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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1884
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.02.1884
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- Deutsch
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^7 zj, 6. Februar. Nichtamtlicher Theil. 577 mit unglaublicher Schnelligkeit die größten technischen Fortschritte gemacht. Während man anfangs Mühe gehabt hatte, in roher Weise Einzelblätter anzufertigen, war man jetzt im Stande, große künstlerische Holzschnittfolgcn zu liefern. Wenn Kaiser Maximilian mit Vorliebe diesen Kunstzweigen seinen Schutz angedeihen ließ, so geschah es hauptsächlich deshalb, weil Bücher und Holzschnittsolgen ja am ehesten im Stande waren, noch nach Jahrhunderten dem späten Enkel seine Thaten in Wort und Bild vorzuführen. Die Holzschnittsolgen, welche er ins Leben rief, stehen noch heute als typographische und künstlerische Meister werke da nnd gehören zu dem Herrlichsten, was Buchdruck und Holzschnitt geleistet haben. In erster Linie ist hier zu nennen der berühmte „Theuer- dank", ein Buch, zu dem der Kaiser schon in den Jahren 1505—1508 den ersten Plan gefaßt hatte nnd in dem in alle gorischer Form die Abenteuer vorgeführt werden sollten, die Max zu bestehen hatte, ehe er in den Besitz seiner geliebten ersten Gemahlin, der schönen Maria von Burgund, gelangte. Dieser Stoff also sollte zu einem illustrirten Prachtwerke ver arbeitet werden. Schon im Jahre 1512 waren große Theile des Gedichtes vom Kaiser versaßt, und Melchior Pfinzing in Nürnberg erhielt den Auftrag, den Versbau zu ordnen und das Ganze zu über arbeiten. Den Druck leitete Schönsperger, der in diesem Buche zum ersten Male Gelegenheit hatte, seine neu erfundenen Typen zu ver wenden. Die Zeichnungen lieferte Hans Schäufelein; sder Schnitt wurde von der Augsburger Formschneiderschulc unter Leitung Dienecker's besorgt. Schönsperger vollendete das Buch im Jahre 1517 in Nürnberg, wohin er sich kurz vor Abschluß der Ausgabe geflüchtet hatte, um seinen zahlreichen Augsburger Gläubigern zu entgehen. Es ist ein Prachtwerk im eigentlichen Sinne des Wortes, das uns im „Theuerdank" entgegentritt. Fast alle Exemplare der ersten Ausgabe wurden aus Pergament gedruckt, nnd cs ist noch heute eine Freude, das Buch durchblättern zu können. Vor allen Dingen erregen die Typen unsere Bewunderung. Wir glauben eine künstlerische Handschrift vor uns zu haben; jedes einzelne Wort erscheint wie geschrieben, jeder Anfangsbuchstabe ist ein kleines Kunstwerk. Der verhältnißmäßig öde Stoff war nicht zu lebendiger, geistreicher Illustration angethan. Die Darstellung der vielen Gefahren, die Theuerdank zu bestehen hat, die eintönigen Figuren Fürwittich's, Unfallo's oder Neidelhart's, die auf jedem Holzschnitt unthätig, ohne wahre Beziehung zur Handlung im Vordergründe stehen, ermüden. Wir werden gleich im Anfänge überdrüssig, den Theuerdank immer arglos in die Falle des Gegners gehen zu sehen, obschon er dessen Tücke schon beim zweitenmale hätte durchschauen können. Trotzdem führen diese 118 Bilder in das rastlose, gefahr volle Leben und Treiben des Helden zu Wasser und zu Lande sehr lebendig ein. Die Exemplare der ersten Ausgabe waren ausschließlich für den Kaiser bestimmt, welcher beabsichtigte, sie als besondere Zeichen seiner Huld nach seinem Tode an den Adel austheilen zu lassen. Die erste, für die Oefsentlichkeit bestimmte Ausgabe des Buches druckte Schönsperger kurz nach Maximilian's Tode im Jahre 1519. Die Illustrationen nnd Typen sind dieselben wie die der ersten Ausgabe; statt auf Pergament ist sie jedoch auf Papier gedruckt und hat nur 115 Holzschnitte, also drei weniger. Die dritte Ausgabe mihgleichemText und gleichen Figuren veranstaltete der Augsburger Buchdrucker Heinrich Steier 1537. Der Unterschied von den früheren Ausgaben ist nur, daß die Typen gewöhnliche und die Holzschnitte bis zur Unerkennbarkeit abgenutzt sind. Seitdem wurde der Theuerdank noch oft, theils mit den Holzschnitten, theils ohne dieselben, abgedruckt. Das zweite illustrirte Prachtwerk, welches der Kaiser in Augs burg vorbereiten fließ, ist der herrliche „Weißkunig". War im „Theuerdank" die Brautfahrt Maximilian's zu Maria von Burgund mit poetischer Freiheit dargestellt gewesen, so wollte er im „Weiß kunig" in mehr historischer Weise seine ganze Lebens- und Regie rungsgeschichte erzählen. Im Jahre 1512 hatte der Kaiser bereits die Hälfte des Werkes seinem Geheimschreiber Treizsauerwein dictirt; in der Zeit von Johanni bis Weihnachten 1514 stellte dieser das bis dahin angesammelte Material vorläufig zusammen. Gleichzeitig schritt man an die Holzschnittausstattung des Werkes, die in noch umfassenderer und prächtigerer Weise vorbereitet wurde als die des „Theuerdank". Da, mit dem Jahre 1514 blieb die Arbeit für den Text des „Weißkunig" liegen. Neber mancherlei Einzelheiten waren dem Kaiser Fragen vorgelegt worden, und die von ihm ertheilte Auskunft ward neben sonstigen Erläuterungen den Manuskripten beigeschrieben. Vieles aber blieb unerledigt, und in Betreff einzelner Punkte erklärte sich der Kaiser sogar selbst von seiner Erinnerung im Stich gelassen. So war, als Maximilian im Jahre 1519 starb, der „Weißkunig" ein Torso. Im Jahre 1526 dachte König Ferdinand an die Herausgabe des Buches. Aber auch sein Unternehmen gerieth ins Stocken. Die Handschriften kamen nach Ambras, die Holzplatten verschwanden lange Zeit gänzlich. Es hat dann in der folgenden Zeit zwar nicht an einzelnen Bemühungen um die Arbeit des Kaisers gefehlt; aber mehr als zwei Jahrhunderte gingen darüber hin, ehe sie endlich aus ihrer Verborgenheit an's Licht gebracht ward. Die Handschriften waren mittlerweile nach Wien gekommen. Die Holzstöcke hatten sich zu Graz im Herzogthum Steyr wieder gefunden und waren durch den glücklichen Umstand, daß ein verständiges Auge sie ent deckte, vor dem Untergange gerettet worden. So konnte der unver diente Bann, der so lange auf dem Werke gelastet hatte, endlich noch gelüst werden, und es erschien in einer sorgsältigen nnd würdigen Folioausgabe in Wien ans Kosten Joseph Kurzboecken's 1775. Durch die Bemühungen des fleißigen Herausgebers sind dem Texte die Bilder eingeordnet, soweit er ihren Platz aus dem Inhalt oder ans den darüber vorhandenen, von des Kaisers eigener Hand her stammenden Notizen erkennen konnte; nur wenige, die er nicht zu bestimmen wußte, folgen am Schluffe des Werkes. (Schluß folgt.) Miscellcn. Paris, 2. Febr. Das literarische Eigenthum der Werke Henri Martin's hat der Buchhändler Lacroix für 250,000 Frcs. heute in der öffentlichen Versteigerung erworben. Amerikanisches. — Ein Verlagsgeschäst in New-Uork, welches eine englische Uebersetzung von Marie Colombier's Buch „Sarah Barnum" herausgeben wollte, engagirte dazu neunnndfünfzigUebersetzer. Diese begannen ihre Arbeit um 1 Uhr Nachmittags, und um 11 Uhr Nachts befand sich die Uebersetzung fix und fertig in den Händen der Druckerei. Am folgenden Nach mittag wurde das Buch (350 Seiten stark) ausgegeben. Pcrsonnlnachrichten. Ernennung. — Der Inhaber der Gropius'schen Buch handlung in Potsdam, Herr Max Stein, ist von Seiner König!. Hoheit dem Prinzen Wilhelm von Preußen zu Höchstdessen Hofbuchhändler ernannt worden.
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