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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1897
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- Erscheinungsdatum
- 21.01.1897
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. Zum hundertjährigen Jubiläum der Otto'schen Buchhandlung (I. Mühet) in Erfurt. 1797 — 22. Januar — 1897. Zu einer Zeit, die für die deutsche Litteratur einen Wellen berg bedeutet, unternahmen es in der damaligen Universitäts stadt Erfurt zwei den städtischen Patrizierfamilien angehörige feingebildete Männer, Caspar Konstantin Beyer und vr. der Rechte Franz Maring, eine Buchhandlung zu er richten; es war am 22. Januar 1797, wo sie sie eröffneten, ein Zeitpunkt, den heutzutage kein Buchhändler wählen dürfte. Beide waren aber auch keine Buchhändler von Profession. Beyer war Schriftsteller und Stadtrat, er hatte viel Talent zur Schrift stellerei, namentlich als Humorist, war auch Maler, vor allem Karikaturenzeichner. Karl Herrmann führt in seiner Uibliotdso!» Lrtm-tins eine lange Reihe der Beyerschen humoristischen Schriften auf, die aber wohl heute niemand mehr liest. Franz Maring war Doktor der Rechte der Erfurter Universität, ivozu er gelegentlich des hundertjährigen Jubiläums derselben promoviert wurde. Er war im Jahre 1788, als Schiller in Erfurt seinen dreißigjährigen Krieg schrieb, dessen vertrauter Freund, verlebte Tage und Nächte mit ihm (vergl. Neuer Nekrolog der Deutschen. Ilmenau 1830, B.F. Voigt. Seite 682 und folg.). Im Jahre 1801 kauften Beyer und Maring die Gottfried Vollmersche Buchhandlung in Erfurt mit deren Verlag und Leihbibliothek und vereinigten dieses Geschäft mit dem ihrigen. 1807 wurde Maring als Deputierter der »Gesellschaft der Vierziger« nach Paris gesandt. Im Jahre 1814 unternahm er mit seinem Kompagnon die Herausgabe einer politischen Zeitung. Die Zeit schien ihnen dazu günstig. Am 6. Januar des Jahres war Erfurt an die Krone Preußen übergegangen. Die bald vielgelesene Zeitung wurde im Jahre 1827 an H. G. Kramer in Erfurt verkauft. Ueber die sonstige buch händlerische Thätigkeit der Beiden, Beyer und Maring, ver lautet nicht viel; aus ihrem Verlage, der nicht von besonderer Bedeutung gewesen zu sein scheint, heben wir die Nova acta rwaäsmiao Lrtoräias von 1799 —1809 heraus. Im ganzen ist die Zeit von 1797—1830 für den Buchhandel in Erfurt der Kriegsunruhen, Brandschatzungen und deren Folgen wegen zweifellos nicht günstig gewesen. Am 1. Oktober 1830 kaufte Friedrich Wilhelm Otto aus Hannover die Buchhandlung nebst Verlag von der Witwe Marings, der, kurz nachdem er sich von Beyer getrennt hatte, am 29. August 1828 gestorben war. Ein Verlagskatalog von F. W. Otto vom Juli 1837 mit sämtlichen Verlags artikeln der Beyer und Maring ist im Besitze von Karl Herr mann in Erfurt. F. W. Otto entfaltete bald eine rege Thätigkeit, auch im Verlag, mit dem er aber, wenigstens anfänglich, keine guten Erfahrungen machte. Die Schriften endlich von dem nach malig bedeutenden Pädagogen Lorenz Kellner, der als Ober- regierungs- und Schulrat in Trier vor wenigen Jahren starb, söhnten ihn mit früheren Mißerfolgen aus. Am 1. Januar 1859 übergab er sein Sortimentsgeschäft seinem Sohne Karl, der dieses mit einem schon 1857 gegründeten Antiquariats geschäft vereinigte und »Otto'sche Buch- und Anti quariats-Handlung (Carl Otto)« firmierte. F. W. Otto behielt den Verlag, in dem der zweite Sohn Julius mit beschäftigt war und einen bis dahin in Erfurt neuen Zweig, das »Antiquariat für Kunstgärtner-Litteratur«, ver bunden mit einem Samen- und Pflanzen-Commis- sionsgeschäft, begründete. Mit seinem Sohne arbeitete F. W. Otto in größter Eintracht und mit bestem Erfolge zusammen. Eine Frucht dieses Zusammenwirkens war der im