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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1889
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1889
- Sprache
- Deutsch
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2732 Nichtamtlicher Teil. 122, 27. Mm 1889. der Zauber, den ein so vortrefflich geleitetes Gemeinwesen auf uns ausüben muß, naturgemäß ein großer, und wir alle wissen Leipzigs mustergültige Einrichtungen, seine Leistungen in kultureller und humanitärer Beziehung wohl zu schätzen. Zudem fühlen wir uns zu diesem intelligenten Bürgertum hingezogen; denn neben dem mächtigen Schutz und Schirm des Hauses Wettju, dessen sich die litterarischen Bestrebungen, Wissenschaften und Künste hier seit 750 Jahren erfreuen dürfen, verdankt der Buchhandel auch dessen Schutze sein Gedeihen. (Lebhafte Zustimmung). Was ist nun aber außer diesen bewußten Anziehungspunkten das Ge heimnis, das uns wie jene Zugvögel nach dem Süden, all jährlich an diese Stätte zurückfllhrt? Es ist, meine Herren, ...die Leipziger Luft! (Heiterkeit und Zustimmung). Ja, lächeln Sie nur darüber, denn Sie denken gewiß zu nächst an die äußeren Spuren, die diese Leipziger Luft auf unseren Hemdkragen und Manschetten zurückläßt! (Stürmische Heiterkeit). Und doch ist sie das Element, in dem uns anü wohligsten ist; mir wenigstens — und gewiß geht es vielen Kollegen ebenso — mir ist es, als ob ich hier eine Art von Geschäftsatmosphäre einatme, die ich in meinem Busen mit nach Hause nehme, mir ist es, als ob diese Luft noch da heim iu den vier Wänden nachwirkt, als hätte ich eben eine kräftigende Luftkur hinter mir. (Heiterkeit.) Daher kommt es denn auch, daß wir alle so gerne hier sind, und uns wie zu Hause fühlen. Ja, so kurz unseres Bleibens ist, wir sind im gewissen Sinne die Mitbürger Leipzigs, und in diesem Sinne rufe ich mit Ihnen: -Die Heimstätte des Deutschen Buchhandels von einst, von jetzt und für alle Zukunft, unser Leipzig, es lebe hoch«! (Stürmischer Beifall.) Nun betrat der Herr Oberbürgermeister vr. Georgi die Tribüne, um mit gewohnter Schlagfertigkeit ungefähr folgendes zu erwidern: Hochgeehrte Festversammlung! Gestatten Sie mir, als dem Vertreter Leipzigs Ihnen meinen herzlichen Dank anszusprecken für das soeben gehörte Lob unserer Stadt und Ihre allgemeine Zustimmung zu demselben. Ich muß es bekennen, daß von allen den vielen Trinksprüchen, die im Laufe des Jahres unserem Leipzig gewidmet werden, mich der Toast an dieser Stelle besonders freudig berührt und jedesmal empfinde ich es von neuem, daß die Treue, die Anhänglichkeit, mit der der deutsche Buchhandel an uns hängt, uns besonders verpflichtet. Als der Herr Vorredner seine so liebenswürdige Lobrede auf unsere Stadt mit der Bemerkung einleitete, daß die Schwalben im Herbste in schönere Gegenden ziehen, daß es aber bei den Buchhändlern etwas anders sei, da fürchtete ich beinahe, die Parallele würde darauf hinauslaufen, unser Leipzig als das Gegenteil einer »schönen Gegend« hinzu stellen. (Heiterkeit) Das hat uns der Herr Vorredner aber nicht angethan, er hat uns nur Angenehmes gesagt, ja er ging sogar so weit, etwas an Leipzig zu loben, was bisber ungepriesen geblieben ist, nämlich die Leipziger Lust! Nun, meine Herren, ich stehe doch schon manches Jahr an meiner Stelle und darf es wohl sagen, daß ich mich nach Kräften gemüht habe, alles mögliche für Leipzig zu thun, und daß mir auch manches gelungen ist; aber etwas giebt es doch, von dem ich mir sagen muß, es ist dir über, es ist stärker als du, dafür kannst du nichts thun, und das ist die Korrektur der Leipziger Luft. (Große Heiterkeit.) Doch der Herr Vorredner hat auch nur bildlich gesprochen, er hat an das rege geistige Interesse, an den regen geschäft lichen Sinn gedacht, der in der Leipziger Lust liegt. Aber unsere Stadt hat noch andme gute Seiten. Gestatten Sie mir hier des Tages zu gedenken, an welchem ich zuletzt in diesem Raume sprach, es war der Tag, an welchem