Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1924
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19240725
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192407252
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19240725
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
- Monat1924-07
- Tag1924-07-25
- Monat1924-07
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
989 4 dürfend lall f. d. Dtschu. Buchhandel. Redaktioneller Teil. Z« 173, 25. Juli 1924. fungsstellen und au allen möglichen sonstigen Stellen eine schiefe Aussassung Platz greift. Ich möchte also bitten, mit solchen Sta tistiken recht vorsichtig zu sein und doch auch einmal einen gewiegten Sortimenter zu fragen oder durch Einsichtnahme von Fakturen sestzustellen, daß diese Statistik gänzlich versehlt ist. Ich weise auf die Veröffentlichungen hin, die die Deutsche Buchhändlergilde im Buchhändler-Gildeblatt vom März ge bracht hat. Diese Veröffentlichungen, die aus genauesten Berechnungen beruhen, zeigen Ihnen, daß bei einem 35prozentigen Rabatt ohne einen lOprozentigen Spesenaufschlag für das Sortiment ein wirtschaftliches Arbeiten zur Unmöglichkeit geworden ist, und daß wir erst dann daran denken können, etwa auf eine Abwälzung der Reichsnotsteuern zurückzugehen, wenn uns der Verlag einen Grund rabatt von 40 Prozent zubilligt. Sie wissen, daß wir in diesem Sinne an den gesamten Verlag herangeireten sind und ihm nahegelegt haben, uns diesen Grundrabatt zu bewilligen, um den Wünschendes Reichswirtschastsministeriums entgegenzukommen und aus etwa 5 Prozent Zuschlag, d. h. eine Abwälzung der Notsteuern, heruntergehen zu können. Beinahe der gesamte deutsche Verlag hat sich ab lehnend verhalten, und zwar hat er sich nicht nur in den einzelnen Firmen ablehnend Verhalten, sondern er ist sogar von seinen Organi sationen direkt gewarnt worden, diesem Wunsche Rechnung zu tragen. Wenn die Verhältnisse so liegen, meine Herren Kollegen vom Verlag, dann werden Sie sich nicht wundern dürfen, wenn diese Streitfrage, die uns, wie wir heute morgen fcstgestellt haben, schon an nähernd acht Jahre beschäftigt, niemals zu Ende kommt, sondern immer lebendig bleiben wird, daß sie vielleicht einmal latent werden kann, aber zu gegebener Zeit immer wieder mit erneuter Kraft zum Durchbruch kommen muß. Ich darf Ihnen eine zweite Entschließung vorlesen, die ebenfalls von der Deutschen Buchhändlcrgilde gestern gefaßt worden ist. Sie lautet: Die von 162 deutschen Sortimentsbuchhändlcrn als Vertreter von 1500 Mitgliedern besuchte Hauptversammlung der Deutschen Buchhändlergilde am 17. Mai 1924 zu Leipzig hält einen Spcsenaufschlag zum Ladenpreise des Verlegers solange für unentbehrlich, als nicht friedensmäßigen Umsätzen auch sriedensmäßigc Einkaufsbedingungen und Geschäftsunkosten gegen- überstehen. Verschiebt sich das Verhältnis dieser Faktoren zuungunsten des Sortiments, so ist ihm, das im Frieden bereits mit völlig unauskömmlichen Gewinnen arbeiten mußte, die Einhaltung der Ladenpreise zur Unmöglichkeit gemacht. Die Haupt versammlung richtet deshalb die dringende Forderung an den Verlag, durch Gewährung eines Grundrabatts von 40 Prozent bei Einzelbezug dem Sortiment die Möglichkeit zu schassen, aus Spesenausjchläge, die die Höhe der abwälzbaren Reichsnot- stcuern überschreiten, zu verzichten. Namens des ganzen Sortimentsbuchhandels — upd ich glaube weit darüber hinaus namens des ganzen vertreibenden Buchhandels — richte ich die dringende Forderung an Sie, meine Herren vom Verlag: Nehmen Sie die Sache nicht auf die leichte Schulter! Wälzen Sie nicht die Verantwortung immer wieder aufuns! Sagen Sie nicht: »Seht zu, wie ihr durchkommt!« Sie müssen uns helfen, wenn Sie der Verbreitung des deutschen Buches helfen wollen! Meine Herren, was ist die Folge, wenn Sie uns nicht Helsen? Die Folge ist — und Sie werden das in den nächsten Tagen wahrscheinlich schon sehen —, daß das Sortiment gezwungen ist, die Rabattschraube mit aller Kraft anzuziehen. Nachdem wir Zuschläge erheben durften und diese nicht in einer Form beanstandet wurden, wie es heute von den Behörden, vom Verlag und vom Publikum geschieht, das ja auch hellhörig geworden ist, haben wir eben durch Zuschläge den Ausgleich geschossen, und es war uns an sich ziemlich gleichgültig, ob der Verleger 5 Prozent mehr oder weniger gab. Wir brauchten uns nicht sklavisch an die hohen Rabatte zu halten und niedriger rabattierte Werke auszuschalten, oftmals zum Schaden des guten Buches, wie Sie zu geben werden. In Zukunft wird das anders werden müssen. Wir werden nicht anders können, wir werden Warenhausbetriebe werden müssen, die sich in der Hauptsache auf gut rabattierte Werke Wersen und die minder rabatticrten einfach den Verlegern lassen. Die meisten Aufträge, die Sie heute erhalten, meine Herren Kollegen vom Verlag, werden Ihnen nicht mehr überschrieben werden, es werden Anforderungen gestellt werden, die weit über die hinausgehen, die bisher gestellt worden sind, um in unseren, schwierigen wirtschaftlichen Kamps einen Ausgleich zu schassen. