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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1884
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- Erscheinungsdatum
- 06.02.1884
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- Deutsch
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576 Nichtamtlicher Theil. 31, 6. Februar. dert und zwar hauptsächlich durch sein prächtiges Grabmal zu Innsbruck. Dieses Werk, das außer dem großen marmornen Sarkophag mit dem Standbilde Maximilian's nicht weniger als 28 überlebensgroße Statuen von Vorfahren und Angehörigen des oesterreichischen Kaiserhauses enthält, ist zwar, da es erst in der zweiten Hälfte des 1K.Jahrhunderts durch den Enkel Maximilian's, Kaiser Ferdinand I., vollendet wurde, keine ganz einheitliche Schöpf ung und spiegelt nur theilweise den duftigen Reiz der deutschen Frührenaissance rein wieder, hat aber aus die Entwickelung der deutschen Plastik nachhaltigen Einfluß geübt und kann in mancher Beziehung als eine wirklich großartige Schöpfung gelten. Nicht minder bedeutend wie Maximilian's Vorliebe für die Plastik, war seine Liebe zu den zeichnenden Künsten. Zwar hat er der Malerei keine monumentalen Ausgaben gebracht wie sein großer Zeitgenosse Julius II. Er hat keine großen Freskenchklen in's Leben gerufen, — in welchem seiner Schlösser hätte der rastlos umherziehende Kaiser sie ausführen lassen sollen? — er hat nicht einmal den Künstlern Aufträge zu großen Tafelbildern gegeben — wo hätte der unermüdliche Herr sie ungestört betrachten können? Aber er hat durch einen kleinen Zug bewiesen, wie sehr er auch den zeichnenden Künstlern hold war. Gerade damals hatte die deutsche Malerei ihre schönsten Blüthen getrieben. In Franken hatte der Altmeister Dürer seine großen Werke geschaffen, in Sachsen war der unermüdliche Lukas Cranach thätig, im Elsaß waren neue leuchtende Sterne ausgegangen. Es drängte den Kaiser, wenigstens einzelne Proben von der Hand aller dieser großen Künstler immer vor sich zu haben, und zwar in einem Buche, das er tagtäglich in der Hand führte, und das zu seinem intimsten Gebrauche bestimmt war, in seinem Gebetbuche. Kaiser Maximilian hatte eigens für sich ein lateinisches Gebetbuch entweder selbst abgesaßt oder abfassen lassen. Johann Schönsperger in Augsburg hatte die Herstellung der präch tigen großen Lettern und den Druck auf Pergament zu besorgen. Dieser wendete allen Fleiß auf die Arbeit und erhielt von des Kai sers Bankier Hans Baumgartner in Augsburg zwanzig Gulden für Pergament und andere Auslagen vorgestrcckt. Schon am 24. August 1513 glaubte der Kaiser, daß der Druck vollendet sei, und schrieb an Peutinger, er möge ihm zehn Exemplare zuschicken, Peutinger hörte jedoch auf seine Erkundigungen von Schönsperger, daß dieser an Pressen Mangel habe und noch in sechs Wochen kaum im Stande sein werde, den Druck zu vollenden. Doch konnte der Gelehrte am 5. October 1513 dem Kaiser bereits einen Probedruck auf Perga ment zuschicken. Der endgültige Druck verzögerte sich noch bis zum Januar 1514, denn das Gebetbuch trägt am Schlüsse des Textes die Angabe: cknauues Loboansporxor (Avis Luxuotauus iinpri- inadat. .-Vuno salutis ÄVXIIIl. III. Xalouckas .lanuarii. Da das Buch heute sehr selten geworden ist, so muß manschließen, daß auf den Wunsch des Kaisers nur sehr wenige Exemplare gedruckt worden sind. Ein gut erhaltenes, vollständiges, aus der Fugger'schen Sammlung stammendes Exemplar befindet sich in der kaiserlichen Hofbibliothek zu Wien, ein zweites, aus der Sammlung Josch in Linz stammendes in der Bibliothek des Britischen Museums. Des Kaisers Handexemplar endlich, das leider in verhältnißmaßig schlecht erhaltenem Zustande ist, befindet sich heute an zwei Orten vertheilt: die eine, erste Hälfte wird in der königlichen Staats bibliothek zu München, die andre, erst ganz kürzlich bekannt gewor dene, in der Bibliothek zu Besanxon bewahrt, lieber die Zugehörig keit des Befangner Bruchstückes zu dem Münchener Schatze kann nicht der geringste Zweifel sein, da es mit der Seite