der Grundstein des Reichsgerichtes gelegt wurde. An diesem Tage, es war dev 31. Oktober 1888, da waren in diesem schönet! Raume, der uns vom Vor stande des Börsenvereins zur Verfügung gestellt war, die Vertreter der deutschen Regierungen, des Reichstages, des Reichsgerichts, und viele andere hochangesehene Männer aus allen Teilen des deutschen Vaterlandes versammelt. Es war eine echt deutsche Versammlung, und ich sage es offen es hat mich besonders gefreut, daß dieses deutsche Fest in! Heime des Buchhandels gefeiert werden konnte, der wie kein anderer Stand unser gesamtes deutsches Vaterland repräsentiert. Und als nun an diesem Feste die Frage auf geworfen wurde, Warum man denn gerade Leipzig zum Sitze des obersten Gerichts gewählt habe, da kam die Ant wort: »Weil von jehev unser Vaterland in Leipzig den Mittelpunkt seiner geistigen und geschäftlichen Interessen ge sehen hat.« Und ein solcher Mittelpunkt läßt sich nicht leicht aufgeben und nicht leicht ersetzen. (Züstimmnng.) Aber, meine Herren, der GrnNd, der Sie veranlaßt, an diesem Mittelpunkte mit besonderer Treue festzuhalteu, er liegt nicht nur in uns, er liegt auch in Ihnen, er liegt darin, daß Sie sich hier etwas geschaffen haben, was allö andern Handelszweige sich nicht zu schaffen vermöchten, eine feste Organisation, Ihren Börsenverein. (Zustimmung.) Was ich heute beim Betreten dieses Saales gehört habe, berührte mich niederdrückend. Ich hörte von Differenzen, die nicht sofort auszugleichen waren, ich hörte aber auch, daß dabei jede persönliche Gereiztheit vermieden wurde und daß die gute Kameradschaft im Börsenverein sich auch hcute morgen wieder erwiesen habe. Sie werden sich vielleicht fragen, was mich berechtigt, diesen Punkt zu berühren, Sie werden mir das aber gestatten als dem Vertreter dieser alten Buchhändlerstadt und als Ihrem Freunde, und als solcher rufe ich den Herren zu: Halten Sie fest an Jhrev bewährten Organisation, um die Sie alle Welt beneidet. Möge die Leipziger Luft, die die deutsche Luft ist, Sie veranlassen mit deutscher Treue und Beharrlichkeit an dieser Organisation festzuhalten, und in dieser Zuversicht bitte ich Sie, Ihre Gläser zu erheben und mit mir einzu stimmen in den Ruf: Der Börsenverein er lebe hoch!« (Langanhaltender, lebhafter Beifall.) Der nächste Redner, Herr Reichsgerichtsrat vr. Bolze, führte aus, daß heute schon des Reichsgerichts gedacht worden sei, in seinen Beziehungen zur Stadt Leipzig einerseits und zum Buch handel anderseits. Er aber wolle hier des idealen Standpunktes des Buchhandels gedenken und seiner besonderen Beziehung zu Gesetz und Recht. Vor Jahrtausenden, als es noch keine Bücher gab, da wurde die Majestät des Gesetzes dem Volke auf steinernen und erzenen Tafeln kundgethan. Der Buchhandel habe einen neuen Weg «ungeschlagen, auf dem Boden unseres Vaterlandes sei das Mittel gefunden worden, in der tragbarsten wenn auch vergänglichsten Form, in der Form des Buches, jedem Einzelnen, deni Hohen und dem Geringen, nicht nur die Majestät des Ge setzes, sondern auch das eigene Recht kundzugebeu. So sei in dem Kampfe um Gesetz und Ordnung der Buchhandel, als der Verbreiter der Gesetzeskenntnis, der vornehmste Helfer des Rechts. Der Herr Redner führte diesen Gedanken in feiner und geist reicher Weise weiter ans und. schloß seinen ebenso inhaltreichen wie formvollendeten und überaus beifällig aufgenommenen Vor trag mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland, an dessen Geiste und Gedeihen auch der Buchhandel einen gewichtigen An teil habe. Von nicht eudenwolleudem Beifallssturm begrüßt erschien so dann Herr Kommerzienrat Krön er auf der Rednerbühne und sprach etwa folgendes: »Meine Herren! Ich habe heute eine alte Unterlassungs- Sünde, ein Versehen vom vorigen Jahre gutzumachen. Nach den elektrisierenden Worten, die Herr Parey am vorjährigen Kantatefestmahl sprach, hatte ich mir vorgenommen, auf den
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