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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.04.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1911-04-26
- Erscheinungsdatum
- 26.04.1911
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- Deutsch
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^ gL, LS. April 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. 5085 Nichtamtlicher Teil. Zum 125jährigen Gejchästsjubiläum der Firma Friedr. Vieweg L Sohn. 1>. Als Jean Jacques Rousseau mit seinem -Umils« der Welt eine erstklassige Utopie über die Erziehung des Menschen geliefert hatte, die in der ganzen gebildeten Welt den tiefsten Eindruck machte, war damit dem Buchhandel ein Feld erschlossen worden, das, bisher nahezu unbekannt und unbebaut, sich von außerordentlicher Größe und Frucht barkeit erwies. Der Ruf nach Rückkehr zur Natur und zur Natürlichkeit, als der wahre und unvergängliche Kern seiner Lehren, fand in allen zivilisierten Ländern tausendfachen Widerhall, und der Buchhandel war der Resonanzboden für diese ewige, uralte und dennoch dazumal gänzlich neu an mutende Melodie. Zugleich mit dem Aufleben der Erziehungsliteratur und in Verbindung damit wurde dem Buchhandel ein neues, sehr zahlreiches und sehr dankbares Publikum zugeführt, gewissermaßen neu entdeckt: die Jugend, der die Lehren der Jugendbildner in tausendfachen Variationen und den mannig faltigsten Ausmachungen nicht nur durch das gesprochene, sondern fast mehr noch durch das geschriebene und gedruckte Wort zu Gemüte geführt werden sollten. Dieses neue Feld, das keine politischen Grenzen kannte, dieses Publikum, das sich aus der ganzen gebildeten Mensch heit rekrutierte, bedeutete für den Buchhandel mehr, als ein neu entdeckter Erdteil. Ihm war die Aufmerksamkeit der Gebildeten zugewandt, und es war würdig, daß ihm die Besten und Edelsten des Buchgewerbes in allen Ländern ihren Fleiß angedeihen ließen. Verwunderlich wäre es darum gewesen, wenn sich ihm nicht auch die Aufmerksamkeit jenes zeitgenössischen jungen Buchhändlers zugewandt hätte, des zu Halle a/S. geborenen Hans Friedrich Vieweg, der daselbst durch den berühmten -Aufklärer- und Buchhändler Friedrich Nicolai dem Buchhandel zugeführt worden war, der nach vollbrachter Lehrzeit in der freien Stadt Hamburg als Gehilfe der Bohn'schen Buchhandlung mit Joachim Heinrich Campe und dessen Familie Beziehungen angeknüpft hatte und der, als er mit 24 Jahren zur Waise wurde, kurz entschlossen mit seinem Erbteil von einigen tausend Talern unterm 1. April 1786 eins Sortiments- und Verlagsbuchhandlung in Berlin eröffnet«, woselbst er die letzten zwei Jahre konditioniert hatte. So gehört denn auch zu den Erstlingswerken, die der junge, unternehmungslustige und tatkräftige Begründer des Hauses Vieweg noch im Gründungsjahr auf den Markt brachte, ein Buch pädagogischen Inhaltes, das von seinem älteren Bruder, einem Prediger, verfaßt war. Doch wurden dieser und ähnliche bescheidene Versuche auf dem Gebiete der Ecziehungsliteratur in den ersten Jahren durch einen anders gearteten, echten »Schlager« verdrängt, als der sich kurz nach dem Tode des alten Fntz die Veröffentlichung des Buchs -Friedrich Freiherrn von der Trenck merkwürdige Lebensgeschichte« erwies. Innerhalb 8 Jahren hatte die Viewegsche Handlung bereits einen recht bedeutenden Umfang gewonnen. Das geht aus den Ziffern hervor, mit denen er im Jahre 17S4 ein Gesuch an den König unterstützte. Demnach zahlte er allein »schon seit einigen Jahren, bloß für Paket- und Briefporto monatlich mehr als 100 Rthlr.«, und -allein durch seinen Büchervertrieb war der Ertrag für die Posten Sr. Kgl. Majestät jährlich wenigstens 3000 Rthlr.«. Er rechnet dabei seine Handlung zu der mittleren Klasse. Sicher brachte es auch der vorerwähnte Schlager zuwege, daß die Handlung im selben Jahre in ejn eigenes Haus verlegt werden konnte. Börimblan für dm Dmtfchm Buchhmd-I. IS. Jahrgang. Erst als das Unternehmen so weit gediehen war und einen Umfang erreicht hatte, der für viele Andere schon als das Anzeichen gilt, daß nun tzze Tage und Jahre ruhigen Lebens genusses beginnen können, knüpfte er durch seine eheliche Verbindung mit der Tochter I. H. Campes (1795) jenen Bund, der auf seinen ferneren Lebensgang und nicht minder auf die weitere Entwickelung seines Unternehmens von größtem Einfluß war. Campe, ein fruchtbarer und in ganz Europa angesehener pädagogischer Schriftsteller, auch als Buchhändler und Verleger bekannt, war im Frühjahr 1786 als Schulrat nach Bcaunschweig berufen worden, um das Schulwesen des Herzogtums auf neue Grundlagen zu stellen und es auf die Bahn einer freien Entwickelung zu führen. Diese Reform scheiterte jedoch schon zu Beginn an dem Widerstande der kirchlichen und ständischen Körper schaften. Campe wandte sich alsbald ausschließlich dem Buchhandel zu, gründete noch im selben Jahre zu Wolfen- bültel die »Schulbuchhandlung«, erwarb Ende des Jahres 1787 die Buchdruckerei und Buchhandlung des -Fürstlichen Waisen hauses« und vereinigte sie mit seiner Handlung zur »Braun schweigischen Schulbuchhandlung« mit dem Sitze in Braun schweig. Für weiters Vermehrung sorgte er vor allem durch Rückkauf seiner eigenen Schriften, besonders auch seines »Robinson«, von den bisherigen Verlegern und durch eifrige Fortsetzung seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Wie fruchtbar er war, zeigt der Umstand, daß der Viewegsche Verlags katalog von ihm etliche fünfzig Schriften und Werke auf- sührt, zum Ladenpreise von 25 und 50 H bis zu 202 ^ 50 Vieles davon ist in mehreren Auflagen erschienen, doch blieb die xidos äs rdsistanos sein -Robinson der Jüngere«, der 1894 in der 117. Auflage herauskam. Bald wurde die Campesche Verlagsbuchhandlung als eine der besten und be deutendsten geschätzt. So waren zwei bedeutende Buchhandlungsfirmen durch Viewegs Heirat eng miteinander verknüpft worden. Und da das Bindeglied Campes einzige Tochter war, so war es nur eine Frage der Zeit, daß der Personalunion auch eine Vereinigung der beiden Firmen folgte. Das geschah sogar unerwartet schnell. Anlaß hierzu gab der Plan des Herzogs, durch Gründung einer Buchhändlcrmesse und -Börse seine Residenz Braunschweig zu einem Mittelpunkt des lite rarischen Verkehrs in Deutschland zu erheben. Campes Schwiegersohn Vieweg erschien dem Herzog als der geeignete Mann, die Ausführung dieses Planes in die Wege zu leiten. Seine Vorschläge fanden des Herzogs Zustimmung, und so siedelte er im April 1799 nach Braunschweig über. Bald darnach wurde Campe durch Krankheit genötigt, seiner buch händlerischen Wirksamkeit gänzlich zu entsagen, wodurch die Verschmelzung beider Unternehmen perfekt wurde, wenn auch äußerlich noch gewisse Unterscheidungsmerkmale bestehen blieben. Alsbald nach seiner Übersiedelung kaufte Vieweg eine kleine Druckerei hinzu, die bei Übernahme zwei Pressen und sieben Leute hatte, aber schon nach zwei Jahren auf sieben Pressen mit dreißig Mann erweitert war und deren Erweiterung und Vervollkommnung er dauernd, namentlich in den drückenden Zeiten der Not, 1807—1813, seine ganze Tatkraft zuwandtc. Auch eine Schriftgießerei und eine Spielkartenfabrik gliederte er ihr damals an. So führte er sein Unternehmen zu immer höherer Blüte, wenn auch die Ausführung des Planes, der den äußeren Anlaß zu seiner Übersiedelung nach Braun schweig bildete, an der Ungunst der Zeiten scheiterte. Im Jahre 1825 nahm er seinen 28jährigen Sohn als Teilhaber in das Geschäft auf. Die Firma Friedrich Vieweg «61
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