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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1911
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- Deutsch
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ISS 22. Jnli IS11. Nichtamtlicher Teil. «sr,m»i»t!!.» «qq». 8 4 9 S Sortiment gezwungenermaßen mehr und mehr daraus verzichtet, für Neuigkeiten tätig zu sein. Aber auch das Sortiment muß sich doch sagen, daß die Unterlassung des Neuigkeiten vertriebes, wenn auch nicht sofort, so doch nach und nach die Tätigkeit des Sortimentsbuchhändlers auf ein Niveau Herabdrücken muß, das ihn lediglich zum Bücherbesorger, zum Lieferanten fester Bestellungen macht. Es ist dem Sortiment nicht zu verdenken, ja, es ist vielleicht eine Pflicht der Selbst erhaltung, wenn es Geschäfte unterläßt, die ihm keinen Nutzen sondern nur Schaden bringen. Es ist aber ebensalls eine Pflicht der Selbsterhaltung des Verlages, wenn er einem solchen Be ginnen mit großem Mißbehagen zusieht und seine Ausgabe darin sieht, eine solche Enthaltsamkeit nicht weiter einreißen zu lassen. Wenn ich also auf der einen Seite es als vollständig berechtigt anerkenne, daß der Verlag eine Tätigkeit für seine Unternehmungen vom Sortiment fordert, und auf der auderen Seite die Berechtigung des Sortimenters anerkenne, Schaden bringende Geschäfte oder solche, die keinen Nutzen lassen, nicht zu betreiben, so scheint es von der höchsten Wichtigkeit, auf Mittel und Wege zu sinnen, diese Kluft, die zwischen Verlag und Sortiment besteht, auszufüllen. Eine weitere Mißhelligkeit zwischen Sortiment und Verlag beruht auf dem Eindringen des Kapitalismus in den -Buch handel. Während früher der gesamte Buchhandel dem Mittel stand angehörte, ist der Verlag nach und nach ein kapitalistischer Betrieb geworden. Früher gehörten die Vertreter des Ver lages in ihrer Gesamtheit dem Mittelstände an, insofern ihre persönliche Arbeit das Wesentliche war und das Kapital, dessen sie zu ihrem Betriebe bedurften, nur eine sekundäre Rolle spielte. Ich verstehe unter Mittelstand den Betrieb, in dem die Arbeit und die Intelligenz des Betriebsleiters das Geschäft machen, und unter einem kapitalistischen einen solchen, in dem das Kapital die größere Rolle spielt, während der Betriebs leiter hinter diesem mehr oder weniger zurücktritt. Es würde noch kapitalistischer im Verlage aussehen, wenn nicht die ganze Tätigkeit des Berlages dem kapitalistischen Betriebe widerspräche und eine ganze Persönlichkeit forderte, wodurch immer noch das kapitalistische Element niedergehalten wird. Aber zweifellos ist es, daß heute das Kapital im Verlage eine sehr erhebliche Rolle spielt und in vielen Betrieben, namentlich Aktiengesellschaften, der Leiter zurücktritt, was dadurch bewiesen wird, daß ein Wechsel in der Leitung für den Betrieb keine erhebliche Ver änderung hervorruft. Dies ist namentlich bei den G. m. b. H. der Fall, deren Zahl im Buchhandel in bedenklicher Weise sich mehrt, und deren Leiter — wenigstens in vielen Betrieben — manchmal mehrmals im Jahr wechseln. Dadurch, daß sich dem Verlag als einem noch immer vornehmen Geschäft auch Söhne von Vätern widmen, die in anderen, namentlich Großbetrieben, ihr Vermögen erworben haben, werden auch die verkäuflichen Berlagsgeschäfte mit übermäßig hohen Summen bezahlt, und der neue Besitzer muß nun sehen, wie er die Zinsen heraus- wirtschaftet*). Dies erweckt aber die Sucht, zu produzieren, während es andererseits zwingt, möglichst hohen Gewinn zu erzielen. 