Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-07-08
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19110708
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191107084
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19110708
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
- Monat1911-07
- Tag1911-07-08
- Monat1911-07
- Jahr1911
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
15k. 8. Juli 1911. Nichtamtlicher Teil. »S-IE-L s. ». MchA. B-chhaM-r. 8045 spieliges Unternehmen wäre, aber — auch ein zweckmäßiges, wenn man es in Form einer Wanderausstellung durch die Städte ziehen ließe. In beschränkter Form entspricht ja die Wanderaus stellung des Dürerbundes meiner Absicht. Aber es gibt doch auch noch Leute genug — und für den Kunsthandel sind dies nicht die unwichtigsten —, die ihre Wohnung nicht mit Originalgemälden auszustatten vermögen, die aber für ein Bild an die Zimmerwand gern mehr als 10—15 aus geben möchten, wenn sie nur wüßten, was, wie und wo. Beim Kunstsortimenter meinen Sie? Ja, wenn der in xrmoto seinen Geschmacks auf der Höhe wäre! Und (ich sag' es ganz leise) wenn er nicht zu feige wäre, einem Kunden zu sagen: Was ich Ihnen da bestellen soll, das ist ja ein Schmarren, das ist Kitsch, so etwas kauft man nicht, wenn es auch die Herren X und X. mit großen Kosten verlegt haben und gern als »Kunst« verkaufen möchten. Leider sind ja in dieser Beziehung unsere großen Kunstverlags firmen zum Teil gar nicht sagen wir: wählerisch. Es fehlt eben bei allzuvielen Leuten am Verantwortlichkeits- gesllhl gegenüber der Öffentlichkeit. Ich verstünde nichts vom Geschäft, werden diese meinen. Dem halte ich entgegen, daß cs große und alte Verlags firmen gibt, aus denen nie ein Werk herausgegangen ist, das nicht in dieser Hinsicht Stich gehalten hätte. Und diese Firmen blühen und gedeihen weiter . . . Über den Ge schmack läßt sich eben nicht streiten, und wer nicht weiß, was vornehm ist, wird es nie lernen! Diesen Stoßseufzer haben aber nicht gerade die Bilder verleger allein auf dem Gewissen, die Buchvcrleger erst recht . . . Daß Taufende und Hunderttausende aus allen Kreisen des Volkes dem Bücherkonsum und dem von Bild-Repro duktionen, wie sie die heutige Technik gestattet, völlig fern stehen, ist also eine leider feststehende Tatsache, ebenso wie die, daß diese Leute durch Ausstellungen angeregt werden können, sich daran zu beteiligen. Der Geldmangel oder die Absicht, für Bildungszwecke oder Vergnügungszwecke auch in diesem Sinne nichts auszugeben, kommt nur bei den Allerärmsten in Frage. Ausstellungen werden von all diesen Menschen auch besucht; ob sie wirken, hängt von der Art ihrer Auf machung ab. Zeigt der Verleger seine Erscheinungen sein säuberlich, wie es z. B. in den verschiedenen Landes- und Kreisausstellungen üblich gewesen, in Regalen, womöglich hinter Glas, in Schränken, so wird nichts erreicht. In stumpfem Staunen, das ein Beengtsein durch so viel papierenes Wissen zeigt, schleichen die Buchfremden an den ausgestellten Schätzen vorbei. Besser ist es schon, wo einzelne Bücher, Zeitschriften bände, Mappenwerke zum Gebrauch offen auf Tischen zum Ansehen ausliegen oder gar Sitz- und Lesegelegenheit ge boten wird. Die Fliegenden Blätter 1906 in Nürnberg, der Simplicissimus 1908 in München fanden immer Benutzer: ob da allerdings der Reiz, sich billig zu unterhalten, nicht größer war, als die Neigung, sich zum Kauf anregen zu lassen, mag dahingestellt bleiben. Ohne freundliche und reichliche aufsichifiihrende, vorlegende und beratende Stimmen in solchen Bitcherausstellnugen wird ein kontrollierbarer Erfolg nie sein. Ausliegende Bestellzettel, die in einem auf fällig angebrachten Briefkasten im Ausstellungsraum ge sammelt werden, wirken etwas, doch ist es nur halbe Sache. Sie ersetzen nicht die zwar teure, aber einmal notwendige Menfchenkraft am Platze der Schau. Wo der Verleger nicht selbst eine Person bezahlen will, sollte er mindestens einen Sortimenter bewegen, ihn zu vertreten. Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. Kann ein Verkauf in der Ausstellung selbst ermöglicht werden, so ist das für alle Teile am vorteilhaftesten, denn gar schnell erlahmt das Interesse des einmal angeregten Menschen bei den fortwährend drängenden neuen Eindrücken auf einer allgemeinen Ausstellung. Allerdings darf der Vertreter bei solcher Gelegenheit kein revoloerschnauziger »guter Verkäufer« sein; er muß wohl die Gelegenheit beim Schopfe packen, soll aber nie vergessen, daß er Aufklärungs- und Werbearbeit zu besorgen hat. Ein genotzüchtigter Käufer geht bei der nächsten Gelegenheit sicher nicht in die Falle, sondern in weitem Bogen um diese herum. Der ideale Ausstellungstyp scheint mir nahezu der zu sein, wie ich ihn mehrfach seitens einiger Jugcndschciften- ausschüsse angewendet sah. Auf einigen großen Tischen liegen Bücher in sorgfältiger Auswahl flach, mit der Titel seite nach oben. Einige Herren stehen, unaufdringlich, be reit, Aufschlüsse zu geben, wenn sie gewünscht werden; die Besucher können, in ruhigen Tagesstunden wenigstens, mit Muße in den Büchern blättern. Was ich noch dazutun würde, das wären möglichst viele Sitzgelegenheiten, damit die Leute auch in äußerer Ruhe und Bequemlich keit sich in das eine oder andere Buch vertiefen könnten, das ihr Interesse erweckt hat. Außerdem liegen bei solchen Ausstellungen, die nur meist zu knapp vor Weihnachten stattfinden, Verzeichnisse aus- gewählter Bücher aus, seien es bereits bekannte Listen oder eigens für den Bezirk zusammengestellte, 'mit mehr oder weniger konfessionellem Kolorit. Denn auch von ultramonianer Seite wird diese Art von Volksbeemflussung geübt, nachdem man ihre Wirksamkeit erkannt hat, und von sozialdemokratischer Seite wird diese Methode in geradezu vorbildlicher Weise betrieben: ihr Verzeichnis von Büchern sür die Jugend wie ihr Wandschmnckoerzeichnis ist mit Rück sicht auf den beabsichtigten Zweck als eine Musterleistung anzuerkennen. Beide großen Organisationen, Zentrum wie Sozialdemokratie, sind überhaupt in ihrem Willen zur Volks bildung (nach ihrer Art) schwer seitens anderer politischer Richtungen zu Übertreffen, da diese sich zersplittern, wo jene nach einheitlichem Plane Vorgehen. Beide sind allerdings un duldsam, wo etwas gegen ihr Prinzip zu verstoßen scheint, doch nehmen sie willig das an Büchern und Kunst auf, was in ihren Rahmen paßt. Es kann jedem Verleger nur geraten werden, Geeignetes an den maßgebenden Stellen vorzulegen. Ich, für meine Person, habe dabei zudem noch den Hinter gedanken, daß die beiden Despotien durch Förderung der allgemeinen Bildung sich selbst ihr Grab schaufeln, da ja der einmal Gebildete sich nicht befehlen lassen wird, mit seinem Forschungstrieb gerade an dem Punkte Halt zu machen, den man ihm von seiten" seiner Beherrscher vor- fchreibt; er wird frei werden und sich dann weder geistig noch seelisch ferner knechten lassen. Wichtig im Buchhändlerleben sind seit Jahr und Tag auch die Ausstellungen im Kampf gegen den Schund in Wort und Bild geworden. Allerdings berühren sie unter den Verlegern nur eine beschränkte Anzahl. In negativem Sinne die, welche bisher das, was man unter Schund zusammenfaßt, unbeanstandet in die Welt setzen konnten, in positivem die, welche Bücher, Zeitschriften und Bilder erzeugen, die ihres mäßigen Preises halber in Betracht kommen, mit den Abnehmern des Schundes als Käufern rechnen zu können. Es sind naturgemäß meist nicht die Verleger einzelner guten kleinen Sachen, sondern die Publizisten ganzer Reihen von Lesestoff. Von diesen Ausstellungen gibt cs zweierlei Arten: solche, die nur zeigen, welchen guten Lesestoff man an Stelle des minderwertigen setzen kann, und solche, die daneben — als Gegenbeispiel — sehen lassen, was und welche Mengen des sogenannten Schundes dem 1045
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder