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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1889
- Sprache
- Deutsch
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neuen Vorstand zn toasten; aber in dcn labyrinthischcn Gängen, in denen unter gewissen Umständen ein Trinksprnch zu verlaufen pflegt, kam ich von meinem ursprünglichen Ziele ab und endete in meiner Seid umschlungen Millivnen«-Stim- Mung mit einem Hoch ans den gesamten deutschen B u chhandest Heute weiche ich mich eines solchen Versehens nicht wieder schuldig machen, denn heute habe» wir noch eine ganz lie- sondere Ursache auf unseren Vorstand zu toasten, der uns verlassen will, weil er den Weg der Majorität nicht für richtig halt. Aber wenn auch über den einzuschlagenden Weg verschiedene Ansichten bestehen: das Ziel ist für uns alle das gleiche; auch der Vorstand hatte jederzeit nur dieses Ziel im Auge, welches unser hochgeehrter Herr Oberbürger meister uns festzuhalten mahnte, die Erhaltung unserer Organisation. Dafür hat unser Vorstand mit aufopfernder Anstrengung gearbeitet, und namentlich unser thatkrttftiger Vor steher Parey hat mit einer Hingabe dcn Zwecken des Vereins ge- dieüt, die wir ihm nie vergessen können. (Beifall.) Wir haben auch seine glänzende Organisationsgabe erkannt, in welcher ihm sobald kein Anderer gleichkommen wird. (Beifall.) Meine Herren! Ich habe Ihnen im vorigen Jahre gesagt: es ist möglich, daß unsere neuen Einrichtungen gefährdet werden könnten, dann werde ich wiederkommen. Ich habe mein Wort gehaktem Ich bin wieder da! (Stürmischer, länganhaltender Beifall.) Heute morgen habe ich meinem Freunde Parey den Vorwurf machen müssen, daß er zuviel prophezeit habe, und will nun nicht in denselben Fehler verfallen. Aber eine Prophezeiung kann ich nicht unter drücken: Wir werden unseren scheidenden Vorsteher nicht für immer verlieren. Wie ich wieder gekommen bin, so wird auch Parey wieder kommen (Beifall); wenn der Ruf an ihn er geht, wird auch er wieder da sein (Beifall) in alter Treue und mit alter Hingabe (Beifall). Darauf können wir uns verlassen! Und in dieser Hoffnung erhebe ich mein Glas und rufe aus: Unser scheidender Vorsteher Parey und alle Vorstandsmitglieder, die ihm während des verflossenen Jahres zur Seite standen, sie leben hoch!« (Jubelnde Zu rufe und langauhaltender Beifall.) Wer jemals ein Kantatecsscn mitgemacht hat, der wird wissen, daß die geehrte Festversammlnng so um die fünfte Stunde herum des Redens sehr überdrüssig zu werden Pflegt und sich zu Zeiten auch gar nicht scheut, diesem Ueberdruß durch gänzliche und nicht eben stille Unaufmerksamkeit Ausdruck zu geben. Es zeugt deshalb von der großen Beliebtheit, der sich Herr Petters- Heidelberg allgemein erfreut, daß er selbst noch zu so später Stunde gern gehört wurde. Mau weiß, daß das. was er sagt, gut ist, und das, was er will, noch besser. Unser Wohlthätigkeits- Apostel begann mit der Klage, daß er offenbar seinem Schicksal, an Kantate mit dem Klingelbeutel herumzuzieheu, nicht entgehen könne. Kaum hätte er seinen Fuß auf Leipzigs Boden ge setzt, da hätte Herr Nauhardt ihn gepackt, erkannt und sofort auf die Wohlthätigkeitsrede vereidet. Aber die Rede sei schwierig, denn die schönsten Schlagworte, namentlich das von der Leipziger Luft, seien schon von Herrn Werlitz weggenommen worden. So ein Sortimenter aus der Provinz verliere aber niemals den Mut; da es mit der Prosa nichts wäre, so habe erbeschlossen, es diesmal mit Versen zu versuchen und sich Dichtens halber in die Geschäftsstelle ciugeschlossen. Da sei ihm auch die Muse er schienen und habe ihn zn nachfolgender Poesie begeistert. Und nun gab Herr Pcttcrs einige siebzig Verse zum besten, die an grandioser (selbstverständlich beabsichtigter) Mißachtung aller Regeln des Reims alles bisher Geleistete in den Schatten stellen. Dabei wurde die für den Erfolg derartiger Scherzgedichte not wendige Steigerung nicht außer acht gelassen; wenn man sich sagte: nun hört aber alles auf — da wurde es immer noch schlimmer! Die Versammlung nahm das Dargebotene mit maß- > losem Jube^ auf. Leider verhindert uns das ausdrückliche Ver bot des Herrn Verfassers, den wirklich gelungenen Scherz hier abzudrucken.*) Die Sammlung ergab den reichen Ertrag von 950 Mark, ein Drittlest hiervon fällt an den Deutschen Buchhandlnngs- Gehilfen-Verband, zwei Drittteile fließen in die Kassen des Unterstützungsvercins. — Gögen sechs Uhr endete das Festmahl. Vier durchaus gelungene und sehr gut sangliche Festlieder, sämtlich heiteren Inhalts, wurden von der Festversammlung mit verdientem Beifall ausgenommen. Es freut uns, melden zu können, daß sie sämtlich Angehörige des Buchhandels zu Ver fassern haben. Der Dichter des originellen »Die Messe kommt« ist Herr R. Voigtländer, der des Liedes »Ich bin bö'se«> Herr Artur Seemann, der des Nihilistischen Kantatefestmahles ! Herr Max Hartung (Redaktion der Gartenlaube). Der Verfasser des witzigen »Rabattbewegungs-Drehbilds fl Is Meggendorfer« (Herr Ab.l) wünscht, wie wir hören, nicht genannt zu werden, wir bedauern diesen nicht gerechtfertigten Wunsch, aber wir respektieren ihn. — Herr Gustav Fritzsche hatte das »Tafel- Lied sehr stilvoll gebunden, Herr Sperling das »Nihilistische Kantatefestlied« geschmackvoll in die Form eines japanischen Fächers gebracht. Die Lieder waren von den Herren Ramm LSeemann und C. Grumbach recht hübsch gedruckt, eine hervorragende Leistung war die von Carl Marquart in Chromo-Typographie sauber ausgeführte Speisekarte. — Ein Konzertprogramm gab es nicht; die Festleitung war jedenfalls der Ansicht, daß die Teilnehmer nur zu wissen brauchten, was sie aßen — und darin hatte sie recht. Unsere Puristen nahmen an »Filet« und »Remoladensauce« der »Speisenfolge« sprachlichen Anstoß, ließen sich aber beides gut schmecken. III. Ende gut — alles gut! Das Abschiedfest am Montag Abend war durchaus gelungen. Das schöne Wetter machte ein Gartenfest möglich und gestattete die erneute Verwendung der Lampions vom Sonnabend, eine Militärkapelle konzertierte — die »italienische Nacht« war also wieder fertig. Aber sie unter schied sich von der am Sonnabend doch wesentlich und vorteil haft durch einen Damenflor von so reicher Entfaltung und Schön heit, daß deni Fremden der allbekannte Spruch, der die Reime »Sachsen« und »wachsen« erklingen läßt, oft über die Lippen kam. Nach zehn Uhr lockte eine Fanfare die Festteilnehmer aus dem Garten in den mächtigen Festsaal, dessen Pracht durch die festliche Beleuchtung zu erhöhter Geltung kam. Bald wogte eine fröhliche und zahlreiche Schar von Tänzern und Tänzerinnen durch die schönen Räume. Wir pflegen, durch böse Erfahrungen gewitzigt, das Ende eines solchen um 11 Uhr beginnenden Balles nicht abzuwarten, verdanken aber einer sicheren Quelle die durchaus nicht ünwahrscheinliche Nachricht, daß das schöne Fest erst am frühen Morgen mit einem luftigen Kehraus ein fröhliches Ende nahm. Buchgewerbliche Ausstellung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und des Centralvereins für das gesamte Buchgewerbe im Deutschen Buchhiiudlcrhausc zu Leipzig Buchhändlerinesse 1889. (Schluß aus Nr. 116). Die Ausstellung der Neuheiten aus d. I. 1888 befindet sich, in drei Gruppen geordnet, auf den Gestellabteilungen 65—69. Die Werke wurden von den Verlegern erbeten mrd von *) Wenn sich Herr Pettcrs entschließen möchte, das Gedicht zu Wohl- thätigkeitszwecken als Sonderdruck erscheinen zu lassen, so würde er sich nicht nur den Dank vieler Kollegen sondern auch den der Unterstiitzungs- kassen in hohem Maße verdienen. Red.
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