reformations zeitalters lag auf den Verlegern jener Zeit, und das litterarische Interesse des bücherlesenden Publikums dürfte nicht wenig durch die Entscheidungen der Verleger beeinflußt worden sein. Jedenfalls haben die Verleger dieser Periode einen größeren Einfluß auf die Richtung der gelehrten Untersuchung und auf die Bildung der litterarischen Meinungen ihres Zeitalters ausgeübt, als es den Verlegern der folgenden Jahrhunderte möglich gewesen ist. Zur besseren Würdigung der Stellung und des Einflusses der Verleger der geschilderten Periode sind einige Individuen und Familien von Druckerverlegern herausgegriffen, die als hervorragende Repräsentanten ihres Standes bezeichnet werden müssen, und diese sind mit größerer Ausführlichkeit behandelt worden, wobei man sich einige Wiederholungen gern gefallen läßt. Um einen Ueberblick über die persönlichen Interessen und Fähigkeiten der betreffenden Verleger zu ermöglichen und einen Eindruck von dem litterarischen Geschmack u. s. w. zu geben, sind den einzelnen Abschnitten Auszüge aus den Verlagskatalogen und Verzeichnisse der Werke einzelner Autoren beigegeben. Den Schluß des Werkes bildet eine Darstellung der Anfänge der Censur und der Entwickelung des litterarischen Eigentums begriffes in Italien, Deutschland, Frankreich und England. Qb der Verfasser mit seinem schön ausgestatteten, verdienstvolle» Werke einen großen materiellen Erfolg erzielen wird, mag dahin gestellt sein. Jedenfalls seien alle Kollegen, denen in unserem wenig pietätvollen Zeitalter noch nicht aller Sinn für die geschicht- 208
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