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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1889
- Sprache
- Deutsch
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122, 27. Mai 1889. Nichtamtlicher Teil. 2731 Einfluß der wirklich trefflichen Reden und Lieder die Versammlung zn beleben und festlich zu stimmen. Wie immer eröffnete der Trinkspruch auf den Kaiser und den Landcsherrn König Albert die Reihe der Festreden. Der Herr Vorsteher, dem man nichts mehr von der Er müdung durch die große Anstrengung der Hauptversammlung an- merkte, betrat die Rednerbühne und sprach ungefähr folgendes: »Meine Herren! Vor Jahresfrist lag ein dumpfer Druck auf allen deutschen Landen. Unser großer, unvergeßlicher Kaiser Wilhelm I. war zu den Unsterblichen eiugegangen und sein edler Sohn Kaiser Friedrich III. auf den Thron gestiegen, aber schon tödlich getroffen von tückischer Krank heit. Immer grausiger lauteten schon zu Kantate vorigen Jahres die Nachrichten über den Zustand des einst so ritter lichen Herrn, welcher wie ein Kriegsgott i» mancher Schlacht gestanden und nun auf dem Siechbette dem Tode ent gegensah. Am 15. Juni hauchte er seine edle Seele aus, und bestieg Kaiser Wilhelm II. den Thron seiner Väter. Wie im Sturm eroberte sich unser jugendfrischer, schneidiger kaiserlicher Herr, Seine Majestät Kaiser Wilhelm II., die Herzen aller Deutschen. Fest und sicher fühlen nur uns geborgen in seiner Macht und sehen einer Zukunft von Frieden und Wohlfahrt ent gegen. In Ehrerbietung gedenken wir heute Seiner Majestät des Deutschen Kaisers und mit derselben Ehrerbietung auch des Souverains dieses Landes, Seiner Majestät König Albert von Sachsen. Noch im vorigen Jahre hatte sich der Börsenverein der besonderen Huld Seiner Majestät zu er freuen, welcher die Gnade gehabt, das Weihefest dieses Hauses durch Allerhöchstseine Gegenwart auszuzeichnen, und in Ehr furcht dürfen wir hoffen, daß auch in Zukunft die Gnade und Protektion Seiner Majestät dem Deutschen Buchhandel erhalten bleiben wird. Ich ergreife diesen silbernen Ehrenhumpen, geweiht dadurch, daß Seine Majestät König Albert von Sachsen zuerst einen Trunk aus ihm gethan, und bitte Sie, Ihre Gläser zu erheben und mit mir einzustimmen in den Ruf: Seine Majestät der Deutsche Kaiser Wilhelm II. und Seine Majestät König Albert von Sachsen, sie leben hoch!« Die Versammlung stimmte mit jubelndem Zuruf in diesen Trinkspruch ein und sang darauf stehend den ersten Vers des Liedes: »Deutschland, Deutschland über alles.« Auch in diesem Jahre waren zahlreiche Ehrengäste der Ein ladung des Börsenvereinsvorstandes gefolgt. Der Oberbürger meister Herr vr. Georgi und der Reetor nmAniüous Professor vr. Franz Hofmann hatten neben dem Herrn Vorsteher Platz genommen und eine stattliche Anzahl bedeutender Männer, die Koryphäen der hiesigen Universität, die Vertreter des Reichsge richts und anderer hoher Behörden schlossen sich ihnen an. Die freundliche Aufgabe, den Gästen Dank und Gruß abzu statten, war diesmal Herrn Bcrgstraeßer zugefallen, und er er füllte sie auf das trefflichste durch nachstehende Worte: »Meine Herren! Wenn ich diese Tafeln in unserem eigenen Hause überschaue, so fällt mir, namentlich im Hin blick auf unsere Versammlung von heute vormittag das schöne Wort Gustav Freytags ein, daß der Zauber guter Kameradschaft von niemand tiefer empfunden werde als vom Deutschen. (Beifall.) Und wenn ich hier weiter sehe die Vertreter dieser trefflichen Stadt, die Vertreter dieser hochberühmten Universität und andere bedeutende Männer der Wissenschaft und Kunst, die Vertreter der hohen Reichs und Staatsbehörden, dann muß ich der alten guten Ueber- licfcrung gedenken, die uns Buchhändlern gebietet die Gemeinschaft mit allem Hohen und Edlen, niit allem geistig Bedeutenden zu suchen und aufrecht zu erhalten. Gott sei Dank, daß uns dieses auch stets gelungen ist, und ich kann meiner Freude darüber, ich kann der Freude unserer aller über diese gute Kameradschaft der Wissenschaft, der Kunst und des Buchhandels nicht besser Ausdruck geben als durch den Ausruf: Unsere Ehrengäste sie leben hoch!