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihre Vertreter aus den verschiedensten Städten Telegramme schicken: »Hier verlangt das ganze Sortiment jetzt nicht mehr 40 Prozent, sondern jetzt verlangt es 50 Prozent, weil cs sich auf andere Weise schadlos halten muß.« (Zurus bei den Verlegern: 60 Prozent!> — Es können auch 60 Prozent herauskvmmen, meine Herren Kollegen vom Verlag! Das ist ein Scherz ron Ihnen; aber mir ist es bitterer Ernst, wenn ich sage: Es ist sehr wohl mög lich, daß 60 Prozent herauskommen, wenn wir aus der andern Seite immer wieder Artikel vertreiben müssen, die verlustbringend für uns sind. Ich bitte Sie also aufs dringendste: Bringen Sie keinen neuen Zwist zwischen Verlag und Sortiment! Billigen Sie uns das zu, was wir unter allen Umständen zur Lebenserhaltung brauchen. Das Sortiment ist nicht lebensfähig — das ist meine selsen feste Überzeugung —, und daran ändert es gar nichts, wenn ein paar junge Herren im Sortiment sagen: »Wir haben genug; wir brauchen den Teuerungszuschlag nicht.« Daran ändert auch nichts die ganz blamable und elende Tatsache, daß uns die Behörden aus unseren eigenen Reihen Briefe zeigen können, worin es heißt: »Wir brauchen den Teuerungszuschlag nicht«. Wenn dann das Reichswirtschastsministerium oder die Preisprüfungsstelle zwei oder drei solcher Briefe von Renegaten in Händen hat und uns da mit unsere Masse aus den Händen schlagen will, so ist das ein Trugschluß. Der ehrliche, anständige deutsche Buchhandel schreibt Ihnen solche Briese nicht. Er braucht das, was er heute fordert, um seine Betriebe, auch im Interesse des Staates, aufrechtzuerhalten. Ich möchte also nochmals meinen Slppell an alle Teile, an den Verlag wie an die Ministerien, richten, und ich kann dabei dankend anerkennen, daß das sächsische Ministerium ein außerordentlich feines Verständnis für die Angelegenheiten des deutschen Buchhandels bisher gezeigt hat. Ich möchte bitten, daß es nicht wieder vorkommt, daß die Preisprüsungsstellen mit Material ge speist werden, das einseitig zusammengestellt ist, das der Objektivität entbehrt und bei dem dem andern Teile nicht die Möglichkeit gegeben ist, seine Antwort an derselben Stelle zu erteilen. Ich möchte alle Beteiligten bitten: Geben Sie dem Buchhandel, was der Buchhandel braucht, oder Sie werden sagen, daß Sie mit einem Federstrich den deutschen Buchhandel vernichten wollen. (Lange andauerndes stürmisches Bravo und Händeklatschen bei den Sortimentern.) Oberregierungsrat vr. Feßler (Reichswirtschastsministerium): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich erwidere mit verbinonchstem Danke auf die freundlichen Worte der Begrüßung, die der Herr Vorsitzende an mich als den Vertreter der Rcichs- regierung gerichtet hat. Ich begrüße es aber auch, daß Herr Nitschmann in der ihm eigenen uns allen wohlbekannten Art mit klaren, schlagenden — für viele wenigstens schlagenden — und vielleicht für manche sogar überzeugenden Worten (Heiterkeit) hier das ge sagt hat, was er empfindet. Sie werden mir aber Wohl zugeben, daß die Rcichsregierung nicht gerade immer dem Gebote der Straße folgend, sondern aus einem weiterschancndcn Überblicken der wirtschaftlichen Verhältnisse und Notwendigkeiten heraus ihre Entschließungen faßt. Ich lehne es weit von der Reichsregierung ab, daß sie hier in Ihrem Falle dem Gebote der Straße gefolgt wäre. Ich verstehe, offen gestanden, die feindseligen Ausführungen des Herrn Nitschmann nicht, und es ist mir rätselhaft, wenn er in dieser Weise mehr oder weniger demagogisch ist. Meine Damen und Herren, nicht bloß die Reichsregierung unterliegt demagogischen Ein flüssen (Sehr richtig!), nicht bloß die Reichsregierung ste'it im Verdachte, demagogischen Einflüssen zu unterliegen. Es gibt auch andere Stellen, es gibt auch Väter von Organisationen, cs gibt auch Väter von Einrichtungen, die cs sehr wohl verstehen, dcmagog ü,ch d e jenigen hinter sich zu bringen und zu halten, die wirtschaftlich auf anderer Seite stehen müßten. (Bravo I bei den Verlegern.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder