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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1924
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- Deutsch
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X- 175. 28. Juli 1924. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 9961 Prämie einschalten müssen. Denn er gibt zwar Bücher, die in kurzer Zeit abzusetzcn sind. Es gibt aber sehr viele, die 29 bis 40 Jahre (und mehr) brauchen, ehe sie an den Mann gebracht sind. Wenige realisieren, was das heißt: d. h. was es für die Berechnung eines wahrscheinlichen eventuellen Nutzens für Ein fluß ausübt. Dieser Zinsverlust totliegenden Kapitals mutz bei der Kalkulation gewisser Bücher stets berücksichtigt werden. Da von hat der Privatmann, der meist gerade seine Bücher für die bestverkäuflichen hält, keine Ahnung, der Käufer (in diesem Falle der Buchhändler-Antiquar) aber muß es berücksichtigen, wenn er nicht nach lebenslanger Arbeit zwar viele unverkaufte (und schwer abzusetzende) Bücher, aber kein Geld haben will. Der berühmteste Antiquar der Welt hatte, als er starb, ein entsetzlich großes und gewiß auch sehr wertvolles Lager, seine Erben aber fanden eine Schuldenlast und andere Verpflichtun gen vor. Der Geschäftsführer hatte die größten Sorgen. Es war ihm nur unter empfindlichen Verlusten möglich, durch Zwangs verkäufe so viel Kapital zu erhalten, daß er seine Verbindlich keiten erfüllen konnte. Einen verheerenden Einfluß hat auch die Entwertung der Mark aus das Antiquariat ausgeübt. Ten Käufern wurden Kre dite gegeben, und zu spät merkte man erst, daß der Erlös für die Ware nur einen Bruchteil des ursprünglich fakturierten Betrages ausmachte. Folge: für den eingenommenen Betrag konnte man nur weniger Ware kaufen, als man verkauft hatte. Ein starker Substanz-Verlust trat ein. Heute ist die Lage ähnlich: Jedermann sucht sich seiner Bücher zu entledigen, vom einfachen Landschullehrer bis zum Fürsten. Das Angebot übersteigt nicht allein den Bedarf, son dern auch die finanzielle Kraft des Antiquariats, auch der frü her kapitalkräftigsten Häuser. Interessant ist hier die Anzeige (Angebot) einer süddeutschen (?) Firma im »Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel« vom 11. Juli 1924: ungefähr iz^ Millio nen Bände für ca. 250 000 Gm. (oder noch billiger) zu verkaufen, macht rund Gm. —.16 pro Band. Da Bücher keine Bedarfsware, sondern Luxusartikel sind, leidet der Buchhandel ganz besonders unter der gegenwärtigen Lage. Die Ursache dazu: die hohen Steuern, die verminderte Kaustraft des Geldes, das vielfach ver ringerte Einkommen sind ja vielen bekannt, wenigen bekannt aber die enormen Spesen, die besonders das Antiquariat drücken. — All dies spielt eine Rolle bei der Bemessung des Einkaufspreises, der auch im Antiquariat in den meisten Fällen dem Verkaufs preis zugrundelicgt. Unsere geschätzten Auslandskunden, besonders die in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, sind nun stellenweise mit dem deutschen Buchhandel unzufrieden. Ein besonderes das fünf angesehene Herren des nordamerikanischen Bibliothekar vereins bilden, hat sich im »lldrai-x ckoaroal« (1. Mai 1924) des längeren mit unseren Preisen beschäftigt. Es fordert eigentlich direkt zum Boykott des deutschen Marktes auf. Es weht dort an manchen Stellen kein freundlicher Wind. Man wird an anderer Stelle daraus erwidern. Überhaupt findet ein nicht geringer Teil der Kundschaft die Verkaufspreise des Antiquariats zu hoch. Es ist das nicht ganz unrichtig. Die deutsche Literatur des l8. und 19. Jahrhunderts, ebenso die französischen Werke des 18. Jahrhunderts (besonders die l-lvres L giavures) werden im deutschen Antiquariatsbuchhan del höher verkauft, als sie sonst im Ausland zu haben sind. Im all gemeinen mutz aber hier betont werden, daß, abgesehen von den aufgeführten Gebieten, die Preise der wissenschaftlichen Litera- turgebicte vollkommen berechtigt, das heißt mäßig sind, und daß für die ältesten Druckerzeugnisse, wie Inkunabeln (Bücher bis 1500), Drucke des 16.—17. Jahrhunderts, die geforderten Preise teilweise sogar als sehr billig bezeichnet werden können. Die Preise dieser ältesten Literatur sind im Vergleich zu den Preisen der neueren Bücher überraschend niedrig. Zusammenfassend kann also gesagt werden: Es gibt keine Norm im Antiquariatsbuchhandel, weder für den Einkauf, noch für den Verkauf. Es kommen die überraschendsten Preisverschie denheiten vor, die aber durch die Unmöglichkeit, alle Bücher und ihre Preise zu kennen, und durch die ganz verschieden gearteten Absatzverhältnisse, sowie sonstige Nebenbedingungen erklärlich sind. Es werden im allgemeinen die richtigen Preise gezahlt und die richtigen Verkaufspreise von der Kundschaft verlangt, trotz der ins Auge springenden großen Unterschiede. Der führende, erfahrene Teil des Antiquariats ist redlich bemüht, durch richtige Preise seinen Ruf und seine Kundschaft sich zu erhalten. Leipzig, den 16. Juli 1924. Karl W. Hiersemann. Mexikanische Philologie.