'Daß alle diese Umstände auch den Herrenstandpunkt fördern, der so häufig im Berlage sich geltend macht, nur nebenbei. Durch alle diese Dinge ist die Konkurrenz im Verlage außerordentlich gewachsen, und ich glaube, man wird mir nicht widersprechen, wenn ich behaupte, daß die Konkurrenz im Ver lage viel größer ist als im Sortiment. Konkurrenzeifer und die Notwendigkeit, den Gewinn zu erhöhen, während auf der ande ren Seite hohe Betriebskosten, Zinsen u. a. den Gewinn herunterdrücken und einzelne Fehlschläge den Gewinn ganzer Jahre vernichten, zwingen zum Versuch, den Absatz zu ver mehren, und, wo der bisher übliche Weg, durch das Sortiment Es treten hier dieselben Erscheinungen aus, die in der Landwirtschaft eine Folge der- Getreidezölle gewesen sind. zu verkaufen, nicht ausreichend erscheint, direkten Verkehr mit den Konsumenten zu suchen. Während ein großer Teil des Verlages auf der einen Seite durch Vorzugspreise, Subskriptionspreise, Umtausch alter Aus lagen gegen die neuen und hohen Rabatt an Behörden, Vereine und dergleichen seinen Nutzen beschneidet, glaubt er andererseits, hinsichtlich des Rabatts dem Sortiment nicht entgegenkommen zu können. Das Sortiment dagegen ist sicher, mit dem bisher gewährten Rabatt nicht mehr auskommen zu können, da die Erhöhung aller Lebensbedürfnisse, der Steuern, der Mieten seinen Bruttonutzen verkürzen, während dieselbe Erhöhung auch das Publikum zwingt, seinen Bedarf einzuschränken. Frei lich werden bei belletristischen, Geschenk- und populären Artikeln höhere Rabatte gegeben. Es wird aber in diesem Falle auch gewöhnlich vorausgesetzt, daß bar oder wenigstens fest bezogen wird, somit das Risiko auf den Sortimenter abgewälzt. Der wissenschaftliche Verlag wird aber immer noch zum allergrößten Teil mit einem Rabatt von 25 Proz. geliefert, und es wird verlangt, daß bei einem solchen Rabatt eine ausgiebige Novi tätenversendung vorgenommen wird. Daß bei Neuigkeiten bezug der erzielte Nutzen an den verkauften Büchern, ganz ab gesehen von den Geschäftsunkosten durch die Kosten für Fracht und Emballage, sowie durch die Bertriebsspesen auf höchstens ein Drittel des Bruttonutzens herabgemindert wird, dürfte keinem Widerspruch begegnen. Nun tut man immer so, als ob der Rabatt von 25 Proz. seit jeher bestanden hätte. Dies ist aber nicht der Fall. Noch in meiner Lehr- und Gehilfenzeit war der sogenannte Ordinärrabatt, der auf den größten Teil der wissenschaftlichen Bücher gegeben wurde, 33>/- Proz., während der Nettorabatt von 25 Proz. bei Zeitschriften, Kommissions artikeln und beieinzelnenWerken, die denRabattvonöö'/^ Proz. nicht ertrugen, gewährt wurde. Wenn ich nicht ganz irre, sind es noch nicht zehnJahre her, daß die Hinrichs'sche Buchhandlung in ihren Novitätenverzeichnissen angefangen hat, das n vor den Preisen der mit 25 Proz. rabattierten Büchern fortzulassen, einfach aus dem Grunde, well der sogenannte Nettorabatt von 25 Proz., der früher eine Ausnahme gewesen war, zu einer Regel geworden war. Bon dieser Zeit an wurden mit n nur diejenigen Preise ausgezeichnet, die einen geringeren Rabatt als 25 Proz. aufwiesen. Es wäre also nur eine Rückkehr zur früheren Gepflogenheit, wenn der Rabatt auf 33*/z Proz. erhöht würde. Wenn eine Anzahl Firmen den Rabatt bei Barbezug auf 30 Proz. gesetzt haben, so bedeutet dies unter Berücksichti gung der Barprovision des Kommissionärs und des fortfallen den Meßagios eine Barvergütung von 3 Proz., gegenüber dem seit Jahren bestehenden Bankdiskont von 4, 5 und mehr Prozent eine ganz ungenügende Entschädigung für Barzah lung und Risiko. In dem vorkapitalistischen Zeitalter des Buchhandels lieferte der Verleger alles oder wenigstens den größten Teil seines Verlages in Jahrcsrechnung. Auch dies ist heute anders geworden. Der Sortimenter, der bei allen Verlegern, die für ihn in Frage kommen, Rechnung hat, bezieht heute nahezu SO—70 Proz. seines Bedarfes gegen bar, einesteils, weil der Verleger Zeitschriften, Fortsetzungen und gewisse Werke nur so liefert, andererseits, weil er des Barrabatts dringend bedarf, um sein Geschäft einigermaßen zu erhalten. Auch diese Er höhung des Barverkehrs beruht auf der Notwendigkeit des Berlages, sein Kapital öfter im Jahre umzusetzen, während er früher mit einmaligem Umsätze zufrieden sein konnte. Es ging ja auch ganz gut so. Denn der Verleger zahlte seinem Drucker und seinem Papierhändler auch nur einmal im Jahre: zur Ostermesse, nachdem er von den Sortimentern seinen Saldo erhalten hatte. Noch eineIweitere Vergünstigung ist dem Sortimenter nach und nach abhanden gekommen. Noch in meiner Gehilfen zeit habe ich gesehen, wie sehr gutgestellte Handlungen zur NV4»
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