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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1924
- Strukturtyp
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- 1924-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1924
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- Deutsch
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>(- 173, 25, Juli 1924. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 9896 Meine Damen und Herren, wenn ich den Sortimentcrteuerungszuschlag eingesührt hätte, dann spräche ich vielleicht noch schärfer als Herr Nitschmann. Wenn ich hier sehe, wie sich die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung gestaltet, und wenn nicht bloß junge Herren, sondern auch die leitenden Herren des Ministeriums sehen, daß die ganze Entwicklung aus einen Abbau der Preise drängt, dann, meine Herren, verlangen Sie Unmögliches, wenn Sie den Zuschlag fordern. Es geht nicht so weiter, meine Herren. Wir habe» die Inflation, wir haben den Zahlenirrsinn erlebt, nur haben die Flucht in die Sachwerte erlebt, wir sind noch infiziert von all dem Fürchterlichen, was wir erlebt haben, und wissen gar nicht, was die Mark bedeutet. Die Mark, gemessen an dem, was wir noch haben, ist vielmal mehr als das, was sie vor dem Kriege war, <Sehr richtig!) Unterschätzen Sie doch das nicht und sagen Sie nicht: »Die paar Pfennige, die 5 Prozent sind wenig!«. Ein ganz falscher Standpunkt, den man nicht vertreten sollte, wenn man nicht gewohnt ist, wirtschaftlich einseitig zu denken! Meine Herren, lassen Sie doch einmal die ganze Entwicklung vor Ihren Augen vorüberziehen! Dann werden Sic sagen: So, wie es gemacht wird mit Zuschlägen, mit Aufschlägen usw, kommen wir trotz allem, was die Regierung in der Frage der Sta bilisierung mit heißem Bemühen erreicht hat, wieder in den alten Kram hinein, Sic brauchen sich doch nur zu überlegen, daß wir nur dadurch, daß wir billiger werden, daß wir unfern Absatz steigern, daß wir wieder den Spürsinn hegen, daß wir Kapitalien sam- nicln und diese wieder der Produktion zur Verfügung stellen, aus der furchtbaren Situation, die man kriegsmäßig bezeichnen muß, hcrauskommen können. Wir dürfen nicht mit Schlagworten um uns Wersen, Wenn hier gesagt wurde: »Oe mortuis nit nisi boue'», so klang das ja vielleicht sehr schön; aber in dem Zusammenhänge, in dem das Wort gebraucht wurde, ist nichts damit gesagt. Die Herren vom Sortiment, die vielleicht freudig den gut geformten Ausführungen ihres Herrn Führers folgten, werden sich bei ruhiger, gründlicher Überlegung Wohl von der Fadenscheinigkeit seiner Argumente überzeugen. Meine Herren, überlegen Sie den großen Zug der Zeit, überlegen Sie die Not der Zeit; dann kommen Sie aus andere Gedanken als auf die, die Ihnen hier Herr Nitschmann in schöner Form vorgetragcn hat. Wir wollen doch nicht von heute auf morgen handeln, wenn wir schon beim Abbau sind. Wir haben 20 Prozent gehDit, an einzelnen Orten 30 Prozent, Machen Sie doch Schluß, wenn die Schleuderei aus der andern Seite Ihnen bis an die Kehle steht! Was ist denn das sür ein Irrsinn, wenn man sieht: aus der einen Seite wird geschleudert, aus der andern Seite werden S Prozent Zuschlag genommen? Sehen Sie die wirtschaftlichen Notwendigkeiten, die in Ihren eigenen Reihen bestehen! Sic sehen doch, daß andere Ihnen an die Rainpe fahren, indem sie unterbieten! Ich begreife, offen gestanden, die Logik dieser Wirt schaftsführung und dieser Führung des Sortiments nicht, <Zuruf: Im Trüben fischen!) — Im Trüben fischen? Gut! Es ist bedauer lich, und wenn einer aus dem Boden des einheitlichen Ladenpreises steht, dann ist es die Regierung nach wie vor. Aber rechnen Sie doch mit den Tatsachen und nicht mit Schlagworten! Dazu sind wir doch alle zu ernst. Ich kann Ihnen vielleicht das eine sagen: Wenn wir nicht sparen, wenn wir nicht die Preise herunterbringen, wenn wir nicht wieder exportieren können — ich benutze die Gelegen heit, auch darauf hinzuweiscn —, kommen wir ins Elend hinein. Mit Worten ist es nicht gemacht, nur mit Taten, Wir müssen den Schmachtriemen alle enger ziehen, und wir können nicht sagen, nur wenn der sriedensmäßige Umsatz vorlicgt: »Herunter mit den Preisen!« Wenn Ihnen einer eine Erholungsreise nach Tirol gönnt, dann ist es die Regierung, Aber wenn Sie sehen, daß die Re gierung hier eine andere Verantwortung hat und vielleicht doch, besonders in ihren Spitzelt, die Lage noch besser überschaut als ein Interessent, der von seinem Laden ausgeht, dann müssen Sie doch zugebcn, daß so ganz von oben herab, wie es eben geschehen ist, eine nach wochcnlangem Überlegen getroffene Entscheidung der Reichsregierung nicht zu beurteilen ist. Ich lehne cs weit ab, daß die Regierung dem Buchverlag und Buchsortimcnt feindlich gegenüberstehe. Wenn die Regierung nach ihren Kräften für das Buchgewerbe getan hat, was sie tun konnte, so ist es meiner Ansicht nach geschehen. Es ist geschehen in dem, was Sie damals forderten, in der Ver ordnung über die Außenhandelsregelung, die sich — cke mortuis ui! nisi bene — bewährt hat. Es ist geschehen bei den Zuschlägen, die man geduldet hat, obwohl man sich grundsätzlich sagte: es ist mit ein Grund, die Inflation zu steigern. Es ist geschehen bei der Verteidigung des Zuschlages auch gegenüber den Preisprrlfungsstellen, und wenn Sie glauben, in Einzelsällen den Teuerungszu schlag vor den Behörden verteidigen zu können, dann tun Sie cs doch! Sic verlangen von der Reichslegierung, daß sie Ihnen etwas zubilligt, was sie nach besserer Überzeugung nicht zubilligen kann; Sie verlangen etwas Unbilliges, und das muß die Rcichsregicrung ablehnen. Wenn Sie aber, nachdem die Ablehnung erfolgt ist, Ihrerseits aus den Zuschlag in einzelnen Fällen aus nachweisbaren Gründen dringender Not nicht verzichten zu können glauben — unsern Segen meinetwegen! So liegen die Verhältnisse, und ich kann Ihnen nur sagen, daß wir und die Stellen, die mit der Frage befaßt worden sind — ich will aus Einzelheiten nicht eingchen, weil das hier kaum möglich ist, aber ich stehe jederzeit zur Verfügung —, der Auffassung sind, daß es dabei sein Bewenden haben muß, — so leid es mir tut, wenn dadurch Schaden entstehen sollte. — Ich würde Sie bitten: Überlegen Sie sich, daß es anderen noch viel schlechter geht! Sic haben Gott sei Dank noch immer die Möglichkeit, neue, in ihren Erwcrbsvcrhältnissen wieder besser gestellte Käuscrjchichten hcranzuzichen, die Ihnen immer wieder Ertrag bringen. Meine Herren, sehen Sie dis Dinge ganz osfcn an, wie sie sind! Sie haben einen ganz netten Rahm abgeschöpft von den Kriegsgewinnlern. (Zurufe: Oho! — Woher haben Sic das?) — Das habe ich von Ihrem Führer; das habe ich von Herrn Ritjchmayn, der es mir eben selber gesagt hat, <Paul Nitschmann: Ich?) Wenn die Gebildeten, wenn die Beamten und die sonstigen Interessenten am guten Buche so verarmt waren, wie es hofscntlich niemals einem Sortimenter passieren wird, dann, meine Herren, hatten Sie wieder andere Schichten, die plötzlich zu Gelbe gekommen waren, und der Deutsche hat Gott sei Dank immer Freude am Buch, und ich hoffe, die Zeit wird kommen, wo jeder sich gern einmal ein Vergnügen abknapst, um Bücher zu kaufen, <Zuruf.) — Erlauben Sic, ich kenne die Verhältnisse einigermaßen. Ich weiß, was gerade auch die Arbeiterschaft an Klassikern gekauft hat. Ich will nur auf diesen einen Punkt Hinweisen, (Zuruf ) — Ja, Sie sind gegen mich eingestellt. Ich wäre es auch, wenn ich da säße, wo Sie sitzen. Das schadet aber nichts, Glauben Sie mir: Es ist nicht so, wie Herr Nitschmann sagt, daß einige junge Herren, die zusällig in einem Reichsministeri^m sitzen, über Sie hinweg ohne Kenntnis der Verhältnisse einen Beschluß gefaßt hätten. Ich habe die Ehre, süns Jahre Ihre Geschicke zu beobachten. Sie kennen mich auch von früheren Verhandlungen her. Ich habe mit den Herren gesprochen. Ich muß offen gestehen: Mir ist der Beschluß verflucht sauer geworden; denn Sie hatten es recht geschickt gemacht. Sie hatten uns einen Beschluß gebracht, der die Unterschrift von Organisationen hatte, die wir hoch achten und ehren, und wir sagten uns: Wenn diese Organisationen aus diesem Standpunkte stehen, dann können wir nicht von heute auf morgen die Sache ablehnen, wie es nach der Konsequenz notwendig war, sondern wir müssen uns die Sache reiflich überlegen. Das hat man uns zum Vorwürfe gemacht, daß nicht sofort entschieden worden ist, Glauben Sie mir — Sie werden mir vielleicht in längerer Frist rechtgeben —: Wir können nicht anders handeln, und ich bitte dringend: Nehmen Sie diese Sache nicht als eine Feindseligkeit gegenüber dem Verlag und dem Sorti ment, sondern als das, was sie ist: als die dringende Notwendigkeit sür die Rcichsregicrung, im großen Rahmen des Erkennens der wirtschaftlichen Verhältnisse und der wirtschastlichen Zukunst so zu entscheiden, wie nach Pflicht und Gewissen zu entscheiden war! (Bravo! und Händeklatschen.) Vorsitzender Hofrat vr, Arthur Meiner (Leipzig): Wird das Wort weiter gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Dann dürste es wohl bei den beiden Erklärungen von der einen wie von der andern Seite sein Bewenden haben, (Zustimmung,) — Das ist der Fall, Wir sind am Schlüsse unseres Geschäftsberichts, und ich frage, ob Sie ihn genehmigen. Ich bitte diejenigen, die dagegen sind, die Hand zu erheben, — Eine Hand erhebt sich; der Geschäftsbericht ist genehmigt,^ Il-ii«
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