*) Ein Ausruf an unsere deutschen Philologen. Von Prof. Victor A. Ne ko, Leiter des biologischen Instituts in Guadalajara. (Guadalajara, Ial., Mex., Apartado, 370.) (Nachdruck gern gestattet.) Monatelang habe ich die im nachfolgenden kurz skizzierten Gedan ken mit mir herumgetragen, und wenn ich mir heute erlaube, sie einer weiteren Öffentlichkeit vorzutragen, so verfolge ich damit drei Ziele: 1. die darniederliegende Tätigkeit auf einem höchst fruchtbaren und fast unbekannten Nenlande aufzufrischen, 2. für die Wissenschaft zu retten, was heute noch zu retten ist, und 3. die soziale Lage der deutschen Philologen zu bessern. Es ist für jeden, der über diese Probleme einmal nachgedacht hat, verschiedenes ganz klar: vor allem wissen wir heute, daß mehr oder weniger jede Wissenschaft derzeit auf einer solchen Höhe steht, daß sie mehrjährige Unterbrechung jeder Forschertätigkeit vertragen kann. Das ist für die am Baue Arbeitenden bitter und unangenehm zu hören,, die böse Welt aber denkt anders, und die Wirklichkeit belehrt uns, daß in Zeiten, wie wir sie ja seit Jahren nunmehr durchmachen müssen, tat sächlich alles über uns und unsere Tätigkeit hinwegschreitet, um andere, realere Ziele zu verfolgen. Insbesondere die Philologie war ein gewisses Etwas, das aus dem modernen Leben, das sich gegen wärtig anscheinend bildet, mit rauher und leichter Hand sofort ge strichen werden konnte, vielleicht zugunsten von Maschinenarbeitern, Munitionsverwaltungen, Banken oder sonstigen Institutionen. Die Philologie ist eine uralte Wissenschaft, und daher gibt es nur wenige wirklich brennende Fragen, die noch der Aufklärung harren (der intime Kenner wird freilich anders urteilen, aber für die große Masse bleibt der Satz bestehen). Diese brennenden Fragen werden vor anderen, vor Existenz- und Entwicklnngsfragen zurückgestellt. Soziale Fragen drän gen die rein wissenschaftlichen überall zurück. Unsere Philologen sind aber auch eine soziale Frage! Wir haben in Deutschland ein Heer von hochwertigen, mit allen Detailfragen auf den verschiedensten Gebieten vertrauten Gelehrten, die heute mehr oder weniger — zum Forthungern verdammt sind. Wir haben einen jungen Nachwuchs, der sich entsagungsvoll dem Studium der Philo logie widmet und ganz genau weiß, daß er bestenfalls mit irgendeiner schäbig bezahlten Lehrerstellc abschlicßeu und sich durchs Leben fort- wursteln wird. Die klassische Philologie ist derart bearbeitet, daß nur ganz besonderen Gnadenkindern in Zukunft ein Triumph vergönnt sein wird. Die moderne Philologie wiederum steht in Deutschland vor einer ehernen Mauer von alter politischer Feindschaft, vor Mangel an neuester Literatur, ja häufig sogar vor der Unmöglichkeit, sich die nötigsten fremden Fachzeitschriften oder kleinen Publikationen zn kau fen. Schon heute ist es dem einzelnen, dem strebsamen, armen Studen ten ungeheuer schwer, K) möchte fast sagen direkt unmöglich, über ein noch so begrenztes Spezialgebiet mit jener Vollkommenheit und Sicher heit zu referieren, die vor dem Kriege eine conditio 8ino gua non für jede Seminararbeit war. Abgeschnitten von der Außenwelt, verzwei felt der deutsche Philologe nur zu leicht und verliert sich in zwecklosen Kleinarbeiten. Im Auslande aber weitet sich der Blick, und die unge heuren, noch zu bearbeitenden Gebiete, der Mangel an jeder Mit arbeiterschaft, das Interesse an der Materie leben auf, unk, mit den ersten Schritten auf dem neuen Gebiete erkennen wir mit Freuden, daß hier gründliche deutsche Philologen gesucht sind, daß hier Arbeiten zu ver richten sind, die jedem einzelnen, 'der sich ihnen zu widmen wagt, rei chen klingenden Lohn bringen und — was für uns Idealisten noch viel schöner ist: die unbegrenzte Möglichkeit, bahnbrechend zu wirken. Hier ist alles Neuland, hier lassen sich noch großzügige Arbeiten, grund legende Probleme lösen, wie sie in der europäischen Philologie (viel leicht ausgenommen die albanische) längst fertig gelöst vor uns liegen. *) Wir geben diesem Aufsatz hier gern Raum, weil wir annchmeu, daß auch der deutsche Verlag an diesen Fragen stark interessiert ist. Red. 1L91
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