« (Lebhafter Beifall.) Hierauf betrat der Reetor waguikeus Herr vr. Franz Hofmann, Professor der Hygiene an der hiesigen Universität, die Rednerbühne und begann in launiger Weise, daß, wenn ein deutscher Professor das Katheder betrete, er sich gewissermaßen in seinem Elemente fühle und gewöhnlich Neigung empfinde, auf diesem seinem natürlichen Boden recht festznwurzeln. Bei ihm brauche die Versammlung dieses nicht zu befürchten, seine Absicht sei es, kurz aber herzlich zu danken sowohl für den soeben ge hörten Willkommgruß als für den schönen Empfang, der ihm und seinen Kollegen zu teil geworden sei. Wenn er auch in diesem schönen Saale als Gast des Börseuvereins stehe, so fühle er sich doch hier heimisch; denn unsichtbare geistige Bande fesselten den Mann der Wissenschaft an den Buchhandel, welcher dem Gelehrten nicht nur in der Rolle des Empfängers, sondern oft auch in der des Gebers gegenüber stände. Die Universität sei die Stätte der geistigen Anregung; aber es sei nötig, daß die Früchte des Geistes nicht in der Studierstube des Gelehrten verkümmern, sondern daß sie hinausgetragen werden auf den Markt, damit sich jeder daran labe und daraus Nutzen ziehe. Dazu brauche die Wissenschaft den Buchhandel, er sei die gewaltige Kraft, die das Gold des Geistes sammle und zu gangbarer Münze ver arbeite, und wie sorgfältig er das thue, wie gnt er seines Be rufes walte, wo könne man das besser empfinden als in Leipzig, der Hauptstadt des Buchhändlerstaates! Dem soliden, der Wissen schaft Verbündeten und ihr unentbehrlichen deutschen Buchhandel brachte der Herr Redner unter lebhaftem Beifalle ein Hoch! Von allen den oratorischen Aufgaben, die unfern offiziellen Festrednern gestellt werden, ist die Lobrede auf Leipzig ent schieden die dankbarste. Von welcher Seite man auch immer diese ehrwürdige, wackere Stadt betrachten mag, ob von der historischen, der merkantilen, der kulturellen, überall bietet sie fast endlosen Stoff und »wo man sie packt, da ist sie interessant.« Wir erinnern nur an den zündenden Trinksprnch des Herrn Parey, dessen »Hier sind wir, hier wollen wir bleiben« noch heute — nach vier Jahren — unvergessen ist, und an die wuchtige vorjährige Rede des Herrn Bergstraeßer. Der dies jährige Redner Herr Egon Werlitz hat seine Aufgabe nicht minder trefflich gelöst. Zwar verfügt er weder über die hin reißende Leidenschaft Pareys noch über den Bergstraeßerschen Brustton, doch besitzt er dafür einen köstlichen Hnmor, dessen Wirkung durch den gemütlichen Klang der süddeutschen Mundart noch wesentlich erhöht wird. Herr Werlitz sprach ungefähr folgendes: »Meine Herren! Wenn man an dieser Stelle steht, um seinen Gefühlen für die gute Stadt Leipzig Ausdruck zu geben, dann ist es unausbleiblich, daß man sich in Gemein plätzen bewegen und längst Gesagtes wiederholen muß. Denn was immer man zum Lobe dieser Stadt herausbringen, wie weit man auch ausholen mag, man trifft immer doch nur auf Bekanntes und schon hundertmal Gesagtes. Aber, meine Herren, hier stehe ich, ich kann nicht anders (Heiter keit), ich muß trotzdem das Lob Leipzigs singen, wenn auch nach bekannter Melodie. (Heiterkeit.) Wenn der Herbst kommt, dann müssen die Schwalben in ihre südliche Heimat ziehen, denn ich glaube, daß jene schönen warmen Länder ihre wahre Heiniat sind. Bei uns Buchhändlern ist es etwas andres, uns saßt im Frühling ein unbezähmbarer Trieb, eine unbesiegbare Sehnsucht nach Leipzig, und da müssen wir eben hin. (Heiterkeit.) Nun, meine Herren, frage ich mich: Instinkt oder Ueber- legung? (Heiterkeit.) Ist dieser Trieb ein geschäftlicher, oder aber ist es ein angeborener, ererbter Instinkt, der uns alljährlich nach unserer wahren Buchhändlerheimat zieht? Freilich bietet uns Leipzig auch manche Genüsse, deren Auf zählung ich mir hier versagen will. (Heiterkeit.) Auch ist 375*
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