Z« 15, 20. Januar 1897. Künftig erscheinende Büche: 515 ^WW «?/«/> anAe^e/Ft/ lZ)l3447j veinnS.ebst srsobsint: In lvenigen Tagen erscheint die zweite Auflage (das dritte Tausend) vou: Will »Will». Hedwig Dohm ibilla uoä äik Rokormku in 6sr Von Kün1^6i'. Roman aus dem Ende dieses Jahrhunderts. 24 Bogen. Geh. 4 ^ ord., geb. 5 ^ ord. 25 0/o in Rechnung, 33'/, °/o bar und 9/8 Exemplare. -SXT- 3 NoASn A-r. 8°. 6ob. 75 A ard. In Usciinuno- mit 300/g, dar mit 40"/o, Kikiexemplnro 7/6. Hedivig Dvhn, erfindet keine Geschichte mit Anfang, Verwickelung, Katastrophe und Schluß, obwohl tion dem allen doch dies und jenes zerstreut in dem Romane vorkommt. Nur Bekennt nisse einer nervösen Seele will die Verfasserin geben. Eine Menge Menschen zieht in den un erhört offenherzigen Briefen Sibillas an uns vorüber, närrische Weiber, die im Philistertum stecken, angekränkelte Weiber, die förmlich platzen von der überreizten Kost, mit der das Jahr hundertende die hungernde Hysterie der Unbeschäftigten und Zwecklosen füttert, liebestolle Weiber, deren Sinne beinahe wahllos sich ersättigen und denen die Gesellschaft, das decadente Ungeheuer, schlaff verzeiht, edle Weiberseelen, die etwas leisten möchten und denen der Sozialismus als Salonmode zu Kopfe gestiegen ist; dann Männer aller Sorten, der blasierte, konservative Parla mentarier, der steife livländische Edelmann, der sozialdemokratische Agitator, der Dümmling, der mit seiner Schönheit die Weiber verrückt macht, der Dichter mit dem verschollenen Pathos von gestern, mit der Deutschtümelei und dem Brustton der Ueberzeugung, den die Modernen ärgern. Eine stickige, parfümierte Luft zittert durch dies Buch, eine grenzenlose Fähigkeit zu Ironie legt sich über Gestalten und Dinge, eine erstaunliche Kraft des stets präsenten Wortes tändelt hier souverän und vollständig respektlos mit dem Größten und Kleinsten und spielt Fang ball mit den Stücken einer zerschlagenen Welt. Die Gigaulenfigur eines Nietzsche als Boudoir statuette, das ist Sibilla Dalmar, ein kapriciöser Tau>endsassa, der alles versteht und nichts kann, alles Große ans Herz drückt und es in der Umarmung zermürbt, zu einer Fratze zerdrückt und dann wegwirst Aus einem Aeuilketon im Wenen Wiener Tageblatt. Unter dem vssudon^rn Karl Xüntrsr vorbir^t sieb sing ngmiiatts borsönliobbeit. Dar Vortasser bat dabrs ig.HA in Xon- stantinopsl Aslsbt; sr Isg't in dieser 8ro sobüre das XrAebnis seiner NsobaobtunAsn und XrtakrunAsn nisdor und knüpft daran Loblüsss in siniAsr ü'raAcvsite, dis mit den msbr oder minder pbantastisoben Xombinationen der Xsitartikel in der PaAvs- presse nieiits ru tbun baben. Vor aUem bietet er ein ausssrordsntliob interessantes Obarakterbild des Lultans, der bisr in einer Aan^ neuen, niobt Asrade vorteil- bakten LsIeuobtunA srsvbeint. lob bitte ^u verlanAsn. „Sibilla Dalmar" ist chil Weihnachten vollständig vergriffen. Der Roman hat ungewöhnliches Interesse erregt. Etwa sOO Zeitungen haben Feuilletons und größere Besprechungen über dieses Werk gebracht SoobaobtunASVoll I>I'08<loi>, den 17. danuar 1897 Berlin >V. S. Mschrr, Verlag.