Börl-Nblatt! d. DtM. Buchyand-l. 5983 ^5 112, 18. Mai 1911. Fertige Bücher. Georg Müllen G Verlag, München „Ein üeutscker Dekameron^ Soeben erschien die zweite Auflage von Wilhelm Schäfer 33 /lnekdoten^ Gehestet M. 4.-, kartoniert M. S.-, in Ganzleüer M. 1S.- ^ulius 6ab schreibt in einem „Ein üeutscher vekameron" überschriebenen längeren Estap in Ser „ö. Z. am Mittag ' unter obengenanntem Titel: Ein Schriftsteller unserer Tage hat nun nicht weniger unternommen, als für unsere deutsche Gegenwart das Werk Soccaccios zu tun. Der rheinische Erzähler Wilhelm Schäfer hat soeben erscheinen lasten: 33 hneköoken, geoacht als das erste Drittel eines deutschen Dekamerone. Es ist ein Unternehmen, so groß und so kühn, Saß es eine Veachtung verdient, die über die übliche Würdigung belletristischer Novitäten weit hinausgeht. Ich glaube nicht, daß Wilhelm Schäfer in erheblichem Grade Erfinder seiner /lneköoten ist oder sein will; aber er ist ein unglaublich glücklicher Zinder. Ein Zinder, der mit großer Spürkrast in allen Zeiten und Gegenden, vor allem freilich in seiner rheinischen Heimat, die kleinen Traditionen aufzufinden weih, in denen eine markante Wendung, eine Tat, eine Situation, ein Wort uns ein Stück Hellen Lebens so zusammen fasten, daß wie unter einem Grennglase die Zlammen gesunder Lebenslust hervorschlogen. Unö Schäfer ist vor allem ein solcher Künstler inüerslusbrcitung,Setonung,verteilung,kurzrechteigentlichinöer„verdichtung"ihresStoffes, daß selbst altbkekannte slnekdoten unter seinen Händen völlig neuen Neiz gewinnen und uns in Spannung halten unö in Entzücken versetzen, als hätten wir niemals ihre Pointe gewußt. Mit diesem Werke gebe ich dem Sortimente ein Unternehmen von unbegrenzter slbsatzfähigkeit. Ein literarisch hochbeöeutenöes Werk, mit -em Ser rührige Sortimenter nicht allzuschwer Massenabfatz erzielen kann.