beginnt, wo das Münchener Exemplar aufhört. Nur dieses zur Hälfte in München, zur Hälfte in Besantzon bewahrte Handexemplar des Kaisers ist für uns wichtig. In diesem seinem Handexemplare wollte der Kaiser nämlich ein künstlerisches Schatzkästlein besitzen und überantwortete es den bedeutendsten Künstlern des deutschen Vaterlandes, um sich die ein zelnen, den Text umgebenden breiten Pergamentränder mit Rand zeichnungen schmücken zu lassen. Zuerst erhielt es der Altmeister Dürer, der 45 Blätter des Buches in der launigsten Weise mit grüner, rother und violetter Dinte illustrirte. Alles schwirrt und sprießt von Ornamenten und Figuren; es ist die lieblichste Textumrahmung, die man sich denken kann. Nachdem Albrecht Dürer seine Arbeit geliefert hatte, ging das Buch weiter an Lukas Cranach. Ihm gehören die letzten acht Randzeichnungen des Münchener Bruchstückes, sowie die erste Hälfte im Besantzvner Fragmente an. Auch Meister Cranach liefert sein Bestes. Aus der Höhe Dürer's weiß er sich freilich nicht zu halten. Er saßt namentlich seine Ausgabe nur als Ornaincntirung, nicht als geistreiche Illustration auf. Hirsche, Rehe, Elennthiere und andere jagdbare Thiere, Storchen- und Asfensamilien, auf Böcken fahrende Hexen, endlich auch Evangelisten und Kirchenväter sind in braun- rothcr Dinte am Rande angebracht. Von Sachsen wandertc das Büchlein nach dem Elsaß und wurde einem dortigen bis jetzt unbe kannten Meister übergeben, dem oder dessen Schule die letzte Hälfte der Randzeichnungen des Befangner Bruchstückes angehört. Man sieht, der Kaiser wollte von der zeichnenden Kunst aus jedem Gaue des deutschen Vaterlandes eine Probe haben. Nicht Meister Dürer allein sollte an dem Schmucke des Buches thätig sein, sondern eine Reihe deutscher Künstler wurde dazu herangezogen. Die Randzeichnungen im Gebetbuche Kaiser Maximilian's sind die vaticanischen Loggien der deutschen Kunst. Das deutsche Volk hat die Pflicht, das Schatzkästlein, welches sein kunstsinnigster Kaiser entstehen ließ, in Ehren und im Andenken zu halten. Und Jeder kann sich noch heute des allerliebsten Werkes freuen, kann noch heute die Randzeichnungcn als Umrahmungen seines Stammbuches, seiner Familienchronik, seines Tagebuches verwenden, da Georg Hirth in München davon eine vortreffliche Facsimileausgabe veranstaltet hat. Leider kannte auch Hirth nur das in München bewahrte Fragment mit den Dürer'schen Zeichnungen. Vielleicht wird er aber gelegent lich auch das Besangoner Bruchstück veröffentlichen; dann könnte das deutsche Volk sich rühmen, den künstlerischen Schmuck aus dem Gebetbuche des ersten deutschen Kaisers der neuen Zeit vollständig zu besitzen?) Ein drittes Kunstgebiet, welchem die eifrigste Pflege des Kaisers zutheil wurde, war das Gebiet des Buchdrucks und des Holzschnittes. Es war noch nicht viel mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem Joh. Gutenberg in Mainz die Buchdruckerkunst erfunden hatte Der Buchdruck hatte dann in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bereits die schönsten Blüthen getrieben und einen Kunstzweig zur Entwickelung gebracht, der ohne ihn heute dahingesiecht wäre, den deutschen Holzschnitt. Da die Bilder für den Ungebildeten die Stelle der Schrift zu vertreten hatten, so wurden nämlich fast alle Bücher des 15. Jahrhunderts reich mit Holzschnitten geziert, die anfangs freilich recht roh waren, aber allmählich immer werthvollcr wurden?*) Das Buch war damals ein Kunstwerk, welchem Typen, Einband und Bilder einen herr lichen Schmuck verliehen. Der Holzschnitt seinerseits hatte infolge des weit umfangreicheren Wirkungskreises, in den er gezogen war, *) A. Dürer's Handzeichnungen zum Gebetbuche des Kaisers Maximilians I. 52 Bl. (einseitig bedruckt) in Buchform, ieines Bütten papier. **) Vgl. Muther, vr. R., Geschichte d. deutschen Bücherillustration der Gothik u. Frithrenaissance, München L883, Georg Hirth, — und Muther, vr. R., Illustrirte Prachtwerke des tü. u. lS. Jahrhunderts (Grenzboten 1883, v. Lg. Juni.)
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