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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1911
- Strukturtyp
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- 1911-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1911
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- Deutsch
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^ 109. 12. Mai 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt ). s. Dtschn. Buchhandel. 5795 Schwierigkeiten der deutschen Grammatik, garnicht an das Studium unserer Sprache heran.« Ich beneide die Herren Stengel, Pieper, Pütz und Ge nossen nicht um diese Jdioten-Verehrung?) Inwiefern die deutsche Schrift nun eine notwendige, iveil den besonderen Anforderungen der deutschen Sprache wundervoll angepaßte Spielart der Weltletter ist, habe ich schon früher begründet. Nur Nachträge dazu sollen im Folgenden gegeben werden. Hier genüge der Hinweis, daß wir Deutschen viel höhere Ansprüche an die Charakteristik unserer Wortbilder stellen müssen, als die Ausländer, weil ivir in unserer Sprache viel mehr zusammengesetzte und lange Wörter als andere Völker in ihrer besitzen. Bei Macaulay sind 3900 Buchstaben auf 1000 Worte, bei Treitschke dagegen 6116 Buchstaben auf 1000 Worte gezählt worden. 2. Mißverständnisse durch Lateinschrift, weil Schrift und Aussprache sich nicht decken. Kürzlich wurde von einem Kollegen aus Riga Latein schrift (Antiqua) für die deutsche wissenschaftliche Literatur verlangt, weil die Formen der deutschen Schrift (Fraktur) dem Auge des Slawen etwas ganz Fremdes seien, für ihn eine große Erschwerung bildeten. Das ist unzu- irefsend. Die westlichen slawischen Völkerschaften bedienen sich ja überhaupt der Frakturschrist für ihre eigene Sprache; das Verzeichnis der Britischen und Ausländischen Bibel gesellschaft zeigt nur in Frakturschrift gedruckte Bibeln in esthnischer, lettischer, litauischer, livländischer, slowa kischer, wendischer, finnischer und lappländischer Sprache, in Fraktur und in Lateinschrift gedruckte aber in böhmischer und polnischer Sprache (wie in den drei nordischen); sremd ist also diesen viel mehr die Antiqua. Für alle diejenigen Slawen aber, welche nur das russische Alphabet gebrauchen, kann Fraktur schon deshalb keine Erschwerung, sondern nur eine Erleichterung der Erlernung der deutschen Sprache sein, weil Antiqua zu Verwirrungen führt. Denn das russische Alphabet weist folgende lateinische Buchstabenformen in völlig anderer Bedeutung aus: russisch x — lateinisch u „ 11 -- „ «v „ H --- „ n „ p — >' „ c ^ „ ss „ r — „ ob Die Ausländer, welche russisch lernen, haben gerade durch die ganz andersartige Lautbedeutung dieser lateinischen Buchstabenformen im russischen Alphabet die größten Schwierigkeiten; immer wieder bereiten sie ihnen durch Ver wechslungen mit der ihnen aus der eigenen Sprache ge läufigen ganz anderen Lautbedeutung Mühsal, so daß man sagen muß, das russische Alphabet würde viel leichter zu "> Während ich diese Ausführungen korrigiere, schickt mir Herr Windeck ein Flugblatt seines Vereins, von dessen z. Tl. mit Rotstift (hier Sperrung) verschönerten Anwürfen ich hier einige niedriger hänge: »Die heutigen Lobredner der Bruchschrist sind vielfach geheime Agenten der Schriftgießereien.« — »Die Gegner, vor allem die Geschäftsgsrmanen, Aster- Patrioten und Chauvinisten sind es, die die Aufregung im Volke über die Schristresorm durch unwahre Behauptungen und irreführende Ausstreuungen künstlich erzeugen « — »Daß die Bruchschrist (er meint damit unsere deutsche Schrift) von Aus ländern gelesen werden kann, ist eine dreiste Unwahrheit.« — Und der Mann bezeichnet in einer Randbemerkung als »eins unerhörte Methode, uns (!) mundtot zu machen«, daß die Schristleitung dieses Blattes ihm dessen Spalten wegen un gebührlicher Kampsesweise verschlossen hat! behandeln sein, wenn es lauter selbständige Formen hätte. So liegt es aus der Hand, daß es umgekehrt, für die Russen, wenn sie Deutsch lernen, nicht anders sein kann, wenn wir deutsche Bücher in Antiqua drucken. Wir ver hindern durch Frakturdruck Verwechslungen und erleichtern den Russen damit gerade die Benutzung unserer deutschen Bücher, mögen auch gedankenlose russische Deutschen hasser einmal sich absprechende Geschmacksurteile über deutsche Schrift erlauben. Jedes innerlich unberechtigte Nachgeben schädigt uns und unsere literarische Produktion. Geradeso liegt es aber für das übrige Ausland, denn die Lautbezeichnungen weichen in jeder Sprache mehr oder weniger von unseren deutschen ab. Ich will hier nur aus dem Englischen 13 verschiedene Schreibweisen für den deutschen i-Laut aufsllhren; kss ssa I-oigb ^ Osäixus I Oaius peopls iislä Man besinne sich auch einmal, in wie vielen Formen im Französischen nur z. B. der deutsche Laut e wiedergegeben werden kann und muß. Bekannt ist ja auch das Beispiel des Herrn Abel, der nach Amerika kommt und seinen (in Lateinschrift geschriebenen!) Namen Ebel sprechen hören muß, der sich dann Lbsl schreibt und Jbel genannt wird und schließlich verzweifelt seine Schreibung in Idol ändert, um nun allster Eibel angeredet zu werden. (Vgl. unten Zeugen Nr. 1—4.) Bleiben wir also doch bei unserer deutschen Schrift für unsere abweichende deutsche Lautbewertung und freuen wir uns, daß wir für unsere durch ihre Grammatik wahrlich schon schwierig genug zu erlernende Sprache ein deutsches Kleid haben, das als Spielart der Weltletter selbst fremdländischen Kindern vertraut ist und doch sich im Stil so stark als deutsches kennzeichnet, daß es jedem Ausländer leicht ist, sich die abweichenden deutschen Lautbezeichnungen ohne Verwechslungen mit den seinigen einzuprägen. Keine andere Sprache hat solchen großen Vorzug. Tragen wir also stolz unser deutsches Kleid; nicht aus hohlem Chauvinismus, sondern weil wir wissen, was wir daran haben. Der Unverstand ausländischer Chauvinisten, die niemals unsere Sprache erlernen werden, darf uns nicht zum Nachgeben verführen, das sie immer als Schwäche aus- beuten werden. Sie würden ja auch doch durch keine Zu geständnisse zu befriedigen sein, selbst wenn wir folgerichtig auf der schiefen Bahn beim Esperanto oder beim Ido oder dem nächsten Ersatz anlangten. Es bleibt so, wie ich bereits in meiner Flugschrift »Über das Kleid der deutschen Sprache«, 4. Neudruck 1908, ausführte; Wir haben um so weniger Grund, hier etwas preiszugeben, als es weder in Deutschland noch im Auslande Grammatiken der deutschen Sprache für Ausländer gibt, in denen die deutschen Paradigmata und Sätze anders als in Frakturschrift gedruckt wären, entsprechend dem Umstande, daß unser Volk sür seine großen Geistesschätze den Frakturdruck festhält. Der Ausländer erlernt also die deutsche Sprache ausnahmslos im deutschen Kleide und ver bindet dabei Sprache und Schrift so innig, daß er erst wieder umlernen, das Auge an ganz veränderte Wortbilder gewöhnen muß, wenn wir ihm unsere wissen schaftliche Literatur in Antiquadruck vorsetzen. Je mehr wir das tun, desto mehr halten wir ihn ab, über seine Fachliteratur hinaus in unsere Geisteskultur tiefer einzudringen, erzielen also das gerade Gegenteil von dem, was unsere Antiqua- Fanatiker behaupten, eine nur scheinbare internationale Ver ständigung mit unversöhnlichen deutschfeindlichen Heißspornen, für die deutsche Literatur auch im Antiquadruck nicht in Betracht kommt, mit dem Erfolge der Schädigung der Geltung 753«
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