Buchhandel einzig da stehende »Congreßkatalog, enthaltend die gesammte noch käufliche Gartenbaulitteratur Deutschlands« (Erfurt 1865, F. W. Otto). Leider verlor das aufblühende neue Geschäft seine Seele durch den Tod Julius Ottos am 18. Januar 1868. Der altersschwache, kränkelnde Vater sah sich gezwungen, allein das Geschäft fortzuführen, nachdem er den Verlag der weitverbreiteten Schriften von Kellner, die Auslagen über Auflagen erlebten, schon 1863 an Pierer in Altenburg ver kauft hatte. Sein anderer Verlag war übergegangen teils an I. Baer L Co. in Frankfurt a/M., teils an G. Senf in Leipzig, G. L. Lang in Speyer, G. Pönicke (jetzt Verlagsmagazin R. F. Bierey) in Leipzig. Im Jahre 1874 erlosch nach dem Tode F. W. Ottos dessen Firma und dessen Geschäft. Das im Jahre 1859 dem Sohne Karl Otto über gebene Zweiggeschäft blühte indessen weiter, namentlich in feinem Antiquariat, das bedeutende Beziehungen in allen Teilen der Welt erlangte und sich erhielt. Die Otto'sche Buchhandlung erreichte unter Karl Otto die höchste Blüte, die mit zunehmendem Alter ihres Inhabers aber abnahm. Am 13. März 1895 starb Carl Otto; von seinen Erben kaufte Johannes Mützel aus Neiße am 31. August des selben Jahres die Handlung nebst Antiquariat und Verlag. Herr I. Mützel wurde am 22. Dezember 1869 zu Neiße als Sohn des Apothekers Peter Mützel geboren. Den Buch handel erlernte er in der Graveur'schen Buchhandlung (Gustav Neumann) in Neiße. Von dort ging er in die Welt und erweiterte in verschiedenen großen Handlungen seine dort erworbenen Fachkenntnisse. Mit der jungen Kraft zog ein neuer frischer Geist in die nunmehr hundertjährige Handlung, die von Herrn Mützel in ein neues Haus in bester Gegend der Stadt, in das »Kaufhaus Germania«, verlegt wurde. In der kurzen Zeit seiner rührigen und starkmütigen Geschäfts tätigkeit ist es ihm gelungen, die überkommenen Traditionen seines alten Hauses zu pflegen und das Geschäft in erfreulicher Weise zu heben. Er ist sich dessen bewußt, daß der Bücherhandel auf die Zeitbildung einen ebenso großen und nachhaltigen Einfluß übt wie die Bücherproduktion, und daß die Thätig keit gewissenhafter Verleger in das Leben einer Nation ebenso tief eingreifcn kann, wie das Schriststellertum. Eingeweihte wissen längst, daß die Kunst, das Lesebedürfnis anzuregen und in der rechten Weise zu nähren, ebenso schwierig und kaum weniger wichtig ist, als die Kunst, die litterarische Pro duktion zu wecken und in die richtigen Bahnen zu lenken. Die Lektüre weitaus der meisten Menschen ist vom Zufall, von der Bequemlichkeit und von Empfehlungen abhängig. Diese Fak toren richtig und erfolgreich zu benutzen, vermag niemand in höherem Grade als der Buchhändler, mag er Verleger oder Sortimenter sein. Die Mehrzahl aller größeren litterarischen Unternehmungen der Neuzeit, das Konversationslexikon, die gelehrten Zeitschriften, die Sammelwerke aller Wissenschaften, die Klassikerausgaben, sind von Verlegern, nicht von Schrift stellern begründet worden. In einer großen Anzahl von Fällen läßt sich das Glück, das litterarische Erscheinungen ge macht haben, auf den Kredit, das Geschick und die Gunst ihrer Verleger zurückführen. In der Hand des Sortimenters aber liegt es, ob wesentlich an die guten oder an die schlechten Instinkte des Publikums appelliert wird, und das geistige Be dürfnis und die Geschmacksrichtung manches Ortes ist durch seine Buchhandlungen bestimmt worden. Für Erfurt und seine engere und weitere Umgegend fällt in dieser Beziehung der hundertjährigen Otto'schen Buchhandlung ein nicht ge ringer Teil des Verdienstes zu. Wir schließen unsere kurze Skizze der Geschichte der Otto'schen Buchhandlung (I. Mützel) mit dem Wunsche, die
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